Freitag, 26. September 2008

My so called life

Die vergangene Woche zeigt es: Ich bin die Vorhut des Mainstream. So wurde nur 48 Stunden nach meinem Besuch im kleinsten Kino des Universums alias Alf Spaeths Gesamtkunstwerk aus Wohnung, Barbieschlachthof und Treffpunkt lokaler Selbstdarsteller jenes in der großartigen internationalen Show von Kurt Krömer gefeatured.







Ich möchte betonen, dass ich keinen Durchfallsaft bekam sondern einen "Begrüßungscocktail" aus dem Gipspenis des Gipseisbärs, der bei meinem Besuch auf wundersame Art un Weise aus dem Kellerverlies durch die winzige Bodenluke ins Erdgeschoss bugsiert worden war.



Alf meinte, der Bär wäre von Bruno inspiriert. Ich sehe eher Knut, der Herrn Dörflein verspeist hat.


Alfs Kunst, die maßgeblich aus zerschnittenen Barbies und Kunstblut bestand. Ist doch schön wenn man sein inneres Kind so lebendig hält, wobei damit der frauenverachtende innere 14jährige Gothfan gemeint ist. Wer kennt ihn nicht.


Investigativ wie immer und mit nur leicht entglittenen Gesichtszügen betritt die Frauke Ludowigs Kreuzbergs Alfs Multifunktionsbude: Gipshintern links im Bild, Vorhang aus Filmrollen rechts. An den Wänden eine Tapete aus Fotos, gerne auch aus Alfs Oevre als Aktfotograf, sowie die immer wieder gleichen Lobpreisungen von Fotografierten und vermutlichen Exkollegen, zu denen auch die kunstbegeisterten Avantgardisten von "Marienhof" und "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" gehören, wobei Alf diese Tätigkeit mit dem sehr charmanten Fazit "Das waren nur schlechte Zeiten!" garnierte. Im Grunde genommen sieht Alfs Wohnung samt "Klaus Kinski Suite" (eine Küche mit Schlafnische, die er für 1,50 Euro an internationale Künstler vermietet) aus, als sei Amy Winehouses´Schädel im Crackrausch explodiert, also durchaus nicht unsympathisch, sieht man vom Kunstblut, den abgetrennten Plastikpenissen und einer Installation namens "Der goldene Schuss" ab, die einen unschönen Knall abgibt, wenn man sie passiert. Höhepunkt des Abends war unbestritten das Ende, als Alf uns verabschiedete, dabei irgendwie abwesend wirkend und sich dann diebisch daran erfreute, dass wir durch die von ihm angestellte künstliche (und eiskalten) Regenanlage über seiner Eingangstür laufen mussten. Nass, aber glücklich verließen wir die Szene. Meine gute Laune rührte dabei maßgeblich aus der neuen Bekanntschaft mit der countesse, einer New Yorker Sängerin, der ich schamlos meine Nummer aufgedrängt hatte, offiziell, um sie bei der Untervermietung ihrer Kreuzberger Wohnung zu unterstützen, in Wahrheit natürlich nur, um von ihren Coolnessfaktor parasitär abzugreifen. Unnötig zu sagen, dass dies scheitern musste, sie rief nie zurück.

Weiterer Beweis meines Charakters als Mainstream-Gift-für-den-Underground: Kaum kaufe ich auf dem Flohmarkt das lange ersehnte Hypercolor-Shirt, Traum meiner Kindheit, kündigt Americal Apparel an, dieses fantastische Farbänderungs-Textil im Winter neu aufzulegen.

Freitag, 19. September 2008

Wasteland

Du weißt, dass du die perfekte Zahnärztin gefunden hast, wenn sie dir nicht nur eine perfekte Füllung verpasst und den Kinderbohrer nimmt, damit es nicht so schlimm wird, sondern dir am Ende der Behandlung noch eine gratis Information über alternative Krampfaderentfernungen mitgibt. Überhaupt ist die Frau meine persönliche Dr. Quinn nachdem sie mit einem Blick auf mein übernächtigtes Gesicht sagen konnte, dass ich es an der Schilddrüse habe. Ich glaube, es ist eher der Herbst mit seinem unausweichlichen Mitbringseln "Küchentrinken" bzw. "Balkontrinken". Außerdem kann ich es nicht an der Schilddrüse haben weil es doch schon die Mitbewohnerin dergestalt erwischt hat und zwei Fälle in einer Wohngemeinschaft, das wäre schon fast eine Akte-X-Folge. Vielleicht haben uns die polnischen Bauarbeiter Asbest in die Wände geklöppelt? Nicht, dass ich Ahnung hätte von der Schilddrüsenbeeinflussung durch Asbest aber ich könnte mir vorstellen, dass sowas vorkommt. Generell kann ich mir aber recht viel vorstellen, was diese These nicht viel glaubwürdiger macht als beispielsweise meine Annahme, dass Frank Walter Steinmeier mit seinem iPhone Miley Cyrus-eske Fotos von sich macht.
Ansonsten werde ich in jüngster Zeit ständig auf meinen Kanaldurchquerungsplan angesprochen und was daraus geworden wäre. Dazu sage ich nur, dass ich größere Ziele verfolge. In Zeiten von Little Britain USA (also David Walliams an einer anderen Küste) muss ich wohl den Atlantik queren. Das sollte nicht viel schwieriger sein als die paar Meilen durch den Channel.
Die Bankenkrise macht sich für mich übrigens dadurch bemerkbar, dass ich im Reichelt Markt am Alexanderplatz von einer adligen Kassiererin bedient wurde. Rausgewachsene Dauerwelle und nach der Deutschland- Card fragen: Soweit ist es gekommen mit dem edlen Geblüt.
In 2 Stunden gehe ich mit Frau S. in einen Keller, in dem angeblich schon Iggy Pop verkehrte. Dort gibt es das laut Aussage seines Betreibers "kleinste Kino Berlins" mit nur 2 Plätzen. Ich gehe davon aus, dass der Mann sein Wohnzimmer meint. Und ehrlich gesagt, habe ich irgendwie die Befürchtung von Frau S. meist sehr jungen männlichen Begleitern für spießig gehalten zu werden wenn ich ein Problem habe mit den Knebelungsversuchen des falschen Kinobetreibers bzw. seinem Angebot, uns in seine eigenen Körperweltenausstellung zu integrieren. Dies könnte also der letzte Eintrag sein falls ich es aus dem Iggy Pop Gedächtniskeller des Kreuzberger Gunther von Hagens nicht mehr raus schaffe. Dementsprechend hier mein Vermächtnis, was nicht mein Vermächtnis ist, sondern das von Christiane Rösinger, die ja noch gar nicht tot ist und die ich gerne gewesen wäre wenn ich jetzt tot wäre. Anyway.

Sonntag, 7. September 2008

Start spreading the news

Also New York City. Vielleicht hätte mir der die Frau am Check-In in Tegel, die aussah wie Heath Ledger als Joker samt ins toxisch gehender Lippenstiftfarbe Warnung genug sein müssen als sie mich erst offen dafür verachtete, dass ich für eine "so leichte Tasche" angeblich Hilfe bräuchte beim Tragen (ich hatte es gewagt, einen nicht-Ticket-Besitzer in die Warteschlange mitzunehmen und das mit dem Getrage war meine Ausrede. Nicht so kreativ, aber immerhin). Außerdem fragte sie mich ungefähr 14mal, wer meine Tasche gepackt hätte, als warte sie darauf, dass ich mich irgendwann als die geheime Terroristin mit Flüssigsprengstoff enttarnen würde, einfach nur, weil ich es leid wäre, immer die gleiche Frage gestellt zu bekommen. Das war schon alles ziemlich schrecklich. Immerhin gab es im Flugzeug Eiscreme, das nahm ich als positives Zeichen. Um mich vom schrecklichsten Film aller Zeiten "Made of Honor" (Romantic Comedy mit Patrick Dempsey, noch viel schrecklicher als "Sweet Home Alabama" mit Patrick Dempsey) abzulenken, tat ich so, als würde mich das irgendwie einem Filmscript ähnelnde Bündel von losen Blättern, an dem mein Sitznachbar herumkritzelte interessieren. Wie sich herausstellte, war es ein Filmscript, allerdings zu einem Film, von dem ich erstens nicht glaube, dass er jemals gedreht wird und von dem ich zweitens die Zurechnunsfähigkeit seines Verfassers stark anzweifeln würde: "It´s a kind of fantasy story...it´s about a king that wants to reunite als races and countries in the world and for that he gets hunted." Mehr als einmal musste ich einen Lachanfall unterdrücken als ich Regieanweisungen las wie "is put under a spell" oder "explodes". Auch wenn ich es irgendwie ermutigend fand, dass mir Nick letztlich seine Telefonnummer gab (wobei das, glaube ich, letztlich so etwas wie eine Höflichkeitsfloskel ist in den USA und äquivalent zu einem Handshake), entschied ich mich dagegen ihn jemals anzurufen, was erstens mit seiner Samtjogginghose, zweitens mit seinem uralten IBook, drittens mit seinem offensichtlichen Wahnsinn und viertens mit seiner New Jersey- Vorwahl zu tun hatte, eine New York Lektion, die mir Seinfeld beigebracht hatte bzw. mein großes Vorbild Elaine Benes, der ich erst kürzlich wieder nacheiferte als ich mich auf einem Firmenfest zum Arschclown des Abends machte, einfach nur, weil es GING:





Gut, getanzt habe ich nicht. Es waren aber knicksen involviert, Stimmenimitation und das Streuen hanebüchener Gerüchte. Ich rechne täglich mit einer Kündigung.
What else? New York wird überbewertet, zumindest was seine Zugehörigkeit zur zivilisierten Welt angeht. Nur soviel: Gegen JFK wirkt Tegel wie ein futuristisches Muster an Effizienz und Sauberkeit. Nennt mich Deutsch, aber ich finde es irgendwie deprimierend am größten Flughafen der größten Stadt der USA anzukommen, nur um in braun gestrichenen Wartehallen, von deren 40 centimetern hohen Decken es tropft und schimmelt auf mies-gelaunte Asiatisch-Amerikanische Beamte der Homelandsecurity zu warten, die wort- und grußlos meine Fingerabdrücke abnehmen nur um mir wahrscheinlich irgendwann ein Drogenvergehen anhängen zu können wenn ich mich despektierlich über ihr Verhalten oder die Idiotie ihrer Mitbürger äußere. Was ich hiermir tue. To put it mildly: Die Hellsten sind die Amerikaner nicht. Sie lassen ihre U-Bahnhöfe in einen Zustand, den ich mit dem Begriff "Vorhölle" bezeichnen möchte, und ich kann es auch irgendwie nicht als tröstlich betrachten, dass sie ÜBERHAUPT ein öffentliches Nahverkehrssystem haben. Das Ding ist, sie könnten es genausogut NICHT haben, betrachtet man die katastrophalen Zustände unter Tage. Mehr als einmal fühlte ich mich wie ein Fluchthelfer an der innerdeutschen Grenze, so dreckig, stickig heiß und voll von absurden Gerüchen waren diese Bahnhöfe, wobei das Fehlen sämtlicher Fahrpläne nur dadurch relativiert wird, als dass es nicht mal EINE VERDAMMTE UHR gibt auf einem dieser Wartehallen in die Verdammnis. Ich meine, was anderes als eine verdammte UHR braucht es in einem Bahnhof außer vielleicht noch den verdammten Zug?
Ich war NICHT zufrieden. Das steigerte sich noch, als ich am letzten Tag meines Aufenthalts den Hotelconcierge, eine Mischung aus Robin Williams in One Hour Photo und irgendeinem Jim Carrey-Charakter fragte, wie er die Holiday-Fahrfrequenz der U-Bahn einschätze und er mir lapidar mitteilte "I don´t use the Subway. It´s DIRTY." So wurde mir meine Unfähigkeit, es den Locals gleichzutun und Strecken ab 2 Meter eher mit dem Taxi zu fahren als auch nur einen Schritt zu laufen oder die Bahn zu nehmen, als idiotische Schrulle ausgelegt.
Abgesehen von der Idiotie einer Großteils ihrer Bewohner, der Verratztheit seiner Bahnhöfe, der Vorliebe für absolut sinnlosen Krach (es wird grundsätzlich per Freisprechanlage telefoniert, auch und vor allem während man seinem Job des Toilettenpapierwechselns in Loebs Boathouse im Central Park nachgeht, why not), der ständigen Schlechtgelauntheit und Bereitschaft zum Abzocken im Dienstleistungsbereich wars dann aber doch ganz schön.
Beweise: