Sonntag, 30. Dezember 2007

No regrets oder: Milder, restalkoholbeeinflusster Jahresrückblick.

Wundervoll ist es, verkatert vom fatalen Aprikosenschnaps der Vornacht auf dem neuen, absurd großen, schon mal in einem Miss Marple- Film gesehen-habenen Bett zu liegen, an Spider Solitär zu scheitern und das sich in Küche und ums Bett herum anhäufende Chaos zengleich zu dulden. Dabei trifft es sich etwas ungünstig, dass zwecks gemeinsamen Ignorierens des Datumswechsels am morgigen Tag gewisse Personen (e.g. die Mitbewohnerin) hier auftauchen wollen, die es vielleicht nicht ganz so schön finden, neben einem vollgehängten Wäscheständer den Foxtrott zu probieren oder ihre warmen und kalten Getränke in dem Wust aus Papieren, Keksverpackungen und Nippes, der die Wohnung okkupiert hat, abstellen zu müssen, geschweige denn, zu trinken. Wobei das im Grunde genommen das Einzig Vernünftige ist, was man in so einer Wohnung noch machen kann außer vielleicht die Seelenkäufer von RTL2 anzurufen und für eine weitere Flasche Aprikosenschnaps Gesicht und Schulterzucken für eine Messie- Hetzjagd herzugeben, nach der am Ende wenigstens die Wohnung wieder ordentlich ist.
Beim sekundenlangen Anschauen des großen ZDF-Jahresrückblicks gestern oder wann auch immer in den letzten Tagen, schnitt ich nebenbei einen innerlichen Best-Of- Film meines Jahres zusammen. Dieser inkludiert:
- den roadtrip in das Land der Roundabouts.
- der Beginn meiner wunderbaren Beziehung zu David Walliams, von der dieser leider trotz intensiver Stalkingversuche noch nichts ahnt.
- die Entdeckung, dass Gary Barlow der besten Hintern des aktuellen Schaugeschäfts besitzt und mit einem Keyboard mehr Herzen bricht als Udo Jürgens mit 20 gläsernen Flügeln oder Robert Peter Williams mit und ohne Drogen.
- 15439 Kugeln Cookies-Eiscreme im Strandkorb auf dem leicht aoszialen Trottoir ums Eck
- Landpartien ins wunderschöne, wenn auch etwas rechtsextreme Brandenburg, das einen spätestens mit gutbürgerlichen Mittagessensportionen in seinen landflüchtigen Bann zieht.
- Minigolf, Minigolf, Minigolf! Minisportarten überhaupt. Körperliche Anstrengung wird nämlich immens überschätzt.
- die Leute, die bei den o.g. Großereignissen der Menschheitsgeschichte neben mir saßen/standen/gingen.
Ich finde, das musste mal gesagt werden zu einer Zeit, in der selbst renitent- unsympathische Goldbrillenträger wie Dieter Thomas Heck große Abschiedsgalas des falschen Sentiments z.B. von Bundesministern gesponsert kriegen.
Mögen andere von ihren Schlagern sprechen, ich spreche von den meinen. Oder so ähnlich.

Freitag, 28. Dezember 2007

Frauenschicksal oder: Festbilanz

Ich wußte, dass ich nicht in Weihnachtsstimmung war, als ich dem neuen Höllenkollegen während einer seiner endlosen Schilderungen der Vorfreude auf sein großfamiliäres Fest irgendwann mit den unsterblichen Worten "Jetzt verschon mich mal mit deiner "Unsere kleine Farm"- Fantasie hier." in die süßliche Parade fuhr.
Die letzten zarten Keimlinge einer Festlaune wurden dann spätestens am Morgen des 23. zu Staub zermalmt, als ich in ein senffarbenes Rollkragenkleid gewandet von meiner lieben Mutter als "Currywurst" bezeichnet wurde. Sie weiß, wie man ein Familienfest gebührend begeht, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal angefangen hatte.

Ansonsten stellte sich mal wieder heraus, dass ich als großartige, aufmerksame Schenkerin eine einsame Existenz in der Weihnachtseinkaufsindustrie führe, e.g.:


Ich schenke meinem in mehr als einer Hinsicht ewig-gestrigem Bruder diesen großartigen MP3 Player:







Die in meiner Familie verbreitete Technikphobie vorraussehend hatte ich das gefällige Teil sogar schon mit dem Best Of meiner Festplattenmusik bespielt, wobei ich davon ausgehe, dass meine Eltern zu einem gewissen Prozentsatz davon ausgehen, dass MP3 übersetzt wird mit "Kobold, der Musik aus der Luft erzeugt", das heißt, es gab großes Wundern UND große Freude. Geduldig erklärte ich meinem Bruder, wer denn nun Amy Winehouse sei (deren Existenz schon mal an einem vorbei gehen kann wenn man Journalist ist...auf dem Mars.) und freute mich auf das mir nun erst Recht vice versa zustehende Geschenk (denn darum geht es zu Weihnachten: Das Vergessenmachen persönlicher Animositäten mittels Bestechung).
Dieses bestand dann aus einer roten Trainingsjacke, auf der der Name meiner Heimatstadt aufgedruckt ist (wahrscheinlich für den Fall, dass ich jene mal vergessen sollte), was ich noch irgendwie hätte ertragen können, wenn sie mich nicht mit einer Größe XXL verhöhnt hätte. Ganz recht: In der Vorstellung meines Bruders bin ich quadratisch und/oder Joy Fleming.
Ich hing darin gerechterweise wie ein Schluck Wasser und meldete nach 10 Minuten beklemmten Schweigens auch die Reklamation ein, von der ich weiß, dass sie niemals stattfinden wird.
Um das Bild dieses kunterbunten Festes der Herzenswärme komplett zu machen, möchte ich auch noch erwähnen, dass der Fakt, die Einzige in der Familie zu sein, die keinen Heringssalat isst, weil sie sich weigert, eine Pampe von Fisch, Rotwurst und Kartoffeln zu sich zu nehmen, ein hartes Schicksal bedeutet wenns weihnachtet in Mitteldeutschland. Eine Woche Fremd im eigenen Land weil man eingelegten Fisch, der nicht vom Japaner kommt, ablehnt: Das ist kein leichtes Schicksal.

Samstag, 22. Dezember 2007

It´s christmas, bitch!

Die Situation ist wie folgt: Seit Wochen ignoriere ich das nahende Fest um nun 2 Tage vor Heiligabend im Schlafanzug alte Jamie Oliver- Folgen zu gucken (auf RTL2, jawohl!) und überfresse mich dabei langsam an den Kühlschrankresten, die in der Woche meiner Abwesenheit sonst vergammeln würden, was ich, da ich offenbar im Jahr 1942 geboren wurde, nicht akzeptieren kann.


À propos sinnloser Konsum: Schon zwei Tage vor der Bescherung bin ich sehr zufrieden mit meinen bisherigen Geschenken, unter die sich sehr prominent ein mit rosa Glitter bedecktes, kleines Plastikschwein gemischt hat. Ich habe offensichtlich einmal zu viel betont, dass ich mit "shiny objects" zufriedenzustellen sei, wobei ich damit eigentlich eher den besten Freund jeder Frau ohne Selbstachtung, aber mit Geschäftssinn meinte: echten Schmuck.


Übrigens habe ich in den letzten Tagen des hektischen, meist erfolglosen Versuchs, mit begrenztem Budget die Geschenke des Jahrhunderts zu erstehen (getreu meines Mottos: "Es muss auch schon was gekostet haben!") und damit vielleicht oberflächliche, aber nachhaltige Geschenke zu erstehen, erkannt, was oder besser gesagt wer das größte Problem an diesem Fest ist: KINDER. Die überforderte, rotgesichtigen, brüllenden Racker denken, nur weil ihnen auf Schritt und Tritt Süßigkeiten und billige Werbepräsente hinterhergeworfen werden, es ginge alles um sie. Das tut es aber nicht. Es geht nämlich wie immer alles um mich.


Mein schönstes Weihnachtsgeschenk dieses Jahr ist übrigens die Auflösung des Motorrads aus Eifersucht, das ich fuhr, solange wir weder Fensterbänke noch einen Griff für das Küchenfenster hatten. Vorgestern wurde der schrecklichen, nach-Garnelen-Gebrate-kann-nicht-gelüftet-werden-Situation endlich ein Ende gesetzt: Die sympathischen, für die Mitbewohnerin und mich schon fast zu Familienmitgliedern (laut, penetrant, immer da) gewordenen polnischen Bauarbeiter besetzten ab halb neun morgens unsere Wohnung um sich dort den "ganze Tag" zu beschäftigen.


Wenn auch nur eine von uns beiden nicht völlig übermüdet gewesen wäre, wären die folgenden 6 Stunden als mallrats im Alexa und im Ring Center wahrscheinlich nicht wie eine gefühlte Neuverfilmung von "Soweit die Füße tragen" gewesen, so aber hingen wir irgendwann hysterisch über dem 6. Kaffee kichernd gegenüber von Zoohandlungen rum und wünschten uns nichts sehnlicher, als dass wir wieder auf unsere jeweilige Couch konnten. Getopt wurde diese Grenzerfahrung nur noch durch das anschließende Uniseminar, wo, pünktlich zum Fest "Salo" von Pasolini diskutiert wurde, ein Werk, das vor allem durch eine viertelstündige Folterszene (samt Zungendurchtrennung und Skalpierung) den Brechreiz anspricht. Ich für meinen Teil begnügte mich damit, den Film über die mimischen Reaktionen der sonst hartgesottenen Mitbewohnerin zu sehen, welche mich dazu brachten, im Interesse der Überreste meiner geistigen Gesundheit bloß nicht auf die Leinwand zu sehen.


Soviel versöhnlicher Weihnachtsgeist des akademischen Lebens kann einen schon ganz sentimental machen, deswegen mach ich mal lieber Schluß bevor ich auf die Tastatur kotze.


Das Beste zum Fest:
Angucken:




Anhören: http://www.myspace.com/olousytiredgal, no letting go.

So, und jetzt Frieden auf Erden. Und in meinem Kühlschrank. Mit Verlaub.

Samstag, 15. Dezember 2007

Auftragsarbeit

Die Mitbewohnerin sagt, ich soll mal über unsere "Fenstersituation" schreiben wenn mir nichts Besseres einfällt. Da dem so ist, beschreibe ich jetzt unsere Wohnsituation, die seit nunmehr 3 Wochen mächtig an eine Kulisse für einen Nachkriegsfilm im zerbombten Berlin erinnert, der on location gedreht wird.
Schon einen Termin zum Fenstereinbau mit der sympathischen, aber irgendwie inkompetent erscheinenden Bauarbeitergruppe aus einem befreundeten östlichen EU- Nachbarland auszumachen, erwies sich als schwierig. Es wurde stets geklingelt während die Mitbewohnerin noch ruhte und ich im Nachthemd vor dem Sat 1 Frühstücksfernsehen Kaffee trank, also in einer gänzlich ungünstigen Tür- Geh- Situation, die sich dann konkret so darstellte:

Fenstermann: *Klingel* (hinter einer papiernen Wand)
Ich : *Erstarrend Ton vom Fernseher ausmachend und möglich lautlos weiter am Brötchen kauend*
Fenstermann: s.o.
Ich: s.o.

Das ging ungefähr 5mal so, währenddessen ich stets die Hoffnung hegte, man möge sich an die allgemeinen Geschäftsbedinungen des gesunden Menschenverstandes halten und vielleicht mal etwas SCHRIFTLICHES da lassen, dass es der Mitbewohnerin und mir gestatten würde, nicht zwischen Tür und Angel zu besprechen wann wir dann mal Zeit hätten, unsere halbe Einrichtung in Schränke zu verfrachten und uns dem Herausstemmen maßgeblicher Wandteile zu stellen.
Irgendwann ging ich dann doch mal zur Tür, ich war sogar bekleidet, schwatzte dabei dem Fenstermann eine Visitenkarte ab und kurze Zeit später ward ein Termin zur halbwegigen Zerstörung unserer Wohnung gefunden. Die Mitbewohnerin erklärte sich, großzügig wie sie ist und nach nur kurzer verbaler Auseinandersetzung dazu bereit, die Bauarbeiter und ihr Verhalten gegenüber unser beider Technikimperien zu überwachen bzw. für Fragen á la "Brauchen se det Thermometer noch?" in der Wohnung zu verweilen während die Herren unsere Fenster mit schwerem Gerät aus der Verankerung zu schlagen gedachten.
Ungefähr eine Stunde nach Beginn der Baulichkeiten erreichte mich eine etwas verwzeifelt klingende SMS:
"Die Herren Bauarbeiter haben mich quasi rausgeschmissen. Gehe jetzt auf Arbeit."
Ich war nicht zufrieden. Offensichtlich hatten die fleißigen Fensterfuzzis der Mitbewohnerin erfolgreich das Verlassen der Wohnung nahegelegt, mit so fadenscheinigen Argumenten wie "Wir sind in allen Zimmern gleichzeitig, da sind sie nur im Weg."
In einem letzten Versuch, Souveränität über den eigenen Wohnraum zu wahren, hatte die Mitbewohnerin immerhin noch das Versprechen abnehmen können, dass die Typen hinter sich (und ihren mutmaßlichen Diebstählen) die Tür abschließen würden und ihnen dafür den Zweitschlüssel aufgedrängt. Ausgehend von den bis dahin auftretenden Kommunikationsproblemen ging ich auf dem Heimweg nicht mehr davon aus, sowohl Fenster als auch Einrichtungsgegenstände in der Wohnung vorzufinden.
Ich wurde eines besseren belehrt, was sich allerdings angesichts des ungefähr 23 centimeter dicken Staubfilms, der sich über die gesamte Wohnung gelegt hatte, nicht unbedingt in Jubelschreien äußerte. Meine ohnehin schon verhaltene Freude versiegte dann gänzlich, als ich die Fenster genauer betrachtete: Sie waren zwar neu, jedoch auch ohne Dämmung und nur nptdürftig mit dem Zeug, das aussieht wie Instantkartoffelbrei, verschäumt. Nichts aber konnte den Anblick der fehlenden Fensterbänke ersetzen, die nacktem Mauerwerk und somit einem Direktzugang zu Straßengeräusch und Außentemperatur Platz gemacht hatten.
Als ich in jener Nacht einschlief, wähnte ich mich auf einem Zeltplatz in der sächsischen Schweiz oder sonstwo, wo marodierende Jugendliche nachts vor deinem Bett auf und ab paradieren und sich dabei einander Prügel androhen.
Besonders problematisch erschien uns aber vor allem das Fehlen eines Fenstergriffes am nun sehr großen, aber eben abgesehen von der Funktion "Durchgucken" völlig unbrauchbaren Küchenfensters, das eigentlich als Balkontür gedacht worden war und somit bis zum Boden reichte.
Das Fehlen einer Dunstabzugshaube hatte uns bis dahin dank des hoffnungslos maroden Altfensters in der Küche niemals gestört: Der ganze Mief (und alles, was man sinnloserweise in der Küche heizte) war nämlich nach spätestens einer Nacht verschwunden gewesen.
Diesen halbgaren Vorteil jedoch konnte die neue Fenstertür nicht mehr bieten und so drängte sich am nächsten Morgen quasi natürlich der Gang zu den Fensterdilettanten auf, die ihr schreckliches Werk schon in der nächsten Wohnung fortsetzten.
Im Nachinein muss ich sagen, dass ich während dieser knallharten Verhandlung um Fenstergriff und Verputzung wohl mit meinen eigenen Waffen geschlagen wurde: Ablenkung vom Thema und den (berechtigten) Forderungen des Anderen mittels Fragen nach Dingen, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Thema zu tun haben.
Ich: "Ja, äh, ich wollte mal fragen, wann Sie dann zum Verputzen vorbeikommen wollen...es ist ziemlich kalt in der Wohnung und außerdem müssten wir auch einen Griff für die Balkontür haben, zum Lüften."
Fenstermann: "Mhm...kann nicht sein, dass kalt ist...haben verschäumt. Kennt ihr Frau von Erdgeschoss?"
Ich: "Äh...nein. Wieso?"
Fenstermann: "Sagt, sie würde euch kennen. Kennt wirklich nicht?"
Ich: "Nee, aber wir müssten nochmal über den Fenstergriff reden...."
Fenstermann: "Niemand kriegt Griff solange Fassade nicht ist und Gitter."
Ich: "Und wann wird das sein? Doch bestimmt noch vor Weihnachten?"
Fenstermann: *heftiges Kopfschütteln, gefolgt von Schulterzucken"
Ich: "Januar?"
Fenstermann: "Ist zu feucht. Wohl Frühling."
Und damit war unser Schicksal als miefende, kalte und mit Mauerwerk und Staub im Boudoir leben müssende WG am Rande des Nervenzusammenbruchs besiegelt.
Es ist nicht schön, eine Stunde bei -3 Grad alle möglichen Fenster aufzureißen um die Geruchsspuren des Garnelenessens am Vorabend auszumerzen und dann halb erfroren zu bemerken, dass diese Reinhold-Messner-Abendbeschäftigung ohne Erfolg blieb.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Scharfsinnige Beobachtungen des Tages...

...wären heute:
1. Was genau hat Thomas Kausch dazu gebracht, sich zum historiotainer á la Guido Knopp der ARD machen zu lassen? Videoschnippsel aus dem Sportpalast, stating-the-obvious-eskes Eva H.-bashing...was hat ihn bloß so ruiniert? I blame Roger Schawinski.
2. Wenn man als halbwegs unbedarfter Bürger der Hauptstadt Jazz hören will, erliegt man leicht der Versuchung, Jazz Radio 101.9 zu hören. Dieser scheint leider mit einer Hörerschaft zu rechnen, welche die Werbung für diverse "Gentleman Clubs" (=Bordelle), in denen "exotic Ladies" schon den "Kollegen, den man seit 2 Tagen nicht mehr gesehen hat", versorgen..äh...unterhalten, schätzt. Laut lachen musste ich während dieses stammelnd auf englisch vorgebrachten Reklame, als damit geworben wurde, dass jene Damen mindestens zweisprachig seien.
Mal ehrlich. Konversation ist wohl kaum das Ziel der Kunden dieser Lokale. You stay classy, Charlottenburg!

Dienstag, 11. Dezember 2007

Sometimes...it´s just, you know, like "Shrug" *shrugs*

Weihnachten stresst. Das Leben in general ebenso. Zeit, die Dinge auf den Punkt zu bringen:



In other news bin ich dank des Kobolds faszinierenden Berichten von ihrem Volkshochschultanzkurs, der den erzwungenen Walzer mit schweisshändigen Frührentnern erzwingt, immer mehr getempted, auch einen Teil meiner sonst fast ausschließlich den AV-Medien gewidmeten Freizeit in einer Turnhalle im Tarifgebiet B zu verbringen um dort meine einst berüchtigten Jive- Skills aufzufrischen und im Anschluss damit vor optisch herausgeforderten Mittänzern anzugeben. Der Kobold behelligt jene übrigens gerne, indem sie vor dem Kurs erstmal eine Industriemenge Knoblauch zu sich nimmt. Da macht der Discofox mit einem fremden Charlottenburger Imbissbesitzer doch gleich noch mehr Spaß, wenn man dabei seinen angewiderten Blicken ausweichen muss.
Mein obligatorischer Schultanzkurs ist mir vor allem aufgrund des ständig hochalkoholisierten Tanzlehrers in Erinnerung geblieben, der Gerüchten zufolge bereits die dritte Leber sein Eigen nannte (wohl um seine Wertschätzung gegenüber Larry Hagman und somit einer sentimentalen Dalla$- Leidenschaft Ausdruck zu verleihen), was ihn aber nicht davon abhielt seine irgendwie sehr verhärmt wirkende, aber flotten Fusses unterwegs seiende Gattin wie eine Gummipuppe übers Parkett zu schleudern um uns die richtigen Schritte zu demonstrieren. Wir waren dann immer erleichtert wenn die Dame in Ruhe gelassen wurde und stattdessen der "Junior" des Unternehmens seine hart antrainierten Turniertanzfähigkeiten an wiederum seiner Gattin darbieten durfte. Die Tanzschulenbesitzerin next generation überzeugte dabei stets mit Kostümen wie diesem hier:





Man beachte die ins karottenhafte changierende Hautfarbe dieser Leistungssportler. Sowas findet man sonst nur auf dem Sunset Boulevard, dort allerdings auch manchmal natürlich erzeugt. A propos unnatürliche Hautfarben: Als ich kürzlich, frauenzeitschriftenbeeinflusst und semi-verzweifelt der hochgeschätzten Mitbewohnerin das schockierende Geständnis "Aber ich habe ORANGENHAUT!" entgegenschleuderte, antwortete diese völlig ungerührt nur: "Du hast doch keine orangene Haut!"
Sie weiß, wie man mit Frauen umgeht. Und hat noch niemals die Gala gelesen. Kudos!

Mittwoch, 5. Dezember 2007

highly illogical

Wenn sich das Leben anfühlt wie eine ARD-Telenovela, sollte man sich auch danach verhalten. Dementsprechend verfiel ich gestern auf die wahnwitzige Idee, in ein Outfit zu investieren, was, bösartig ausgelegt, Ähnlichkeit damit hat. Okay, immerhin habe ich keine Mütze gekauft sondern lieber einen Haarhelm mit einem deutlich zu gelbstichigen Blondton aus meinem einst passablen Haupthaar machen lassen. Ich bin nicht unzufrieden, befürchte jedoch, nun outfitmäßig endgültig den S-Bahnring verlassen zu haben, womit ich wahrscheinlich das Schicksal meines nur 13 Jahre alten, wundervollen Autos teile, dass zwar laut einschlägigen Senatswebsites eine Feinstaubplakette (WTF?) erhält, diese aber aufgrund der lahmen Bürokratiemühlen nicht rechtzeitig zugesandt kriegt, so dass ich es Neujahr wahrscheinlich auf der Flucht vor elektronische Erfassungsgeräte-schwingenden Politessen in irgendwelchen obskuren Park&Ride - Plätzen vor der Stadt (die im Grunde genommen auch direkt "Automarkt für die östlichen Nachbarn" heißen könnten) verstecken werden muss.
Darüber hinaus glaube ich, dass sich Sigmar Gabriel die Haare mit Schuhcreme färbt und seine Augen sehen mir auch verdächtig nach einer verhängnisvollen Affäre mit einem Kajalstift aus.



Wie einst Rex Gildo. Hoffen wir, dass er ein besseres Ende nimmt als sein tragisches Vorbild aus dem Schaugeschäft, das sich einst, mit Filzstiften umrandeten Augen aus dem Fenster stürzte.

Montag, 3. Dezember 2007

I´ve got mixed up memories, I drink cups of tea.

Als das wannabe hiptard, dass ich manchmal vorgebe zu sein, besuchte ich heute abend das Konzert der britischen Akzent-im-Gesang-groß- Rausbringerin Kate Nash im Columbiaclub, ein Ereignis, dass mir hauptsächlich aufgrund der Tatsache in Erinnerung bleiben wird, dass zeitgleich zum nur leicht angekrachten, halbsarkastischen Gefühlsgedönsgesinge der jungen Britin das Konzert von Motley Crüe in der (leider) direkt nebenan gelegenen Columbiahalle stattfand.
Schon beim Verlassen der U-Bahn machten mich die diversen in schwarze Lederjacken mit nicht gerade lebensbejahenden Aufschriften gekleideten jungen UND alten Menschen, die spuckend, urinierend und grölend meines Weges gingen darauf aufmerksam, dass mein seit Jahren geplegtes Ressentiment gegen Kreuzberg und seine Veranstaltungsorte durchaus berechtigt ist.
Es war allerdings schon recht amüsant zu sehen, wie sich die Metallmenschen zunächst fast geschlossen in die falsche Schlange stellten, wobei sie von selbst fast nie darauf kamen, dass die vielen Trenchcoats und kurzen Röckchen vor und hinter ihnen nicht unbedingt das gleiche musikalische Ziel der Begierde hatten.
Frau Nash selbst frustrierte mit divaeskem, da etwas verspätetem Anfang sowie einer allgemeinen Aura der Sozialangst, die sich in einer doch recht knappen Ansprache des Publikums sowie einem noch knapperen Set äußerte. Immerhin hörte man die idiotischen Krachmaschinen von nebenan nicht.
In other news hat es sowohl meine 12 Pfund- Primark-Stiefel als auch die Wohngemeinschaft der großartigen Anderen entschärft, wobei nur für eine dieser beiden suboptimalen Entwicklungen Dauerregen zur Verantwortung zu ziehen ist.
Das Beste am Wohnraummobbing der sozialen inkompetente bald Ex- Mitbewohner(innen) der Anderen ist noch, dass sie wohl demnächst ihre Zelte beim Lehrling aufschlägt, was den logistischen Aufwand meiner sozialen Aktivitäten (Rotwein trinkend die Weltherrschaftsübernahme zu planen, what else?) etwas reduziert. Zwei gute Menschen in einer Wohnung sind besser als ein guter Mensch in einer Wohnung.
Amen.