Dienstag, 29. April 2008

Gute Brünette, schlechte Brünette.

Doof, wenn man merkt, dass der für so ausgesucht gehaltene Musikgeschmack so un-exklusiv ist, dass man beim Konzert der sympathisch semi-depressiven Ane Brun in Mitten hunderter kleiner, brünetter Frauen steht, die alle aussehen wie Ute aus Unter Uns.

Zur Illustration:



Eh geschimpft wird: Ich habe nichts gegen kleine, brünette Frauen. Ich wohne sogar mit einer zusammen. Aber von ihnen umzingelt zu werden in einem Keller unter dem Delphi-Kino im leicht angeranzten Charlottenburg, dabei ihren Public Displays of affection for their jeweilige significant other ausgesetzt, die gewisse Ähnlichkeit mit Till von Unter Uns haben: Das muss nicht sein.

Der obige Absatz steht übrigens ganz unter meinem neuen Motto "Bitch is the new black", dass ich kürzlich erfolgreich in der furchtbaren Bibliothek des Otto Suhr Instituts in Dahlem anwenden musste als mich eine der dort angestellten Karteileichen dachte maßregeln zu müssen für die Art wie ich LAUFE. Ganz recht, in dem stillen Lesesaal des OSI, der diesen Namen dank der auf ihren jahrtausende alten Rechenmaschinen rumhackenden und quatschenden Bacheloretten weiß Gott nicht verdient hat, faucht mich die Aufsichtkraft an "Leiser, leiser!" als ich mit zugegebermaßen leicht militärischen Schritt (ich hatte kurz zuvor den Fehler gemacht, eine Glosse zu lesen in einer Fachzeitschrift, von denen beide diese Bezeichnung nicht verdienen) dem Ausgang näherte. Halblaut und tückisch antwortete ich: "Aber sicher." und ging raus ohne zurückzusehen. Ich bin ein totaler Bibliotheksrebell. Als ich wenig später im Plusmarkt gezwungen wurde, mich nicht an der linken Kasse mit der kürzeren Schlange anzustellen sondern "englisch", also in einer großen Schlange, die sich erst kurz vorm Kassieren trennt, reagierte ich ähnlich schnippisch indem ich den Ladies hinter mir, die sich genau wie ich über diese von den vor uns Stehenden aufgezwungene Handlung wunderten sagte, auch ich sei hier ins richtige Anstehen eingewiesen worden. Dabei sah ich die Schlangendiktatoren böse an.


Danach ging es mir besser, so dass ich nun gedenke, mich auch zukünftig stets danach zu richten, was die großartige Bette Davis tun würde, das beste Rollenmodell, dass ich mir wünschen könnte: 4 Ehemänner, davon einer wahrscheinlich eventuell von ihr selbst umgebracht, Schikanen gegenüber jüngeren Kolleginnen, classy Outfits und großartige Zitate all the way : On Joan Crawford: "I wouldn´t piss on her if she was on fire."




Montag, 21. April 2008

Schnipsel

Wenn Barbara Schöneberger in meine Heimatstadt fährt, dann nur, um sich in einem Autohaus für die freundliche Unterstützung ihrer unsäglichen Gesangs-Tournee zu bedanken. Das ist dem örtlichen Sonntagsblatt dann natürlich direkt eine Nachricht samit Foto wert. Ja: Dort wird Prominenten nur für die reine Anerkennung der Existenz des Orts gedankt.
Unrelated: Passend zur ARD-Themenwoche "Alt sein mit Alfred Biolek" (oder so ähnlich) verkündete mein Vater am Wochenende, seinen ergrauenden Haarschopf nicht einfach hinnehmen zu wollen sondern entweder
1. sich täglich eine Glatze rasieren zu wollen bzw.
2. nach dem Vorbild gewisser Ex-Kanzler die Haare färben zu wollen, wobei er in der Wahl der Farbe ähnlich subtil vorzugehen gedenkt wie ich: Er denkt, "blond" sei eine gute Idee. Die Aussicht, demnächst entweder mit Kojak oder mit Heino verwandt zu sein stimmt mich nicht so unruhig wie man es vielleicht vermuten würde.
Was sonst noch war: In dem unendlichen Bestreben, die grausige Realität meines verschleppten Studiums zu verdrängen und mich stattdessen an absurde, aber wenigstens halbwegs unterhaltsame Ziele zu halten, plane ich die Frequentierung des Bundespresseballs im November. Ein (schamloses) Kleid habe ich schon, es sollte also keine Schwierigkeit sein, eine Einladung samt Ticket für 590 Euro zu erschleichen. Die Andere wanzt sich dementsprechend bereits an die Altlinken in der taz ran. Denen ist eine Veranstaltung, zu der man Schuhe tragen muss doch eh viel zu bürgerlich, d.h. sie sollten uns ihre Tickets noch mit Bonuszahlung überlassen. Andererseits könnte die Aussicht auf eine warme Mahlzeit die Knechte Bascha Mikas vielleicht doch verleiten, uns unsere wohlverdienten Einladungen nicht zu überlassen.
Der Kommentar meines bald-neu-frisierten Vaters zu diesem Plan: "Vielleicht findste da eenen."
Womit der Post das Beste an inhaltlicher Kurve gekriegt hat, den ich heute zustande bringe.

Dienstag, 15. April 2008

Things I actually like

Gut, die Welt ist schlecht. Helmut Kohl heiratet zum zweiten Mal nachdem er seine erste Frau erfolgreich im Keller in Ludwigshafen sitzen ließ (copyright by Wolfgang Thierse), das von mir aufgrund eklatanten Arbeitsrückstands ignorierte neue Semester fängt an ohne mich zu fragen, ob es das schon darf und in einem Anfall von Wahnsinn, den ich dummerweise ausgerechnet beim Friseur erlitt, entschied ich mich für einen Haarschnitt, der mich wie das Kind der Liebe von Carlo Thränhardt und Julia Biedermann aussehen lässt.
Zum Glück gibt es Youtube, dass mich mit Diamanten wie den folgenden davon abhält, mich mit Haarverlängerungen nach Südeuropa abzusetzen um ein neues, unifreies Leben zu beginnen.

Gute Tipps für Freizeit:





Arbeitsplatz:





und Privatleben:


Mittwoch, 9. April 2008

Finger weg von meiner Paranoia.

Kürzlich diskutierte ich mit der bombenfesten Instanz in Stilfragen Miaudonna die Legitimität des Tragens von Jogginghosen in der Öffentlichkeit, wobei wir das Thema anschneiden mussten als wir zwecks gemeinsamen Gangs über den als Stylohölle (O-Ton Lehrling) verschrieenen Flohmarkt am Mauerpark in gänzlich verschiedenen Outfits aufliefen: Miaudonna in roter Lederjacke von only und 3-streifiger Trainingshose, ich in einem ins nuttig tendieren Primark-Ensemble aus Sommermäntelchen, Strickkleidchen und Stiefeln. Meine Anmerkung, ich sähe aus wie ihre Gouvernante konnte Miaudonna quittierte Miaudonna mit einem ihrer Lieblingssprüche ("Hö?"), wobei ich dies inzwischen, da ich ihren anderen Lieblingsspruch kennen gelernt habe ("Halt die Fresse!") weiß, dass das mit Sicherheit positiv gemeint war. Jedenfalls stellte ich fest, dass ich bei aller Liebe zu Bequemlichkeit den Anblick meiner nach einem Streichunfall mit zweideutigen Flecken beschmutzten Jogginghose nur der Mitbewohnerin zumute, es sei denn, es brechen Ausnahmefälle aus dem Dickicht des beschwerlichen Alltags wie z.B. nahender Elternbesuch hervor.
Jener brachte mich unlängst dazu, meine bequeme, aber bei aller (vorgeschützter) Liberalität nicht gesellschaftsfähige Hose zu einem übereilten Kauf von allerlei Reinigungsmitteln im unvermeidlichen Rossmann zu tragen. In den Augen der stets Lipliner-verschmiederten Kassiererin muss das schon ein putziges (und damit meine ich "erbärmliches") Bild abgegeben haben, wie ich von einer stundenlangen Putzsession gezeichnet mit fettigen Haaren zum Dutt aufgedreht 2 Flaschen WC-Ente (einmal normal, einmal mit Urinsteinlöser, wir sind da sehr gründlich), Essigreiniger sowie eine Verzweiflungsflasche Prosecco zur Kasse trug. Und damit nicht genug: Nur dem befürchteten inquisitorischen Chaosortungsblick meiner Eltern war es zu danken, dass ich die hier bereits angesprochene prähistorische Sammlung leerer Batterien endlich mal in Teilen abtrug bzw. konkret gesagt einen prall gefüllten Plastikbeutel mit Sondermüll in die viel zu kleine Entorgungsbox an der Kasse klimpern ließ. Ich muss ausgesehen haben wie die Leute, an denen man schnell vorbeigeht, weil man befürchtet, sie versuchten jeden Moment einen nach Kleingeld und/oder dem Interesse am bevorstehenden Weltuntergang zu fragen.
Ausschlaggebend für jedweden Putzerfolg ist nach meiner Erfahrung übrigens ausschließlich das Herstellen oberflächlicher Sauberkeit, d.h. ich bin der festen Überzeugung, dass solange das Klo glänzt und nach Zitrone riecht der Wohnzimmerschrank ruhig voll mit der gesammelten Kopie-Deponie dessen sein darf, was ich einst "Studium" nannte. Unnötig zu erwähnen, dass meine Eltern auch noch ungefähr 453mal kommen müssen bis ich alle Batterien entsorgt haben werde. Das ist okay bzw. dank Mitbringseln wie Süßigkeiten, Sekt und eigens für zu meinem Amusement geschossenen Fotos von Mopshunden sogar wünschenswert.
Ach ja, der Flohmarkt: Wir lagen da, glaube ich, beide richtig. Spätestens, nachdem wir nur knapp einer Flasche ausgewichen waren, die eine als Amy Winehouse verkleidete Obdachlose bzw. Künstlerin auf uns bzw. ihren in einem durchsichtigen Kleid gewandeten Begleiter geworfen hatte (das Ganze natürlich Teil einer Performance, was ich ihren theatralischen Beschuldigungen in Richtung einer Taube entnahm), war klar, dass es keinen Dresscode gibt auf diesem etwas verratzen Camden Market-Imitat. Opportunistisch, wie wir beide nunmal sind, tranken wir im weiteren Verlauf des Marktbesuchs sogar Bionade und kauften Second-Hand-Stiefel bei einer Verkäuferin, die ihre Bestände aus den Nachlässen mehrerer Ladies mit unterschiedlich großen Füßen und sehr vielen nassen Hunden bezogen haben musste: Zumindest ist es das, was mir mein schmerzender, nach Lassie riechender linker Fuß sagen würde wenn er es nur könnte. Zum Glück kann er nicht: Ich zwinge ihn jetzt schon seit einer ganzen Weile, einem seltsamen, wahrscheinlich Mariah Carey-induzierten Impuls folgend, auf gänzlich unangemessenen Schuhwerk über das Trottoir zu klackern. Frau Careys legendäre Aussage, no stairs zu doen wurde übrigens letztes Wochenende in der Dieter Bohlen-Show Lügen gestraft, als sie entgegen ihres großartigen Lebensmottos DOCH Stufen nahm, und das auch noch zum vor Geilheit zerfließenden Marco Schreyl. Konnte oder wollte RTL sich die Rolltreppe nicht leisten? Wir werden es wohl nie erfahren.
Und Mariah trägt doch auch mal keine Pumps, wenn auch nur in ihrem eigenen Hello Kitty-Raum: I am shocked and appalled.