Dienstag, 30. Januar 2007

Heißheit schlägt Office- Paket- Bedienungs-Schwäche oder Das Böse hat die Zeit sich auszuruhen

Von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass ich mich Knall auf Fall in jemanden „vergucke“, wie man zu meiner Zeit zu sagen pflegte. Nur in Ausnahmefällen ist dies eine Person, die auch außerhalb des Fernsehens existiert (Luke Danes, Dr. Mac Dreamy, Fox Mulder und Gil Grissom sind nur einige der leidigen Normalvorkomnisse), jedoch aus läppischen Gründen wie großer Prominenz, geographischer Entfernung und der daraus resultierenden generellen Unwahrscheinlichkeit eines etwaigen Zusammentreffens unserer füreinander bestimmten Wesen unerreichbar bleibt. Ich möchte hier nur einige traurige Beispiele wie George Clooney, Hugh Grant und Giovanni di Lorenzo nennen, von denen ich zeitweilig recht angetan war, was mich beispielsweise dazu brachte, Pläne für verzweifelte Seenots-Aktionen zu planen à la „Im Brautkleid in den Lake Como- wie ich es schaffte, vor George Clooneys Bodyguards zu ertrinken.“
Schlimm wird es, wenn l´homme du jour zwar unheimlich prominent und generell unerreichbar ist, jedoch entscheidende Faktoren wie geographische Entfernung wegfallen, wobei ich Wert auf die Feststellung lege, dass ich jene Situation nicht bewußt herbeiführen würde, indem ich mich beispielsweise der unwürdigen Stuation eines Besuchs am Roten Teppich einer Filmpremiere o.ä. aussetzte.
Was aber was soll ein Mädchen tun wenn der großartige Prominentenanwalt Dr. Matthias Prinz (der sich aufgrund der wissenschaftlichen Fahrlässigkeit meiner Universität auch „Professor“ nennen darf) ein großartiges Blockseminar abhält, zu dem man gehen muß um überhaupt jemals die Aussicht auf das Ende des Studiums erreichen zu können, und sich dann eine objektive Eins in Heißheit verdient? Die Antwort: Sie geht hin und wird quasi geblendet von diesem Prachtexemplar eines Robin Hoods, der den Reichen nimmt um es den Reichen zu geben.
Die von mir zunächst gehegte Vermutung, dass ich Heißheitspunkte aufgrund Tendenzen zur Männerbrust abziehen müßte, stellte sich heute als perfide Täuschung heraus: Der Mann drückt einfach nur das Kreuz so ordentlich durch, wie man es seit 1945 1975 bei niemanden mehr gesehen hat und daher verdängt hatte, dass noch was anderes geht als schlurfende Hängeschultern beim Mann an und für sich (Gerhard Schröder hatte diese Heißheitstaktik einst auch verstanden). Er trägt Unterhemden, aber das könnte man ihm abgewöhnen. Fashionmäßig ist der völlig un-ergraute Ritter des Rechts ansonsten weit vorne dabei mit einem Mix aus Lässigkeit (Jeans) und edlem Oberbekleidungszwirn sowie einer irgendwie elegant wirkenden Sportjacke mit so Flausch an der Kapuze (kann sonst keiner tragen außerhalb der Siebziger-Jahre). Positiv anzumerken sind das Fehlen des weit verbreiteten Jeans-Opa-Hinterns (von Max Goldt als solcher meiner Kenntnis nach erstmals als phänomenologisch festgehalten) sowie das noch unergraute, volle, blonde Haupthaar.
Um nun mal von den subjektiven Oberflächlichkeiten auf das Wesentliche zu sprechen zu kommen: Der Mann wirkt auch relativ intelligent, sieht man von einer rätselhaften Unfähigkeit, eine PowerPoint- Präsentation durchzuführen, mal ab . Wie meine umfangreichen Recherchen (ich hab ihn gegoogelt) ergaben, hat der Gute in New York (Die Stadt meiner Träume, aber wessen eigentlich nicht?) seine Anwaltszulassung gemacht (dieses Verb wirkt sehr unbeholfen, es tut mir leid), und ich glaube nur noch ein bißchen, dass er sie bei einem Straßenhändler gekauft hat. Selbst wenn: Muß man erstmal schaffen, oder? Von Hause aus eng verwandt mit einem Mitarbeiter des Springer- Verlags, machte er es sich zur Aufgabe und Passion, gerade den Schweinejournalismus anzugehen, beispielsweise indem er einigen europäischen Adelshäusern dabei half, gegen amüsante, aber häufig unwahre (?) Berichte über völlig ausgedachte Geburten, Hochzeiten, Scheidungen oder Todesfälle vorzugehen. Für Freunde der Liga Frauke Ludowigs wie mich sollte er demnach im Grunde genommen eine Art natürlicher Feind sein, aber seine Heißheit siegt haushoch über die von mir so hochgeschätzte Berichterstattung über das Privatleben der Prominenz.
Obwohl ich über Schlagzeilen wie „Prinzessin Caroline- Sie droht zu erblinden!“ immer gerne gelacht habe, sehe ich ein, dass sie zumindest die Möglichkeit haben sollte, solchen Schund zu verhindern. Meine aus meiner Vorliebe für ebensolchen Schund entspringende Kenntnis über eine andere Schlagzeile diesen Kalibers in der BUNTEN vor über 10 Jahren (und der dazugehörigen Gegendarstellung: „Auf dem Flug von Linz nach Paris saß ich NICHT neben einem TOTEN.“) schien den heißen Freund der Rechtspraxis denn auch zu beeindrucken.
„Der Totenflug- Ein KLASSIKER!“ rief er mir verzückt zu und mein ohnehin angetanes Herz schmolz dahin wie Schmelzkäse auf einer Sportlerschnitte in der Elektroherdbackröhre.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich der heiße Herr Dr. Prinz mit einer beispiellosen Welle von einstweiligen Verfügungen und ähnlichem Ungemach überziehen wird, sollte er jemals die Verletzungen seiner Persönlichkeitsrechte in diesem Blogeintrag entdecken. Ich aber werde mein heute durch ihn vermitteltes marginales Wissen über dieses empfindliche Rechtsgebiet einsetzen und ihn mit seinen eigenen Mitteln schlagen. Instanz für Instanz wird er verfluchen, mir jemals etwas über Medienrecht referiert haben um sich dann am Ende zähneknirschend als love interest anzubiedern. Ich werde dankend annehmen.
[Wir wissen alle, dass er mich unglaublich fertig machen würde, wenn er diesen Blogeintrag jemals lesen würde, und zwar mit Recht. Soviel glaube ich heute verstanden zu haben, trotz des Geblendetseins durch seine Heißheit. Verdammt.]
Nachtrag: Ich muß die Eins in Heißheit für Herrn Dr. Prinz zu einer Zwei mit Tendenz zur Eins korrigieren. Grund für diese schockierende Entwicklung: Der gute Mann ist offensichtlich (google) völlig sportbesessen. Wie unsexy. Er braucht nach eigener Aussage eine Stunde Sport am Tag um quasi überhaupt am Leben zu bleiben. Ich finde dies bedauerlich. Es könnte uns im Weg stehen , obwohl ich auch im „Rocky“- Stil im Auto neben ihm herfahren könnte wenn er Treppen hochsprintet oder Ähnliches. Aber das würde mich zu einem Trainer machen und romantische Verbindungen zwischen Sportler und Trainer sind eher ungewöhnlich, sieht man mal von Heike Henkel (oder Drechsler? oder wer?) ab, und das nahm ja auch kein gutes Ende. Schlecht!

Sonntag, 28. Januar 2007

Kunst und Krempel

Die einzige Profession mit höherer Dichte an Profilneurotikern als der Journalismus ist aus meiner spärlichen Erfahrung heraus die des Künstlers. Eine erneute Bestätigung dieses immer-schon-gefühlten Wissens fand ich heute abend bei der Semesterabschlussveranstaltung einer Musik- Hochschule der Haupstadt.
Schon die Vorstellung der Lehrkraft, die den Abend organisiert hatte, am Anfang der Veranstaltung, ließ in puncto Exaltiertheit und künstlicher Noblesse keine Wünsche offen. Es ist eine Sache, wenn man glaubt, nur weil man Amerikanerin ist, Jazzgesang quasi erfunden zu haben. Eine andere Sache ist das Reimen eines Begrüßungssongs in Deutscher Sprache. Eine frühzeitig vor Neid und Missgunst gealterte Divette, die sich offensichtlich am Leben und Wirken von Norma Desmond in seiner letzten Phase („Mr. De Mille, I´m ready for my Close- Up!“) orientiert, gibt Plattitüden wie „Sie alle zusammen sind ein kunterbunter Blumenstrauß!“ zum Besten. Der Text alleine ist grausam genug, man fragt sich, warum sie ihn auch noch singen muss, noch dazu an einem Abend, der eigentlich das Können der Studenten dokumentieren soll. Eitelkeit und der Komplex, beweisen zu müssen, dass man auch was kann, sind die Gründe für ihren Schwandengesang, die ihr auf die Stirn geschrieben sind. Den Rest muß man sich vorstellen, kann man aber nicht.
Ich merke gerade, wie ich das verallgemeinernde „man“ benutze, um mich von meinen eigenen Eindrücken zu distanzieren und ihnen den Anschein von Objektivität zu geben. Ich bitte darum , dies meiner eigenen Schreibschwäche und zeitweiligen Unlustigkeit zuzuschreiben und es einstweilen zu akzeptieren.
Ihr könntet natürlich auch eine richtige Kritik des Abends lesen, irgendwo. Werdet ihr aber nicht finden, ich war der einzige Vertreter der Presse (zumindest machte ich dies das Publikum glauben mit meinem hektischen Gekrame nach Stift und Zettel damit ich ordentlich darüber bloggen kann).
Aber stracks zurück zum Vanity Fair.
Um euch einen Eindruck des Abends zu geben, hier eine Kurzkritik zu allen Interpreten/-innen in willkürlicher Reihenfolge. Die Nummerierung hat nichts mit einem Ranking zu tun, dies zu bewerkstelligen, überlasse ich einem göttlichen Richter wenn die Stunde dieser Früchtchen schlägt.
1. Eine Sängerin, die kein englisches „th“ aussprechen konnte und es lieber durch ein „s“ ersetzte. „Doof, aber süß.“ höre ich euch sagen und das war auch das von ihr offensichtlich angestrebte Image. Es ist aber nur doof und überhaupt nicht süß, wenn das eigene Studium „Jazzgesang“ heißt und maßgeblich das Singen größtenteils englischsprachiger Standards beinhaltet.
2. Eine weitere Sängerin, diesmal mit der Bühnenpräsenz Maite Kellys, nur ohne deren minimales Talent. Um dies zu vertuschen, mühte sie sich mit Papier und Kugelschreiber als Magic Sound Machine mit traurigen Berichten über imaginäre Exfreunde ab. Das war genau so seltsam wie es sich hier liest. Bekleidungsmäßig war sie mit einer abgeschnittenen Motivstrumpfhose als Oberteil ganz weit vorne im Humana- Kleidungs- Ranking.
3. „Brecht für Arme“ in Gestalt eines Singspiels, bei jeder mitmachen durfte, der eine Zeitung halten konnte. Ja, Zeitungen waren ein wichtiges Requisit. Im Laufe der anklagenden Darbietung wurde von einer Art Chor daraus vorgelesen bevor es an das skandieren kryptischer Parolen (Antiamerikanismus ist offensichtlich doch noch en vogue) ging. Meine Aufmerksamkeit galt einer der Darstellerinnen, die ihren Kopf an diesem Teil, das den Flügel vom Flügel hochhält, gelehnt hatte (Gibt es da ein Wort für?). Ich hoffte nicht direkt, dass der Flügel runterfallen würde, andererseits hätte es der Gesellschaftskritik dieses Stückes gleich eine ganz neue Sprengkraft gegeben bzw. mich endlich mal unterhalten. Der Titel des Singspiels hätte meiner Meinung nach „Versmaß ...um den Mixer.“ heißen sollen. Die Geräuschkulisse am Anfang wiederum war eher dem „Exorzist“ zuzuordnen. Ich wurde innerlich zu Dieter Bohlen.
4. Die Jazzgeige hat meiner Meinung nach der Teufel erfunden. Ich meine, mal ehrlich, warum nicht gleich „Jazzakkordeon“ oder „Jazzbratsche“? Die zur Geige gehörende Musikerin sah denn auch recht unglücklich aus.
5. Eine Sängerin, deren Begleitband aus Jungs in Trainingsjacken besteht, hat in meinen Augen ein Autoritätsproblem. Nur mühsam konnte ich mir ein skandiertes „Das ist so Neunziger, Alter.“ verkneifen.
6. Der einzige Sänger des Abends, der zwar offensichtlich schwul, aber dennoch künstlerisch relativ unbegabt erschien, mühte sich an der Vertonung Kästnerscher Gebrauchslyrik ab. Mir fällt dazu nur ein, dass Kästner ja noch im hohen Alter seiner Mutter per Post die dreckige Wäsche zwecks Reinigung schickte. Genauso sah der Sänger auch aus. Dazu kam die Bühnenpräsenz eines Wäscheständers.
7. Die nächste Sängerin möchte ich „Blondie“ nennen, und dabei meine ich nicht Debbie Harry. Mit dilettantisch vorgetragener, auf dramatische Wirkung abzielender Einleitung versuchte sie, ihren Song interessant erscheinen zu lassen. Es wirkt aber nur lächerlich, wenn man das äußerst heikle Mittel der Kunstpause bemüht und es dann nicht beherrscht. „Dieser...[Pause]...Song...[Pause]...ist etwas GANZ...[Pause Pause Pause] BESONDERES für mich.“. Kann ja sein, aber warum sagt sie ihn dann so exaltiert und schlecht an? Als sie ihren „besonderen“ Song endlich singt, überträgt sich ihre Begeisterung ob ihres eigenen Werks nicht auf mich und angesichts ihrer hölzernen Improvisation auch nur spärlich auf das Restpublikum.
8. Eine Interpretin, der die Botschaft „Ich bin doch nur ein Mädchen!“ quasi auf der schalen Stirn geschrieben stand (und die jene auch in einer „an-den-Ärmeln-zupfen-wirkt-total-unbeholfen-und-süß“ Geste in ihrer Ansage untermauert), strapazierte meine Geduld mit einem Achtminütigen Selbsterfahrungstrip der dritten Art. Mit der stimmlichen Kraft eines Neugeborenenflatulenz behauptete sie, sie sei ein Ozean. Ich wünschte, sie wäre einer, dann aber der Stille. Stimmlich wäre sie wahrscheinlich gerne Emiliana Torrini, verspielt aber mit ihrer kalkulierten Niedlichkeit jedwede Chance auf Kredit, zumindest, was mich angeht. Die männlichen Zuschauer und –hörer scheinen sie zu mögen, aber dieses Phänomen hat auch Sandra Maischberger groß gemacht.
Um das baldige Ende des Posts einzuleiten, wechlse ich nun in den Präsens. Beschwerden darüber sind berechtigt, aber auch sinnlos.
9. Gekrönt werden sie Skurrilitäten dann von einem Ehepaar samt Musikern, die allesamt aus Mitte zu kommen scheinen. Entsprechend abgeschmackt haben sie sich „total ironisch“ mit Flügelchen, Sonnebrillen und Haarreifen verkleidet um eine Art Couplet über ihre Erfahrungen mit Kindererziehung zum Besten zu geben. Ich möchte dies nur insofern kommentieren, als dass ich denke, der Gebärstreik hat auch seine guten Seiten. Wäre eher Realität, sie hätten uns vielleicht mit ihrer Darbietung verschont.

Die offensichtliche Frage nach dem „Warum?“ meines Aufenthalts bei dieser Veranstaltung möchte ich mit dem Hinweis auf den einzigen positiven Teil dieses Ereignisses beantworten: Der Auftritt einer wahren Königin der Chuck Norris Facts und des Jazzgesangs, der objektiv gesehen das absolut Beste an einem Abend war, der ansonsten mit weitgehender Abwesenheit von Talent glänzte.
„Meine Freundin und ihre Band: 1 , Fatzken: 0.“
So soll es geschrieben sein in den Geschichtsbüchern. Und: Nein, ich bin nicht voreingenommen.

Freitag, 26. Januar 2007

La bonette: Consumer whore

Du weißt, dass du ein Problem hast, wenn du völlig verkatert gegen 12 Uhr aufwachst und auf deiner Mailbox ein Anruf mit Kölner Vorwahl ist, wobei eine Frau, die du nicht kennst, von der Deutschen Rentenversicherung, mit der du noch nie Kontakt hattest, dringend um einen Rückruf wegen deines Termins am Dienstag um 8 Uhr (!) bittet. Schlimmer wird das Ganze nur noch durch das Eintreffen massiver Kopfschmerzen einige Stunden später, bei denen alleine jedes gesprochene Wort Brechreiz sondersgleichen auslöst, und das ausnahmsweise mal nicht inhaltlich bedingt.
Ich hatte jedenfalls keine Ahnung, wie ich meinen großartigen Termin mit der freien Marktwirtschaft heute über die Bühne bringen sollte ohne früher oder später auf jene zu erbrechen. Letztlich lockte aber die Aussicht auf das schnelle Geld (2 Stunden Marktforschung= 8 Stunden Affenhölle) mehr als mein angegriffener Magen mich zum Darniederliegen drängte. Ich schleppte mich innerstädtisch und fand mich an edler Adresse mit einer kurzhaarigen (falschen) Blondine, die offensichtlich auch zur Gesprächsrunde wollte. Frustriert drückte sie mehrfach auf einen Klingelknopf, ohne das daraufhin die Tür aufging, ein Umstand, der sie seit mehreren Minuten erzürnte. Ich stellte mich kurz vor und zwang sie, in dem Laden anzurufen um unsere kalte Wartezeit abzukürzen. Schnell stellte sich heraus, dass die Gute D. einfach bei der falschen Firma geklingelt hatte, eine Tatsache, die ich bereits bemerkt hatte, die jedoch mein Sprachzentrum nicht in der Lage war, zu artikulieren.
Im Fahrstuhl nach oben fragte D., ob ich "auch vorm Ikea" angesprochen worden sei. Ich konnte dies glücklicherweise verneinen, ahnte aber daraufhin schon im Vorfeld, wie falsch die späteren Versicherungen der Gesprächsleiterin, uns alle alleinig aufgrund unserer Kompetenz in puncto Hautpflege eingeladen zu haben, waren.
Die hatten Leute auf der Suche nach Einbauschränken vorm IKEA abgefischt und jetzt taten sie so, als wären wir alle höchstpersönlich Insider der Körperpflege-Branche.
Me was miffed but interested.
Insgesamt zu Acht mussten wir erst eine Art...Fragebogen zu diversen völlig "neuartigen" und "innovativen" Produkten ausfüllen. Erst dann durften wir in den Raum mit den Erfrischungen und Schnittchen, bei deren Anblick ich bedauerte, so alkoholgeschädigt zu sein. Ganz in der Tradition von Ferienlagern folgte die obligatorische Vorstellungsrunde bei der ich nur knapp in puncto Uninteressantheit gegen die älterste Teilnehmerin der Runde ("Ich bin die U., 42 Jahre alt, und meine Hobbies sind mein Lebensgefährte und mein Hund. Der kann froh sein, dass ich ihn zuerst genannt habe, übrigens.") verlor (la bonette: "Ich versuche gerade verzweifelt, mir ein Hobby einfallen zu lassen, aber das gelingt mir nicht. Ich... besuche gerne Freunde?" Fragezeichen am Ende machen einen nicht besonders durchsetzungsstark). Anwesend waren: 3 Studentinnen (mit mir), davon eine im Referendariat, 2 Frauen, die bei Wohnungsbaugesellschaften angestellt sind (merkwürdiger Zufall? I doubt it), die Frau mit dem Hund, eine sehr junge Architektin und eine Rädelsführerin alleinerziehender Mütter in Rosa gewandet. Es versprach alles, lustig zu werden. Meine Erwartungen wurden denn auch nicht enttäuscht, 2 Mal musste ich laut lachen, beides ging auf das Konto der Hundefrau.
1."Der Fuß ist ja eine Welt ganz für sich."
2. "Urea...das klingt wie Ur- Nivea, also, die lassen sich ja immer wieder was einfallen."
Interessanterweise ist Urea ein Harnstoff. Sie wirkte einigermaßen unbeeindruckt als sie dies erfuhr.
Die Gesprächsleiterin entpuppte sich als geschickte Menschenflüsterin, u.a. versicherte sie uns, dass niemand hinter der verspiegelten Scheibe säße und dass unsere Daten vertraulich behandelt werden würden. Pah! Ist ja nicht so, dass ich nicht ständig CSI und WISO gucke. Ich glaubte ihr kein Wort und versucht, mich immer möglichst vorteilhaft vor dem Spiegel zu platzieren um die eventuell dahintersitzenden Firmenbosse für mich einzunehmen.
Das Gespräch selbst verlief dann für meine Position eher einseitig. So war ich beispielsweise die Einzige, die die Idee einer Body Lotion, die man schon während des Duschens aufträgt, stark befürwortete. Oft betonte ich, wie wichtig für mich Zeitersparnis sei. Ich wollte mit Professionalität beeindrucken, gab dann aber letztlich doch zu, dass ich einfach lieber 10 Minuten länger schlafe als mich einzucremen. "Wer nicht?", fragt sich der geistig gesunde Leser, völlig zu recht. Nun, wie sich herausstellte ist das Eincremen für viele Frauen und v.a. für alle ANDEREN Frauen außer mir in der Runde eine Art RITUAL. Es mit dem Duschen selbst zu vermischen grenzt daher an ein SAKRILEG. Ich wurde schnell ausgegrenzt, dabei wollte ich doch nur meine Emanzipiertheit von Attributen wie "kuschelweiche Haut" zum Ausdruck bringen. Ich glaube kaum, dass ich es nötig habe, mir von Leuten, die das Wort "Shea" nicht aussprechen können, was von "praller Haut" erzählen lassen zu müssen. Ich sprach dann noch 1, 2 Mal das "hausbackene Image" der zur Diskussion stehenden Marke an und widmete mich ansonsten den Erfrischungen und einer Toiletteninspektion. Alles vom Feinsten bei den Fritzen in der freien Wirtschaft, wie schon längst von mir vorhergesehen.
Vom verdienten Geld habe ich sofort überteuerte Pop Tarts und andere Produkte, die die Hautalterung rapide beschleunigen gekauft. Bring your new Marketingstrategies on, Creme- Dealer aller Länder. Ich werde widerstehen.

Donnerstag, 25. Januar 2007

Hackfleischgerichte und Hierarchien

Ich möchte meinen heutigen Post damit einleiten, festzustellen, dass ich zu keinem Zeitpunkt Mitbürger mit griechischem Migrationshintergrund als "Zaziki- Freunde" bezeichnet hab. Wie J. schon treffend feststellte, rekuriere ich ausschließlich auf Bifteki und Souflaki wenn ich den heißen griechischen Bekannten der Mitbewohnerin erwähne.
Auch die Andere öffnet sich in Richtung unserer EU- Nachbarn, nur dass die bei ihr sogar in die eigene Familie kommen. Ihr ureigenster neuer Neffe ist Halbspanier. Da kann man nicht viel machen, außer hoffen, dass er mal ein Haus am Meer hat und seine Familie immer schön dahin einläd, das wäre ein Vorteil dieser Verwandschaft.
Aus Mangel an Ereignissen (nichts neues so far) hier ein kurzer Diskurs über die Affenhölle, speziell die absurden Kommunikationsschwächen, Hackordnungen und unangenehmen Führungsstile.
Wenn die Mitarbeiter der Affenhölle alle einen Buchstaben hätten und A wäre das hierarchisch Maximum dann wäre ich sowas wie y. Unter mir kämen nur noch die Raumpfleger, und selbst die haben es besser als ich, denn sie können sich subtil an ihren Peinigern rächen indem sie beispielsweise auf die Tastaturen niesen wenn sie "putzen" (=in Schreibtischen wühlen und Pfandflaschen stehlen). Meine Position ist so unbedeutend, das selbst mails, die ich schreibe (um Informationen zu bekommen, die ich brauche, um die mir anvertrauten Aufgaben erledigen zu knnen, zumindest potentiell) nicht beantwortet haben. Wochen später kommen dann vorwurfsvolle Anrufe, warum dieses oder jenes nicht erledigt wäre. Die Anrufe kommen von den Leuten, die nicht auf meine Mails geantwortet haben. Manchmal fühle ich mich wie ein Charakter in einem Spike Jonze/Charlie Kaufmann Film. Das Büro, das niemand kennt, auf dem Flur, der nicht existiert mit einer Tür ins Hirn von jemand weniger berühmten als John Malkovich.
Die mehr oder minder offen zur Schau getragene Ablehnung meiner Person durch bestimmte Vorgesetzte (= alle außer den Raumpflegern) macht die Sache auch nicht leichter.
Um das Ganze besser ertragen zu können und meiner allgemeinen Zuneigung für absurde Reparationen (absurd, weil der vorhergehende Verlust meist nur von mir als solcher wahrgenommen wird, z.B. geistige Gesundheit) zu frönen wollte ich kürzlich einen Reader von sagen wir mal 6503 Seiten Stärke durch den Kopierer jagen. Mehrfach. Nicht mal das war mir vergönnt: Nicht nur waren immer, wenn ich zur Tat schreiten wollte noch Mitarbeiter der Liga A bis B in der Nähe des Tatorts, sie waren dort auch stundenlang nachdem dort niemand mehr hätte sein sollen. Wer zur Hölle arbeitet denn bis 20 Uhr? Vielleicht warten sie ja auch nur darauf, dass die andeen gehen, damit sie was privat kopieren können. Obwohl ich bei vielen dieser Kandidaten glaube, beim Bedienen eines Kopierers würde ihnen der Kopf explodieren weil sie sich a) ständig so verhalten, als wäre das unter ihrem Niveau einen "Start" Knop zu drücken und b) zum Teil recht alltagsfremd erscheinen. Jedenfalls ging mein Plan nie so recht auf. Entgültig vereitelt wurde er dann aber vor ca. einer Woche als über Nacht sämtliche Papiervorräte verschwanden aus dem "Lager" (= ungesicherter Raum auf ungesicherter Etage in ungesichterten Haus). Bestürzung folgte, ich jedoch war wenig überrascht. Nur angepisst, dass jemand vor mir die Courage gehabt hatte. Unvergessen für immer und konkurrenzlos dagegen bleibt der Diebstahl der Paletten von WC- Steinen vor ein paar Jahren, von dem noch heute ehrfürchtig berichtet wird. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.
Wahrscheinlich genießt der Dieb noch heute Zitrusfrische auf seinem Abort auf Kosten der Affenhölle (das sind Sätze, die man auf Marmorplatten gravieren sollte).

Dienstag, 23. Januar 2007

Don´t read beauty magazines, they will only make you feel ugly

Nachdem die Mitbewohnerin sich das zweite Mal in nur einer Woche mit dem heißen Griechen (ihre Faszination für Akzente kann ich nicht teilen) auf ein Treffen im Lichtspielhaus einlässt, bleibt mir ein verwirrender Tag in der Affenhölle, die neidische Beobachtung der Erfolge der Anderen sowie die Reue, nicht das Meatball Marinara Sandwich von Subway gekauft zu haben, weil es Dienstag im Angebot ist. Seitennotiz: Wäre es irgendwie menschenmöglich, würde ich das Meatball Marinara Sandwich von Subway heiraten. Es ist das mit Abstand beste Stück Brot mit Hackfleisch, Tomatensoße, Salat und Käse drauf, das man käuflich erwerben kann. Period. Soviel zum Thema Schleichwerbung.
Das Beste und gleichzeitig Bitterste heute war der Moment, als ich meinem Boss eine Art...Äußerung der Anerkennung für meine Arbeit abringen konnte. Wie sich herausstellte, wusste er seit Monaten nichts davon, was ich eigentlich genau mache und macht daher im Grunde genommen Teile meiner Arbeit selbst, weil er denkt, ich sei dazu nicht in der Lage. Heute stellte er fest, dass er einfach nicht die Datei gefunden hat, unter der ich meine brillanten Ergüsse speichere. Ein Fehler seinerseits, den er geschickt mit Ignorieren der Situation und Schuldzuweisungen in meine Richtung überspielte ("Und warum weiß ich davon nichts?" Weil mich niemand jemals fragt, weil ich generell nicht für voll genommen werde und weil ich, statt ständig über meine Arbeit zu reden, sie lieber einfach mache. Aber das sind anmaßende Peanuts.). Ich war perplex. Andererseits sollte man sich nie von Menschen mit Jagdmotiven auf Seidentüchern als Accessoire einreden lassen, man selbst hätte mehr Fehler als derjenige selbst. Ergibt das irgendeinen Sinn?
Gewohnheitsmäßig in puncto downsizing me war dann der journalistische Erfolg der Anderen in einer Wochenendausgabe einer Berliner Tageszeitung, den sie mir heute triumphierend kundtat. Ich freue mich natürlich für sie und wünsche ihr für die Zukunft alles Gute als Parteivorsitzende (Auch du, mein Sohn?). Es erinnerte mich an meine großen Momente im Licht der Öffentlichkeit (als ich 8 war durfte ich im Urlaub einem Zauberer assistieren und mit 16 nahm ich an einem Ally Mc Beal Quiz in einem Kino teil, bei dem ich selbstredend schändlich versagte. Ich schreibe das der Serie zu.) und machte mich wehmütig.
Nun aber geschwind zur wichtigsten neuen Nachricht. Nachdem meine Ausführungen hinsichtlich meines Plans, an einem Hundeschlittenrennen teilzunehmen auf wenig (um nicht zu sagen KEIN) Interesse bei der werten Leserschaft (hallo?) stießen, hier mein neuester Plan:
Ich werde mich von der Marktforschung zum Thema Körperpflege befragen lassen. Manchmal muss eine Frau tun, was eine Frau tun muß. Man könnte auch sagen: Manchmal muß eine unterbezahlte Frau tun, was sie in ihrem bargeld-benötigenden, von Freitag - Abend Terminen nicht gerade strotzenden, arm-an-sozialen-Kontakten Leben tun muß. Anyway: Ich krieg dort mehr pro Stunde um über my way of Körperpflege (als ob ich davon Ahnung hätte) zu berichten als in meinem Nebenjob. Ain´t that grand? Einziger Haken: Ich muss eine Art...Beauty- Diary führen, in das ich nicht nur meine Gedanken zum Thema schreiben soll (das wäre auch nur eine Variation des Satzes "Ich bin jung und brauche das Geld.") sondern auch ZEICHNUNGEN, COLLAGEN oder andere grafische Darstellungen meiner Vorstellung von beautiful Körperpflege beilegen soll. Ich bin ratlos, aber gespannt. Ich sehe mich schon völlig panisch in der Bahn auf dem Weg zum Termin lächerliche Strichmännchen mit Pfeilen dran ("Schöne Beine!") in mein Beauty Heft zeichnen. Im Grunde genommen mache ich das ja auch nur für den Blog. Sike! Auch Geld spielt eine große Rolle.

Sonntag, 21. Januar 2007

Bavaria feels kinda blue

Ich kann nicht glauben, dass die inkometente Hundesalonbesitzern mit bewegter Vergangenheit als Saftschubse in ihrer Talkshow zum Thema "Stoiber- der Rücktritt." (oder so ähnlich) Gäste wie Hiltrud Schröder (DIE HILLU) oder Uli Hoeneß eingeladen hat. Vorrausetzung für die Einladung war offensichtlich, schon einmal an Byern vorbeigefahren zu sein oder mal in der gleichen Raststätte wie Edmund gegessen zu haben. Dies nur vorweg.
Als überraschendstes Ereignis des Wochenendes stellt sich ein Brief von 2 Schweden dar, denen ich während der Fußball WM aus Gründen, die hier aufzuzählen zu kompliziert wären (Verwandte einer Freundin der Ex-Freundin meines Bruders, das ging aber schnell), Asyl bot. Nicht lange, aber dafür aufreibend. Die überaus charmanten (sieht man von der Vorliebe für Schnupftabak und ADIDAS- Klamotten ab) Skandinavier boten mir an aus Dankbarkeit für meine exzessive Gastfreundschaft einen Gegenbesuch an. Das einzige Problem an der Aussicht auf einen Urlaub für den schmalen Geldbeutel ist die Tatsache, dass die beiden aus Kiruna kommen. Das einzige, was ich darüber bisher wußte, ist:
1. Es gibt dort einen Erzberg und eine zugehörige Bahn, die von den Nazis gebaut wurde,
2. Es ist sehr kalt dort
3. Es ist am Ende der Welt.
Dies habe ich erfahren aus den 3 Marketing-Zeitschriften des Kiruna-Touristenbüros, die dem Brief beilagen:
1. Es gibt dort ein Hotek, völlig aus Eis.
2. Es gibt dort Hunderennen.
3. Es gibt dort das Nordlicht.
Nichts der letzten 3 Fakten überzeugt micht so recht, dort hinzufahren.
Was mich jedoch begeisterte, war die Beschreibung einer der Hundetouren, die man offenbar vor seiner Abreise buchen sollte (sie sind sehr beliebt).
"Fahren Sie selbst mit dem Hundegespann!
Sie werden von Kiruna (20 Minuten Transfer) abgeholt und zu unserem Zwinger gebracht, wo Sie eine herzliche Begrüßung durch unsere Schlittenhunde erwartet und wir Ihnen von ihren einzigartigen Eigenschaften erzählen. Auf dieser Tour könne Sie wählen, ob Sie von einem Schlitten, der von einem Führer gefahren wird, sitzen möchten oder ob Sie ein kleineres Hungespann hemeinsam mit Ihrem Freund führen möchten. Bevor es losgeht, lernen Sie alles über das Führen eines Hundegespanns.
Die Fahrt führt uns durch ein von Bergen umgebenes Flusstal. Wundern Sie sich nicht, wenn Elche unseren Weg kreuzen! Auf der Fahrt machen wir Rast und nehmen ein Mittagessen am wärmenden Feuen in unserem Zelt ein."
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Die Hunde begrüßen mich begeistert? Mein nichtvorhandener Freund führt einen kleineren Hundeschlitten alleine? ALLEINE? Irgendetwas lässt micht vermuten, dass ich runterfallen würde. Und warum müssen auch noch Elche auftauchen?
Das alles wird auch dadurch verhindert, dass die Schweden keine Absende-Adresse auf ihren Brief geschrieben haben. Ich glaube, dass war irgendwie beabsichtigt. Wahrscheinlich ahnen die Nordlichter, dass ich den Hundeschlitten zum Opfer fallen würde.

Mittwoch, 17. Januar 2007

Hier spricht die Andere

Okay, wie versprochen heute ein Gastbeitrag der Anderen.
"Betreff: Jemand muss es ja machen - zur Klärung der Sabine-Christiansen-Nachfolge


Sehr geehrte Damen und Herren,


Sie haben eine im Sommer frei werdende Stelle, ich beende genau dann mein Studium - hiermit bewerbe ich mich auf die überraschend vakant bleibende Stelle Sabine Christiansens als Moderatorin der gleichnamigen Polit-Talkshow.
Im Gegensatz zu Ihrem bisherigen Wunschkandidaten fühle ich mich weder an Werbeverträge gebunden noch stehe ich in Verbindung zu Sendern des privaten Sektors. Allein auf öffentlich-rechtlichem Terrain spielten sich meine bisherigen 15 berühmten Fernsehminuten ab.
Bereits im zarten Alter von zwölf kämpfte ich in der Logo-Redezeit der ZDF-Kindernachrichten für eine Tartan-Bebahnung des Soester Jahnstadions. Schon damals entwickelte ich Grundzüge eines knallharten Interview-Stils, der den befragten Lokalpolitiker Herrn Wolther mächtig ins Schwitzen brachte. Sogar eine Zusage, sich in Zukunft persönlich für unsere Belange einzusetzen, konnte ich ihm abringen; dass man bis heute in Soest auf Asche läuft, ist somit wirklich nicht meine Schuld.
Zusätzlich kann ich mit Erfahrungen auf dem ebenfalls nicht-pivaten Quizshow-Markt aufwarten, seit mich Jörg Pilawa im Herbst 2005 in seine Quiz-Show bat. Natürlich kann dieser einmalige Auftritt nicht mit der langjährigen Erfahrung des Herrn Jauch konkurrieren, dafür darf ich mir zu Gute halten, sogar einen alten Fernsehhasen wie Jörg mit einem patzigen "Sowas wollen wir gar nicht wissen!" aus der Fassung gebracht zu haben. Aber seien wir ehrlich, wen interessiert denn auch ernsthaft, woher der Ausdruck "Mit allen Pipapo" kommt?
Ergänzend zu diesen herausstechenden Qualifikationen konnte ich mir im Rahmen meines Studiums ein breites Wissen in den Bereichen Geographie und Publizistik zulegen, erweitert mit Tagesaktualitäten durch exzessive Mediennutzung. Lediglich eine Ausbildung zur Flugbegleiterin kann ich im Gegensatz zur Noch-Amtsinhaberin nicht aufweisen, wäre jedoch jederzeit bereit, hier nachzuschulen. Die Lufthansa bietet eine achtwöchige Ausbildung an, die ich neben dem Schreiben meiner Magisterarbeit bis Sommer absolvieren könnte. Die Arbeit behandelt die Entwicklung der chinesischen Medienlandschaft seit Deng Xiaopings Reformen 1978, so dass ich mich auch den in Zukunft vielleicht häufiger einzuladenden chinesischen Gästen gewachsen sehe.


Über eine positive Reaktion Ihrerseits würde ich mich sehr freuen, und falls Sie Herrn Plasberg sehen, entschuldigen Sie sich für mich bei ihm. Hart aber Fair ist großartig, was wäre es ohne ihn?


Mit freundlichen Grüßen,
die Andere" (Name von bonette geändert)

Da ich sehr betrunken bin, kann ich sonst nicht viel mehr zum heutigen Post beitragen außer dem Fakt, dass ich bezüglich des Creepy Glasscherben-loners im Viertel nach Elektroschockern gegoogelt habe und nicht zufrieden bin. Um den Typen außer Gefecht zu setzen muß man sehr lange mit sehr hoher (=teurer) Voltzahl auf den Typen draufhalten. Dass der aber still hält (Vorraussetzung für Betäubung), glaube ich kaum.
Außerdem gibt es für morgen eine Orkanwarnung für Berlin, Jörg Kachelmann meinte wörtlich "Großstädter vergessen meistens, dass sie Wetter haben." Ich kann diese Behauptung nicht bestätigen, jedoch ist Wetter nur eines der vielen möglichen Ärgernisse im Moloch, weswegen man es meistens verdrängt. Mit anderen Worten; Im Unterschied zu Orten wie ... Dortmund oder Köln oder München kann man hier auch noch andere Dinge als das Wetter besprechen, Herr Kachelmann!
Jedenfalls wird es interessant, morgen zwischen umstürzenden Bäumen zur Uni zu fahren.
I´ll keep you posted.
*fading*

Montag, 15. Januar 2007

Meine schleichende Kündigung oder Creepy loners attacking oder Prime Time Job appliances oder Lady Plenske coming back oder...

OK, was für ein ereignisreicher Tag.
Zunächst sollte ich erwähnen, dass mich die Affenhölle neuestens mit "Projekten" betraut (=überfordert), zu denen mir eindeutig die Kompetenz oder Kenntnis über firmeninterne Strukturen fehlen, was zu schändlichen Versagen bei aufreibenden Tätigkeiten wie "Telefonieren mit anderen Firmen" führt, eine von den Obrigkeiten vorrausgesehenes Faktum, um mich endlich schadlos loszuwerden, wie ich völlig ohne Paranoia vermute. Die Tatsachen, dass sowohl meine Zugangschip für die Firma invalid ist, als auch, dass mein Rechner plötzlich aus dem Büro verschwunden war (ich nutze jetzt den der Anderen), lassen auch den Schluss zu, dass man mir schon längst gekündigt hat, aber noch niemand den Mut hatte, es mir zu sagen. Wahrscheinlich reiben sich die Führungskräfte längst die Hände in hämischer Vorfreude, wann ich denn den Schuß endlich höre (oder wie auch immer das Sprichwort geht). Niemand rechnete mit meiner Hartnäckigkeit (= Begriffstutzigkeit).
So basically I think I´m fired.
Während ich diesen Fakt 8 Stunden nervenzerfetzende Affenarbeit ("Projekt") im Hintekopf hin- und herwendete ("Vielleicht schicken sie bald die Sicherheitskräfte, die sie nur zu diesem Zwecke einstellen werden, mich aus dem Gebäude zu entfernen", "Ich hätte keine Post-Its mitgehen lassen sollen, das hat mich verraten.", "Ich hätte die Andere an die Obrigkeiten verraten sollen um meinen Hals zu retten, die findet schon was anderes.", etc.), surfte ich nebenher ein wenig im Netz um mich einerseits von meiner Unfähigkeit abzulenken und Andererseits die Rauchpausen der Kollegen mit gleicher bezahlter Freizeit zu vergelten.
Dabei fand ich folgende schockierende Tatsachen heraus:
1. Frau Plenske kehrt zurück! Ich kann nicht glauben, dass die hirnverbrannten Sat 1 Fuzzis nicht die Konsequenz aus ihrem ärmlichen Versuch, eine Telenovela zu verlängern (und damit das Prinzip dieser Serienform, die Endlichkeit, zu unterlaufen) ziehen und den Verletzungen der Menschenrechte (des guten Fernsehens) im Vorabendprogramm ein Ende setzen. Nee, da muß wieder ugly Lisa ran, die einst alle Brillen- und Zahnspangenträger dieses Planeten mit ihrer erbärmlichen Darstellung eines "häßlichen Entleins" beleidigte. Bemitleidenswert! Und spannend. Ich frage mich, ob Rocco auch zurückkommt...
2. Im Viertel geht ein creepy loner um, der, im Unterschied zu seinen zahlreichen Artgenossen, nicht nur agressiv aussieht, sondern es auch ist. In den letzten 4 Wochen sind 8 Frauen mit abgebrochenen Glasflaschen und Scherben im Gesicht verletzt worden. Das geschah tagsüber, abends und nachts, auf offener Straße und dem Hausflur eines Opfers. Das heißt, mein Viertel (und mein Hausflur) wird eine Art No Go Area für Frauen. Nicht alleine rauszugehen bringt auch nichts, der Typ hat sich bereits auf 2 Frauen, die zusammen unterwegs waren, gestürzt. Ich ziehe ernsthaft die Anschaffung eines Elektroschockers in Erwägung, würde mich damit aber wahrscheinlich nur selbst betäuben. Mein laissez-faire ist ziemlich (schlecht) vorgetäuscht. Sowas macht mir wirklich Angst.
3. Die Andere hat sich als Nachfolgerin Sabine Christiansens beworben. Ich applaudierte ihrem hervorragend formulierten Bewerbungsbrief ("Eine Ausbildung zur Stewardess wie Frau C. sie hat, kann ich gerne noch nachliefern.") und hoffe auch gute Nachricht von den öffentlich rechtlichen "Gremlins" (Zitat Günther Jauch). Wenn sie dort genommen wird, rechne ich mit wöchentlichen Einladungen zu einer politischen Talkshow der Sonderklasse, wo knallhart investigativ nachgefragt wird ("Warum tragen sie eigentlich stets Clownsoutfits, Frau Merkel?!", "Sind Sie wirklich so häßlich oder ist das eine Maske, Herr Verheugen?", "Saßen Sie damals auf dem Flug von Paris nach Genf wirklich neben einem Toten, Prinzessin Caroline von Monaco?"). Ich wäre jede Woche der "kleine Mann von der Straße" oder eine andere Karikatur aus dieser Frank Plasberg Show. Unsere Sendung hieße "Hart aber gerecht. Her kommt, wer heiß ist." und es ginge maßgeblich um die körperliche Heißheit der prominenten Gäste. Unter dem Vorwand, über Darfur sprechen zu wollen, könnten wir George Clooney einladen, brainswashen und in einer drive-in Mormonen Hochzeit ehelichen.
All das wird sich in nächster Zukunft wohl so oder ähnlich ereignen.
4.Yesterdays news: David Beckham geht nach Scientology. Ich meine, nach California. Ich finds irgendwie gut, dass das magersüchtige Brot ohne Kalorien den Kontinent verlässt. Andererseits: Wenns der Franz nicht schafft, wer soll den Amerikanern denn sonst das Fußballspielen beibringen? They are not designed to like it.
5. Berti Vogts geht als Trainer nach Nigeria (oder so). Ich sehe ihn direkt vor mir, in eine Art Stammeskleidung gehüllt, die nur das nötigste verdeckt. Was wurde eigentlich aus seinem Sohn Justin?
Der hieß wirklich so.
Job appliances für die neue Christiansen Show bitte in der Comment- Section. Kann irgendjemand eine Kamera bedienen? Das wäre hilfreich.

Sonntag, 14. Januar 2007

Increase your nerdiness

Der "Spieleabend" ist im Grunde genommen ein Relikt aus der Zeit, als man als Heranwachsender einen Führerschein und den freien Zugang zu alkoholischen Genüssen noch nicht sein eigen nannte (wobei die Kombination dieser Freuden gesellschaftlich eher geächtet wird. Zu...Recht, es sei denn, ich hatte nur ein Glas) und sich dementsprechend einmal in der Woche mit Freunden (oder den Leuten, die man aufgrund mangelnder Auswahl so nannte) zum geselligen Beisammensein bei jemanden zu Hause traf, der Alkohol im Angebot hatte und absente Eltern. Beliebt waren Spiele wie Activity, bei denen man durch zunehmende Betrunkenheit den durch den Spielverlauf absehbaren Grad an uriosität der eigenen Bewegungsabläufe (und/oder Denkprozesse) ins Untermessliche steigern konnte. Das konnte lustig sein oder auch nicht, entscheidend war stets die Mischung der Anwesenden (und ihr Promillewert). Richtig peinlich wurden Spieleabende erst, als er in Lokale ausgegliedert wurde. Nichts macht einen Samstagabend unsexier als Mathematikstudenten, die Schach oder Uno in einer Bar spielen und sich dabei an einem Hefeweizen festhalten. Beobachtungen wie diese haben den Spieleabend zu Recht in Verruf gebracht.
Um so erstaunlicher, dass ich trotz dieses (gefühlten) Wissens meinerseits den Samstagabend bei einem Spieleabend in einer Wohnung meines Vertrauens verbrachte. Das einzige mir bekannte sympathische Pärchen hatte ein anderes Pärchen zu Gast um einen Klassiker der Nerd- Unterhaltung zu spielen: „Die Siedler“, das Brettspiel. Meine Einladung dazu nahm ich zunächst nicht weiter ernst, ich hielt das Spiel für einen Vorwand, sich zu betrinken (so war ich schließlich sozialisiert) und sagte daher freudig zu. Umso größer meine Überraschung, als sich schließlich herausstellte, dass das betreffende Spiel in manchen Kreisen semi- religiös verehrt und gehandhabt wird. Mit anderen Worten: Das war kein Spiel, das war Anforderung der Klasse eines Wahlpflichtfachs in der Schule. So wie ich die halbstündige Spielerklärung verstand (bei der ich zugegebermaßen aufgrund meiner lächerlich geringen Aufmerksamkeitsspanne alle 3 Sekunden abschaltete und mich in eine „Donna Summe- Tribute Party“ träumte), muss man richtiggehend eine Art...Land erschaffen mit Universität, Bibliothek und allem ChiChi. Es folgten 4 Stunden intensivster Anstrengung meinerseits, eine gute Landesmutter zu sein und mich eifrig in Erbauen, Beschützen und Ausbauen meiner paar Siedlungen bemüßigte. Unterm Strich war ich so eine Art...Kasachstan, mit gut ausgebautem Militär aber quasi keinerlei Bildung im Land. Ein Kloster genügte mir. Wie dem auch sei: So richtig gecheckt habe ich diese komplizierte Mischung aus Würfeln, Karten Ziehen und Mitspieler verärgern bis zum Ende nicht. Schließlich verlegte ich mich in alter Gewohnheit darauf, den sich abzeichnenden Gewinner scherzhaft zu beleidigen und das Spiel einfach dadurch zu gewinnen, dass ich am Ende übrig blieb. Ich scheiterte.
Ich möchte betonen, dass keiner der Anwesenden ein Nerd war oder so aussah. Das heißt, vielleicht ist ein Nerd in jedem von uns versteckt, der nur darauf wartet, von einem Brettspiel hervorgeholt zu werden. Ich schließe mich selbst ausdrücklich aus. Der Nerd in mir ist längst getötet worden von der Couchkartoffel und dem TV- Freak bzw. spätestens von dem Alkoholiker. Abgesehen von Soiltär und FreeCell hat mich noch kein Spiel sonderlich gefesselt (und FreeCell auch nur solange, wie ich versucht habe, es zu kapieren, ohne die Regeln zu lesen). Obwohl der Gedanke, ein Land zu erschaffen (und zu beherrschen) ja eigentlich was für mich ist. Aber solange das auf einem Brett stattfindet, hat das Ganze einfach zu viel von Spence Olgin.

Freitag, 12. Januar 2007

"Flavor Flahaaaaaav!"

Nachdem meine Ausführungen zu den diversen Unzulänglichkeiten akademischer Natur meine Person betreffend auf ein breites Spektrum von Reaktionen (11 Kommentare, davon nur die wenigsten von mir selbst) traf, gedenke ich, noch einen draufzusetzen: Nicht nur habe ich keine Ahnnung, wie ich die Hausarbeit über den langweiligsten Film aller Zeiten schreiben soll, ich komme auch nicht an den langweiligsten Film aller Zeiten heran (zumindest nicht ohne eine Kurzreise nach Asien). Offensichtlich gibt es das gute Stück nicht auf DVD in Europa, das heißt, wenn ich überhaupt noch einen Leistungsnachweis beim selbsternannten Papst der Filmwissenschaft erbringen möchte, so muss ich ihn zunächst um seine Kopie des Films anbetteln (und ich frage mich, wo er seine her hat...Raubkopie? Dann könnte ich den Leistungsnachweis erpressen. Aber ich wäre bestimmt total unüberzeugend als Bedrohung.). Problem: Ich habe monatelang so getan, als würde ich die Hausarbeit schreiben und wäre nur noch nicht ganz fertig. Zwar hält mich der Dozent mit 85%igen Polyesteranteil seit spätestens Dienstag zwas eh für eine komplette Null, jedoch erscheint mir die Aussicht auf erneute Staubfresserei wenig verlockend.
Mein sich zur Vollbeschäftigung ausweitender Nebenjob, auch bekannt als die Affenhölle, wartete heute mit 8 Stunden Hirnfraß und einer unangenhmen Neuigkeit: Offenbar brennt ziemlich oft abends "after hours" noch Licht in meinem (der Anderen auch) Büro...jedoch bin ich da nicht mehr da und die einzigen Leute, die unter mir in der Jobnahrungskette stehen, die Raumpfleger (welch netter Euphemismus), noch nicht. Ich vermute, dass der Boss mein Büro als eine Art privaten Rückzugsort benutzt...so wie Richard Fish in Ally McBeal. Dort schmökert er in Ruhe in Herrenmagazinen oder der Fix&Foxi. Die Vorstellung lullt mich gerade etwas ein, aber gleichzeitig drängen sich mir noch andere Möglichkeiten auf: Vielleicht ist mein Büro nachts ein Casino, ein Umschlagplatz für Zwangsprostituierte (Ich erinnere an die osteuropäische "Praktikantin") und/oder ein Liebesnest für eine gewisse Mai/September Romanze auf oberster Ebene (ich lese zuviel http://thecompanybitch.blogspot.com). Ich rätsele und bin angeekelt, aber auch etwas fasziniert. Eine Kollegin schlug mir vor, eine webcam zu installieren, und wenn ich auch nur ansatzweise wüßte, wie das geht, würde ich es sogar tun.
Übrigens hat die CB (siehe Link) noch anderen schlechten Einfluß auf mich: Auch ich verweigere mich dem Freitagsabendausgehzwang, esse meterlange meatball-Marinara Sandwiches von Subway (Originalsatz Bonette : "Ich habe noch 5,50 Euro und möchte sie bei Ihnen ausgeben.") und gucke dabei Flavor of Love. Unterschiede zwischen der CB und mir sind dabei
1. mein halbtotes Sozialleben ("Sie haben keine neuen Nachrichten.")
2. das Fehlen einer halbherzigen Affäre mit einem Ex-Freund, der dann zum Wieder-Freund wird
3. keinerlei Ähnlichkeit zu Sienna Miller, weder vor noch nach dem Haarschnitt (ihrem und meinem).
Soviel zu meinem interessanten Leben für heute.
Flavor of Love ist übrigens unglaublich lustig. Flavor Flav ruft ständig seinen eigenen Namen, agiert wie ein schwarzer Ozzy Osbourne und nennt sich selbst den Black-chelor. Statt Rosen gibt es eine riesige Oldschool-HipHop-Uhr zum Umhänger für die Frauen, die bleiben dürfen. Da ist sogar deren Bild drauf. Fantastisch. Womit wir wieder bei Alf, der Smurf Uhr und Bryan Tanner wären. Wer das passende Zitat kennt (und postet) erhält einen gratis Merchandisinggegenstand aus der Affenhölle. Verführerisch, oder?

Dienstag, 9. Januar 2007

La Bonette: Academic Failure

Das längst überfällige Gespräch zu einer meiner diversen ausstehenden Hausarbeiten fand heute zu absoluter Nicht-Überraschung aller Beteiligter einen eher unbefriedigenden Ausgang. Tief in meinem Herzen habe ich schon immer gewusst, dass ich mein fachspezifische Verständnis 30 Jahre überaltet, oder wie es der Dozent nannte "nicht ganz state of the art" ist. Nun aber bin ich gewiß: Fürs durchkommen könnte es reichen, aber nur unter meinem alten Leitsatz "4 gewinnt". Ich hatte gehofft, dass die 30 minütige Verspätung des Dozenten zum Termin (und meine großzügige Duldung) so eine Art Vorteil für mich seien, weil sich der Typ dann irgendwie schuldig fühlen würde und vielleicht weniger harsch in seinem Urteil, kryptisch in seinen Empfehlungen und herablassend in seiner Art. Leider war dies nur einer der Fehler, die mir heute (und eigentlich at any given weekday) insgesamt unterliefen. Wer hätte ahnen können, dass man durch konstantes Ignorieren von selbstherrlichen Professoren und deren Literaturempfehlungen am Ende vor einem Mittelklasseakademiker mit C&A- Anzug und dünnem Haar
zu Kreuze kriechen muss um überhaupt die Aussicht auf einen Leistungsnachweis zu erhalten. Ich sicherlich (nicht), deshalb stimmte ich suizidial (wenigstens auf meine akademischen Erfolgsaussichten bezogen) zu, eine Art "Skizze" der ausstehenden Arbeit demnächst abzuliefern. Eigentlich hab ich das aber nur gesagt, um den Mann einigermaßen ruhigzustellen und dann per Mail meinen erneuten beschämenden Rückzug zu erklären. Es ist soviel weniger erniedrigend, wenn man den Leuten nicht dabei in die Augen sehen muss während man sich wieder eingestehen muss, an gewissen Mindestanforderungen gescheitert zu sein. Kurzer Auszug aus dem Gespräch (es geht um einen Film):
Ich: "Ich wollte auch eine formale Analyse in Tabellenform anfertigen um meine Thesen über die inhaltlich divergierende Gestaltung der einzelnen Handlungsorte zu untermauern."
Er: "Ja, aber das hat ja nichts mit formalen Kriterien zu tun. Das könnten sie auch auf jedes andere inhaltliche Motiv beziehen, zum Beispiel die Tatsache, dass Dopplungsmotivs."
Ich: "Wie soll ich das denn potentiell in jeder einzelnen Szene nachweisen können?"
Er: *bedauernd guck* "Ja, da haben wir wohl ihr Problem." Subtext: "Ich halte Sie für den armseligen oberflächlichen Fernsehjunkie, der sie sind. Sie lesen keine Reader, sie sind nur in der Uni, um sich über Kommilitonen lustig zu machen, die schön über gender studies oder Computerspiele berichten können. Ich weiß, dass sie Privatfernsehen gucken und ich mißbillige all dies. Gehe sie mir aus dem Licht."
Das wird ein schlimmes Ende nehmen mit dieser "Skizze". Wahrscheinlich wird er noch in Jahren seinen Kollegen und Musterstudenten meine lächerlichen Versuche unter die Nase halten, als eine Art "Lustiges Taschenbuch" für Akademiker.
Nun aber hurtig kurz noch ein paar Worte zum Wochenende, das ich, entgegen meiner Gewohnheit, in der anmaßenden Ortschaft Leipzig verbrachte. Ich war dort um jene zu besuchen und wieder andere zu verfolgen (sort of) bzw. sie ob ihrer schändlichen Flucht aus der Hauptstadt ohne die vorherige Einholung meiner persönlichen Billigung zur Rede zu stellen. Best of:
1. Einsteigen ins Taxi, nachts um 1 (der ÖPNV lässt einen schnell im Stich in L., es sei denn, man möchte ungefähr 5 Stunden Fahrtzeit für eine Distanz von 4 km benötigen). Nachdem der Taxifahrer gehört hat, wohin ich will (eine Straße im östlichen Zentrum der Stadt), folgende Frage: "Wo isn das ungefähr?" Ich glaube nicht, dass jemand, dessen Beruf es ist, Leute zu bestimmten Orten zu fahren die jeweiligen Leute fragen sollte, wo "das" ist, zumindest, wenn er nicht gerade in Tokio ist. Oder gar kein Taxifahrer.
2. Curryhuhn mein Spanier bestellt. Schnell bereut, viel zu spät fiel mir ein: Da waren doch Araber (sort of), nicht Inder. Asien, Asien: Ein weites Feld.
3. Spätis gibbet dort nicht, man muss Alkohol ordinär in Imbissläden kaufen (die, wenn man Glück hat, überhaupt Alkohol haben). Schlecht, wenn man konditioniert ist, kurz vor 3 mal doch noch 2 Liter Glühwein trinken zu wollen.
4. 4 schätzungsweise 18jährige am Nebentisch im Lokal. Das "Gespräch" (Folter für mein zwar abgestumpftes, aber noch nicht gänzlich totes Hirn) drehte sich (völlig altersgerecht) ausschließlich um Fortpflanzungspartner. Sätze wie "Ich darf ja eigentlich keinen mit arabischen Genen nehmen, weil dann kommen meine eigenen arabischen Gene durch, also muss ich den nordischen Typ nehmen, aber mein Zahnarzt ist sooo süß, und der ist ja auch eher der arabische Typ...Was soll ich denn jetzt X schreiben um Schluß zu machen?" fielen. Es wurde auch diskutiert, ob man das Wort "schnattern" in einer Kurzmitteilung an einen Jungen verwenden darf. Ich weiß es nicht (bin weder Huhn noch Ente) und bitte daher um schnelle Aufklärung durch die potentielle Leserschaft meiner 2 cents.
Übrigens mache ich maßgeblich die Mitbewohnerin für mein akademisches Versagen verantwortlich. Sie guckt sogar noch mehr Privatfernsehen als ich.

Freitag, 5. Januar 2007

Hüften lügen nicht (what the hell?)

Ich kann nicht glauben, dass ich neben den dümmsten, rücksichtslosesten Menschen auf diesem Planeten lebe (okay, vielleicht Ich und die Nachbarn von L. Ron Hubbard, Charles Manson und 50 Cent). Nicht nur die Leute in meinem Haus sind in geradazu lächerlichem Maß unterbelichtet, nein, die gesamte Straße scheint ein Hort des Stumpfsinns zu sein (und wer sich jetzt denkt, dass ich nur deswegen dort hingezogen bin, der ist...gemein.). Beginnen wir mit den Trotteln über meiner Wohnung: Nennen wir sie Dumm und Dummovic (no offense agains Eastern Europe in general intended, besides the fact, that, you know, it´t not Europe). 2 junge Herren, die vorzugsweise ab 1.30 Uhr nachts mit dem Ausüben ihrer Hobbies (Sex und Bassgitarre) beginnen, wobei sie, wie ich wohl kaum hinzufügen muß, dilettieren ohne Ende. Beide sind sie häßlich UND dumm, eine Mischung, die man sonst vor allem in Tarifzone C findet. Die von ihnen gestohlenen Mädchen machen quietschende Geräusche, ich nehme an, um sicherzugehen, dass in ihrem Kopf das gewohnte Vakuum entsteht. Meine Versuche, die Trottel auf ihr schändliches Fehlverhalten und den von ihnen zu nachtschlafender Zeit verursachten Lärm anzusprechen, wurde souverän begegnet, indem man gar nicht erst die Tür öffnete. Dumm und Dummovic: Ich konnte euch HÖREN hinter der Tür, ihr dämlichen Trottel.
Nun zu unserer direkten Nachbarin, nennen wir sie Jennifer. Ein Gör von erlesener Dumpfheit. Völlig leer starrten mich ihre Augen einst an, als sie nach einem Dosenöffner fragte. Sie stellt ihre Schuhe im Flur ab (so hat sie das wahrscheinlich im Sanatorium gelernt) und hört Tag und Nacht Katie Melua, Musik wie Sirup, und das STUNDENLANG. Ihr Freund, ein seelenloser Kiffer mit Klischeematte, nutzt die rare Zeit ihrer Abwesenheit um "mal was härteres" wie die Red Hot Chilli Peppers zu hören. Es ist nicht cool. Viel schlimmer als Jennifer war aber ihre Vorgängerin, eine verhärmte Heilpraktikerin Ende 30, die als Mitglied in einem Schöneberger Chor von uns sofort als lesbisch erkannt wurde. Die Mitbewohnerin fand irgendwann eine Georgette Dee CD in der Wohnung der Ex-Nachbarin, was unseren Eindruck hinsichtlich deren Homosexualität bestätigte. Warum die Mitbewohnerin in der Wohnung der lesbischen Nachbarin war, sollte sie selbst erklären. Ich persönlich fand die beim Einzug beobachtete Steinesammlung der Lesbe sehr viel kurioser als die Tatsache, dass sie lesbisch war. Ich meine, wer schleppt Kartons voller STEINE in die 3. Etage...Idiotin.
Seit neuester Zeit hat sich die Ruhestörungsepidemie auf die angrenzenden Häuser ausgedehnt...werktags zwischen 2 und 5 Uhr morgens werden im Nebenhaus die Bässe einer unaussprechlich furchtbaren Musik so hoch gedreht, dass die Fundamente vibrieren. Das macht vor allem dann richtig Spaß, wenn man weiß, dass man um 8 aufstehen muß um arbeiten zu gehen, eine Tätigkeit, die diese hirnverbrannten Arschlöcher niemals kennenlernen werden.
Gegenüber im Haus hat sich eine Solidar- und Wohngemeinschaft mit Migrationshintergrund aus aller Welt eingefunden, die vorzugsweise im Sommer die Sitten aus ihrer jeweiligen Heimat südlich des Äquators in Form von völlig sinnlosen Blockparties mit furchtbarer Musik (Shakira wurde einst mehr als 50 mal in Folge von ihnen gespielt) in unser herzloses Land bringen. Ich möchte aber, dass meine Straße herzlos bleibt. Ich möchte auch mal schlafen. Ich möchte nicht in einem Whitney Houston Video leben.

Mittwoch, 3. Januar 2007

Metall auf Knorpel

Auf der Suche nach meiner an den Fernseher (oder, wie ihn die Mitbewohnerin zärtlich nennt "Ferns") verlorenen Jugend und in der Tradition des neuen Jahres, mich selbst mit zuvor niemals in Erwägung gezogenen Körperumgestaltungsmaßnahmen zu überraschen, kam es heute zu neuen Ausschreitungen meines Hirns. Diese sagten mir, dass das Einzige, was blonde Strähnchen toppen kann, ein unscheinbares (aber dafür nicht weniger schmerzhaftes) Anti- Tragus Piercing sei. Was genau ich mir habe durchstechen lassen, kann jetzt jeder kurz selbst recherchieren, nicht zuletzt um in die bunte, faszinierende Welt der Selbstverstümmelung näher einzusteigen. Nur soviel: Prinz Albert ist nur eine von vielen Möglichkeiten für Jungs, sich das Sitzen zu erschweren (zumindest, solange kein Knopf IN der Hose ist), womit ich aber keinesfalls eine Metallisierung meinerseits in sensitiven Bereichen andeuten möchte. ANTI Tragus, das ist kein Schweinkram. Wirklich. Hier der Beweis: http://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Tragus-Piercing
Es schmerzt übrigens nur, wenn ich lache. Damit ist wenigstens ein kleiner Teil unzähliger mehr oder weniger schlechter Arztwitze rehabilitiert. Das Stechen an sich ging schnell und war dank eines Erdbeerlollis bald nur noch Nebensache in meinem von Kohlehydraten abgelenkten Hirn. Natürlich könnten auch die Bilder an der Wand entscheidend gewesen sein, auf die ich ängstlich (und fasziniert) starrte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Intimschmuck#Intimpiercings_bei_Frauen
Auch das Wort "Ekel" fällt mir ein. Ich finds aber irgendwie auch gut, dass die Piercings nach Frauen benannt sind. Das gibt bestimmten Unterhaltungen gleich ganz neue Richtungen: "Was macht denn deine Christina?"-"Danke der Nachfrage, Fahrrad fahren müssen wir noch etwas üben." Interessant, interessant.
Ich glaube, hier ist gerade der Eindruck entstanden, ich hätte so eine Art subäquatorialen Schmuck (weil ich nicht müde werde, darüber zu erzählen), daher verneine ich dies energisch und wechsle sofort das Thema. Was soll man zu dämlichen Hamburger Mädchen sagen, die das Brandenburger Tor "Berliner Tor" nennen und den Tresor Club nach Unter den Linden verlegen? Man sagt: "Dir ham se doch ins Hirn gepierct!" bzw. denkt es sich, weil die dämlichen Tussis zu zweit sind, über und über tätowiert und einem körperlich eindeutig überlegen. Ich fürchte, das Metall macht mich nicht cooler. Immerhin: Das Gesicht funktioniert noch und dank des Schmunzelkatarrhs werde ich nun vielleicht endlich als die ernsthafte Person anerkannt, die ich nicht bin.

Dienstag, 2. Januar 2007

Baby, there´s something wrong with me

Also habe ich beschlossen, in Ermangelung des Durchhaltevermögens gegenüber irgendwelcher tiefgreifenderen (und offensichtlich nötigeren) Make- Over Maßnahmen, zum Friseur zu gehen. Wie soviele Halb-Neurotiker bin auch ich besessen von meinen Haaren (Vgl. dazu Frenzy). Mein letzter Friseurbesuch samt Schnitt, "wo man auch was sieht", liegt ca. 1,5 Jahre zurück. Seitdem habe ich die Haarpracht mehr oder minder einfach machen lassen, was sie für richtig hält. Ich nannte dies einige Zeit lang meinen "Armutshaarschnitt", ungeachtet der Tatsache, dass so mancher Hartz 4 Empfänger (zu denen ich auch mal gehören werde, ich werde nicht müde, dies zu betonen) mit gepflegterem Schopf durch die Welt spaziert. Jedenfalls habe ich das neue Jahr (und meine selbsternannte Sabbatwoche) erwählt, um die Matte stutzen zu lassen, nicht zuletzt, weil mir eine ehemalig befreundete Person über Weihnachen das Aussehen einer "Prinzessin" bescheinigte, und das mit dem erwartet süßlich-sarkastischen Unterton. Ich wählte einen der beliebten 11 Euro Friseure, allerdings nicht den Horrorladen vom letzten Mal, wo sämtliche Kommunikation über meinen Wunsch, die Haare betreffend, nonverbal ablief (und schlimm endete). Ganz in der Tradition meines neuen "Dings", mich selbst zu überraschen, entschied ich mich für eine drastische Maßnahme, die ich bisher aus moralischen Gründen aus tiefstem Herzen abgelehnt hatte: Ich wählte Strähnchen. Die Friseurin schien fähig, und um die Spannung vorweg zu nehmen, das Ergebnis ist auch nicht völlig vor den Baum (eine Mischung aus "Rachel aus Friends in fett" und Raquel Ochmonek, also eine Art Raqchel.). Jedoch war das Prozedere mehr als erniedrigend. Zunächst einmal bekam ich die Haare gewaschen (ein Wunder, dass man das nicht auch noch selbst machen muss)von einem schätzungsweise 14jährigen mit ausrasiertem Meckischnitt, wobei die Rasur eine Art...Muster darstellen sollte. Es ist grundsätzlich ein schlechtes Zeichen, wenn die Leute, die einem die Haare schön machen sollten, selbst aussehen wie explodierte Katzen oder ähnliches Getier. Der Typ verpasste mir ein Handtuch und bedeutete mir, mich zu ihm vor eine Spiegelfront zu gesellen. Dort hielt er minutenlang irgendwelche Flaschen hoch und redete auf mich ein. Ich hielt dies für eine Art Verkaufsgespräch und, menschlich schwach wie ich bin bzw. die Kunst der Deeskalation übend, nickte und lächelte dazu. Irgendwann merkte ich, dass ich mir das Zeug ins Haar tun sollte um danach zu fönen. Inzwischen hielt mich der 14jährige Chipmunk mit Sicherheit für geistig zurückgeblieben, was ich mit einem souveränen "Sorry, ich versteh dich total schlecht bei der Musik hier." konterte. Dann musste ich mich zwecks Schnitt neben eine Discotussi der Extraklasse bequemen, welche sich, oh Wunder, dunkle Asi- Strähnen ins frisch platinierte Haupthaar färben lassen wollte. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Neben Heidi Klum für Arme, die von den WGs mit Migrationshintergrund schwadroniert, in denen sie ein und ausgeht, mit Aluminiumfolie im Haar zu sitzen, oder neben Heidi Klum für Arme und deren Schwester, die nicht minder schwachsinniges Zeug erzählt, mit Alufolie im Haar sitzen zu müssen. Beides war mein Schicksal. Die beiden waren aber noch nichts gegen die 4 Teenager mit Gossenvokabular, die sich danach neben mich setzten. Nachdem der Magnet Club erwähnt wurde, wußte ich endgültig, dass ich zu alt für diese Lokalität bin. Dann ging es wieder zum Auswaschen, und weil ich ein in Haardingen unbedarfter Mensch bin, ging ich (nachdem ich mich erneut selbst hatte fönen müssen, eine Erniedrigung sondersgleichen in einem Laden mit Spiegelfront, Neonlicht und fast ausschließlich besser als man selbst aussehender Kundschaft) erwartungsfroh zurück zu der Frau, die meine Haare zu verantworten hatte, als wünschte ich Absolution oder sowas. Eigentlich war ich nur unsicher, ob jetzt nicht noch was käme (für den Preis), z.B. eine Art Lob fürs Durchhalten. Es folgte aber nur eine völlig sinnlose Kurzbesprechung zu meinen Haaren vor der massiven Spiegelfront. Im Nachhinein bin ich dankbar, dass die Frau mich spätestens dann nicht auslachte bzw. dem Spott des überwiegend homosexuellen Restpersonals (ein Klischee, das stimmt) anheim gab. Ich ging erhobenen (neuen) Hauptes und wusch mir das erste Mal seit 10 Jahren nicht sofort die Haare nachdem ich zu Hause angekommen war. Ein echter Erfolg, also.
Fazit: 1. Aus uncoolen, männlichen Sozialpädagogikstudenten mit Quietschstimme wird auch mit Bleaching Look kein Surfer.
1. Nicht alle Menschen mit Strähnchen sind schlecht.

Montag, 1. Januar 2007

...and a crappy new year!

Ich weigere mich beharrlich, 2007 beim Namen zu nennen, um mich über alle unwiderruflichen Versäumnisse in 2006 (und das waren so einige) hinwegzutäuschen, soviel nur vorweg. Das heißt, der gesamte Silvesterabend war meinerseits geprägt von der fixen Idee, das sei ein ganz normaler Ausgehabend (um Professor Bolz zu zitieren), völlig durchschnittlich für Party Monster wie mich (ja, ich bin immer noch saturiert ironisch. Problem damit?). Der Abend begann dann auch recht kommod mit Partyhütchen, Bowle, viel und gutem Essen und einer 70erJahre- Karaoke- DVD. Alles sehr entspannt und schön, bis auf die Tatsache, dass ich dem Gastgeber irgendwann eine "8 auf einer Skala von 1 bis 10 in Heißheit" gab. Warum ich das tat, I don´t know. Wahrscheinlich nur, um die Heißheit des potentiellen Love Interests der Mitbewohnerin (eine wirkliche 10) zu unterstreichen. Das kann man so machen, man sollte dann nur das Echo nicht fürchten. Da ich das aber notorisch tue, war diese völlig unerfragte Bewertung alles andere als klug.
Jedenfalls war der Alkohol schuld.
Dieser veranlasste mich auch beim Zelebrieren des Datumswechsels, dem ein Ortswechsel in eine mir völlig unbekannte Wohnung mit schicker Dachterrasse und netten Ausblick aufs Feuerwerk vorrausgegangen war, einen der dort anwesenden Yuppies mit den Worten "Ich taufe dich auf den Namen Karpaltunnelsyndrom." zu begegnen. Der Typ hörte daraufhin endlich auf, unser vergnügtes Grüppchen mittelloser Mittzwanziger anzusprechen (auf der Suche nach echtem Betrunkenheitslächeln und nicht dem angesäuerten Angeschickertsein der dort sonst rumlaufenden Damen) und zog sich verwirrt zurück. Stunden später fiel mir ein, dass das der Typ gewesen war, der Til Schweiger persönlich kennt. Aber ich mochte Til Schweiger noch nie sonderlich. Nach Verabschiedung der Dachterrasse beschloss ich, kurz die Andere zu treffen, die auf dem Weg zu irgendeiner Party quasi um der Ecke umsteigen musste. Leider lag hinter besagter Ecke auch das Kriegsgebiet in Gestalt der Warschauer Brücke. So stelle ich mir Krieg vor oder die Wende: Massenhaft Leute, mehr oder weniger betrunken, die gierig nach meinem lustigen Partyhütchen schnappen und ansonsten Knaller auf die völlig verdreckte und verstopfte Straße schmeißen. Der Aufforderung der Anderen, mich mit ihr und ihrer Posse (bestehend aus Kulturwissenschafts-Bacheloretten und ihrer Schwester) nach Kreuzberg zu begeben, kam ich dann überraschenderweise nach. Schon in der Bahn behelligten mich betrunkene Touristen mit Fragen nach dem Weg dort und dorthin. Ich gab mein Bestes bei der Bewältigung ihrer Probleme, wobei mich die BVG oder wenigstens Klaus Wowereit eigentlich dafür hätte bezahlen sollen. Kreuzberg war dann ganz nett, die Party anfangs gut gefüllt (nach unserem Eintreffen und der Einnahme der Tanzfläche änderte sich das aber seltsamerweise rasch), das Bier kalt. Einziges Problem war die Schwester der Anderen, die nicht nur abgefüllt war, sondern auch unendlich müe, sie schlief quasi im Stehen ein. Damit aber nicht genug- dabei PFIFF sie auch noch permanent vor sich hin. Ob stehend, sitzend, liegend, laufend: Fröhlich tirilierend faszinierte der Teenie mit Ausdauer und Talent als Kunstpfeifer. Sie zu beobachten war in etwa so, wie einem Pater Noster bei der Fahrt zu betrachten: Faszinierend, aber auch irgendwie beängstigend. Dieser sehr weit hergeholte Vergleich ist meiner Unkreativität geschuldet, die sich hier ja schon mehr als einmal manifestiert hat. Das ist jetzt eben so. Vielleicht bin ich auch nur verkatert. Man wird sehen, Leser.
Nach Zerstörung der Party in Kreuzberg trat ich eine einsame Heimreise an, geprägt durch vergebliches Warten auf ein Taxi, Verfolgung durch creepy loners (die mich ansprachen), Unterhaltungen mit Fremden am Taxistand, um den creepy loner davon zu überzeugen, dass ich nicht alleine unterwegs wäre, einem Fußmarsch zur völlig überfüllten U-Bahn und einer Fahrt mit Betrunkenen, die eigentlich nur deswegen so schlimm war, weil ich nicht betrunken genug war. Das führte dann auch dazu, dass sich Ina, 20, heulend und betrunken, Sozialwesen-Studentin aus der Nähe von Dresden, hilfesuchend an mich wendete bzw. dass ich überhaupt auf ihr Ansprechen meiner Person reagieren konnte. Ihr Asi- Freund habe ihr den Abend versaut, jetzt wolle sie zu Freunden in die Storkower Straße, ob ich wisse, wo das sei. Nachdem ich ihrem betütelten und heulenden Hirn versucht hatte, zu erklären, wie sie umzusteigen hätte, rief sie ihre Freunde an um mich mit denen sprechen zu lassen zwecks Wegbeschreibung (unlogisch, ja, aber irgendwie auch interessant). Die Freunde waren zum Glück auch recht nüchtern und meinten, die M13 wäre the place to be für Ina. Nachdem wir knapp einer ekelhaften Prügelei am U-Bahnhof Prinzenstraße entgangen waren (warum die BVG uns da noch mal hat umsteigen lassen, weiß nur sie), wurden wir richtig gute Freunde im oberflächlichen "Ich sehe dich nie wieder"- Sinn und ich setzte Ina, die übrigens das gleiche peinliche Handy hat (oder hatte?) wie ich an ihrer Tramstation ab. Ich versuchte ihr Abfahrtszeit, Nummer der Tram und Anzahl der zu fahrenden Stationen einzuschärfen. Als ich abhaute, telefonierte sie schon wieder. Ich hoffe, das war ein gutes Zeichen. Keine 10 Meter hinter der Tramstation wurde ich dann von einem Typen mit lustigen Hütchen mit den Worten "Frohes Neues Jahr! Ich bin zwar schwul, aber ich will mich jetzt ein bißchen mit dir unterhalten." begrüßt. Ich überraschte mich selbst und ignorierte ihn...nicht. Er war ein betrunkener, schwuler Zahnarzt (wobei er mir irgendwas von FH- Abschluß in Zahnmedizin erzählte und ich nicht weiß, ob man das glauben kann. Andererseits: In NRW geht doch so ziemlich alles, oder?) auf dem Weg zum Platz der Vereinten Nationen. Nachdem ich in die Boxhagener Straße einbiegen musste verabredeten wir uns noch für nächstes Jahr, gleiche Zeit und gleicher Ort. Ein bunter Blumenstrauß der guten Laune und Absurditäten also, dieser Abend. Wenn das nur nicht soviel mit Datumswechsel zu zun gehabt hätte, es wäre richtig nett gewesen. Übrigens: Warum singt hier niemand "Auld lang syne"? Und mit "hier" meine ich die Leute mit der Dachterrassenwohnung? Dachterrassenbewohner, wenn ihr das lest: Sagt mal bescheid, warum ihr dieses schöne Lied nicht singt (und kennt).