Samstag, 8. August 2009

Ich sag nur hello again

Ich bin immer noch nicht tot, ich ersticke nur ein bißchen. Immer noch unter einer Arbeit, die ich mir selbst aufgeschultert habe, in dem irrigen Glauben, damit halbwegs elegant dem akademischen Ghetto der Selbstvergessenheit in ebenerdigen Bibliotheken und Colloquien mit Teilnehmerinnen, die ernsthaft Paris Hilton mit Marilyn Monroe vergleichen, entrinnen zu können, zumindest zeitweise.
In anderen Neuigkeiten habe ich meine Ambitionen auf den Besuch des Bundespresseballs zu Gunsten dieser Veranstaltung aufgegeben:





Schon erstaunlich, wie schnell Friedbert Pflüger wieder einen neuen Job gekriegt hat.
Ich werde nun also lieber ihn mit einer Schrotflinte durchs Regierungsviertel jagen als Horst Köhler zum Rumba zu nötigen. In den Knast bringt mich beides, aber die Bigfoot-Jagd ist weitaus voraussetzungsärmer, und wenn wir ehrlich sind, ist es nicht das worauf es ankommt? Also, generell gesehen.

Donnerstag, 2. Juli 2009

I´ll never leave, I´ll just work to have something to complain about.

Ich kann nicht aufhören diesen Blog zu schreiben solange es Grund gibt sich zu beschweren. Bestechende Logik. Der Jobwechsel brachte nicht das Ende der Beschwerde. Im Grunde genommen gibt es das Ende der Beschwerde nie, die Aussicht auf Beschwerde ist manchmal/meistens/immer das, was mich morgens dazu bringt, aufzustehen. Heute z.B. war es sehr, sehr heiß im neuen Büro. Darüber möchte ich mich an dieser Stelle noch immer semi-anonym, der Verpetz-Gnade der 4 treuen Leser ausgesetzt beschweren können.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Dienstag, 26. Mai 2009

last ressort fighting

Erfolgserlebnisse des Tages: Dem Gewitter entkommen, Fahrrad endlich in den Keller gestellt (Ja, es verrottet auf dem Hinterhof seit ich es hergeholt habe. Einzig, weil ich das als Radfahrer in dieser Stadt offenbar überlebensnotwendige auf-dem-Gehweg-Gefahre ablehne sowie noch keine Beleuchtung gefunden habe, die ich anbringen könnte ohne dabei suizidal zu werden und den Glauben an meine Feinmotorik zu verlieren. Ja, das Radfahren scheitert an meiner Gesetzestreue, nicht an meiner Faulheit.), Eingekauft ohne auszurasten aufgrund der des Alkoholikers vor mir, der sein DuDarfs-Gericht (see the irony?) in 1cent-Münzen bezahlte und dabei schamlos mit der vietnamesischen Kassierin flirtete, die locker seine Mutter hätte sein können. Was, zumindest in den Filmen von PT Anderson, kein Grund wäre, nicht mit ihr zu schlafen.
Womit wir beim Thema wären bzw. dem suboptimalen Teil des heutigen Tages: Das Erkennen, das meine morgen dazubietenden Prüfungsthesen bei näherer Betrachtung oberflächlich bis undurchdacht sind. Hätte sich schon ausgezahlt, eher als 24 Stunden vor Prüfungsbeginn darüber nachzudenken, wie das akkumulierte Wissen sinnvoll und adäquat weiterzuentwickeln ist und nicht 5 alberne Gemeinplätze zu formulieren. Aber gut. Ich hatte anderes zu tun. Zum Beispiel Dr. Steve Brule zu verehren:



"Cuz when you´re sleeping, theres no lonely times. Just dreams."

Ich rechtfertige diese Recherche vor mir selbst indem ich auf John C. Reillys prominente Arbeit in PT Andersons ersten 3 Filme hinweise. Ich muss doch sein Oevre kennen.

Aus ähnlichen als rational nachvollziehbar getarnten Eskapismusvorwänden ("Es hat was mit FERNSEHEN zu tun.") stieß ich auch auf mein neues Lieblingslied:



Ja, es wird mein last ressort sein, dieses Lied zu intonieren wenn meine Thesen implodieren. Und ein Teil von mir hofft, das der Prüfer als Vorsänger einstimmt.

Bonustrack: Das Totschlagargument für meine Behauptung, Reality TV sei lehrreich.
"Kann ich gar nicht verstehen, dass du in der 8. bis 10. Klasse in Englisch ne 5 hattest." "Nee, nur von der 7. bis zur 9."
Das KANN man nicht scripten.

Mittwoch, 20. Mai 2009

At the risk of being rude

Ich werde niemals in der Church of Jane Birkin auftauchen, schließlich war es der Kobold S. und nicht ich, der letzten Samstag abend im Supamolly von einem schmierig wirkenden Franzosen in Elvistolle, engen T-Shirt und Hornbrille fotografiert wurde zum Zweck der künstlerischen Verewigung in dieser nicht näher beschriebenen Pseudoreligiösen Vereinigung. Warum es mir wichtig war, von einem solchen Schmierbolzen attraktiv gefunden zu werden (oder zumindest attraktiv genug um für ein zwielichtiges Fantasie-Kunstprojekt ausgebeutet zu werden), weiß ich bis heute nicht, ich glaube, es ist so, dass ich ein sehr schlechter Mensch bin. Wie sonst erklärt es sich, dass ich den Kobold, der, im natürlichen Drang wissen zu wollen, wo er demnächst sein Konterfei bewundern dürfe, die virtuellen Kontakdaten des Franzosen zu erpressen suchte, zwang, jenen Vorgang zu beschleunigen. Gut, die Anwesenheit eines nicht minder schmierigen blonden Typen, der sich unaufgefordert zu uns gesetzt hatte und sich u.a. mit der Frage nach unserer sexuellen Orientierung innerhalb der ersten 5 Minuten disqualifiziert hatte aus der Liga derjenigen, mit denen ich freiwillig Tisch teile (von Bett mal ganz zu schweigen), kam erschwerend hinzu. Die Situation endete so grotesk wie sie angefangen hatte: Der fotografierende Schmierling gab nicht dem Kobold, sondern dem blonden Schmierlappen seine Visitenkarte (die beiden wollten sich gegenseitig noch bei anderer Gelegenheit als jener Bullshit erzählen), der Kobold sollte leer ausgehen, obwohl er es doch war, der fotografiert worden war. Der Franzose hatte offenbar nur 5 Visitenkarten von sich anfertigen lassen. Jemals. Lösung des Problems war schließlich Auslöser der odd situation in the first place: Eine Digitalkamera. Mit jener wurde die Visitenkarte abfotografiert. Von wem zu welchem Zweck weiß ich nicht mehr, da stand ich schon an der Tür zum Konzertraum. Schließlich waren es nur noch 2 Stunden bis Edie Sedgwick auftreten sollten, eine Washingtoner Band, deren Sänger sich mittels Tragen von Glitzerkleidchen als Reinkarnation der Warhol-Muse ausgibt. Das Konzert brachte das, was mir kürzlich häufiger passierte: Selbstekel angesichts der Betrachtung des Rest-Publikums und des darauf bauenden Schlusses, mit jenen Menschen assoziiert zu werden. Schlechte, uninteressante T-Shirts. Schlechte, uninteressante Frisuren. Ich: Schlecht und uninteressant. Die Band: Redundant bis mittelmäßig mit einem Drall ins Unterirdische als einer der Konzertgäste ob des Tragens von Ohrhörern mehr oder weniger verarscht wurde. Künstler, die Menschen beleidigen, die ihnen Geld geben: Ich bin euer Freund nicht. Zumindest, wenn der Geldgeber uninkorporiert ist.
Das war alles ziemlich wirr. In einer Woche wirds besser. Denke ich. Prüfungszeit und so. Am Ende noch was Nettes.


Donnerstag, 7. Mai 2009

Mein Leben als Sitcom, Update 2453

Der Nervpegel der Nachbarn hat Dimensionen erreicht, die nie ein Mensch zuvor erlebt hat. Zumindest nicht in dieser Wohnung. Abendliches bis nächtliches Ein- und Umziehen ist inzwischen Standard, ebenso pflegen sie ihr liebgewonnenes Hobby "Trampeln" und "Schwere Dinge schieben." Ich erkläre mir ihr Verhalten so, dass sie nur mittels möglichst intensiver Lärmabsonderung sich selbst und ihre Umgebung ihre Existenz versichern können, wobei das Bedürfnis dies zu tun ja halbwegs nachvollziehbar ist. Ich plädiere dabei aber eher auf Dosierung und Konzentration der Absonderungen z.B. in Form pointierter Bemerkungen. Die Mitbewohnerin und ich gehen mit gutem Beispiel vorran: Tagelang kein Wort, dann, Zack, ein "Guten Morgen" gegen eins beim zwangsläufigen Aufeinandertreffen auf der Suche nach Koffein in der Küche. Da steckt alles drin: Dramatik, Sucht, Geheimnis, menschliche Größe.
Weiterhin habe ich bisher noch nicht die brillante Einlassung des Besuchs beim letzten Brandenburg-Trip erwähnt. Ich möchte hier ausdrücklich die Markenrechte abtreten, auch wenn es mir schwer fällt. Was folgt, ist lustiger als ungefähr 50 Oliver Pocher Lebenswerke zusammengenommen.
"Wenn ich jemals heirate, werden auf der Feier 2 Lieder gespielt. Nur von Grönemeyer. Erstens "Alkohol", zweitens "Was soll das?"."
Na? Zuviel versprochen?
Auch lustig war, wie ich heute im Kaisers "Tropische Verstopfung" statt "Tropische Versuchung" auf einer Schokoladentafel der Firma weißnichtmehrhabsnichtgekauft las. Meine Selbstdisziplinierung unter dem Motto "Nein zu Kakaobutter, Ja zu Nüssen" (= mein Methadon) scheint zu fruchten. Oder ich vertrottele zusehends. Oder beides. Man weiß ja nie.
Ansonsten werde ich den dumpfen Gedanken nicht los, das angestrebte Prüfungspensum von 456 Seiten nebst 6 Filmen in 12 Tagen brutto (nach Abzug der lebensnotwendigen Internet- und Einkaufs- sowie Essenszeit bleiben noch knapp 4 Stunden) kaum bewältigen zu können. Das wäre nicht weiter schlimm wenn sich wenigstens mein Prüfer melden würde um mir den avisierten Termin des Scheiterns zu bestätigen. So gehe ich unterpräpariert in eine Prüfung, die gar nicht stattfindet. Nihilismus! Leere! Sinnlosigkeit!
Man wird sehen. Ich werde mich jetzt der Übertragung meiner kryptischen Exzerpte widmen auf auf magische Art und Weise Thesen entstehen, welche sich von selbst darniederschreiben und dem Prüfer zugehen. Ich wünsche es mir so sehr. Und wenn man sich etwas doll genug wünscht, wird es auch wirklich wahr. Das haben uns schon die Popstars gelehrt. Gut, nuttige Outfits und technische Manipulation dünner Stimmchen waren auch involviert. Das könnte ich zur Prüfung aber auch leisten. Zeit, die 20 Euro in das Paillettenkleidchen von H&M zu investieren, um das ich seit Monaten in Ermangelung eines Trageanlasses herumschleiche.

Dienstag, 28. April 2009

sidetracked by life

Yoga versucht mich den Gleichmut zu lehren, den ich brauche, wenn mir Zumutungen begegnen wie die langsamste Kassiererin des Planeten, die im Kaisers im Hauptbahnhof arbeitet. Ich rede von einer Frau, die Cent-Stücke einzeln in der Hand betrachtet und wahrscheinlich mit der anderen unterm Tisch zählt weil sie der Digitalkasse nicht traut, an der sich die Schlange mittlerweile bis in den Bereich der überteuerten Fantasiebackwaren im Eingangsbereich 50 m weiter hinten aufbaut. Das macht sie jeden Sonntag, d.h. immer dann, wenn die dem Bahnhof ohnehin eigene Hektik durch Pendelei und Menschen mit dem zweifelhaften Hobby "Mal gucken, wie geschäftsoffener Sonntag aussieht" ins quasi Unerträgliche gesteigert wird. Inzwischen glaube ich, Teil eines perfiden joint ventures der Beobachtung von Sozialverhalten unter Zeitdruck geworden zu sein. Ich überlege noch, welche Psychologen ruchlos genug wären, mit den wahrscheinlich stolz auf das Casting einer solch unfähigen Kassiererin sich die Hände reibenden Kaiser-Chefs zu kollaborieren, könnte mir aber auch vorstellen, dass Kurt und Paola Felix dort Material für einen etwaigen Internet-Kanal mit neuen Wahnsinnssketchs der Versteckten Kamera sammeln. Digitales Erlösmodell: Quäl per view. Dieses Wortspiel schütze ich mir hiermit selbst.
Weitere Ärgernisse der vergangenen Woche bestanden aus dumpfen Reaktionen von Menschen, mit denen man das Konto teilt, das mich unterbezahlt, also Kollegen. Kostprobe: "Du solltest jemanden heiraten, der "von Osten" heißt...weil das ja dann stimmt.". Richtig, das Nichtabstreiten bzw. Nichtpeinlichfinden der Ostherkunft macht mich quasi zur Super Illu meines Arbeitgebers. Ich halte das für übertrieben und bin erschüttert ob des Humorniveaus, das ich nur minimal über Mario "Kennste?" Barth verorte.
Besser als das war die Freizeitgestaltung in Form von "The Boat that rocked", das mich wiedermal dazu brachte, Bill Nighy als Lebensbelustiger anstellen zu wollen. Aber nur, wenn Richard Curtis ihm die Witze schreibt. Außerdem war ich endlich mal in einem Zustand im Rosis, der es mir erlaubte, den Aufenthalt per se wahrzunehmen. Hervorragend, wie dort das Hexenhausset aus "The Blair Witch Project" originalgetreu nachgebaut wurde inklusive kleiner Handabdrücke an den Wänden, die eventuell auch von meinen mir im Tischfussball unterlegenen und deswegen sich vor Scham in die Ecken stellenden Begleitern stammten. Mit anderen Worten: Ranzig, aber sympathisch, auch und vor allem, weil ich dort Menschen im Tischfußball bezwingen kann ohne von Horden sich selbst als "Kreuzberger Atzen" bezeichnenden Jungs in ihren frühen Zwanzigern alleine von Testosteronausdünstungen darniedergeknüppelt zu werden (zuletzt hier passiert mit Menschen, die der Kobold mitgebracht hatte und die sehr emotional wurden als ich ein verdammtes Tor schoss).
Weitere Lebensablenkungsstrategien der vergangenen Wochen bestanden im (mehrfachen!) Besuch Buckows, wo ich inzwischen Rabatt für den Besuch von Bert und Hellis Sommerhaus kriegen sollte. Was soll ich sagen: Es sind die verzweifelten Versuche, beim Verspeisen des vorzüglichen Kirschkuchens in einem wundervollen Garten einen der (vorzugsweise männlichen und ledigen) Brecht-Nachkommen (leben NEBEN dem öffentlich zugänglichen Haus) auf mich aufmerksam zu machen, zur Ehe zu zwingen und dann das einzige Anwesen, das mich (v.a. aufgrund seines direkten Seezugangs) dazu bringen könnte Kommunistin zu sein (unter Brechtschen Voraussetzungen freilich, d.h. meins bleibt immer meins und Volkseigentum sollen die anderen unter sich ausmachen) zu beziehen. Es gelang mir bisher nicht, d.h. ich muss noch ganz schön oft fahren...was schwierig wird ohne Auto. Vielleicht kann ich das Auto, das ich Freitag zu mieten gedenke als "Opfer des 1. Mai" deklarieren, heimlich aber gar nicht anzünden lassen sondern im Unterholz am Ostbahnhof mit Perücke versehen und später nutzen. Diesen Plan gilt es auszuarbeiten.
Noch was in eigener Sache: Die gmx-Adresse ist kaputt. Ja, ich habe das Passwort versimst. Nein, ich kann gmx nicht fragen, was das Passwort ist, weil ich mir das schon mal hab sagen lassen. Ja, ich habe es dann wieder vergessen. Nein, das ist keinen Grund meine Zurechnungsfähigkeit anzuzweifeln. Zumindest kein hinreichender.
Update: Ich hatte vergessen, eine sehr romantische Anekdote des Abendessens in Buckow zu berichten. Der Besuch und ich ergötzten uns an Spargel und einem hervorragenden Erdbeereis, das aufs Haus ging, ein weiterer Grund, diese Stadt zu lieben.
Dabei hatten wir ungefähr diesen Blick:



Mit Sonnenuntergang.

Das Gespräch wurde entsprechend emotional.
Ich: "Ach, wie schön."
Besuch: "Mhm."
Pause
Ich: "Nächstes Mal esse ich den Schwan."
Besuch: "Jetzt gegen Abend kommen die Mücken so nah am Wasser."

Zur Erklärung: Gemeint war der Dessertschwan Gustav, der für läppische 2,50 Euro mein Herz sofort eroberte, wie er so in der Kuchentheke mit Seeblick stand.



Wenn erstmal richtig Krise ist und ich doch echte Schwäne schlachten muss um zu überleben, stelle ich mir das Herausholen der Innereien bildlich in etwa so vor, wie auf diesem unschuldigen Puderzucker bestäubten Brandteigobjekt. Welch Ironie.

Mittwoch, 15. April 2009

Krise, Schmise.

Selten habe ich eine exaktere Umsetzung meiner Gedanken zur Finanzkrise gesehen:



Ich möchte, dass diese Frau mit diesem Statement zu Maybrit, Sandra, Lutz-Inge Plasberg und allen anderen Moderationsplacebos der Nation, ach was, der Welt geht um endlich mal den kleinen Mann auf der Straße, also mich, die große Frau im Schuhladen, zu repräsentieren. Mir egal, ob mich das wie eine Hera Lind-Figur wirken lässt, aber das Geseire von der Krise interessiert mich nicht. Ich war nie reich. Ich kenne niemanden, der reich ist. Die Stadt, in der ich lebe, ist der Gunther Gabriel der Weltmetropolen (in mehr als nur der pekuniären Beziehung, siehe z.B. Ästhetik: Vorliebe für Denim, Weltanschauung: Selbstüberschätzung ). Die Stadt, in der ich geboren bin, ist berühmt für den robusten Umgang mit Staatslenkern (werden entweder mit Eiern beworfen oder es wird direkt versucht, das höchste Amt des Staates zu unterwandern mit einem stadtbekannten Alkoholiker) und beschäftigt sich ansonsten mit Schrumpfen und der Verwaltung des daraus resultierenden Notstands. Dort läuft im einzigen Radiosender für Menschen mit mehr als 2 Hirnzellen schon morgens Moll. Das ist so, seit ich denken kann. Umso absurder ist es, diesen mir sehr bekannten Hang zur Misantrophie nun als Folie sämtlicher Weltberichterstattung zu sehen. Mir fehlt einfach der Nerv für einen RTL Punkt 7-Bericht mit dem Aufhänger "Ostern in der Krise", der diese ernsthaft daran festmacht, dass die gezeigten armen Opfer der Finanzspekulation nur noch nach Kiel fahren können und halt nicht nach Mallorca. Mal davon abgesehen, dass eine 7tägige Pauschalreise nach Cala Millor wahrscheinlich billiger (und sonniger) ist als eine Woche Fischbrötchen in einer zugigen Ferienwohnung an der Kieler Förde, wirkt ein Statement über Armutsangst unglaubwürdig bis lächerlich wenn es von jemanden in Gerry Weber-Steppjacke kommt.
In anderen Neuigkeiten habe ich die angedeutete Klausur geschrieben bzw. irgendwas geschrieben, 4 Stunden lang, und sogar abgegeben. Als größtes Problem entpuppte sich die Klausuraufsicht in Gestalt eines leicht nervös wirkenden Geisteswissenschafts- Dozenten, der peinlichst darauf bestand, nie mehr als 2 Leuten gleichzeitig zu gestatten den Raum zwecks Toilettengangs oder verzweifelten Stirn an die Wand-Schlagens (oder beides) zu verlassen. Ist klar. Weil sich angehende Ethnologen und Philosophen so gut helfen können und im Laufe ihres Studiums nie über den Status von lernfaulen 12jährigen hinausgekommen sind. Bis auf diese Absurdität, die Tatsache, dass das nächste Klo 15 Minuten vom Klausurraum entfernt sowie UNTERIRDISCH lag (ja, die 70er Jahre waren eine schlechte Zeit für die Planung öffentlicher Gebäude...irgendwie waren da alle Verantwortlichen entweder berauscht oder verreist) und den Typen vor mir, der penetrant und beständig eine Tupperdose nach der anderen mit schimmligen Bananen leerte, war alles in Ordnung. Jetzt fehlt nur die Nachricht, dass meine Ergüsse in der Hauspost verloren gegangen sind, um den Krisenkreis doch noch vollzumachen.
Ich werde darüber zu berichten wissen und bis dahin so machen:


Freitag, 3. April 2009

Creolisches Rehgulasch

Eines der Dinge, die ich kaum bis gar nicht beherrsche, ist die Fokussierung. Wäre dies eine studi-vz-Gruppen-Bezeichnung, würde nach dem ersten Satz "Oh, ein Vögelchen." stehen. Die mir angeborene Klasse verbietet es mir, solch derben, durchsichtigen Scherz zu treiben. Wobei ich bei der Frage wäre, welches Verb tatsächlich hinter Scherz gehört hätte und mich auf ein weiteres Bein (so heißt das, fragt Peter Maffay oder Celine Dion oder wie sonstwen auf Welttournee) meiner großen Selbstablenkungstournee ins Internet begebe.
Jedenfalls gäbe es gerade deutlich wichtigere Dinge tu tun als zu bloggen. Zu lesen, zu lernen, eine Klausur von 4 Stunden vorzubereiten, die ich spaßeshalber gerade mal so vorgeschrieben habe, wobei ich auf das überwältigende Ergebnis von 2 A4Seiten kam. Immerhin vorne und hinten beschrieben. Das sollte reichen, um ein Achtel meiner Magisterprüfung zu erledigen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass zwecks Erlangen des Bachelortitels meines Studienfachs eine Arbeit von 25 Seiten nötig sind, das entspricht dem Umfang einer Hausarbeit im Hauptstudium eines Magisterstudenten. Eine. verdammte. Hausarbeit. Für einen. verdammten. akademischen. Titel. Von Unfairness zu sprechen, wäre natürlich kindisch und unangebracht, denn wir lernen ja fürs Leben und um Gerechtigkeit gehts sowieso nicht, eher um Gleichmut und Karma und flexible Rückenmuskeln als Rüstzeug für eine Laufbahn im mittleren Management, von der wir uns optimalerweise irgendwann selbst einreden, das sie die Erfüllung unserer Träume ist. Die faulen Kompromisse, die Strategien der Selbsttäuschung, es ist wohl angenehmer und psychologisch gesünder, sich ihrer nicht bewusst zu sein, sprich, doof, aber glücklich zu bleiben. Immerhin entspringt solcher Ignoranz stets das Potential zu Zitaten mit hohem Unterhaltungswert, wie ich erst kürzlich beim Besuch einer Art Werbeveranstaltung einer deutschen 4-Sterne-Hotelgruppe erleben durfte. Der Spaß, zu dem mich die Aussicht auf Gratiscatering verlockt hatte (ja, ich bin Opportunistin und insofern Teil des Problems, das ich beschreibe aber immerhin habe ich kein dickes Sommerhaus mit Privatbootssteg während ich gleichzeitig die Gleichheit aller Menschen beschwöre. Ja, ich spreche von dir Brecht. Ja, ich weiß, du bist tot und ja, ich weiß, die Tennisschuhe hat Heli ausgesucht, das stand auf den Merktafeln im Sommerhaus. Schön dort.) gestaltete sich so, wie ich mit Heizdeckenverkaufsveranstaltungen vorstelle, wobei die Heizdecken das jeweilige Hotel der Kette in gefühlt 64 Ländern der Erde (jedes Hotel wurde mit einer Art Werbefilm vorgestellt, auch und vor allem schön beim Hotel in Bejing, das bisher nur aus einer Computersimulation bestand) waren und das Publikum immerhin nicht eingesperrt in einem zwielichtigen Landgasthof kurz hinter der polnischen Grenze sondern nur mit Essensvorenthaltung zu Gunsten der Ausführungen eines mit der deutschen Sprache und der eigenen Schamlosigkeit kämpfenden ...Conferencier (?) aus Darmstadt gequält wurde.
Ich ahnte, in welche Richtung der Abend tendierte, als sich der Direktor der Teneriffa-Dependance der Kette in balearer (balearischer?) Inseltracht auf die Bühne stellte, wobei sein Auftritt unbestritten der schillerndste unter den versammelten Direktoren der Kette war, die, alle 6325 unter immer spärlicher werdenden Applaus, einer nach dem anderen vom Heizdeckenverkäufer auf die Bühne komplementiert wurden. Ich befürchte, er hielt sich für eine Art Jürgen Höller, siehe der Off-Kommentar hinter der Bühne, mit dem er seinen Auftritt einleitete, sozusagen aus der hohen Schule der Dramatik. Hier nun ein Best-Of seiner Äußerungen:
"Die Punkte werden sich häufigen." Gut, wir wollen nicht kleinlich sein, das kann schon mal vorkommen, dass man Verben erfindet. Vor allem, wenn man 50 Menschen, die nur wegen der Gratisernährung gekommen sind, davon überzeugen muss, dass eine Computersimulation das gleiche ist wie ein Film.
"Die Stadt ist voll mit Backsteincharakter." Riga war das Opfer dieser Zuschreibung, das war auch die Stelle, an der er seine Heimat Darmstadt ins Spiel brachte, denn auch dort gäbe es Backsteine. Mehr als das: Darmstadt sei ohnehin DAS Zentrum der Backsteinbauweise in ganz Europa. Das wiederum erfahre man aber erst in Riga. Alles klar?
Riga sei auch deswegen großartig, als dass es dort "einen Fleischmarkt, eine Gemüsehalle und andere Handelssorten" gäbe. Dinge, wegen denen man in den Urlaub fährt: Gemüse, Fleisch und was auch immer er mit anderen Handelssorten meint. Vielleicht Backsteine?
Zum dessen proklamierten Charakter gesellte sich hurtig ein anderer Begriff aus den Ratgebern zum schönen Stil: "Auch hier darf der Jugendstilbereich nicht fehlen." Blähwörter sind dieses Mannes täglich Brot, der jedoch auch schon andere Zeiten erlebt hatte, Zeiten nämlich, "wie noch der Tennissport großgeschrieben wurde.", wobei dies die Hochzeit des Hauses war, das sein Arbeitgeber dann als "kleine Perle wieder auf den Markt zurückgeführt" habe. Aha.
Um diesen Mister 20 Ampere zu erlösen (Zeit für seine Tabletten, vielleicht), trat alsbald eine Dame auf die Bühne, die die Aufgabe hatte, eine Fluglinie anzubiedern, "die mit dem Geier". Wenn jemand das eigene Firmenlogo nicht korrekt benennen kann (wonach die Firma zudem benannt ist), ist Skepsis geboten. Dies bestätigte sich spätestens dann, als die Dame beim Anpreisen der Beinfreiheit in der Luxusklasse ihrer Flieger (denn auch darum reist man: Beinfreiheit im Transportmittel) "Strecken, wo nicht so ein hochwertiges Klientel an Bord ist, Kuba z.B." erwähnte. Diese rassistischen Flieger bringen einen dann immerhin an Ziele, die schon als Drehorte für Hollywoodblockbuster dienten: "Wir denken an Troja, wir denken an das U-Boot.". Wir denken auch noch an weitere filmische Fantasieausgeburten des Heizdeckenverkäufers, der bereits wieder übernommen hatte und beflissen einen weiteren Vorteil der hier beworbenen Hotels erwähnte: "Das Spa wird von den Profis der Firma Transformer betrieben.". Ich schien die Einzige zu sein, der dazu nur das einfiel:



Ich möchte nicht von/ zu einem Motorrad massiert werden. Aber das ist wahrscheinlich ein Einzelfall. Die Anpreisungsversuche erreichten einen letzten Höhepunkt, als bei der Vorstellung von Mietwagen mit Gasantrieb in den türkischen Ressorts des Unternehmens der denkwürdige Satz fiel: "Da denkt man immer, die Türken wären nicht soweit." Genau das denkt man immer. Wenn man ein ignoranter, provinzieller und rassistischer Marktschreier der Tourismusbranche ist, dem die Verzweiflung und die Angst, nichts zu verkaufen aus den Poren dringt und der hofft, man mache sich mit solchen Äußerungen gemein mit seinem Publikum. Dieses habe mit dem Aufenthalt in einem seiner Hotels immerhin die Aussicht zusammen mit ihm "unsere eigenen kleinen Araber" bestaunen zu können. Denn sie sind wie Tiere. Oder so ähnlich.
Ich ziehe mich nun zurück um verbittert meine kryptischen und umfangreichen Exzerpte der prüfungsvorbereitenden Texte zu studieren. Wozu das gut sein soll, wird sich demnächst zeigen. Ich hoffe, das es fürs Bestehen reicht. Damit auch ich meine Integrität für bezahlten Urlaub und Zahnersatz an ein multinationales Unternehmen verkaufen kann. Was mir in Zeiten der Wirtschaftskrise nichtmal gelingen wird. Man weiß gar nicht mehr, wo man anfangen soll zu verbittern. Was der Verbitterung nur weitere Munition liefert. Ein perpetuum mobile der Agonie! Passend hierzu eines meiner Kindheitsidole: "Ich ess noch das Brötchen auf, dann spring ich aus dem Fenster."


Samstag, 21. März 2009

I Heart LDN

Gerade wollte ich wieder schreiben, dass das Frühjahr mich stets in die Zwickmühle bringt, zwischen Freude ob Helligkeitsdauer (endorphinbedingt Glück ohne sozial und finanziell problematische Induktion mittels Alkolika) und Trauer ob derselben (sozialer Ausgehdruck) zu entscheiden. Dann fiel mir ein, dass ich das schonmal getan habe, mindestens letztes Jahr. Und dann fiel mir ein, dass das mit dem Ausziehen-sobald-die-Temperatur-über-5-Grad-steigt-und-der-Welt-blanke-Haut-ohne-Rücksicht-auf-deren-Zustand-zumuten vor allem im von mir hochgeschätzten Britain zu finden ist, was mich wirklich nicht davon abhalten kann, dieses Land in all seiner Obskurität zu schätzen. Der letzte, hier angedeutete Kurztrip, änderte daran nichts, auch und vor allem, weil ich nicht Opfer eines knife-crimes wurde sondern das Kriminellste, was mir begegnete der Diebstahl der Oystercard des Mitreisenden sowie die Wechselkurse auf der Oxfordstreet waren (die aber, wie sich herausstellte, offenbar Verhandlunssache sind. Wir bekamen nach 20 Sekunden Gesichtverziehen und Geldscheine wegnehmen widerspruchslos einen deutlich besseren Kurs angeboten. Dies stärkte mein ohnehin nur brüchiges Vertrauen in die internationale Finanz-und Währungssystematik nicht wirklich).
Nicht mal im Nachtbus, der uns aus dem großartigen GAY Late aus dem tiefsten West End ins Hotel brachte, ging es irgendwie so zu, wie es mich die "I was knifed in a Nightbus for looking at the...driver!"-Stories aus meiner Lieblingsinformationsquelle, dem "Love it!"-Magazin (70 pence, und jeder davon ist sein Geld wert...Überschriften wie "My dog exploded doing a wee!" oder "Help me, I´m shrinking!" erübrigen jede Diskussion über publizistische Notwendigkeit.) kannte. Beim Versuch, dieses göttliche Heft käuflich zu erwerben war ich, genau wie beim letzten Mal in London, als ich versuchte, ein "Hello!"-Magazin (sowas wie die BUNTE, nur deutlich schamloser im Erkaufen der Homestories bedeutungsloser d-lister) zu kaufen, erneut von einem südostpazifisch migrierten Kioskbetreiber skeptisch bis angewidert gemustert worden. Gut, ich hätte es vielleicht nicht als "newspaper" bezeichnen sollen. Trotzdem kann ich auf die moralischen Urteile dieser Herren verzichten. Ich nehme an, es handelt sich bei ihnen um hardcore Diana-Fans, die immer noch denken, die Paparazzi und nicht die Gurtallergie der Königin der Herzen habe zu ihrem Frühableben geführt. Anyway.
Der Besuch im GAY-Late zählte unbestritten zu den Highlights eines an Highlights nicht armen Kurzaufenthalts (ZDF-Sprech)...man muss sich das vorstellen wie die Busche , wobei Andrea Berg durch Lady Gaga und die Frauen mit Bürstenhaarschnitten aus Marzahn mit attraktiven Gays, die Heteroladies schamlos, aber durchaus freundlich komplementieren (ich nehme an, es hat irgendwas mit Brüsten zu tun) , ersetzt werden. Es ist also im Grunde genommen die beste Tanzgelegenheit aller Zeiten, auch und vor allem aufgrund der für die Partnersuche bzw.- entledigung an der Bar konzipierten SMS-Bildschirme:

Hinweis: Ich bin nicht Benny und die Reisebegleitung hat auch nicht die Gelegenheit genutzt, die Paßform des Reproduktionsorgans eines AJs näher zu beschreiben, auch wenn ich das für die Zukunft nicht definitiv ausschließen würde.



Ja, ,meine zauberhafte Reisebegleitung ließ es sich nicht nehmen, mich ganz so, wie es die 18jährigen heute tun, zu bespaßen. Ich schätze dies sehr, appelliert es doch an meine Angst vor dem Alter, der ich mit einem geheimem Fonds für eine Botoxflatrate souverän zu begegnen gedenke.
Die Feierei war eine gute Voraussetzung für die Prime Ministers Questions, die am nächsten Morgen anstand: Aufgedunsen, konfus und restalkoholisiert machte uns weder die kürzeste, aber gründlichste Sicherheitskontrolle aller Zeiten (ICH hätte mich mit diesem Foto auf meinem provisorischen Besucherausweis nicht reingelassen...es hatte etwas sehr Vampirhaftes), noch der Fakt etwas aus, dass wir gefühlte 20 Minuten auf einer Wendeltreppe irgendwo in den Untiefen Westminsters zusammen mit nerdy wirkenden Politikpraktikanten harren mussten bevor wir auf der public gallery hinter kugelsicheren Glas endlich James Gordon Brown dabei zusehen durften, wie er die Forderungen diverser Parlamentsangehöriger z.B. nach mehr Geld für die britische Post relativ charmant abschmetterte. Dabei trug er einen Stapel loser Blätter mit Post-Its in allen Farben des Regenbogens sowie beschriftete Hände zur Schau, seine Notizen waren, wie sich beim näheren Hinsehen entpuppte, in der riesigen Krakelschrift eines Mannes geschrieben, dessen 50%ige Sehbehinderung ihm offenbar eine Leidenschaft für Filzstifte als Schreibinstrumente eingehandelt hatte. Ich fand und finde dies sehr sympathisch, muss ich doch stets meine mit Stift verschmierten Handseiten als Linkshänder-Problem begründen (schieben, nicht ziehen), wobei ich die Vermutung hinter der Stirn der Fragesteller, ich hätte einfach nur Spaß daran, mir mit Kugelschreiber die Hand zu bemalen, direkt sehen kann.
David Cameron war besser aussehend als vermutet, er trug kein Schwarz obwohl es die Hälfte der Zeit um seinen kürzlich verstorbenen Sohn ging und musste sich sein Wasser nicht selbst einschänken, das machte ein Büttel neben ihm. Außerdem werden die Fragen von 3 Personen in Perücken moderiert, wobei es sich leider nicht um ordentliche Elvis- oder Marilyn-Haarteile handelt sondern um deren unglamouröse Schwestern, die gepuderten Antik-Locken, die ich schon in "Ein Fisch namens Wanda" an Archie Leach bewunderte:


Es war hervorragend zu sehen, wie eine Frau mit einem losen Perückenteil auf dem Kopf eine Frage mit den Worten "Unfair question!" abwies. Noch hervorragender war es, dem ritualisierten Rufen zwischen Regierung und Opposition beizuwohnen. Es ist so, dass, wenn immer einer der Gegenseite sich äußert, die anderen mit einem zustimmenden Ja-Ja-Grunzen (Thema "Weltfrieden, Trauer, Terror ist schlecht") oder aber einem empörten Protest-Grunzen (Labour: "Mehr Staatsausgaben", Tories: "Sparen, sparen, sparen, sparen.") antworten. Das ist sehr theatralisch und insofern faszinierend, als dass man nicht genau ausmachen kann, WIE sie die Geräusche machen. Die Münder blieben nämlich, soweit ich das beurteilen konnte, geschlossen.
Ich vermute, es handelt sich um ein rein britisches Phänomen, um eine Fähigkeit, die ihnen in die Wiege gelegt wurde. Dies sowie die Vorliebe für Schabernack in der Straßenbeschilderung lassen mich stetig mehr in Liebe mit ihnen sein.

Montag, 9. März 2009

Britain or bust

Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz:
Der für morgen anstehende Kurzurlaub im Land des frittierten Frühstücks wird
a) nicht stattfinden, weil ich die Bahn und damit den Flieger verpasse
b) stattfinden und mich völlig ruinieren
c) stattfinden aber mir meinem Tod durch das Butterflymesser eines gelangweilten, unterprivilegierten britischen Teenagers enden, der mich für seine Bewährungshelferin/Stiefmutter/Feindin hält, einzig, weil ich so blöd war, Augenkontakt aufzunehmen.
Ja, seitdem ich weiß, dass ich nach London reise, plagt mich die Angst, dort Opfer der seit wenigen Jahren erheblich in seiner Beliebtheit bei dem zustechenden Teil der Bevölkerung gestiegenen Funsport des Knife Crimes zu werden. Ein Kollege, der es sicherlich nur gut meinte, versuchte mir die Angst zu nehmen, indem er heute meinte: "Du bist doch eh zu alt um in einem Gangkampf erstochen zu werden.". Was er nicht weiß ist, dass das einzige, wovor ich mehr Angst habe, als erstochen zu werden, ist, alt zu werden. Diese Ängste ergänzen sich insofern ideal, als dass ich mich konsequenterweise erstechen lassen müsste um die Angst vor dem Alter zu...äh...besiegen.
Oder so ähnlich. Zumindest müsste ich diese dann nicht mehr haben. Und die andere auch nicht, weil ich ja dann tot wäre.
Da wir alle wissen, dass ich morbide Scherze mache *nervöses Lachen*, hier ein paar weitere Updates meines aufregenden Jetsetlebens, das seinesgleichen ansonsten nur in Gestalt von Gisela Muth, der Wiedergängerin Anke Engelkes´ Ricky-Parodie findet, wobei sie sich nicht nur faul auf dem Möbellackimperium ihres Ehemannes ausruht, sondern auch in Charity und Design macht:

Geschickt, wie sie den Paillettenanzug mit Tüllschärpe und silbernen Plastik-Plateau-Schuhen kombiniert. Keine Frage, dass ich in diesem Aufzug begraben werden möchte. Die Schärpe könnte die Gedärme zusammenhalten. Aber ich wollte ja die Messergeschichte vergessen. Also schön. Mein aufregendes Leben bestand in den letzten Wochen aus Theater(wer hätte ahnen können, dass die Staatsoper das Theater am Kurfürstendamm um Längen schlägt? Nicht nur, was die Fußflinkheit ihrer Besucher angeht, auch die Inszenierung wirkte so, als hätten alle Beteiligten gemerkt, dass das Jahr 1815 vorbei ist. Was ich für das Komödienstadl am Kudamm nicht behaupten kann.), Musik (Robyn im Postbahnhof, ein Vergnügen, wenn nur die Fans nicht wären, die es vorziehen, ein Konzert durch die Linse ihres Spaßtelefons zu sehen als einfach mal das zu genießen, wofür sie 20 Euro bezahlt hatten: Die verdammte Show LIVE zu sehen und wirklich zu SEHEN und nicht aufzuzeichnen), Yoga (Ja, nicht mal den Drehsitz krieg ich noch hin. Ich bin offiziell ein körperliches Wrack), Brotarbeit sowielächerlich oberflächlichen Vorbereitungen einer vierstündigen schriftlichen Prüfung über Fernsehtheorien, die ich in einer Beschreibung meiner Lieblingssendungen enden sehe. Und das ist in diesem Fall keine Erfolgsaussicht, es sei denn, der Prüfer steht so auf "Bauer sucht Frau" wie ich und gibt Boni dafür, dass man den "gemütlichen Rinderwirt" vom "Harzer Pfundskerl" unterscheiden kann. Ich bezweifle es.
But then again, maybe I won´t live to fail.
NOT.
Ich plane mindestens zu überleben bis ich mein 80% sicheres Ticket für die Question Time mit James Gordon Brown am Mittwoch eingelöst habe. Richtig, dass ist diese Sitzung im britischen House of Commons, wo der Regierungschef schamlos angepflaumt wird von seiner Opposition. Das muss ich sehen. Ich plane, selbst einige Fragen einzubringen, so z.B., was Gordon von Frank-Walter hält, ob er wirklich blind ist auf einem Auge (ich werde ihn mit einem Buch bewerfen wie einst Michael Bluth in Arrested Development, als er die falsche Blindheit der Staatsanwältin beweisen wollte, die ausgerechnet in diesem Moment wirklich nichts sah, da sie Parfüm in die Augen gekriegt hatte als Tobias Fünke, der große Analrapist, sich gegen ihren Baseballschläger selbstverteidigt hatte...Ja, ich habe mein Leben an den Fernseher verschenkt) und ob er denkt, er wird mal beliebter sein, wenn er nicht mehr regiert (siehe Jimmy Carter). Das sind alles sehr gute Fragen, die ich hoffentlich ohne unschöne Begegnung mit dem Sicherheitsdienst beantwortet kriege.
Falls ich es dann kann, werde ich hier darüber berichten, wie die Sache ausging.
Bis danhin: Konichiwa, bitches.

Sonntag, 1. März 2009

Jeden Tag ein Grund zu Feiern

Random story of the day: Mich träumte, Wolfgang Tiefensee würde mein Geburtstagsfest ausrichten. In meinem Traum war er circa 1,50 Meter groß und irgendwie so halb in mich verknallt, zumindest versicherte er mir mehrfach nachdrücklich, "diese eine Liegenschaft vom Bund" für meine Fete und mich sichern zu können. Die "Liegenschaft" bestand dann aus einer Gastwirtschaft, wie man sie gerne im ländlichen Ostdeutschland findet, d.h. sie wurde das letzte mal 1970 eingerichtet. Von blinden Furnierenthusiasten. Das Fest kam irgendwie auch nicht richtig in Gang, die weißbeschürzten Kellnerinnen, die massenhaft orangene Luftballons aufhingen, waren die enthusiastischsten Teilnehmer des Abends. Ich hoffe, dies ist kein Omen für das echte Fest, das ich dieses Jahr unter dem Motto "Eine betrunkene Sedgway-Fahrt in Affenmasken durch Berlins Regierungsviertel" steigen lassen möchte, wobei das Motto wörtlich zu nehmen ist.





Ich kann bei Interesse übrigens haarklein auseinanderklamüsern, welch glamouröse Detail meines aufregenden Lebens mein Unterbewusstsein zu jener Melange des Grauens animierte, bis hin zu den orangenen Luftballons. Das ist bedenklich, daher sofortiger Themenwechsel. Lektion der Woche: Facebook ist eine Oase der passiv-aggressiven Beschäftigungstherapie. So wurde ich kürzlich schnöde entfreundet nachdem ich gewagt hatte, der Selbstausbeutung eine Grenze zu setzen und eine Bitte um Pressetexte, die mit den Worten "Ich habe mir bereits ein paar Interviewfragen selbst gestellt." eingeleitet wurde, höflich abzulehnen, auch und vor allem weil es das Privileg nicht-bezahlter Arbeit ist, dass man im Gegensatz zu Erwerbsarbeit Egotritte (wie die sehr zutreffend in einem wundervollen Blogpost nebst Kommentaren beispielhaft geschilderten worst jobs ever) nicht in Kauf nehmen muss sondern mal probeweise aufrecht gehen kann. Soll heißen: Wenn ich schon den Luxus habe, mir angesichts Wir-arbeiten-hier-alle-auf-Freundschaftsbasis meinen Ausbeuter aussuchen zu dürfen und dabei nicht dumpfer Auftragserfüller bin (zumindest nicht in meinem Verständnis von kreativer Arbeit), dann tu ich das. Wenn das einer ohnehin eher losen echt-Bekanntschaft den virtuellen Todesklick gibt, bitteschön. Infantilität gibts eben nicht nur offline.
Ansonsten bin ich jetzt scheinfrei und das mit 1,0 in der letzten Hausarbeit meines (Erst?-)Studiums. Es fühlt sich seltsam nichtssagend an. Mit anderen Worten: Ich bin innerlich völlig tot. Das konnte ich auch gestern abend feststellen, als ich bei den mittels erfolgreich erramschten Restkarten für Faust in der Staatsoper statt ergriffen der Musik zu lauschen einzig die Ähnlichkeit Mephistos mit Mark Medlock bzw. Fausts mit Max Medina aus den Gilmore Girls bewunderte.




Immerhin: Meine Sitznachbarin berichtete danach, sie habe 3,5 Stunden versucht die "Knoblauchpupse" ihrer anderen Nachbarin zu ignorieren wobei sie noch "dankbar" für die Knoblauchnote gewesen sei. Wieder ein Grund, dankbar zu sein: Das Losglück, was meinen Platz blähungsunbehelligt lies.

Montag, 23. Februar 2009

lessons from south of the border

Was soll man sagen, wenn einem die Mitbewohnerin einen Link schickt mit dem Hinweis "TV-Tipp" zu einer Sendung namens "Bei Anruf schlank!"? Zum Glück bin ich vom ersten Yoga in 3 Wochen (und Ja, ich habe das spärliche Quentchen an Agilität, dass ich mir in 6 Monaten erarbeitet habe in dieser Zeit an den Pennymarkt und seine Qualitätsprodukte aus der Snackabteilung verloren- auch wenn es nichts brachte, vermisse ich es doch irgendwie, mit durchgedrückten Knien meine Füße umfassen zu können, wer weiß, ob ich mit dieser Fähigkeit in der heutigen Arbeitsmarktsituation nicht irgendwann einen Cirque du Soleil für Arme hätte eröffnen können...oder eher Obdachlose) noch so geschafft, dass ich mir die Kraft zur emotionalen Aufruhr fehlt. Letztlich meinte sie es ja auch nur gut und hat ihre Leidenschaft für Reportagen über Baupfusch, Abspeckfarmen und schieflaufende Auswanderungen (in dieser Reihenfolge) mir näher bringen wollen. Und ja, es ist lustig, wie die Kinder in dieser Sendung dazu gebracht werden sollen, mittels Handyfotos von allen Dingen, die sie am Tag essen, Kontrolle über ihr Gewicht zu erhalten. Wessen Herz erwärmte sich nicht beim Gedanken an die mit Sicherheit involvierten Alibimöhren und traurigen rohen Broccoliröschen, die nun von adipösen Adoleszenten in den Untiefen ihrer Baggy-Hosen verstaut werden um die übliche Tagesdosis an 4 Bigmacs (normal halt) zu vertuschen?
Letztlich ist es wohl der Zeitmangel für mein schönstes Hobby (= creepy loning) in den letzten Wochen, der mich so unemotional dieses hervorragende neue TV-Format betreffend sein lässt. Mein erster innerdeutsches Flug, noch dazu ins mir früher unangenehm durch Schnarchigkeit aufgefallene München, ein Familienfest mit dazugehörigen semi-peinlichen Ereignissen (= das Zusammentreffen alter und junger Menschen, die nur die Leidenschaft für Gebäck und ein paar Gene gemein haben, was allerdings schon ganz schön viel ist), die kafkaesken Vorbereitungen einer Prüfung, die ein Studium beendet, das mir wahrscheinlich einen schönen Platz in der Liga der arbeitslosen Akademiker einbringen wird, all dies überforderte mich leicht. Was ja an und für sich nichts schlechtes ist, zumindest besser als Langeweile. Immerhin lehrten mich diese Wochen und der Kongressbesuch in MUC folgendes:
1. Auch Professoren sagen dumme Dinge. Beispiel A: Der Prof mit nervösem Tick, der mich erst beim obligatorischen Buffettabasseln (Akademiker sind da nicht besser als sonstige Kongressteilnehmer...noch nie habe ich so konzentriert und lieblos Antipasti verschwinden sehen) anquatschte, dann stehenließ, als er merkte, dass ich weder seiner Karriere noch ihm persönlich dienlich sein kann und werde (man nennt das auch networken), und am nächsten Tag das Standardwerk "The Medium is the Massage (sic)" erwähnte. Ich weiß nicht, was peinlicher war: Sein Schnitzer oder die Tatsache, dass er mehrfach korrigiert wurde. Auf der Bühne.
Beispiel B: Verfasser eines "Standardwerks" über Ideengeschichte der Politik der Weimarer Republik (ich wusste nicht, dass es so etwas überhaupt gibt), der sich nach der Vorstellung einer Theorie, die den Habermasschen Gedanken des herrschaftsfreien Diskurs auf das Internet überträgt, meint: "Ihren Ansatz halte ich für fragwürdig...als Habermas das geschrieben hat, gab es noch gar kein Internet." Genau. Und es ist in keinster Weise fragwürdig, auf der einen Seite die Verquickung von Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaft anzuprangern und auf der anderen Seite im Namen einer PR-Agentur über Zivilcourage zu salbadern. Ich wusste, was das für ein Typ ist, als ich sah, wie er den Räucherlachs inhalierte.
2. München ist, wenn man jetzt mal nur Schwabing betrachtet und dabei den Friseur ignoriert, der am Schaufenster "Behandlung unter Vorbehalt" stehen hat (die 1860er Spieler samt Ladies möchten unter sich bleiben wenn sie sich Asi-Skunk-Frisuren machen lassen, die mal vor 4 Jahren modern waren), durchaus...äh...annehmbar. Ja, ich gebe es zu: Der Anblick der kleinen eingeschneiten Häuschen hat mich weich gemacht. Ich kann nicht glauben, dass sogar der Schnee leichter, sanfter und (gefühlt, ja doch) ruhiger fällt als in Berlin, das vergleichsweise sibirisch daherkommt. Andererseits gibt es in Berlin, ganz Russland untypisch, eine pluralistische Presselandschaft, während ich in München angeschaut wurde als trüge ich einen Sprengstoffgürtel als ich nach der taz fragte, in einem Zeitungsladen wohlgemerkt. Unter den 3 Publikationen, die nicht in Bayern produziert werden, war die Berliner Zeitung, die ich, wohlwissend, die erste Person in der Geschichte dieses Ladens mit diesem absurden Kaufwunsch zu sein, sofort zur Kasse trug. Dort ergab sich dann ein Dialog aus der Reihe "Weißblaue Geschichten" mit der Verkäuferin, die nicht glauben konnte, dass es Zeitungen gibt, die weniger als 1 Euro kosten, auch *schock* auswärts. Die Zeitungsgroteske setzte sich auf der Konferenz fort, auf der ich die taz im Besitz einer Mitteilnehmerin entdeckte. Was folgte, gab mir das Gefühl, Teil einer konspirativen Bande zu sein:
Ich: "Wo hast du denn die taz her? Ich hab heute morgen keine gesehen im Laden."
Sie: "Ich hab die *Stimme senkt sich* ...abonniert."
Ich: "Ach so."
Sie: "Ja, ich les die nämlich voll gern."
Ich: "Aha. Ich auch."
Sie: "Also, die gibts hier, soweit ich weiß, nur in EINEM Laden...am Sendlinger Tor...unten, wo´s zur U-Bahn geht."
Als sie begann, mir eine Skizze anzufertigen, drehte ich mich um und verließ den Raum. Der Boden war mir zu heiß geworden.
Was lernen wir daraus: Die taz ist in Bayern Bückware, ihr Besitz wahrscheinlich strafbar, wobei die Haft in der langsamsten (und teuersten) S-Bahn der Welt, richtig, der 60 Minuten Express zum Flughafen beim Hören eines Edmund Stoiber Medleys verbüßt werden muss.
3. Die Pinakothek der Moderne sollte verpflichtend von allen Menschen der Welt besucht werden, objektiv, wie es meine Art ist, würde ich es mal als das beste Museum der Welt bezeichnen. Wobei die Mitarbeiter irgendwie ABM-ig wirkten und sich neben Franz Marc über ihre Online-Dating-Eskapaden austauschten. Das war weniger schön.
4. Das Einzige, was die Österreicher mehr hassen als die Deutschen, sind wahrscheinlich die Bayern (ich merke, wie ich ins Franz-Josef-Wagnerhafte abgleite im Wahnwitz meiner Behauptungen). Die Bayern rächen sich mit einer Vergewaltigung des Wiener Caféhauses, was sie in einen Billardsalon mit Emporen aus Glasbausteinen, riesigen Tellergerichten und recht missmutigen Kellnerinnen verwandeln. Nicht völlig unsympathisch.
5. Es gibt massenhaft kleine Geschäfte in München. Herr Martenstein hat einfach nicht richtig hingeguckt.
6. Und Berlin ist trotzdem Sieger. Alleine, weil der Döner unter 3,50 kostet und nicht standardmäßig aus Putenfleisch besteht (wer kommt auf solche Ideen? Das einzige, was schlimmer ist, war der Fischdöner, der einst aus Exotikgründen im Grillhaus Oktagon an der Warschauer Brücke feilgeboten wurde und der hat, im Gegensatz zu den Kinderexemplaren in Bavaria, wenigstens gesättigt, zumindest solange man ihn bei sich behalten konnte), Menschen nach 0 Uhr auf den Straßen sind und nichts dabei finden, dass dies so ist (im Gegenteil, sie fragen Fremde gelassen "Und? Allet in Ordnung bei dir?" um das nächtliche Aneinandervorbeilaufen entsprechend zu würdigen) und allgemein auch Leute nicht im sozialen Wohnungsbau landen, die nicht gerade BWL, Medizin oder Jura studiert haben. Die Mischung machts nämlich. Und das mit den Übergriffen auf Busfahrer und/oder Schwule und Lesben wird auch nochmal anders. Hoffentlich.

Sonntag, 8. Februar 2009

24 Zeilen Hass

Auch wenn die Feststellung die Originalität der In-Flugzeugen-wird-immer-Tomatensaft-bestellt Bemerkung hat: Handyfreisprechanlagen bzw. Menschen, die in Kabel sprechen, während sie Bahn fahren, Essen, aus dem Fenster gucken und andere Dinge machen, die man auch unkommunizierend sehr gut machen könnte, nerven immens. Ich kann nicht glauben, dass ich heute insgesamt 3 mal neben jemanden sitzen musste, von dem ich anfangs dachte, er habe Tourette und/oder unterhielte sich mit seinen multiplen Persönlichkeiten, nur um dann festzustellen, dass ein winziges am Mund baumelndes Kabel Grund genug war, den gesamten Wagen teilhaben zu lassen an der restlichen Reise- und Lebensplanung. Es ist rücksichtslos und es ist unnötig. Es sind auch nicht die Mover und Shaker, die sowas tun, die fahren nämlich nicht ÖPNV sondern werden gefahren und brauchen ihre Hände für das Fummeln am Blackberry oder in Unterlagen, die ihnen weitere 45 Jahre marktbeherrschende Stellung sichern. Es sind die Prolls und Nervkühe, die ihre handyvertragsbedingte Überschuldung mit endlosen Sinnlostelefonaten (man hat ja FLATrate) endlos kommunizieren müssen während sie den Mehrwert freier Hände ins Einwerfen frittierten Abfalls bzw. Körperpflege investieren.
Vor lauter Wut habe ich jetzt mein hervorragendes Paprikahühnchen lieblos runtergeschlungen. Wenigstens hab ich mit diesem Anblick nur mich selbst belästigt.

Sonntag, 1. Februar 2009

Kilian Kerner Klan

Eine Erkenntnis, die meinen nicht vorhandenen Lebensplan wenig umwirft aber dennoch mal festhaltenswert ist: Ich kann nicht Journalist werden, wenn das bedeutet, dass man Anziehsachen, Schminke und Wer-wo-hingegangen-ist-um-gelangweilt-rumzustehen ernster nimmt als sagen wir mal die korrekte Zubereitung eines Wiener Schnitzels (Kalbfleisch! Wiener Art= Schwein). Anlass dieser Feststellung war der Besuch einer Party im Zusammenhang der Berliner Fashion Week, die aus naheliegenden Gründen (Schnitzel > Anziehsachen) an mir vorbeigegangen war ohne mehr als ein obligatorisches Registrieren einer Nachricht à la "Menschen tragen Sachen und zeigen sie in einem Zelt vor einer Kirche, Skandal." im Berliner Fenster von mir zu fordern. Das Fest wurde organsiert von einem Magazin. Das Magazin beschäftigt sich mit Mode und Musik. Das Magazin hat das Selbstverständnis eines Stil-Kompass´für Menschen, die sich gerne im kleinen Kreis wähnen und sich individuell finden, wenn sie American Apparel Werbefiguren imitieren. Das Magazin ist im Grunde genommen ein Werbeheft: Es geht eine strategische PR-Partnerschaft mit einem Musik- und Kleiderlabel ein und man promotet einander. Das ist beileibe kein Teufelswerk, neben Reise- und Autojournalismus ist das, was unter dem Begriff "Lifestyle" gehandelt wird (also die Vermarktung von Fitnessaccessoires des Paarungsmarktes) am anfälligsten für die Aufgabe des journalistischen Trennungsgebots zwischen redaktionellen Teil und Werbung. Das Problem fängt erst da an, wo man so tut, als würde sich die Zeitschrift aus etwas anderem finanzieren als dem Designer und der Band, die man promotet und von dessen kreativer Leistung am Abend des Festes ungefähr 600 Leute (inlusive mir) parasitär profitieren. Die Leier, das journalistische Qualität über Unabhängigkeit gesichert wird, ist alt, naiv und wahrscheinlich längst überholt. Gleichzeitig ist die professionelle Selbsttäuschung, die in diesem Job derjenige an den Tag legen muss, der weiter denkt als bis zur nächsten open bar, mehr, als ich mir zumuten mag.
Jetzt aber genug Wort zum Sonntag.
Gut am Fest war, Christiane Rösinger in echt zu sehen. Schlecht war, sie nicht ansprechen zu können ohne wie das Äquivalent zum sabbernden Tokio Hotel Fan bei der Verleihung des Bravo Ottos für besondere Leistungen für die Frisur des Jahres zu wirken. Also aus der Ferne schmachten und telepathisch mitteilen, wie groß die Verehrung ist. Sie war auch ins Gespräch vertieft mit Robert Stadlober, der auch irgendwie in dieser PR-Kiste aus Band, Klamotte und Heftchen drinhängt. Nun bitte vorbereiten auf den Satz, der bei einer Prominentensichtung unweigerlich dazugehört: Er war viel kleiner als ich dachte. Ebenso Anna-Maria Mühe, die ungefähr 1, 45 m groß ist, was sie zum absoluten Objekt der Begierde der anwesenden Männer machte, die nur eins mehr mag als einen Body-Mass-Index im einstelligen Bereich: Zwergenhafte Ladies, die ihnen das Gefühl geben, das erste Mal seit den Tagen des Game Boys auf Klassenfahrt mal wieder auf was aufpassen zu dürfen.
Das ist nicht die neue Bitterkeit, wie Frau Rösinger sie einst besang, es ist die blanke Wahrheit.
Zum Schluss noch eine kleine Verbraucherinformation zu meinem Bekleidungsausstatter.

Donnerstag, 22. Januar 2009

drucken und ducken.

Ok, so here´s the deal (wie Kathy Griffin sagen würde): Ich ertrage es nicht "The biggest loser" zu (obwohl mir Kati Witt dort nicht halb so unerträglich quietschig vorkommt wie bei "Stars auf Eis" letztes Jahr) und dort eine Frau zu sehen mit einem Körper, der meinem nicht unähnlich ist, die dann gewogen wird. Es gibt einen Grund weshalb ich seit acht Jahren den Zahlen, die mein Leben auch dominieren, wenn ich sie nicht kenne, den Rücken zuwende. Es ist in meinen Augen keine TV-Unterhaltung, Menschen dabei zu filmen, wie sie um die Wette versuchen, einer Norm zu entsprechen, die wahllos gesetzt ist und letztlich darauf abzielt, ganze Industrien von Schönheits- und Fitnessindustrien am Leben zu erhalten, die suggerieren, dass das lebenswerte Leben das ist, welches sich kontrollieren und lenken lässt. Heidi Klum und ihre Nachwuchs-Stepford-Frauen sind für mich Realsatire. Aber in einer Zeit und für eine Generation, in der Gülcan das ist, was Heike Makatsch für mich war, muss ich mit dieser Meinung zwangsläufig die Position eines obskuren Überbleibsels einnehmen. Anachronist bin ich auch insofern ich erwarte, dass mir auf Mails geantwortet wird, z.B. wenn ich mich bei einem Dozenten zu einem Sprechstundentermin anmelden möchte. Antworten ist out, jedenfalls warte ich seit 5 Tagen. Die einzige Entschuldigung, die ich gelten lassen würde, wäre das Norovirus oder, gut, halt der Tod. Einzig wenn er verendet über seinem Laptop gefunden wird, das Gesicht zernagt von den Katzen, die er sich sicherlich hält (er ist der KATZENtyp, dieser Typ Mensch, der die geschmeidige Anbiederung dieser Tiere mit Empathie verwechselt und niemals die Freuden wahrhaftiger Hundetreue erleben wird), mit dem skeletierten Finger bzw. Cursor auf dem "Reply"-Button MEINER Mail werde ich verzeihen. So bleibt mir nur das analoge Latschen zum Büro des Missetäters, beherztes Klopfen und ebenso deutliches Nicht-Antworten. Der nächste Schritt wird sein, ihm vor/nach dem von ihm gegebenen Seminar aufzulauern...ich meine: zu befragen, wie es denn jetzt steht mit einem Beratungstermin. Ich lasse mir meinen schlechten Uniabschluss, der in Langzeitarbeitslosigkeit und Rezessionselend mündet, nicht von einem maulfaulen Antwortverweigerer zerstören!
Meine Unbill hat vielleicht auch damit zu tun, als dass ich an just dem Institut, an dem auch der Verweigerer residiert, heute eine Hausarbeit (und ja, es sollte, wenn alles gut läuft, die letzte Hausarbeit gewesen sein...nur 2 Jahre nachdem ich die Abgabe geplant hatte...thumbs up) abgab, die ich leichtsinnigerweise zuvor dort auch ausdrucken wollte. Zur Erklärung: Im Zuge des Uniliftings (=Abschaffung von Zeit zum Studieren, Lernen als Selbstzweck, Lebensfreude, etc.) haben die Unternehmensberater, die die akademischen Gegebenheiten inzwischen organisieren, Druckstationen einrichten lassen, auf denen man sich Dokumente aus dem Internet ausdrucken kann an der Uni, das Ganze funktioniert über eine Chipkarte. Das klingt erst mal ganz gut, wird aber dann zum Problem, wenn die "Druckstation" aus einem fadenscheinigen Touchpad, das noch dazu die Kontaktempfindlichkeit einer Waschbetonwand hat, sowie einem altertümlichen Drucker besteht, der KLEMMT. Genauer gesagt, dessen Papierfach klemmt. Das sollte kein Problem sein, wenn die pfiffigen BWL-Studenten, die die Alleinherrschaft über diese Druckstationen übernommen haben, nicht die grandiose Idee gehabt hätten, VORHÄNGESCHLÖSSER an verdammten Papierfächern anzubringen um ihre raffgierigen Pfoten auf das Papier zu halten, für das ich verdammt noch mal spätestens mit meinen exorbitanten Langzeitstudi-Semestergebühren bezahlt habe. Das Papier müsste schon aus Diamanten sein, so lange habe ich diese albernen Monopolisten finanziert, die mit ihrem Druckstationsstartup eine ganze Universität knechten. Aus mir spricht die Verbitterung einer Person, die 3 Minuten vor der deadline schwitzend an einem Vorhängeschloss hängt, 3 mal vergeblich versucht hat, auf die tote Frau an der Bibliotheksinfo einzureden ("Ich kann da mal anrufen, die sind eigentlich immer recht schnell...hier auf dem Drucker bei mir kann irgendwie nicht gedruckt werden. Sorry. *dös*") und dann auf den letzten Drücker doch noch ihre Drecksarbeit ausgespuckt kriegt, natürlich auf dem billigsten Druckerpapier ever made. Mein Gerenne zur Abgabe konnten die toten Augen von Dahlem nicht wirklich verfolgen, es war einfach zu schnell für jemanden, der beschlossen hat, seine Lebenszeit in Mikrogeschwindigkeit mit der Ablehnung von Bitten zu verbringen.
Großartig auch die Frage des Bibliothekszombies, warum ich das Dokument überhaupt im Haus ausdrucken wollen würde, es gäbe ja viele Copyshops in der Nähe und morgen sei auch noch ein Tag. Na sicher. Leider bin ich immer noch nicht schmerzfrei genug, das zu tun, was man in so einer Situation tun müsste: Völlig auszurasten und zu schreien "Weil es geht, du hirnverbrannte Kuh. Weil diese deadline ein spärlicher Ansatz von Selbstdisziplinierung ist, die ich verdammt nochmal brauche wenn ich dieses Kackinstitut jemals verlassen will. Weil ihr diese Miststation erst AUFGEBAUT habt um den Ausdruck am Institut zu ermöglichen!!!!!". Stattdessen murmelte ich was von Terminen, was so falsch nicht ist. Schließlich muss ich jeden Abend Dschungelcamp gucken. Da bin ich weniger empfindlich als bei Kati Witt, schließlich gehts da um Psychosen und die waren schon immer für bestes Entertainment gut:

Dienstag, 13. Januar 2009

whoa?

Nein, ich war nicht die Hebamme der französischen Justizministerin oder musste das Konjunkturpaket 2 schnüren...meine Abstinenz hängt eher mit dem quälenden Finish einer Hausarbeit zusammen, deren Bearbeitungszeit meinerseits mich ernsthaft daran zweifeln lässt, jemals eine Examensarbeit in weniger als 5 Jahren zu schreiben. Außerdem plane ich gerade mehrere (=2) nicht so richtig sinnvolle Reisen, davon einen ill-advised- halbakademischen Trip in die mir stark verhasste Weißwurstenklave, die nur durch Rudolf Mooshamer halbwegs ertragbar war, weswegen ich vorhabe, mit einem Telefonkabel bereits das Flugzeug zu besteigen. Überhaupt, eine Stadt, die ihren Flughafen nach einem korrupten, alkoholkranken, cholerischen Alleinherrscher benennt. Das kennt man sonst nur so aus New York. Ich fürchte, damit tue ich MUC mehr Ehre an als es verdient. Egal. Richtiges Update kommt, bis dahin mein neuer Lieblingsssong, den ich lerne um endlich den lang ersehnten Durchbruch im Gangstarap (Codename: MC Zeitproblem) zu schaffen.

Donnerstag, 1. Januar 2009

all the gourmet-ladies, put some schaum on it .

Sollte es mir zu denken geben, dass ich ein bißchen traurig bin, das perfekte Promi-Dinner Silvester Special mit den sich angeblich anzickenden Karl Dall und Olivia Jones verpasst zu haben weil ich selbst essen war in einem Restaurant, wo es die Lieblingsgeschmacksrichtungen der Deutschen, nämlich "viel" und "billig" nicht gab, dafür eine große Vorliebe für Lebensmittel in Schaumform? Ich denke schon. Zur Versöhnung des Widerspruchs zwischen meinem (sehr aktiven) Fantasieleben auf der Fernsehcouch sowie dem (unterentwickelten) Echtleben außerhalb hämischer Bemerkungen über Geschehen auf Bildschirmen, traf es sich gut, dass eine echte C-Prominente und Ex-Teilnehmerin des Promi-Dinners anwesend war und SOGAR DAS WORT AN MICH richtete.




Als kurz vor Mitternacht die Gäste sich anschickten dem Explodieren von Schwarzpulver beizuwohnen, vielleicht um sich endlich mal wie im Gazastreifen zu fühlen, und die Unternehmensberater- und Medienmischpoke der Nebentische samt ihrer Begleitungen in Lollypopformat (Strichbeine, Riesenkopf) das Gekokse und Indoorgeböller kurz unterbrach um vor die Tür zu gehen, wagten wir es, Widerstand zu zeigen und blieben sitzen. Es war aus unserer Sicht nicht einzusehen, was an einem verqualmten Straßenzug voller Kinder mit Lidltaschen voller Chinaböller und dem Willen, diese aus Freude über das neue Jahr dem erstbesten ins Gesicht zu jagen bei Temperaturen unter Null Grad so erstrebenswert sein sollte. Dieser Akt der Rebellion wurde von Frau Steffl zunächst mit einem verständnislosen Blick, dann mit nachdrücklichen Aufforderungen, es doch "wie in der Lindenstraße" zu machen und Mitternacht Wiener Walzer auf der Straße zu tanzen, quittiert. Das habe etwas mit "Wiener Blut" zu tun, ein Bezug, der sich mir angesichts unserer geographischen Lage bis jetzt noch nicht erschlossen hat.
Meine Antwort, ich tanze innerlich, stellte sie scheinbar zufrieden. Sie meinte, das Wiener Blut fließe ja auch innerlich. Nur eben nicht in mir, dachte ich mir, sagte es aber nicht. Immerhin gibt es durchaus Berührungspunkte zwischen Österreich und mir, allerdings ausschließlich in Form von Grissemann und Stermann:



In völlig unrelated news konnte ich sowohl der Mitbewohnerin als auch der Anderen das Versprechen abringen, das kommende Jahresende mit einer Aufführung hiervon zu veredeln:



Und wieder schließt sich ein Kreis: Sandra Steffl kochtre einst mit und für Detlef D! Soost, das heißt, da ich ja jetzt quasi mit ihr befreundet bin, wird er uns zwangsläufig das bißchen Choreo draufschaffen. Ich rechne mit zwei Tagen. Bis dahin sollte dieses Instruktionsvideo genügen: