Montag, 29. Dezember 2008

my new idol

Mein Großcousin idealisiert die Schlagersängerin Nicole und den blinden Holländer mit den erfrischend unbedachten Äußerungen über den Nationalsozialismus und seine Stars, Johannes Heesters. Er (nicht Joopi) teilt das Bett mit einer riseigen Minnie Mouse. Meine Großmutter väterlicherseits betritt eine weihnachtlich geschmückte Wohnstube den riesigen Weihnachtsbaum in der Ecke völlig ignorierend und fragt direkt nach dem Eierlikör. Ungefähr 15 mal. Solche genetischen Damoklesschwerter lassen sich ganz gut bei einer Dosis Grey Gardens überdenken:



Mal davon abgesehen, dass der Fakt, dass man für Verwandte nichts kann wohl an keinem besseren Testimonial als die das verwahrloste Haus ihrer Tante und ihrer Cousine schrubbenden Jackie O. demonstriert wird, hat mich dieser Film einen Blick in meine Zukunft werfen lassen, geprägt von Gezeter, Tanz und Wahnsinn, dessen Ausmaß man nicht mit Sicherheit bestimmen kann. Insofern geht also alles weiter wie bisher.




Sonntag, 21. Dezember 2008

Not saying it is your fault.

Weihnachten: Das Fest des Völle- und Schuldgefühls, der Selbstzensur, des stummen Selbsthasses und des Selbsthasses wegen des Selbsthasses, weil man an Erwartungen scheitert, die man selbst zu Recht ablehnt: Konfrontiert mit Menschen, die sich paarweise ihre Relevanz für die Menschheit versichern müssen, diese Scheinverträge teilweise noch mit Nachwuchs besiegeln, der sie dann 20 Jahre an ein Leben bindet, das sie nicht führen wollen, in Beziehungen, deren Ende sie gleichzeitig herbeisehnen und fürchten, weswegen sie ledige Großstädter als Projektionsfläche alberner Fantasien koksender homosexueller Drehbuchautoren à la "Sex and the City" missbrauchen. Vielleicht wirds aber auch ganz nett. Die Rede zu meinem akademischen Stillstand habe ich schon vorbereitet, ich bringe sie ja nun aber auch schon seit Jahren zur Aufführung. Wichtig ist die glaubhafte Vermittlung eines ernsthaften Glauben daran, dass Studium im nächsten Jahr auch wirklich zu beenden. Keine Ahnung, warum das allen so wichtig ist. Sollte ich vielleicht mal fragen. Genau wie ich dieses Jahr frage, wie es denn bei ihnen im Bett so läuft wenn ich gefragt werde, warum ich ohne Partner angereist bin. Indiskretion mit Tumbheit beantworten: Das ist sicherlich nicht sehr Namasté. Im Grunde genommen denke ich auch, dass ich eher so agieren werde, auch und vor allem was den Dialekt angeht, dem ich zweifelsohne nach dem Fest nie wieder entkomme:




Ich weiß auch nicht, was mich mehr treffen würde: Idiotische Fragen gestellt zu kriegen oder totales Desinteresse. Ist ja auch nicht so, dass es irgendwas dazwischen gäbe.
Ich hoffe auf das Dazwischen und bin dementsprechend das naive Blondchen, als dass ich mich seit einem Jahr mittels Oberkopfsträhnchen verkleide. Zumindest das verbindet mich noch mit meiner Heimat Mitteldeutschland, wo Yoga für ein Milchprodukt gehalten wird. Was ich irgendwie auch wieder gut finde.

Dienstag, 16. Dezember 2008

shut up, christmas.

Weihnacht in Berlin: Von Schnee keine Spur, dafür magische Vervielfachung der Kinderwagenarmaden, die sich offensichtlich vom Prenzlauer Berg immer weiter Richtung Süden vorarbeiten, nicht ohne Erwachsenenfüße zu zermalmen und mit dem Geschrei der Insassen offenbar das Hells Angels Nachwuchscasting zu gestalten. Missmutige Mitbewohner, die ihren Verwandten nur die frohe Botschaft verkünden: "Nüscht guck ich. Meine Fresse!". Außerdem spinnt das Internet, das seitdem René Obermann persönlich uns eine Vertragsverlängerung um ein Jahr unterjubelte, sowieso den Zauber des permanenten Ablenkungspotenzials eingebüßt hat. Was Obermanns Involviertheit in den Vorgang angeht, so kann ich mir natürlich nicht ganz sicher sein, möchte mir aber selbst gerne einreden, dass das Verarschen ausgewählter ostdeutscher Privatkunden seine Rache ist für Maybrit Illner. Außerdem ist die just auf dem Weihnachtsmarkt betrunken erstandene Paillettenmütze nach nur einem Tag gerissen, und das ausgerechnet, als ich sie am einzigen Ort trug, der dies verlangt: Den Wühlmäusen am Theodor Heuss Platz, im Didi Hallervorden-Land zwischen Avus und Masurenallee, untypischerweise für das Viertel NICHT in einem Naziprachtbau untergebracht. Aus Unmut muss ich schon den ganzen Tag die hervorragenden Glühweinschnitten der Mitbewohnerin essen, begleitet natürlich von Glühwein. Das soll mich vergessen machen wie ich wie ein explodiertes Kissen aus weißen Pannesamt den Macarena und andere Verbrechen tanzte, nicht ohne dabei der versammelten Kollegenschar mit dem Kunsthaar zu winken. Es ist doch interessant, wie Fotografien das Fehlen von Ganzkörperspiegeln, Modezeitschriften, abgetrennte Größenetiketten in Bekleidungsstücken und andere Taktiken des Selbstbetrugs obsolet machen. Mit anderen Worten: Ich konsumiere um zu vergessen, dass ich nicht makellos bin, was mich noch viel weniger makellos macht. Das nennt man auch Schizophrenie. Immerhin konnte ich im Laufe des Abends den unbestritten schönsten Mann der Firma dazu zwingen, mit mir Discofox zu "Time of my life" zu tanzen, wobei wir die Hebefigur wohlweislich ausließen. Penetranz statt Eleganz: Ich bin die Andrea Ypsilanti der Weihnachtsfeiern.

Freitag, 12. Dezember 2008

Alle Jahre wieder: Danke für nichts.

Jede Party, die mich als "Event" ausgibt, hat in meinen Augen schon verloren bevor sie den Gratisschnaps ausgepackt hat. Mit anderen Worten: Nachdem es mir letztes Jahr tatsächlich gelungen war, die Firmenweihnachtsfeier als die unklare Mischung aus Arbeits- und Freizeit zu missbrauchen, als die sie angedacht ist und mich dementsprechend erst auf Firmenkosten abzuschießen und dann völlig wahnsinnige Standardtanzvariationen mit Kollegen, die nicht nur mir im Nachhinein peinlich waren, hinzulegen, wird dieses Jahr mich dafür (unter) bezahlen, mich solchermaßen zum Firmengespött zu machen:




Wie es aussieht, werde ich genau jenen verhärmten Gesichtsausdruck zur Schau tragen, wofür mich niemand, der die Topfkratzerqualität der Perücke erkannt hat, zur Verantwortung ziehen kann. Als ich ausgewählten Teilen der Kollegenschar von den Verkleidungsplänen berichtete, wurde vermutet, dies sähe dann so aus:





Mal davon abgesehen, dass das ein großartiges Kostüm ist: Ich sehe ein bißchen anders aus als eine Neunjährige. Obwohl mein Kleidergeschmack wohl in diese Richtung geht. Originaldialog aus dem Kostümverleih:
Ich: "Das hier, das könnt ich mir vorstellen."
Verhärmte Verleiherin: *schweigen* "Naja. Sie haben aber schon gesehen, dass das ein Kinderkostüm ist."
Ich: *hysterisches, unglaubwürdiges Lachen* "Natürlich."
Ich (innerlich) : "Verdammt."
Generell sollen sich die Leute mal entscheiden, wofür sie mich halten: Gestern erst wurde seitens eines westfälischen Homosexuellen mit Apothekenimperium spekuliert, ich sei eine "Operierte", womit wohl in erster Linie eiBild hinzufügenne Penisentfernung gemeint war. Ich fühle mich insofern nicht offended, als dass dies wiederum echte Operierte offenden könnte. Immerhin könnte ich so den Grand Prix gewinnen, eine Ehre, die dem langweiligen Spießer, der Poposex für subversiv hält und politisches Kabarett für relevant, sicherlich nie zukommen würde:



Letztlich ist der Plan, die Lächerlichkeit der Zwangsverkleidung sowie die Peinlichkeiten, die dem Umstand, das billigste Weihnachtsfeierprogramm aller Zeiten darzustellen, zu verdanken sind, mittels Channeling meines großen Vorbilds Uriella zu kompensieren

Genau SO werde ich den ganzen. Abend. Gucken.

Einnahmequelle: Badewasser. Heute abend werde ich mich damit begnügen, von mir angefasste Wodkaflaschen für das 40fache des Originalpreises als Weihwasser o.ä. zu verticken.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Wenn ich so könnte, wie ich wollte...

Karriereoption: Sektengründung. Geschickter als sie hier werde ich mit Sicherheit meine Stimme verstellen bei Geistererscheinungen. Sollte es mich bedenklich stimmen, dass mein Outfit in Teilen durchaus dem der Elizabeth Taylor Parodie Uriella entspricht? Und warum hatte ihre Spielzeugkollektion keinen Erfolg? Wenigstens hat sie in ihrem Multiberufsehemann (Pressesprecher, Komponist, Verschwörungstheoretiker) eine echte Unterstützung gefunden. Mit Engelsstimme!

Montag, 8. Dezember 2008

Das schöne Leben ist käuflich

Allerdings beim bösen Monopolisten-Junggesellen-Gebäudereiniger-turned-Medienhändler-mit-Schlaganfall Dussmann. Egal, es hat sich sehr gelohnt. Rocke innerlich, da äußerlich durch Yoga bei der Frau, die einst darüber sprach, Marmelade kochen und Menstruieren schlössen sich aus, totally zen. Frieden, Frieden, Frieden.



Außerdem total produktiv gewesen in der Affenhölle, die jetzt ungelogen Arnold Schwarzenegger als testimonial für Stromsparerei oder ähnlichen Tand einladen möchte. Habe völlig proaktiv folgendes Promomaterial erstellt:



Außerdem von dieser Stadtrundfahrt erfahren: In einem Bus, der sonst nur für betreute Menschen und/oder angetrunkene Kollegen nach der Weihnachtsfeier reserviert ist gegen 20 Eulen an Plätze gefahren werden, die man auch so besuchen könnte. Dabei Videos von Menschen, die ihr Leben damit verbringen, für immer jung wirken zu wollen, sehen müssen. So in etwa stelle ich mir einen Teil der Vorhölle vor. Der Bus würde dann allerdings nach Hannover fahren. Oder über Köln nach München, wenn ich ein richtig schlechter Mensch war.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Musik ist mein Leben

Projekt für das nächste Jahr: Internationaler Popstar werden mit genau diesem Konzept:



Wenige Jahre später von David Walliams gespielt werden:



Das wird schön. Ich freue mich vor allem auf die Trickkleider!

Freitag, 5. Dezember 2008

Obacht, Blasen, Hänger. (none of this is meant in a sexual way)

Ärgernis des Tages: Die Verkäuferin im Antiquariat in der ansonsten hervorragenden Niederbarnimstraße, die Modalverben falsch versteht bzw. bösartig verwechselt. Ich hatte gefragt, ob man die Bücher selbst von den circa 24 Meter hohen Regalen nehmen könne. Ihre Antwort: "Für Zweifuffzisch ist hier mit Selbstbedienung." So sehr ich random bitchiness verehre: Wenn sie nicht von mir selbst oder seitens Fiona Erdmann gegenüber Desirée Nick ("Jetzt hältst du endlich mal den Rand hier, ja?!") kommt, ist das eher weniger mein Fall. Überhaupt, Ladenbesitzer. Als ich Mittwoch die obligatorische Flasche Glühwein im Nicht-wirklich-Spätverkauf meines Vertrauens kaufte, geriet ich in ein aufgeregtes Gespräch zwischen der vietnamesischen Verkäuferin und einem mutmaßlichen Inder (das ist KEIN Werturteil, auch wenn ich die Anbetung von Kühen nicht teile), die vor sich den Berliner Kurier mit einer Geschichte über den Bombenleger von Rudow, der seine Nichte bzw. ihren Arm gesprengt hat um sich mal für seine beschissene Kindheit zu rächen (oder so) auf dem Ladentisch hatten. Als ich fragte, was denn los sei, kriegte ich zu hören, der Typ, nach dem seit Tagen mit Hunderten von Polizisten gesucht wird, wohne hier um die Ecke und habe im Übrigen einen Anhänger mit Bombenbastelmaterial nahe dem Laden, in dem wir uns aufhielten, zu stehen. Ich war, ähnlich wie Bauer Heinerich, als er entdeckte, dass seine Auserwählte bei "Bauer sucht Frau" Brotrinden nicht in "die Katzen reintut" sondern wegwirft, enttäuscht und entsetzt von dem Fakt, dass der Inder meinte, er müsse dieses Wissen nicht unbedingt an die Polizei weiter geben: "Meine Frau sagt, das ist nicht unser Problem.". Meine folgende Predigt, die ungefähr 34mal die Aufforderung, die Polizei anzurufen enthielt, beendete ich schließlich mit "Ich zähl auf dich!". Ja, das war wohl die Barbara Eligmann in mir. Oder die Sabine Zimmermann. In jedem Fall habe ich damit meinen Anteil zur Fahndung dieses bei aller Abscheu slightly hotten Bösewichts getan. In anderen Neuigkeiten habe ich gestern 40 Minuten meiner eh schon spärlichen zwei Stunden "Ich schreibe meine Hausarbeit und fahre dafür in die Bibliothek weil ich zu Hause eh nichts gebacken kriege"- Zeit für das Spiel eines hypnotischen Blasenzerschieß-Spiels auf meinem Acer Aspire One verwendet. Ich fühlte mich so, wie meine blondierten Strähnchen und eine Nagelfarbe namens "Candy Apple" mich aussehen lassen: Idiotisch, aber happy. Wer würde schon mit Foucault über Reality TV schreiben wollen wenn er genausogut eine schlechte Tetrisversion mit glänzenden Blasen statt langweiligen Bauklötzen spielen kann? Ich nehme an, die Verkäuferin im Antiquariat oder solche Menschenimitationen.