Freitag, 21. November 2008

Die Erinnerungslücke, dein Freund und Helfer

Gestern biss ich mir an einem "K" in der Haribo-Bärenschule die erst kürzlich von meiner fantastischen, über Eiscreme-sprechenden Zahnärztin gemachte Kunststoff-Füllung aus dem linken Backenzahn. Dies berichtete ich Frau C., welche daraufhin ein Foto von dieser ihr bis dato unbekannten Dentalgefahr verlangte. Das zwangsläufige googeln brachte folgendes zu Tage:




Ja, es gibt Leute, die auf Ciao.de Testberichte für Buchstaben aus Gelantine, Farbstoffe und Zucker zusammenstellen. Ich hoffe ernsthaft, dass sie von Hans Riegel persönlich dafür einen Obulus in Form von Colorado-Vorräten bis an ihr Lebensende oder Yogi-Bussis erhalten bzw. ein sehr gutes Praktikumszeugnis von den gemeinen PR-Verantwortlichen in Bonn, die sie zu dieser Schmach gezwungen haben, welche hoffentlich bald verdrängt werden konnte. So erging es mir auch, wie ich in der vergangenen Woche feststellte, als mir erst fünf Stunden nach Verlassen des Congress Centres Leipzig einfiel, woher ich diese seelenlose Treppenaufbewahrungsanstalt kannte: Einst stand ich dort neben einem Kameramann, als dieser eine beliebige Rede von einem beliebigen Bundesminister aufnahm. Anlass war die Eröffnung irgendeiner Medizinmesse über die wir anschließend spazierten, wobei sich die kamerageilen Mediziner sich uns schamlos quasi vor die Füße warfen, so geil waren sie darauf, ihren talking head in einer regionalen Nachrichtensendung zu sehen. Dies geschah in dem Monat, der mich vom Journalismus kurierte. Pluspunkte wie rabattierte bis freie Museumsbesuche uned Flüge, deren demokratiestützende Funktion mir nie richtig klar geworden ist, konnten nicht über die großen Probleme der Profession hinwegtäuschen: Selbstgerechtigkeit und Kaffee-Atem. Einer der Momente, in denen mir klar wurde, dass ich niemals so werden wollte wie die Leute, die die Veröffentlichung ihrer Behauptungen mit Relevanz derselben verwechseln, war, als ich einen der Moderatoren hörte, wie er stolz berichtete, dass "die Amis ja ihren eigenen Holocaust" gehabt hätten und deswegen ihm als Touristen mal nicht dumm kommen sollten. Es war eine öffentlich-rechtliche Anstalt. Ich will mir nicht vorstellen, welche Geistesheroen in den Privaten rumlaufen, wobei mich diese ganzen Berufswahl-Geschichten insofern noch nicht tangieren, als dass ich erstmal einen Abschluss erreichen muss, der es mir dann erlaubt, mich an einen seelenzerknirschenden, stundenintensiven, bedeutungslosen, unterbezahlten Job zu verkaufen. Der Weg zu dieser wundervollen Aussicht ist unter anderem das Colloquium, das ich besuche und wo beim letzten Termin eine der Teilnehmerinnen von "trashbacks" sprach während eine andere fragte, was RSS-Feeds sind. Beide wollen natürlich ihre Abschlussarbeit über online-Themen schreiben. Eine dritte Teilnehmerin berichtete mir, sie sei so sauer, in ihrer mündlichen Prüfung eine zwei und keine eins gekriegt zu haben, nur, weil sie nicht gewusst hatte, dass spiegelonline die meistbesuchte website Deutschlands darstellt. Sie meinte, es wäre heise.de. Ich war zu beschäftigt damit, ihre Einladung zu einem intersexuellen Informationsabend auszuschlagen ohne dabei völlig paranoid auszusehen, als dass ich hätte auch nur ansatzweise der Absurdität ihrer Wissenslücke (bei einer Prüfung zu "Berufsfelder im Online-Journalismus") Tribut zollen können. Es war aber wirklich ganz schlimm. Gleichzeitig macht es mir Hoffnung für meine Prüfung...not. Wenn es bei mir soweit ist, werde ich wieder zur alten Taktik greifen: Tränen. Und wieder werde ich damit scheitern. Merke: Dumm kann man sein, man muss nur die Nerven behalten können. Daran gilt es wohl zu arbeiten.
Fazit: Die Welt ist schlecht, akademische Leistungsanforderungen irrational bis undurchsichtig, das Gleiche gilt für Journalisten. Jim Henson, übernehmen Sie:







Sonntag, 2. November 2008

Fleisch ist mein Fleisch

Der Besuch der von mir so heiß-geliebten Gratisveranstaltungen (d.h. Veranstaltungen, die zwecks Selbst-Promotion mehr oder weniger prominenter Zeitgenossen und ihrer Veröffentlichungen mit gratis Eintritt, Snacks und Alkohol locken) brachte mich letzten Donnerstag ins Truman-Haus nach Potsdam-Babelsberg, wo Print-Journalisten ganz im historischen Geiste des Hauses, nämlich mit dem Demokratieverständnis Stalins, sich Sorgen machten über den Teufel Internet und seine Gefahren, z.B. "diese Blogger". Ich habe mir halbwegs erschöpfend im Blog der Anderen und mir daran abgearbeitet, wer es lesen möchte: Bitteschön. Wer noch mehr Gründe braucht, das Internet zu verehren, dem sei meine neue Lieblingswebsite empfohlen, gerade in Zeiten der drohenden Rezession ein echtes Goldstück. Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass ein Potpourri aus den dort verkauften Produkten jede Kündigung mit comic relief erfüllt:


Zum Einen ein Kommentar zum politischen Versagen, das in die Wirtschaftskrise mündete und damit Thilo Sarazzin zum neuen Küchenmeister macht:



Oder ein paar weise Worte für den erfolgreichen Wiedereinstieg in die Berufswelt:





Langzeitarbeitslosigkeit schmeckte nie besser als aus dieser Tasse:





Und schließlich noch das Emblem des Journalismus und seiner schwachsinnigen Auseinandersetzung um Print und Online- Superiorität:




In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch mich selbst und meine Kostümidee, als "Witwe des Printjournalismus" zum diesjährigen Halloween selbst loben. Leider kam dies in dem von sich-am-Ballermann-wähnenden kopenhagener Touristen überfüllten Laden, in dem ich solchermaßen gewandet auftauchte, wenig bis gar nicht an bzw. wusste ich, dass meine Kreativität verschwendet war, als mich ein als Vampir verkleideter Jurist humorfrei fragte, ob das hieße, ich sei selbst Journalistin wenn ich hier als Witwe etc. aufträte. Ich konnte jemanden, der jenes Erasmushauptquartier in der Schönhauser Allee als sein "verlängertes Wohnzimmer" bezeichnete, nicht ernstnehmen und beeilte mich, die Bar in Richtung Tanzfläche zu verlassen. Der Todesmetal, der dort gespielt wurde und die versammelten Totenköpfe-Banger , die im echten Leben Programmierer sind und/oder Game-Tester, vergnatzten mich dann vollends. Nur der Anblick mehrerer blutiger Bräute sowie eine Monsterplatte Nachos mit Käse, Sour Cream, Hackfleisch, Salsa und Guacamole für lächerliche 7, 50 Euro konnten mich in diesem Laden halten. I´m easy that way.