Sonntag, 24. August 2008

Chefvisite

Es gibt mehrere Versionen der anstehenden Reise nach US von A: Erstens könnte ich bereits im Bus auf dem Weg zum Flughafen Tegel einer Busentführung zum Flughafen Schönefeld zum Opfer fallen, nicht ohne Gladbeck-eske Interviewintervention in Gestalt der rbb-Abendschau-Wunderwaffe Uli Zelle. Das wäre ein schönes Ende für mich, ich wäre dann sowas wie die Einweihung des Bahnhofs Südkreuz in puncto Berichterstattungswürdigkeit durch Uli Zelle. Zweitens könnte ich in der Sicherheitsverwahrung des Flughafens Tegel landen, zum Beispiel weil ich vergessen habe, meine 2,95 Tagescreme von Aldi aus dem Handgepäck zu nehmen. Daraufhin würden sich eine unangenehme u.a. rektal orientierte Drogensuche anschließen, man kennt das aus den einschlägigen Frauengefängnisfilmen. Ich hoffe, die Tagescreme kommt in diesem Zusammenhang nocheinmal zu neuen Ehren.
Drittens könnte ich auf dem Rollfeld explodieren, zusammen mit dem maroden Flugzeug in das ich mich mit Mühe und Not gehetzt habe. Das wäre insofern traurig, als dass ich erstens tot wäre und zweitens nicht mehr zu identifizieren, das heißt, die Trauer- und Pilgerzüge samt Opfergaben an meinem Grab müssten stets am Rollfeld in Tegel stattfinden, was angesichts der Unübersichtlichkeit und Überlastung dieses Resopalmonsters von einem Flughafen recht unbequem wäre.
Viertens könnte ich in den Atlantik stürzen, wobei dies nur geschehen würde um meine früheren Bestrebungen den englischen Kanal schwimmend zu durchqueren, ins Lächerliche zu ziehen. Dies würde damit sehr gut gelingen, ich würde innerhalb von 15 Minuten ins flüssige Grab gehen.
Fünftens könnte ich in der Sicherheitsverwahrung von JFK landen, z.B. weil ich einen Monat Jungpionier war und insofern mit sechs Jahren strammer Kommunist. In einer Verkettung unglücklicher Umstände würde auf meine speziellen Fall die Todesstrafe angewandt und das erste Mal seit 45 Jahren im Staate New York auch vollzogen werden, da Barack Obama ein Exempel zur Demonstration seiner staatsmännischen Härte braucht.
Es könnte aber auch alles gut gehen in dem Sinn, dass ich den Flug kriege, dieser nicht abstürzt, das New Yorker U-Bahn System mich nicht nach Long Island und/oder die Bronx entführt (und Ja, ich habe noch die achtziger-Jahre-Bronx-Paranoia, dafür habe ich zuwenig erlösende Nachrichten über das Ende der Gangkultur gelesen) und das gebuchte Hotel ein Zimmer für mich hat. Wenn das passiert, ist der Plan, mir von dieser sympathischen Stepford-Witwe einen alten US-Millionär zwecks Scheinehelichung an Land ziehen zu lassen. Gut, ihre "Klienten" (=Hochstapler mit 7 Jahre alten 3er BMWs, die auf Long Island leben und trotzdem behaupten reich zu sein, siehe knallhart investigative Kabel1- Reportage letzte Woche) sehen aus wie Schildkröten. Vielleicht könnte man sich ja auf Treffen in Dunkelrestraurants einigen und/oder ich nehme die Kontaktlinsen raus. Diese Details regeln die Anwälte, die den albernen Ehevertrag aufsetzen, der sich später als sittenwidrig erweisen wird, wobei ich mit "später" einen Zeitraum meine, der 2 Monate nicht überschreitet. Ich habe schließlich noch zu tun.
Zum Schluss Lesebefehle für die Zeit meiner Abwesenheit:
Ariel Leve will gestalkt werden, Tanya Gold verkauft experimentell ihr Hirn an Frauenmagazine und Sven Regener hat wie immer mit allem Recht. Nicht zuletzt weil er dies getextet hat.

Mittwoch, 20. August 2008

acht einhalb kugeln malaga

Gestern hörte ich erstmals in meiner Karriere als Dentalpatientin von einer Zahnärztin, dass ich sehr schöne Zähne habe und keine nennenswerten Schäden. Immerhin, dachte ich. Dann wurde es noch besser: Die Zahnärztin und ich unterhielten uns über eine einstmals berühmte Eisdiele in meiner Heimatstadt, die ich nur noch aus Erzählungen kenne, in denen sie als mystischer Sehnsuchtsort für Südfrüchte und andere einstige Mangelware agiert. Die Zahnärztin bestätigte meine Verklärungen und setzte noch eins drauf: Es sei die einzige Eisdiele gewesen, die damals und in dieser Stadt Malagaeis geführt habe. Das Leuchten in ihren Augen während dieses Berichts zeigte mir, dass ich eine Schwester im Geiste der Proklamation von Eiscreme als Ersatzreligion gefunden hatte, was mir den Tag wirklich rettete: Eine Dentistin die Zucker verehrt. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob auch Kassenpatienten so nett und ausdauernd das Händchen gehalten wird beim Bohren ("Und wenn es nicht geht, drücken Sie zu, dann kriegen Sie sofort eine Spritze, niemand muss hier irgendetwas beweisen.") und ich insofern ein Abrechnung-Ripoff mit Herzlichkeit verwechsle, werde ich mit Freuden die bereits gestern anberaumten nicht-wirklich-nötig-aber-irgendwie-warum-nicht Termine der Zahnreinigung und Lackierung (ja, ich werde blank polierte Zahninnenflächen haben) wahrnehmen und nicht wie sonst immer die Nachbehandlungstermine "vergessen" (wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss, dass die letzte Ärztin mittels Panflötenklassik im Behandlungsraum sich meine Desertation selbst zuzuschreiben hatte). Man kaufte mich auch mit zwei gratis Minipackungen Superspezialzahncreme, die mir auch und vor allem für den New York Trip dienen sollen. Ich werde mir vielleicht die Zähne mit Pfützenwasser putzen wenn ich erstmal in der Gosse liege weil die Hotelbuchung nicht geklappt hat und das Taxi mich in der Bronx absetzt, nicht ohne mich vorher auszurauben, aber immerhin werde ich gepflegte Zähne haben.
Direkte Pläne für die Stadt habe ich nicht, außer vielleicht Paris, Nicky oder Barron III Hilton zu ehelichen um erstens meinem Idol Elizabeth Taylor NOCH ähnlicher zu werden und finanziell halbwegs auszusorgen. Ich gehe davon aus, dass Nicky das schwächere Glied in der von Inzest und Psychopharmaka-Míßbrauch gezeichneten Dynastie der Degeneration ist, so dass ich sie beispielsweise mit einer Schachtel bunter Pillen vor den Altar locken könnte. Andererseits wäre Paris die bessere Partie, erwirtschaftete sie doch einst mit einem auf Video gebannten Blowjob mehr Geld als ihr Großvater mit 50 Jahren Arbeit im Hotelbusiness. Die Mitbewohnerin meint dazu übrigens, dass ein Sexualitätsband von uns beiden nicht annähernd soviel Erfolg haben würde. Ich stimme schweren Herzens zu.
In anderen Neuigkeiten weiß ich seit gestern abend, dass Amy Winehouse ein ziemlich großer Fellini-Fan sein muss:




Das kann ich sehr gut verstehen, ich möchte auch in einem Film von ihm leben, wo eine Kur aussieht wie ein Hotelaufenthalt in einem Luxusressort und Ehemänner aussehen wie Marcello Mastroianni.

Donnerstag, 14. August 2008

dreams are my reality

Wäre diese Welt eine bessere und dementsprechend "die unterhaltsamsten Momente meines Lebens in der letzten Woche" eine olympische Disziplin, dann wäre mein Unterbewußtsein ungefähr Michael Phelps, und das ganz ohne Doping bzw. magische Badehosen, bescherte es mir doch unter anderem folgenden Traum: Ich und einige andere Mitarbeiter des Büros, das mich mittels seelenloser Tastaturbearbeitung von der Universität ablenkt, befinden uns im Büro des Firmenchefs. Der Anlass ist völlig unklar, dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) sind alle guter Stimmung, welche einen Höhepunkt erreicht, als der Chef gedankenverloren eine Gitarre zur Hand nimmt und beginnt zu spielen und natürlich alle einstimmen in eine Version dieses Klassikers der multikulturellen Chormusik:







Leider gab es in meinem Traum keine Asiaten in hautengen Overalls oder Playbackstümper mit Schnäuzer in maisgelben Synthetikhemden, dafür überzeugte der improvisierte Kollegenchor mit Hingabe und sklavischer Bewunderung des Vorsängers.

Die Übertragungsleistung meines Hirns ist und bleibt mir schleierhaft denn Musik ist die Sache der Arbeitsstätte mitnichten, höchstens, wenn man die Trommelschläge auf einer Galeere solchermaßen bezeichnen möchte. Auch ist die Intonation bzw. Tonlage der Geschäftsführung eher für Sprachkassetten geeignet als Gesang und nichts an Haar und Gestalt erinnert an den Exil-Briten, den ich immer dafür verehren werde, dass er einst bei Bayern 3 anrief um seinen eigenen Tod zu behaupten. Er tat dies, indem er sich als seinen eigenen Zwillingsbruder ausgab. Naturgemäß waren Jürgen Drews und Bayern 3 die einzigen, die ihm glaubten.

Ich kann übrigens nicht behaupten, dass die olympischen Spiele in whats-the-name-Bejing-or-Peking-I-so-don´t-care mich mehr erregen würden als die Aussicht auf Hühnchen süß-sauer von Plus oder mir mehr Freude bereiten würde als die neue Badezimmerwandgestaltung:





Im Grunde genommen ist es sogar so, dass ich lieber Hähnchen süß-sauer von Plus auf dem Badewannenrand verspeise und dabei die neue Prinzessinnenwand anstarre als auch nur einen olympischen Wettbewerb zu sehen, wobei ich selbst, wenn ich acht Stunden dort sitzen würde, niemals Thrombose-Strümpfe tragen würde obwohl es das ist, wozu mich Mitbürger drängen, wenn sie erfahren, dass ich acht Stunden sitzend (Flugzeuge mit Auslauf sind rar) den Atlantik queren werde. Es ist nicht gut, wenn man erfahren muss, dass Freunde dem Wahnsinn biologischer Verwandter in nichts nachstehen indem sie mit der Penetranz eines geleert-werdenden-Altglas-Containers darauf drängen, man möge sich solchermaßen bekleidet in die Hauptstadt der Coolness (und Rezession) begeben:






Ich könnte mir vorstellen, dass Lindsay Lohan irgendwann in so etwas heiratet. Für mich aber ist es keine Option. Dann lieber explodierte Beine über den Wolken, wobei folglich mein universitäres Motto "Beine sind wichtiger als Prüfungen!" (das ich ernst meine und wofür ich Spott und Anerkennung in gleichen Teilen erntete) überarbeitet werden müsste. Das dürfte aber nicht so schwer sein, ich finde so ziemlich jeden Körperteil in seiner Funktionstüchtigkeit wichtiger als Prüfungen. Ein wahrhaft unolympischer Gedanke.

Freitag, 8. August 2008

Mission: Randomness

Als Zeichen fortschreitenden Verfalls und unerfreulich früher Verkalkung dürfte wohl gelten, wenn man zuerst die gelbe Tonne mit der schwarzen Tonne verwechselt und auf dem von Schuldgefühlen gegenüber den armen Mülltrennern geplagten Weg zurück in die Wohnung nur an der falschen Fußmatte erkennt, dass man eine Etage zu weit gegangen ist. Es gilt allerdings zu reklamieren, dass diese Verkalkung eindeutig charmanter ist als jene von Zehlendorfern, die Friedrichshain oder Prenzlauer Berg als "Pseudo-Hip" bezeichnen. Ich nehme an, jene Menschen suchen auf ihren Wahlzetteln auch noch Eberhard Diepgen, wundern sich über die laschen Ostberliner Grenzer und hoffen auf den nächsten Auftritt von Klaus-Jürgen Wussow in der Komödie am Kurfürstendamm. Dort kann man übrigens in nur einem Theaterstück ZDF- Vorabendseriendarsteller im Dutzend bewundern, was eine halbwegs zurechnungsfähige Überleitung für folgenden ZDF-Vorabendserien-Fun Fact ist: Aus touristischen Gründen werden in Boren, dem Drehort des neuen Wanye Carpendale-Vehikels "Landarzt" (nachdem Walther Plate bzw. das ZDF wohl endgültig erkannt hat, dass ein Arzt, der siecher aussieht als seine Patienten nicht so überzeugend ist) regelmäßig zu Pfingsten Schilder mit der Aufschrift "Deekelsen" unter anderem an Bushäuschen angebracht.
Als jemand, der erst kürzlich unter den kritischen Blicke dutzender Renter im Ohnsorg-Café einen überteuerten Brownie und einen Filtercafé aus Restbeständen von Heidi Kabels Kommunion zu sich nahm, kann ich diese Art von TV-Touristen-Bespaßung sehr gut verstehen, ja sogar lobpreisen. Wie glänzten meine Augen, als die überraschend freundliche Kellnerin in Ohnsorg-Schürze darauf hinwies, dass ein Aufenthalt im Café nur 30 Minuten lang möglich sei, da es danach als Pausenraum der laufenden Vorstellung dienen müsse. Ich nehme an, es war die letzte Vorstellung des Tages denn es war schon 16: 45 Uhr als sie dies kund tat und die letzten Nachtschwärmer unter den Senioren machten sich nach dem restlosen Verputzen ihres Diabetikergebäcks hurtig auf, den zweiten Teil eines schwachsinnigen Stückes zu sehen, dass sich erstens durch einen unaussprechbaren, angeblich plattdeutschen Titel sowie zweitens durch das ständige Auf- und Zuschlagen von Bühnentüren auszeichnete. Das ist zumindest das, was mir meine besten Freunde, die Vorurteile berichteten.
Auch auf die Gefahrt hin, mich zu wiederholen: Das Schönste an Hamburg war übrigens das Köstritzer auf einem Trafokasten an der Außenalster mit Blick auf die 5430 Hotels und Luxusbutzen, die sich dort gegenseitig langweilen. Wenn mich nicht alles täuscht, gab es auch noch berichtenswerte Fotos von der Anderen und mir vor der Raststätte Stolpe, die uns einlud mit Waschbetonfassade und zum Bleiben zwang mit 4 schlechtgelaunten Truckern im Gastraum sowie dem rätselhaften massenhaften Verkauf von Sanddornrodukten. Beim Versuch, mich daran zu erinnern, welche überteuerte Mikrowellenspeise ich dort zu mir genommen habe, wird mir mal wieder deutlich, welch schlechtes Essensgedächtnis ich habe. Erst gestern trank ich gefühlte 2 Liter Bier mit jemanden, der sich noch ganz genau an eine in der 4. Klasse verspeiste Portion Pommes mit Cola erinnern konnte. Ich kann mich höchstens erinnern wenn ich die Speise bei einer sich dem Essen anschließenden Busfahrt nochmal wiedergesehen habe.
Es empfiehlt sich übrigens nicht bei empfindlichen Magen "Milchmädchen" aus der Tube zu lutschen vor einer 7stündigen Busfahrt durch Ungarn.