Samstag, 25. August 2007

Right, everybodys leaving.

Der Besuch, der mich (zusammen mit meiner Faulheit, Uninspiriertheit und latenten Welthass) fast eine Woche vom updaten dieser kleinen, sympathischen Diffamierungsecke abgehalten hat, ist abgereist und kann nun in aller Ausführlichkeit ausgewertet werden, wären da nicht die Tatsache, dass der Besuch sich erstens weigert, Besuch genannt zu werden (es ist ihm irgendwie zu unpersönlich), zweitens dies hier liest (bzw. behauptete, dies zu tun, um mir zu schmeicheln und mich somit mit meinem liebsten Lohn für meine Gastfreundschaft zu bezahlen: Ehrerbietung und Demut) und sich drittens nur sehr selten gewisse Extravaganzen leistete, die dann aber um so lustiger wirkten:
Dazu zählte z.B. seine Äußerung, er habe "in Berlin immer irgendwie Schiss, gleich ausgeraubt zu werden.", die er wenig überzeugend u.a. mit den "vielen Graffiti in den U- Bahnen" begründete. Zum Glück war ein interessierter Hobbysoziologe in der Nähe, der gleich eine semi-wissenschaftliche Demontage dieser Angst liefern konnte, ohne den Besuch dabei einfach nur "herrlich naiv" zu nennen, wie ich es gerne getan hätte. Doch wie es eben so ist mit interessierten Hobbysoziologen, die im echten Leben Geographen im 21. Semester und Grünen- Bezirksabgeordenete von Berlin-Mitte (why?) sind: Der schönen Besucherberuhigung folgte eine stundenlange Ausführung zum Thema "Geschlechtergerechtigkeit im Allgemeinem und Männerrechte im Besonderen", die unweigerlich ins Lächerliche abdriftete und von der ebenfalls anwesenden Anderen derart quittiert wurde, dass sie den armen Mann in Elternzeit vollends verbal zusammenfaltete.
Ich war stolz aber auch ein bißchen ängstlich, dass die Flachzange, die gerne einen Orden für die revolutionäre Tatsache hätte, dass er als Mann seine Kinder erzieht und damit angeblich auf eine Karriere als Männerbeauftragter der Grünen (oder so ähnlich) verzichtet, den wahren, aber etwas unverhohlen dargebrachten Tiraden der Anderen nur noch ein Bild von seinem verrückten Bruder im Geiste Matthieu Carriére nackt am Kreuz entgegensetzen können und wollen würde.
Zum Glück blieben wir verschont.
Das Schlechteste, was ich über den Besuch sagen kann, dass er in einer hiptard-lastigen Kneipe in Berlin Mitte mit Leuten auftauchte, die an einem Samstag morgen um 2 Uhr allen Ernstes ein Jever Fun bestellten und sich auch noch wunderten, warum die Bedienung 3 mal dachte, sie hätte sich verhört. Die Gäste des Besuchs bestellten dieses untrinkbare Gebräu im Übrigen nur, weil sie mit dem Auto vom Grillfest des ZDF- Morgenmagazins in Spandau angereist waren.
Im letzten Satz haben sich 5 Dinge versteckt, ohne die die Menschheit besser dran wäre.
In other news ereignete sich übrigens ein längst überfälliges Unglück: Die Affenhölle wurde ausgeraubt.
Dies war zwar schon vorher das eine oder andere Mal vorgefallen, dieses Mal wurden jedoch unwesentlich wertvollere Dinge als Klosteine, Milch oder kiloweise Kopierpapier gestohlen. Ich kann nicht behaupten, dass ich sonderlich schockiert über den schamlosen Diebstahl ein paar alter Notebooks war: Spätestens nach dem seltsamen Arbeitstag im letzten Jahr, der, wie mir natürlich nicht gesagt worden war, Brückentag war und mir, die ich ungestört alleine in der Affenhölle arbeitete das Gefühl gab, entweder "Kevin allein zu Haus" oder "Die 3 Tage des Condors" nachzuspielen, war mir die Nichtexistenz von Sicherheitsvorkehrungen bewußt.
Hier zeigt sich eine charmante Parallele zum oft thematisierten Institut am Rande der Stadt bzw. dem Elefenbeinturm (wie es sich selbst nennt), wo auch einst ungehindert von Sicherheitsdienst oder Alarmanlage unversicherte Beamer und DVD- Player stapelweise hinausgetragen worden waren weil man einfach nicht damit gerechnet hätte, das Diebstahl und "all diese Dinge" nicht nur in der dort besprochenen Kunst vorkommen.
Herrlich naiv, indeed.
Morgen werde ich übrigens im Dienst der Affenhölle Fachwissen vortäuschen dürfen.
Ich musste auch nur unwesentlich lange (3 Wochen) betteln, bis man der Anderen und mir zutraute, nicht nur Garderobenmarken und Namensschilder ausgeben zu können sondern auch mindestens 3 Wort- Sätze zu formulieren und dabei NICHT verkleidet zu sein. Ich bin sicher, dass wir das in uns gesetzte Vertrauen nicht nur aufgrund der von der regulären Belegschaft verhassten Arbeitszeit "Sonntag 16-18 Uhr" legitim verdient haben sondern es auch (nicht) missbrauchen werden indem wir uns beispielsweise an die Heliumflasche für die Luftballons hängen um die ernsthaft formulierten Bürgerfragen mit Schlumpfstimme zu beantworten oder stundenlang die für Kinder gedachte Slotmachine (sie können gar nicht früh genug an die Sucht herangeführt werden) kaputt spielen.
Ich glaube, ich werde mich vielleicht doch verkleiden.
So, am Ende im Stil Harald Schmidts absurd- langer Sommerpause hier die Ankündigung einer erneuten einwöchigen Posting-Pause: Ich weile die nächste Woche im internetfernen Ausland, das wir als Sachsen- Anhalt kennen, was interessanterweise wahrscheinlich die nächste Karrierestation der Anderen sein wird, deren letzten Arbeitstag in der Affenhölle ich wiederum absenzbedingt nächste Woche verpasse. Koinzidenzen, Koinzidenzen.
Der nächste Post lockt also schon jetzt mit der Weinerlichkeit der in der Affenhölle alleine Zurückgelassenen (mir) und der Flucht vor Rechtsradikalen, weil sie für eine Inderin gehalten wird (der Anderen). Stay tuned.

Sonntag, 19. August 2007

Der Besuch

...ist seit Freitag im Lande und führt zu den üblichen besuchsverbundenen Ereignissen, zu denen u.a. Gewaltmärsche in angrenzende Stadtgebiete gehören, da man sich (zugegebenermaßen verständlicherweise) das Ticket für "die eine Station" sparen möchte.
Überhaupt ignoriert der Besuch gewisse meinerseits etablierte Stadtteil- NoGo Zonen und erzwingt Fahrten nach Charlottenburg, wo man in Liegestühlen sitzt, in einen surreal- schönen Schlossgarten guckt, Hörspielen lauscht und seine gepflegten Vorurteile bezüglich des Westteils der Stadt ablegen muss. Nicht FAIR!
Jetzt bittet der Besuch um gemeinsames Krimigucken...und gemäß des Titels der TV- Sendung füge ich mich. Ich sage nur: ZDF, 22 Uhr. I heart Linleys hair!

Freitag, 17. August 2007

Marie Marionette

Ich glaube, es war die Erwähnung "kranker Marionetten" gestern abend bei Popstars, die mich zum heutigen Post inspirierte...Detlef "D!" Soost, der in all seiner Bulligkeit und antrainierter Pseudocoolness inzwischen sogar für "Rexona Girl" tanzt (und sich dabei bewegt, wie ein kranker Affe), gab dieses etwas rätselhafte Inspirationsschlagwort für die austauschebaren Haarunfälle, die sich "Tänzer" nennen heraus, als es um die Kreation einer "Choreo" ging.
Jedenfalls wird hier nicht getanzt, aber es werden Ballons hergestellt und ein Clown tritt auf. Achtet bitte besonders auf den Gesichtsausdruck der Protagonistin, wenn sie den Namen ihres Feindes hört ("His name is Mr. Giggles." "WHAT?").

Dienstag, 14. August 2007

The Ice- Files

Ausgehend von dem wundervollen Post der companybitch gestern, der den bezeichnenden Titel "My 20s are one big comparathon" (http://thecompanybitch.blogspot.com) trug, befielen mich heute (wie täglich seit ungefähr...20 Jahren, denn auch im Kindergarten wartete bereits eine kurzbehoste Konkurrenz, nur das es damals noch um Dreiräder und Haarreifen ging und nicht um Studienabschlüsse und Jobs...wobei das Haarreifen-Thema zugegebenermaßen auch noch heute aktuell ist) mal wieder Zweifel an dem Coolness- und Attraktivitätsgrades meines Lebenswandels im Vergleich zu dem Gleichaltriger (übrigens, um mal Max Goldt zu bestehlen: Von "Gleichaltrigen" spricht man nur unter verhältnismäßig jungen Leuten. Niemand würde darauf kommen zu sagen "Oma trifft sich heute nachmittag mit Gleichaltrigen." Altersdiskriminierung oder Lapsus?).
Dabei ist der Bezug maßgeblich für den Depressionsgrad, der dem Vergleich folgt:
Zum Beispiel die Andere: Sie verbringt ihren freien Tag damit, eine Reise nach China zu planen, wobei sie gerade erst aus dem europäischen Ausland zurückgekehrt ist, wo sie nicht nur Verwandschaft sondern auch Freunde hat. Mit anderen Worten: Sie geht ins Ausland, ich gehe essen.
Dabei machte ich heute im Eiscafé meines Vertrauens (was dazu wurde, weil es eine Minute von meiner Wohnung entfernt ist) eine erschreckende Entdeckung:
Die ältere, rothaarige Eisfachkraft, die nicht nur, aber maßgeblich wegen ihrer Haarfarbe von mir "Eishexe" genannt wurde, hat ihr Etablissement an eine Schar merkwürdiger, dem Eis nicht besonders zugetan scheinende Jungspunde verkauft, die sich unter anderem mit einheitlich geringelten Hemden hervortun. Was für sie Corporate Identity ist, sieht für mich verdammt noch mal nach der Panzerknackerbande aus.
Ihre Schreckensherrschaft deklarierte sich jedoch nur schleichend als solche:
Zunächst sollten fabrikneue Strandkörbe, die einem mit dem sich von ihnen aus bietenden Blick auf den gegenüberliegenden Spielplatz und die sich dort am Boden erholenden Motzverkäufer ein etwas surreales Urlaubsgefühl à la "Ferien im Ghetto" geben, was sie zugegebenermaßen auch erreichten.
Mit dem mir eigenen Charme, den mancher als Penetranz missversteht, starrte ich diverse Mütter mit Kleinkindern aus diesen Ferienplätzen, wenn sie sie mit einer Kugel Eis in der Hand blockierten, um dann in aller Ruhe den Becher du jour zu genießen.
Nur die Strandkörbe hielten mich davon ab, gegen den Affront des gefrorenen Vergnügens schlechthin, veganes Eis, zu protestieren, das die Panzerknacker hurtig den gesundheitsfixierten und allergiegeplagten Hiptards feilboten.
Nicht, dass ich etwas gegen Lactoseunverträglichkeit hätte...ich glaube nur nicht, dass tatsächlich alle Leute, die sich für veganes Eis interessieren dies tatsächlich tun, weil sie allergisch gegen Milch sind. Ich nehme an, sie tun dies aus Coolness- Gründen oder weil sie denken, die Kühe würden ihre Milch nicht freiwillig in herrliche mit Schnaps, Nüssen und andere Köstlichkeiten versetzte Gefrier-Schätze verwandeln lassen.
Ich hingegen glaube, dass die Kühe sich geschmeichelt fühlen dürfen, wenn aus ihren Besitzungen etwas so köstliches entstehen darf.
Notiz für mich selbst: Eisbesessenheit wird beängstigend. Vielleicht kann man daraus eine Karriere machen? Langnese- Lobbyismus, here I come.
Zurück zu den Panzerknackern: Heute, nach dem Sammeln dieser Hinweise, konfrontierte ich die Ringelhemden mit meinen Beobachtungen und fragte knallhart nach, so, wie es mich das jahrelange Studium von Matlock und Jessica Fletcher gelehrt hatte:
"Hat hier eigentlich...der Betreiber gewechselt? Wo ist denn die nette Frau?"
In der ungefähr 5minütigen Antwort des etwas überraschten Kellners kam dann die ganze schreckliche Wahrheit ans Licht. Das vegane Eis ist nur die Spitze des aus ihm selbst gebauten Bergs: Die von mir gerade aufgrund ihrer Konzentration auf gefrorene Spezereien so hochgeschätzte Eisdiele soll sich in eine Art... Cocktailbar verwandeln, in der es auch Essen geben soll. VEGANES Essen.
Ich bin NICHT zufrieden.
Meine Eisbesessenheit scheint sich übrigens auch in der Affenhölle herumgesprochen haben: Dort wurden der Anderen und mir sehr prominent Flyer für die Neueröffnung eines Eiscafés an der Stadtgrenze ins Postfach getan.
Natürlich werden wir hinfahren, nicht zuletzt um für mein (offensichtliches) neues Projekt zu recherchieren: Ein Eiscaféführer.
Bisher plane ich Kategorien wie "generelle Cremigkeit" (veganes Eis wird disqualifiziert), "Kreativität der Sortenbenennung" (dort hätte "Schlumpfeis" bessere Karten als "Himmelblau") und "gratis Gimmicks" (Servietten zählen nicht, Streusel und Schirmchen schon). Unter Umständen würde ich auch den etwas degenerierten kleinen Bruder des Eises namens Softeis bewerten. Und auch der Rassismusgrad der Spezialitätenbezeichnungen wäre ein gutes Kriterium: Kürzlich sah ich nach Jahren das erste Mal wieder einen "Eisneger". Es gab ihn sogar in klein und groß. Belustigung und Empörung kämpften in meiner Brust.
Am Ende siegte, wie immer, die Gier.

Freitag, 10. August 2007

playing god

Inspiriert von der großartigen Kathy Griffin und ihrem massivst-operierten Gesicht hier ein tolles Spiel, was als PR für eine Show namens "Dr. 90210" entwickelt wurde. Man kann sich damit das ideale Zelebritäten- Gesicht zusammenschnippeln. Wie im echten Leben (?) kommen die Verbände aber erst am Ende ab und das hat manchmal doch recht überraschende Folgen.
Es ist auch irgendwie fies, das in den Wahlmöglichkeiten für "Nasen" Jennifer Aniston nicht dabei ist, jedoch bei den Haaren.
Viel Spaß bei oberflächlicher, boshafter online- Spielerei (und damit meine ich nicht das übliche anonyme studivz- Stalking) und ein nettes Wochenende.
http://www.eonline.com/on/shows/dr90210/game/index.jsp

Dienstag, 7. August 2007

Sebastian and Prime Minister FOREVER


Gerade als ich dachte, dass meien David Walliams- Besessenheit nachlässt, finde ich dieses Real- Life- Enactment of Little Britain mit dem einzig wahren PM Tony B. (the one with eyesight).
Dontcha wish our chancelorette was freak like him? Dontcha? Das Bild ist leider von 2005. Those were the days!

Montag, 6. August 2007

No Gypsie, No.

Okay, der unvermeidliche Post über den heißen Simon Cowell (populär geworden in American Idol, der bessere Dieter Bohlen, so to speak):
In seiner unendlichen Cleverness, mit dem Beleidigen armer Freiwilliger Geld zu verdienen, suchte er in "Britains got talent" eine Art...Varieté - Künstler(in), der (die), mittels in Castingshows üblicher Freakshow- Auslese irgendwann mal vor der Queen spielen durfte.
Ich glaube übrigens, das dies wirklich der einzige Lohn für den Gewinner sein sollte...was viel über dieses seltsame Land aussagt: Man zieht Monarchie dem Mammon vor. Strange, but true.
Jedenfalls bewarben sich nicht nur die üblichen Verdächtigen, also Sänger, um den Gewinn, sondern auch andere "Varieté"- Künstler bzw. sich hoffnungslos selbstüberschätzende Laien.
Einige der schönsten Momente habe ich dank meines Zeitvernichtungsprogrammes Youtube hier mal zusammengetragen:

Das erinnert mich an diesen Milkawerbeopa, von dem man übrigens schon lange nichts mehr gehört hat (nicht, dass das ein Problem wäre):



It´s the adrenaline she likes...



hey special k, one for you:



They´re probably from the North:


and finally my favourite:

Sonntag, 5. August 2007

judging gaymi

Im Titel des heutigen Posts hat sich ein sehr schlechtes Wortspiel versteckt, das zwar nicht dem Pressekodex widersprechend mit Namen hantiert, jedoch mit dem Titel einer von mir sehr geschätzten Vox- Nachmittagsserie, in der es um seriöse Familienprobleme einer Richterin und ihre Haarlänge geht. Ich bitte dies im Vorfeld zu verzeihen, wollte ich doch in meiner Titelwahl noch subtil bleiben, was das aktuelle Thema meiner irrelevanten Tatsachenbehauptungen und Meinungsäußerungen angeht.
Nun aber genug der Spannung. Vorraussehbarerweise geht es mir heute darum, meine (vorurteilsbeladenen, von erschreckend naiven Vorstellungen geleiteten) Feldforschungen zu schwulen Männern in der Hauptstadt publik zu machen.
In einer Stadt, die von einem Mann regiert wird, der sich selbst "Wowi" nennen lässt, aussieht wie ein Rosamunde-Pilcher-Hauptsendezeit-Quotenbringer-Darsteller und wahrscheinlich auch noch nach 14 Stunden Marathonverhandlungen mit den Karstadthemden- Trägern der Opposition aussieht wie frisch geduscht, ist es nicht verwunderlich, das einem beim Besuch eines schwulen Tanzabends zunächst einmal die Kinnlade herunterfällt beim Anblick der Gästeschar: Noch niemals zuvor habe ich soviele so gut aussehende, athletische Männer mit Muskelhemden, die sie wirklich gut ausfüllen, zusammen in einem Raum gesehen, ohne dass es sich beispielsweise um eine Vox-Reportage über Fitnessstudios handelte.
Keine Haarunfälle wie die in Hetero-Jungmänner-Kreisen beliebten Langen-Haare-Mit-Zopfgummi, exakt getimte, zufällig aussehende 3-Tage-Bärte, hier und da ein wenig zu schmal gezupfte Augenbrauen (aber das wächst ja wieder nach), äußerst definierte und rasierte Oberkörper:
Insgesamt wird eine schockierend deutliche Niederlage der Heterosexuellen in einem imaginären Aufmachungsvergleich der Nachtaktivität deutlich.
Mein großartiger Begleiter, der mich dankenswerterweise zu der "+1" auf seinem Gästelisten-Platz gemacht hat (wobei wir beide halb-hysterisch kichernd unseren großen Gang samt arroganten Blicken an der Schlange vorbei zum Eingang planen, um dann enttäuscht festzustellen, dass es nicht wirklich eine Schlange gibt, und die Armseligkeit unseres Verhaltens ist uns dabei zum Glück noch relativ bewusst), scheint interessanterweise die Hälfte der anderen Gäste zu kennen, meist durch semi-sexuelle-Eskapaden.
Das sorgt im Laufe des Abends für viele unverhoffte Zusatzinformationen zu den anatomischen Eigenheiten jener Gäste.
Auch sehe ich nun einige Leute in "echt", die mir mein Begleiter zuvor nur auf gayromeo.com gezeigt hatte. Das ist eine Art virtueller "Supermarkt der Schwänze", wie ich irgendwann nach Ansicht des 34. Profilfotos eines Users (und seiner Genitalien) bemerkte. Eine Formulierung, die mein Begleiter sehr treffend fand, was ihn jedoch nicht davon abhielt, in einer Art Chat einen armen, 18jährigen Jungen in der US- Provinz dazu bringen zu wollen, sich vor seiner webcam auszuziehen.
Der liebe Junge darf noch keinen Alkohol trinken, erfreut sich aber schon an den unendlichen Möglichkeiten, als Masturbationsvorbild zu dienen, die das Internet so bietet.
Ich schätze mal, vor dem Internet haben sich diese jungen Leute in Briefen ausgezogen. Oder auf Postkarten. Insofern möchte ich diese Bemerkungen ausdrücklich nicht als Kritik an meiner Lieblingslebenszeitverschwendung namens world wide web verstanden haben.
Das eindeutig Beste am ganzen Abend ist übrigens und vorraussehbarerweise die Musik der Veranstaltung. Abgesehen von einem halbherzigen Elektrofloor (den außer denjenigen, die in ihren gayromeo- Profilen Gasmasken tragen, niemand besucht, und auch die machen das meiner Meinung nach nur wegen des Trockennebels vor Ort) ist diese Party ein Fest für jeden, der schon einmal ungestraft an einem Abend zu Jennifer Lopez, Britney Spears UND Mariah Carey tanzen möchte.
Worte können nicht beschreiben, wie viel Spaß es macht, zu der wohl schlechtesten Retorten- Popmusik des Planeten abgehen zu können, ohne ständig ängstlich darauf achten zu müssen, auch noch irgendwie cool auszusehen um potenzielle (Sex-/Lebens-)Partner anzusprechen. Es ist sehr entspannend, zu wissen, dass man für 100 Prozent der restlichen Anwesenden in jenen Punkten gar nicht erst IN FRAGE kommt. Das nimmt sehr viel Stress aus der Situation für eine so betörende Partykönigin wie ich es bin, die sich bei heteronormativen Tanzveranstaltungen nur mit Mühe die sie antanzenden, begehrlichen Testikelträger vom Hals halten kann.
[In den letzten Absatz hat sich ein Fehler eingeschlichen. Wer ihn findet, kann exklusiv mein Rezept für Möhrensuppe ohne Ingwer erhalten.]
Kann es etwas besseres geben, als an einem Abend nicht nur zu der A- Teens Version von "Mamma Mia" sondern gleich 2 mal zu "All I want for christmas is you." zu tanzen?
Im AUGUST?
I don´t think so.

Freitag, 3. August 2007

say, say, say what you want

Als das crazy Partygirl, das ich (nicht) bin, besuchte ich gestern das Record Release Konzert (oder so ähnlich) einer Band namens "My Baby wants to eat your pussy". Zugegebenermaßen hatte der Name der Band viel mit meinem Wunsch, diese live zu sehen, zu tun und zunächst wurde ich auch nicht enttäuscht:
Der Sänger in Zylinder und Frack (aus roten bzw. weißen Samt) erweckte sofort den Eindruck, das Kind der Liebe von Linda Perry und Axl Rose zu sein. Ein Versprechen, das seine Stimme dann leider nicht halten konnte, glücklicherweise hatte er jedoch eventuellen Enttäuschungen vorgebeugt, indem er mit nackten Oberkörper auftrat.
Der Bassist tat es ihm gleich, jedoch mit dem Unterschied, dass er wenigstens den Ansatz eines Bizeps hatte, was sich eindeutig positiv auf seine Performance auswirkte. Auch bestach er mit einem Kajalstrich dunkler als die Augenringe von Kate Moss und einer Frisur, die gleichermaßen an Elvis und Dracula erinnerte. Ich mochte diese Aufmachung, erinnerte sie mich doch ein wenig an Joan Collins in ihren besten Tagen als Biest vom Dienst in Denver.
Insgesamt war ich hin- und hergerissen in meiner gnadenlosen, meist unumstößlichen Urteilsfindung zu dieser Band in meinem inneren Notizbuch, auf dem die Feindesliste länger ist als der Amazonas oder, realistisch betrachtet, die Spree.
Ich mochte ihre Aufmachung, die sie selbst als "dumm, bunt und lustig" bezeichneten, denn wenn ehrlich bin, könnte dies auf meinem Grabstein stehen und ich wäre nicht besonders sauer darüber. Ich fühlte mich ihrer Vorliebe für Verkleidungen und sinnloser Exaltiertheit also durchaus verbunden.
Andererseits konnte man eben diese Masche als billige Kopie der großartigen Scissor Sisters oder anderer Transgender- Luder sehen. Ich schwankte (innerlich, denn äußerlich hatte ich mir nur 3 Bier leisten können und war daher fast nüchtern).
Dann jedoch sagte der Sänger etwas, das auf meinen vorsichtigen Enthusiasmus wirkte, als würde man beim Fummeln von seiner Mutter überrascht:
"Wir müssen uns ja oft dafür rechtfertigen, dass wir alle an der Popakademie in Mannheim studiert haben."
In diesem Moment war mein Urteil gefallen. Mannheim? Popakademie? Das ist doch diese seltsame Schule, an der BWLer nebenbei Gitarre spielen. Der Heinz Rudolf Kunze der deutschen Musikhochschulen! Der uncoole Cousin 3. Grades ordentlicher Musikhochschulen, der in den FAQs auf seiner website ersthaft auf die Frage eingeht: "Muss ich Noten lesen können, um an der Popakademie zu studieren?". Okay, Paul McCartney zum Beispiel hat uns auch ohne Notenkentnisse Perlen wie "Ebony and Ivory" geschenkt, was, bei genauerem Nachdenken eher ein Argument dafür ist, Noten lesen zu können, wenn man nicht als der Goldesel eines ehemaligen Orion-Katalog-Models enden möchte.
Soweit ich weiß, ist die Popakademie in all ihrer traurigen Anmaßung Anlaufpunkt für die notorischen Ex- DSDS- Kandidaten, die zunächst mit seltsamen Spitznamen von ihrem Sugardaddy Dieter Bohlen auffallen, nur um dann in Sendung 3 mit ihrem dünnen Stimmchen dem virtuellen "Daumen runter" Millionen gehässiger Teenager, die im Grunde genommen genauso sein wollen, wie jene, die sie gerade rauswählen, zum Opfer zu fallen.
Jedenfalls glaube ich nicht, dass man Pop lernen kann oder auch nur versuchen sollte, es zu tun, zumindest nicht aufgrund des Wunsches, selbst Pop zu sein. Das akademisieren von Jugendkultur wirkt zwangsläufig wie der verzweifelte Wunsch, Coolness oder Jugend und den ganzen Mist zu konservieren oder in griffige Formeln zu packen. Womit wir wieder bei Joan Collins wären.
Ihr Pelzturban bleibt unerreicht.
Konsequent wie ich bin, habe ich allerdings das T- Shirt mit dem Bandnamen gekauft, auch wenn ich darauf bestehe, dass mich diese Mannheimer Provinznudeln um die erwartete und erwünschte Berliner Herkunft betrogen haben. Ist das rassistisch? Wahrscheinlich schon. Aber auch verständlich...ich meine: Mannheim. Geht ja nun gar nicht. Die Stadt ist zu großen Teilen QUADRATISCH angelegt und nummeriert. Das New York des sehr, sehr kleinen Mannes, sozusagen.

Mittwoch, 1. August 2007

blogging blocked

Einer der großen Vorteile am Bloggen, noch dazu am unbezahlten Bloggen (was die Norm ist, solange man nicht ein gehässiger bunthaariger Aufmerksamkeitsjunkie in einem Coffee- Shop in Hollywood ist, siehe perezhilton.com) ist, dass es keine Deadline gibt. Kein rotgesichtiger, alkoholkranken Ressortleiter, der einen anweisen kann, über die neue Dinosaurierausstellung im Hauptbahnhof zu schreiben, keine depressiven Kollegen, die einen unaufgefordert in mehrstündige Gespräche über Orthopäden verwickeln, keine Heucheleien gegenüber Kaninchenbesitzern, deren preisgekröntes Prachexemplar man für den nächsten Lokalteil irgendwie interessant aussehen lassen muss: Keine Faktoren also, die einen über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben, zumindest, solange man bei Bewußtsein ist.
Nicht zuletzt die Möglichkeit, solch wenig ausgewogene und zugegebenermaßen etwas vorurteilsbeladene Tatsachenbehauptungen, die im Grunde genommen nur auf dem Konsum von TV- Serien wie "Auf eigene Gefahr" (Thekla Carola Wied, selbst der Monchichi-eske Peter Weck konnte ihren Zauber nicht vernichten) beruhen, einer semiinteressierten, sehr kleinen Teilöffentlichkeit gegenüber zu äußern, macht das Bloggen attraktiv.
Manchmal jedoch, wenn aufgrund der Tatsache, dass man nicht, wie so viele andere Blogs über das Frühstück seiner Verfasser oder die Unterwäschetrage- Gewohnheiten Prominenter berichtet (nicht, dass daran irgendwas falsch wäre), ein Themenfindungsproblem entsteht, wünscht man sich doch die inspirierende Präsenz nervtötender Kollegen und sinnloser Aufträge, die einen davon abhalten, dem üblichen stummen (Ver-)Urteilen nachzugehen und dem Vorverfassen bissiger (und völlig irrelevanter) Beiträge über eben deren Verhinderer.
Um es kurz zu machen: Die Andere ist mal wieder auf Welttournee in Süd- UND Nordeuropa, der Lehrling ist 3 Wochen im unterbezahlten Urlaub (in dem er von der Anderen gezwungen wird, der Koordination ihrer Tourdaten dienlich zu sein) und im Grunde genommen scheinen ganze Teile der Affenhölle ausgereist zu sein.
Es macht keinen Spaß, sich in einen übergewichtigen Olsen- Zwilling zu verwandeln (ich berichtete bereits von dem Leggings- Problem) um dann 8 Stunden nur dem Rechner dieses dem Arbeitsplatz durchaus unangemessene, Pyjama-eske Outfit vorzuführen (und schon fällt mir der Hieb auf die attention Hure Perez Hilton wie ein Fallbeil auf die Tastatur...tun wir einfach so, als hätte ich das nicht geschrieben).
Die Ereignislosigkeit meines Alltags lässt sich ganz gut an dem Fakt illustrieren, dass das Interessanteste, was mir heute passiert ist, im Herunterfallen meines Salzstreuers bestand. Natürlich liegt das gute Jodsalz von Aldi jetzt im ganzen Zimmer rum (und ich weiß, dass ich zu faul sein werde, es in den nächsten 3 Wochen zu entfernen) und erinnert mich schmerzlich daran, dass Salz verschütten abergläubisch gedeutet für "Geld verlieren" steht.
Lieber Aberglaube, lass dir gesagt sein: Nur weil man mal ein bißchen ungeschickt die Füße auf dem Tisch ablegt, heißt das nicht, dass man Geld zu verlieren hätte. Du Penner.
Den Fakt ignorierend, dass ich gerade ein mehr oder weniger fiktives Gedankenkonstrukt beileidigt habe, möchte ich zu den Absurditäten des Wochenendes übergehen.
Or so I thought.
Gerade habe ich irgendeine Taste gedr[ckt, die verhindert, dass ich ue, esstset oder andere f[r meinen Post unabdingbare Buchstaben eingeben kann. Soviel tsu Ansurditaeten.
F[r Anregungen und... Tipps w're ich dankbar. Das ist leider keine {bung.