Freitag, 27. April 2007

Dilemma, Dilemmata, Dilämmer

Erst kürzlich wagte ich, aus offensichtlichen Gründen wie Neid und technischen Unverständnis, die Käufer von MacBooks als modeversessene Schnösel zu bezeichnen, eine Behauptung, die durch den Umstand, dass einige der Menschen, die in einem Raum sitzen bleiben, wenn ich ihn betrete, also Menschen, die ich gemäß meinen Parametern getrost als Freunde bezeichnen würde, in jene kühn behauptete Gruppe fallen würden. Gestern aber, bei einem knallharten Funktionstest jenes weißen Apfel-Alternativen unter den mobilen Rechenmaschinen, wurde ich eines besseren belehrt. Welch Eleganz in den im Gehäuse versenkten Tasten! Noch dazu ist er sehr schlank und weiß, Attribute, die ich sonst nur bei homosexuellen Mitgliedern britischer Popbands positiv bewerte. Es könnte gut sein, dass ich mich demnächst komplett verschulde, um auch der elitären Mac- Minderheit beizutreten. Vielleicht kriegt man dann auch geheime Passwörter und das Ganze ist eher sowas wie die Freimaurerloge, komplett mit Geheimtreffen, freien Buffets, Plänen, die Weltherrschaft an sich zu reißen und anderen Samstagabendbeschäftigungen. So etwas wäre es mir wert, 10 Monate nur noch von Tütensuppen zu leben (da ich dann das Gratis Essen dergeheimen Mac- Loge hätte, wäre dieses Problem auch nicht so schlimm wie beispielsweise meine Kleidung, die den jetzigen Zustand der Verwahlosung noch um einiges übertreffen würde...das wiederum würde mich endlich wie einen echten Alternativ- Hiptard aussehen lassen, eine Aussicht, die mich schreckt, da ich fürchte, Teile meines Hirns beim Wandelungsprozeß zu verlieren). Aber genug der wirren Spekulationen. Am Montag ist wieder Bambule im Bezirk, ein Fakt, der mich betrübt, da ich just dann und aufgrund einer Verkettung unvorhersehbarer Umstände (meine Geburt vor ein paar Jahren...sagen wir, 17?) das Betrinken mit einigen MacUsern (sie sollen mir das geheime Passwort verraten) in meiner Küche und anderen Räumen plane, die zugegebenermaßen recht Low-Fi sind. Jedenfalls ahne ich schon Böses und sehe meine potentiellen Besucher von Ordnungskräften und/oder berauschten Krawallzähnen zu Klump geschlagen werden. Hoffentlich schaffen sie es, vorher ihre Geschenke vorbeizubringen. Amüsant an dieser Aussicht ist einzig der Fakt, dass ich die Besucher dazu verpflichtet habe, sich im Stil meiner großen Blütezeit zu kleiden, und das sind natürlich die Neunziger Jahre. Die 1990er, ihr gehässigen Anderes- Vermuter (Ich bin NICHT Norma Desmond), dass heißt, wenn sie in den Trubel geraten und meinetwegen auch verhaftet werden, dann in fürchterlichen z.B. Neonfarbenen Outfits, die sie wiederum ganz wie die ursprünglichen kaputten "Demonstranten" aussehen lassen. Niemand wird ihren Unschuldsbeteuerungen glauben! Montgomery Burns selbst hätte es nicht besser planen können, oder meinetwegen auch Rupert Murdoch (insert a hateable person here). Diese Tatsache allein sollte mir Zugang zur geheimen Mac- Partei verschaffen: Fiesheit, die zufällig aussieht.

Mittwoch, 25. April 2007

An einem Sonntag im April

...saß ich 3 Stunden an Bord eines Ausflugsbootes, das von einem sadistischen Fantasie- Marine-Offizier in Fantasie-Marine-Uniform terrorisiert wurde aber ansonsten sehr schön war, holte mir dabei einen Mördersonnenbrand im Gesicht und versuchte mehrfach vergeblich, das Schiff zwecks eines Erholungsspaziergang zu verlassen. Meine Entourage, die alles beobachtet hatte (weil sie dabei war bzw. mir die Bootsfahrt als Zeichen ihrer Ergebenheit geschenkt hatte), war genauso schockiert wie ich, dass man bei der Müggelseefahrt keinen Landausflug machen kann, ohne sich auf einen circa 30sekündigen Halt und das sofortige von- Bord- springen vorzubereiten bzw. ohne mit einem vergeblichen Warten auf das nächste Boot in the middle of Köpenick rechnen zu müssen. Zum Trost zeigte ich ihnen stolz das neue Eiskaffee in meiner Straße, dessen Neueröffnung meine Eltern zu einem besorgten Kopfschütteln und der Bemerkung "Aber da fährste ja wohl nich auch noch mit dem Auto hin, oder?" veranlasst hatte. Das Wissen, für immer mit der Eiscreme um meine Zuneigung buhlen zu müssen hat sie so verbittert. Aber so traurig dies auch ist, ist es kein Grund, nicht noch ausführlicher über das Eiscafé zu berichten. Die große Inneneinrichtungs-Tradition der 90er Jahre mit ihrer Pastellfarbenen- Dekor, den Chiffonschals vor den Fenstern sowie
Holzpaneele in rauhen Mengen hebt sich wohltuend von den Alternativeis- Etablissements des restlichen Viertels ab, wo es einem schon mal passieren kann, dass Menschen, die man früher treffend als "Gammler" bezeichnet hat, mit Gitarre und Kräuterzigarette nach Soja- Eis, Lactosefreien Halbgefrorenen oder anderen Loser-Leckereien fragen. Meine Antwort für diese Art von Idiotie ist folgende: Wenn ihr keine Milch vertragt und Zucker als größten Menschheitsschurken anseht, dann esst einfach keine Eiscreme! Besudelt nichts das köstlich- cremige Milchspeise-Erlebnis mit euren gar lächerlichen Befindlichkeiten!
Das schönste am Eiscafé an der Ecke ist aber, dass man von dort aus einen wunderbaren Ausblick auf die Obdachlosen am Platz hat, die sich ab der Frühjahrszeit für ungefähr 9 Monate dort versammeln, um Tischtennis zu spielen, ihre Hunde anzuschreien, zu betteln und sich zu betrinken. Wenn man viel Glück hat, wird man Zeuge von Kommentaren wie folgenden: "Ich spiele mir ja auch ab und zu am Puller herum, aber ich gehe auch wenigstens ARBEITEN!". Dieser Satz wurde geschwind von allen Umstehenden und Eiscafé- Gästen als Highlight des Sonntags deklariert und findet als solches also auch Eintrag in die hall of Alltagsfame, als die ich diesen Blog anmaßenderweise gerade bezeichnen möchte.

Sonntag, 22. April 2007

My new look: "Im Trouble."

Sonntage sind traditionell der Freind des semi- strebsamen Studenten und Mitbürgers ohne Allüren, als den ich mich selbst sehen würde, hätte ich nur einen Ganzkörperspiegel. Freund sind sie aufgrund des Ausschlafpotentials von mehreren Stunden in die Zeit hinein, in der in traditioneller orientierten Haushalten längst die Kartoffelschüssel auf dem Tisch steht, dem phänomenalen Abendprogramm (Die Ludolfs, das perfekte Promidinner, ZDF- Krimis, Zimmer Frei und andere Schätzchen wie beispielsweise „Schwiegersohn gesucht!“, ein Format in der humanistischen Tradition von „Bauer sucht Frau“, das ähnlich schamlos Nerds, die noch bei ihren Eltern leben, vorführt. Phantastisch.) und der potentiellen Möglichkeiten, die bescheidene Behausung zu verlassen um den Block mal wieder im Tageslicht zu sehen. Zum Feind wird der Sonntag dann spätestens ab 18:00 Uhr, wenn, ganz in der Tradition der ungeliebten Schulzeit, der Montagmorgen mit seiner hässlichen Visage um die Ecke lugt. Jene Aussicht beinhaltet für mich eine halbe Stunde noch sinnloserer Affenarbeit als sonst zu noch unmenschlicherer Zeit als sonst in der Affenhölle, die momentan (quasi selbstverschuldet) vom Aussterben bedroht ist. Das daraus resultierende Krisenmanagement sieht, soweit ich das Beurteilen kann, weitgehend das Schließen der Augen und das dreimalige Zusammenschlagen der Hacken sowie die Parole „Es ist nirgends so schön wie zu Hause!“ als Lösungsstrategie vor. Insofern also nichts Neues in der Welt der politischen Ränkespiele, die mich, zum Teil völlig berechtigt, wie einen Affen behandelt. Gerade fällt mir auf, dass ich, aus Angst vor der Identifizierung durch meinen von Aufdeckungsreporten bereits angeschlagenen Arbeitgeber, meine Formulierungen dermaßen verklausuliere, dass auch der Letzte meiner beiden Leser nichts mehr versteht. Ich erklär euch das alles bei Gelegenheit mal persönlich, ansonsten entschuldige ich mich für meine Erbärmlichkeit.
Nun aber zu einem der seltenen Triumphe, die es heutzutage zu feiern gilt: Ich habe es tatsächlich geschafft, den Liebhabern nächtlicher Bassklänge, die sich über uns eingenistet haben, sowas wie „die Meinung zu geigen“, mit der Konsequenz, dass die Idioten sich, abgesehen vom affenartigen die Treppe hinunterhetzen, etwas gemäßigt haben. Zu diesem Meilenstein von Nachbarschafts- Erlebnis kam es erst vor einer Woche, als sich der Osteuropäischere von den beiden nachts um 3 mal wieder dachte, jetzt wäre eine gute Zeit, um seine Plattensammlung zu genießen. Zu diesem Zweck legte er etwas auf, was wie eine schlechtgelaunte Stichsäge im Duett mit einem Aushilfsbass klang. Am Wegnicken gehindert entschloss ich mich gegen die bequemere Möglichkeit, dem Trottel einfach anonym die Ausländerbehörde oder andere für solcherlei Vergehen sicherlich zuständige Obrigkeiten auf den Hals zu hetzen und wenigstens für einen Augenblick so zu tun, als sei ich irgendwie menschlich zugänglich und nachvollziehbar in meinen Handlungen. Ich ging also, bekleidet in feinster Joggingbekleidung, selbst zum Störenfried, klingelte und klopfte dann, nachdem der Idiot den Hörer für die Gegensprechanlage abgenommen hatte und sich wunderte, warum sich niemand unten meldete, penetrant an die Tür, wie ich es in all den Filmen gesehen hatte, in denen Leute, aus zum Teil nichtigeren Gründen, aus ihrer Wohnung geworfen wurden. Endlich checkte der Idiot, dass das Klingeln, was sich übrigens komplett vom Haustürklingeln unterscheidet, seiner Wohnungstür zuzuordnen ist und öffnete. Prompt blickten mich die hohlen, toten Augen eines jungen Mannes an, der sein trauriges Leben offenbar dem Genuß von Betäubungsmitteln und schlechter Loungemusik gewidmet hatte. So, wie ich es „Lost in Action I- III“ bei Chuck Norris im Umgang mit den sadistischen Vietnamesen gesehen hatte, fixierte ich meinen Feind und sagte kühl und in meiner autoritärsten Stimme den Hammersatz „Kannste mal die Musik leiser machen?“. Entschlossen, mein leicht überfordertes Gegenüber nicht mit Informationen über meine Identität oder ähnlich Komplexes zu belasten, drehte ich mich daraufhin um und ging wieder nach unten. Erst dann fiel mir auf, dass ich die ganze Zeit meine lädierte Brille getragen hatte, die, an der das linke Glas kaputt ist. Somit war das prompte Abdrehen jeglicher Musik wohl maßgeblich auf meinen Look zurückzuführen, der in dem Idioten vielleicht Phantasien von fiesen Begegnungen meinerseits mit anderen Typen wie ihm geweckt hatte, wobei das kaputte Glas wahrscheinlich auf Selbstüberschätzung einerseits, aber auch ein Potenzial zur Kamikaze- Taktik hingewiesen hatte. Kurzum: Ich war sehr stolz auf diesen Kriegslist, die letztlich nur meiner Armut und Unorganisiertheit zuzuschreiben ist. Und was lehrt uns das alles? Verpeilt sein kann man, aber leise bitte.

Mittwoch, 18. April 2007

Ein flotter Bob aka I´m back!

Dank des Erbarmens von blogger.com sowie der wissenschaftlich fundierten und von mir zur Perfektion geführten trial-and-error Methode kann ich heute wieder einen meiner beliebten (sic!) Blogeinträge präsentieren, die es zu Recht schon zum Gesprächsthema in international bedeutenden Foren wie dem Inneren meines Kopfes geschafft haben. Die wiedererlangte Semi- Öffentlichkeit meiner Schriften führt offenbar zu neuem Größenwahn. Ich bitte, darüber hinwegzusehen.
In den letzten Tagen ist viel passiert, worüber ich posten wollte, aber angesichts meiner technischen Behinderung nicht dazu kam. Diese sentimental journey in die blog-lose Zeit, in der ich die Mitbewohnerin und die anderen beiden Leser des Blogs noch zwingen musste, mir während meiner stundenlangen Tiraden z.B. gegen EU-Beitrittskandidaten zuzuhören, machte mir erst wieder klar, wie schön die Umgehung der face-to-face Kommunikation ist. Immer kann man mit wichtigen Gesicht sagen "Ich habe darüber gebloggt!" oder man droht "Darüber werde ich bloggen!", wiederum in gnadenloser Verkennung der seeligen Abgeschiedenheit und Irrelevanz der eigenen veröffentlichten Meinung. Ein Prädestinationsparadoxon, sozusagen, wobei dies ein Begriff ist, der vielleicht imposant klingt, meinen Wortschaft aber auch erst durch eine TV- Serie bereichert, was zugegebermaßen recht traurig ist.
Nun aber hurtig zu den Nachträgen der letzten Tage.
Zunächst einmal möchte ich einen kontroversen Vergleich meinerseits, der wahrscheinlich einen Politiker selbst auf Landesebene in Sachsen zum Rücktritt gebracht hätte, unter das Volk bringen: Als ich kürzlich eine Publikation namens "Fit for Fun- Das Magazin" in gleich 2 Wohnzimmern meines Vertrauens erblicken musste, entfuhr mir schließlich ein etwas übereiltes "Das ist genauso ein Dreck wie "Mein Kampf"." Retrospektiv betrachtet war dieser Vegleich vielleicht minimal übertrieben, jedoch bleibe ich im Kern meiner Aussage treu wie Matthieu Carrière den Stimmungsaufhellern: Faschistoider Körperkult von minderwertigkeitsskomplexbeladenen Flachzangen, die ihren Lebensinhalt darin sehen, Kohlenhydrate als Teufelswerk zu brandmarken- reloaded. Wenn uns die schlimme Zeit etwas gelehrt hat, dann wohl auch und vor allem, dass körperliche Fitness der Bevölkerung ja vor allem der Kriegsvorbereitung dient. Für diesen Satz könnte ich verklagt werden, und es wäre nichts dagegen einzuwenden, allerdings müssten mich dann fitte Menschen verklagen mit einem Argument wie "Wir wollen gar keinen Krieg!" und ich würde sagen "Ich auch nicht." und damit wäre die Sache vielleicht erledigt. Ich glaube nicht, dass sich die "Fit for Fun" meldet. Die Macher können, glaube ich, nicht lesen.
Um geschickt von den bevorstehenden Verleumdungsklagen abzulenken (wenn mich doch nur der heiße Professor Prinz verklagen würde...ich würde so gerne seine "Frau im Spiegel" sein!) und den Bogen zum Absatz über Technik am Anfang zu schlagen, möchte ich hier auch meinen Sieg über das (laut Studenten der Geisteswissenschaften) auf Verfolgung und Repression bzw. das (laut mir) großartige, da so future-mäßige e- Learning tool meiner Universität annoncieren. Ich betrachte dies erneut als einen Teil der notorious Suche nach meiner verlorenen Jugend (die dieses Jahr zu beherrschen scheint), da ich, ehrlich gesagt, dieses blöde System nur knacken wollte, um mit den jungen Bacheloretten meiner Studiengänge gleichauf zu sein und nicht hinteran zu stehen, wenn sie sich die mediokren PowerPoint-Präsentationen über irgendwelche automatisch erstellten Mailinglisten schicken. Heute kam ich mir denn auch wie der midlife- crisis geschüttelte 55jährige mit Porsche vor, als ich in einem von paranoiden Spinnern beherrschten geisteswissenschaftlichen Institut (das mit dem Videoarchiv, das von Behinderten erstellt wurde) dieses e-learning Tool anpries. Ich wurde fast angespuckt, denn schließlich ist es viel intelligenter und postmoderner, das Internet einfach zu ignorieren. Übrigens hatte der Typ, der mich dergestalt attackierte und die Registrierung seiner Mailadresse an der Uni strikt ablehnte, kurz zuvor noch die Fernsehserie "Lost" wegen ihrer "Bewusstseinserweiterung" gelobt. Irgendetwas sagt mir aber, dass er das nur wegen der Verschwörungstheorien guckt.

Samstag, 14. April 2007

I´m not dead

Entgegen andersartiger Vermutungen habe ich nicht im Lotto gewonnen oder habe auf andere Art und Weise durch plötzliches Glück die Lust am Bloggen über mein schlechtes Leben verloren. Im Gegenteil: Eine neue Schlechtigkeit ist hinzugekommen: Die Unfunktion meines Rechners, der mit einem läppischen Alter von circa 12 Jahren die Folgsamkeit ins world wide web verweigert. Somit muss ich zum Updaten Asyl suchen bei der Mitbewohnerin, die dadurch von der Arbeit an einer Hausarbeit abgehalten wird und stattdessen Britt gucken muss (es geht wie immer um einen Vaterschaftstests), was ihr, laut eigener Aussage, gleich wieder eine besseres Meinung über das eigene Leben gibt ("Nur Assis"). Nun aber geschwind zu dem, was ich seit fast 14 Tagen nicht posten konnte, obwohl es mein Blogger-Herz beglückte. Vielleicht erinnert sich der Eine oder Andere an meine Blogempfehlung Dan (redactedblog.blogspot.com, und Nein, ich kann es nicht verlinken im Sinne von: Ich bin dazu nicht in der Lage.) , ein charmanter, recht adretter Twentysomething Blogger aus New York. Als Dan kürzlich folgendes über Knut, den neuen Berliner Oberbürgermeister postete, ergriff ich die Gelegenheit, ihm nur unwesentlich als Information getarnte Fanpost zukommen zu lassen. Und jetzt das Beste: Dan, der ungemein beschäftigte und beliebte Star der Manhattener Blogosphäre (über die Blödheit dieses Worts werde ich ein anderes Mal posten), bequemte sich zu Antwort. Hier nun die gesamte Bloggerkonversation:
Dans Originalpost lief unter dem schönen Titel "The Germans are at it again"

ANIMAL-RIGHTS activists have called for a zoo’s baby Polar bear to be KILLED — because it relies on humans.

I love The Sun. As though the story weren’t enough to provoke outrage, they felt the need to emphasize the fact that THEY WANT TO KILL HIM, KILL HIM UNTIL HE’S DEAD AND WILL NEVER COME BACK. Honestly, I’m all for news outlets being objective, but sometimes objectivity just gets in the way of what you’re reporting. Like when some schadenfreudic Germans want to euthanize a baby polar bear for being too cute and wanting to play.

I think the U.S. government needs to intervene here and grant the polar bear cub amnesty. We should threaten a violent response if anything happens to Knut. Oh, did I mention the bear’s name is Knut. COULD HE GET ANY FUCKING CUTER? If I were a better man, I would infiltrate that German zoo, rescue Knut and more to Alaska where we could play in the snow. Then he would grow up real big and I would think it was like some Disney cartoon where he had come to trust and love me, so I would try to ride him to the local fish market, but once we got there the smell would drive him crazy and he would maul me. But God, the good times we would have before it came to that.

Daraufhin fühlte ich mich verpflichtet, die unheilige Rolle der Bildzeitung (und der englischen Bild, der Sun) in diesem Szenario zu revidieren und die Sache mit Knut mal klarzustellen:

Dear Dan,

I just wanted to keep you posted on Knut, the cute little polar bear that some Germans wanted to kill to show their affection for wildlife. Knut had his first appearance in public today in the Berlin Zoo where he was presented to 500 "international journalists" (means: Some French and Brits were there). The German secretary of the Environment declared himself Knuts godfather, which means that he will pay for Knuts food. Everyone is very excited about this fact since the secretary doesn´t seem to know what he got himself into (Knut knocked him over today for like 4 times just by trying to play with him which, considering the obesity of the Secretary, was a real challenge for both). So, Knut is doing fine, everybody loves him and he even got his own song. Considering your new job as serious travelling journalist, maybe you should come to Berlin to meet the internationally most acknowledged star since Marlene Dietrich. They have the same hair color, too.
Best wishes from Berlin,
la bonette

Und das brachte Dan zu folgender Antwort:

I saw this on the news and went into a full-fledged Knut frenzy, watching every video of him I could. I am convinced that I was meant to raise Knut in the wild. All my life I have felt lazy and uninspired and I think it is because I have been trying to hibernate for 27 years now.
I hadn't planned on traveling to Germany, but of course I will now. Keep Knut safe and loved until I get there. And thanks for the insider's account of the event. I can honestly say that I've never received email from Germany before. It is . . . much similar to American email.
Thanks again,
Dan

Und das ist die unglaubliche Geschichte meines Briefwechsels mit Dan, den ich seit des nicht-mehr-updates meines früheren Lieblingsblogs der Company Bitch wie einen jungen Gott der sarkastischen Kommentare verehre. Ich bin so stolz, wie einst Professor Brinkmann in den neuen Schwarzwaldklinik- TV- Filmen, in denen Eva Habermann eine neue Gaby Dohm sein sollte. Nur ein Grund für das Scheitern dieser Produktion.
Bis zum nächstenÜberfall auf einen fremden Rechner verabschiede ich mich in Selbstvorwürfe (ausstehende Hausarbeiten) und Angst (Veröffentlichung von Klausurergebnissen) sowie Depression (Rechner kaputt) und hysterisches Gekicher (Die Ludolfs auf DMAX). Gute Nacht, Kinder.

Montag, 2. April 2007

Barfuß oder Lackschuh

Während man in New York Prominente Mitbürger durchaus mal beim Genuß eines Heißgetränks in einem Pappbecher auf dem Bürgersteig einer durchnummerierten Straße beobachten kann, laufen sie einem in Berlin vor allem in Discount- Lebensmittelmärkten über den Weg. Dies ist wohl der Hauptunterschied der sich sonst auf frappierende Art ähnelnden Metropolen, abgesehen vom Größenunterschied in Bevölkerungszahl und Ausmaß, Reichtum und geostrategischer, politischer, künstlerischer sowie weltwirtschaftlicher Relevanz. Aber wer zählt schon mit. Worauf ich eigentlich hinaus will: Beim Erstehen meiner budgetierten Lebensmittel im Aldi .Markt erblickte ich heute Jazzy, die mit den schweren Knochen von Tic Tac Toe. Wieder kam mir meine Jugend vor dem Fernseher zu Gute, denn ich war mit Sicherheit die Einzige, die diese Veteranin des Synthie- Pops der 90er als solche erkannte. Sogar ihr richtiger Name war mir bekannt, was sich herausstellte, als ihr leicht verwahrlost- aussehender Begleiter sie bei diesem quer durch das gesamte Geschäft zu sich rief, auf dass sie ihm die besten Bockwürstchen empfiehle. Dies zu tun war ihr insofern unmöglich, als dass sie vollends damit beschäftigt war, die irgendwie altklug erscheinenden Kinder des Verwahrlosten von einer Runde Verstecken auf dem Parkplatz abzuhalten. Bei all dem Stress kam ich gar nicht dazu, die has-been Sprechsängerin nach ihrem missglückten Schaugeschäfts-Rückkehr Versuch im letzten Jahr zu fragen, der ja nach ihrem schon fast vergessenen Auftritt in der von Arabella Kiesbauer moderierten „Comeback Show“ bereits der Zweite ihrer ohnehin nur mäßig andauernden Karriere war. Jene hatte ja einst mit der legendär gewordenen Pressekonferenz des vom Schicksal, Zuhältern und einem entweder sadistischen oder unfähigen Managements gebeutelten Trios ein jähes Ende genommen. Hier noch einmal die schönsten Zitate: „Jetzt kommen die Tränen wieder auf Knopfdruck, das kennen wir ja schon.“, „Wir haben ALLE Morddrohungen bekommen, nicht nur DU!“, „Boah, ihr könnt echt gut lüüüüüggggen.!“, „Du machst uns alles kaputt! Wenn wir Freunde wären, würdest du so einen Scheiß überhaupt gar nicht MACHEN!“. Herrlich. Ich habe damals das Transkript dieses fantastischen Auftritts aus der BRAVO heraus auswendig gelernt und in verteilten Rollen auf eine Audio-Kassette gesprochen, so begeistert war ich. Nur ein weiteres Beispiel bereits früh fehlgeleiterter Energie. Entsprechend löste der Anblick der überraschend schlanken oberkopfbezopften Aldi- Prominenten so etwas wie bittersüßen Erinnerungsschmerz an meine an die Massenmedien verschwendete Jugendzeit aus und ich wurde zu traurig um nach einem Autogramm zu fragen, wobei ich es im Nachhinein etwas bereue, ihr nicht eine Packung Nuskati- Nougatcreme zur Unterschrift hingehalten zu haben oder beispielsweise Hackfleisch. Auch Champignons hätten sich angeboten, die waren nämlich im Angebot. Meine einzige andere Prominenten-Sichtung hatte ich übrigens mal im Lidl, nur wenige Hundert Meter vom heutigen Celebrity- Hotspot entfernt. Dort hielt ich einmal die Kühltruhe für Rea Harder auf. Das war die unterernährte, aber adlige Flo Spira in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Ich sah sie auch danach noch oft in diesem Markt, woraus ich messerscharf auf ein Verdiensttief oder schlichten Geiz schloss. Mein böser Wille hält diese halbwegs Prominenten aber keineswegs davon ab, unbefangen und eins mit dem Pöbel das gefälschte Öko- Obst in den Wagen zu tun. Und warum auch. Auch wenn sich über „sexy“ streiten lässt: In Armut sind wir alle vereint, geistig und/oder pekuniär. Remember: Frank Sinatra heißt hier Harald Juhnke.