Der überwältigenden Nachfrage des Kobolds folgend, hier ein Potpourri von Bildern des Urlaubs, der erst eine Woche her ist, mir aber dank affigen Arbeitspensums schon wieder vorkommt wie Äonen ago.
Unsere Reise begann im beschaulichen Hafenstädtchen Bristol, ein Kleinod architektonischer Raffinesse, an dem die letzten 30 Jahre scheinbar spurlos vorbei gegangen zu sein schienen (wer mir den Tempus hier richtig einfügt, gewinnt eine dankbare Erwähnung). Bereits hier deutete sich an, dass unsere erklärte Mission, Landadel in die Ehe zu tricksen und damit auf den Spuren der großen sozialrealistischen Autorin unserer Zeit, Rosamunde Pilcher zu wandeln, schwieriger als erwartet werden würde.
Im Folgenden durchquerten wir das Exmoor, das zwar schwer nach einer romantischen Verfolgungsjagd á la Jamaica Inn aussah, jedoch zur großen Enttäuschung des factory girls keine Ponys zwecks Entführung bereit hielt. Ein weiteres festes Vorhaben der Reise schien damit in weite Ferne zu rücken.
Das Fehlen potentieller Entführungsopfer (tierischer UND menschlicher Art) schrie nach Kompensation durch den Besuch Cheddars, der prähistorischen Gebursstätte des weltberühmten und köstlichen plastic cheese. Ein Ort, der durch seine zurückhaltende Ansprache der Touristen bestach. Für nur 14 Pfund kann man dort nicht nur auf dem Oberdeck eines Doppeldeckerbusses in halsbrecherischen Tempo durch enge Schluchten jagen, man kriegt auch eine Führung durch Tropfsteinhöhlen, in denen der Ötzi Großbrittaniens "Cheddar Man" sich aus Gründen, die er mit ins Grab nahm, dazu entschloss, Käse herzustellen. Rätselhaft aber verzaubernd zugleich auch seine Kostümierung mittels Wolfsfell.
Es freute uns, zu sehen, dass Horst Tappert nach dem Aus beim ZDF ein neues Leben im Vereinigten Königreich beginnen konnte, zumindest in der Sommersaison.
Aber genug der lächerlichen Versuche, Südwestenglands Schönheit durch die Dokumentation gewisser kompromitierender Einzelfälle zu unterminieren. Hier eine der Postkarten, durch die wir täglich fuhren und manchmal sogar liefen, z.B. wenn es galt, stundenlang nicht vorhandene keltische Steinkreise zu suchen (und natürlich nicht zu finden).
Kynance Cove an der touristisch deutlich weniger erschlossenen Südküste dieser Halbinsel, der tausende ZDF-Sonntagsfilme mit ehemaligen Soapdarstellern nichts anhaben können.
Noch mehr Idylle. Man beachte, dass die gesamte Küstenlinie zu erwandern ist. Unnötig zu betonen, dass wir uns hauptsächlich aufs Fotografieren und Bewundern verlegten. Noch möchte ich nicht zu den Menschen gehören, die 2 Stöcke und 4 Paar Socken benötigen um sich im Urlaub zu wähnen.
Hier ein weiteres Bild des an dieser Stelle bereits propagierten St. Michaels Mount, eines potentiellen Wohnorts, der sich alleine dadurch in unsere Herzen schob, indem er einzig bei Ebbe fußläufig zu erreichen ist und ansonsten nur von äußerst smarten, wenn auch etwas bissigen Fährmännern auf winzigen Booten (die angesichts der Zangsläufigkeit der Inanspruchnahme ihrer Dienste an den Touristen eine goldene Nase verdienen) angefahren wird. Der Felsen, auf dem das (von echten Adligen noch immer bewohnte) Schloss errichtet wurde, ist aus Granit, der Wärme speichert und abstrahlt und daher Pflanzenwunder wie dieses hier im ansonsten windig-kalten Inselmärz erlaubt:
Engelland, du hast es schöner: Magnolien sind dir das, was uns hierzulande lahmarschige Forsythien sind. *sigh*
Und am Ende nochmal der Beweis, dass die Pilcher-Szenerie tatsächlich diesem Landesteil entstammt.
Es war surreal schön und ich erwäge nun ernsthaft eine Karriere im Kellnermilieu in einem local pub vor Ort.