Sonntag, 30. März 2008

Ich weiß immer noch, was ich vorletzte Woche getan habe.

Wie immer, wenn wahrlich Wichtigeres ansteht als das Teilen meiner aktuellen Befindlichkeiten mit 3 Lesern in dieser netten, kleinen Enklave der Abscheu und seltener Begeisterung, ziehe ich es vor, zu bloggen, als eben jene Dinge zu tun, die mein Leben insofern verändern könnten, als dass ich dann weniger Grund zur Beschwerde hätte (oder vielleicht mehr? Man weiß es nicht). Mit anderen Worten: Ich schreibe hier um es nicht woanders zu müssen. Macht das Sinn? Wohl kaum.
Der überwältigenden Nachfrage des Kobolds folgend, hier ein Potpourri von Bildern des Urlaubs, der erst eine Woche her ist, mir aber dank affigen Arbeitspensums schon wieder vorkommt wie Äonen ago.



Unsere Reise begann im beschaulichen Hafenstädtchen Bristol, ein Kleinod architektonischer Raffinesse, an dem die letzten 30 Jahre scheinbar spurlos vorbei gegangen zu sein schienen (wer mir den Tempus hier richtig einfügt, gewinnt eine dankbare Erwähnung). Bereits hier deutete sich an, dass unsere erklärte Mission, Landadel in die Ehe zu tricksen und damit auf den Spuren der großen sozialrealistischen Autorin unserer Zeit, Rosamunde Pilcher zu wandeln, schwieriger als erwartet werden würde.



Im Folgenden durchquerten wir das Exmoor, das zwar schwer nach einer romantischen Verfolgungsjagd á la Jamaica Inn aussah, jedoch zur großen Enttäuschung des factory girls keine Ponys zwecks Entführung bereit hielt. Ein weiteres festes Vorhaben der Reise schien damit in weite Ferne zu rücken.

Das Fehlen potentieller Entführungsopfer (tierischer UND menschlicher Art) schrie nach Kompensation durch den Besuch Cheddars, der prähistorischen Gebursstätte des weltberühmten und köstlichen plastic cheese. Ein Ort, der durch seine zurückhaltende Ansprache der Touristen bestach. Für nur 14 Pfund kann man dort nicht nur auf dem Oberdeck eines Doppeldeckerbusses in halsbrecherischen Tempo durch enge Schluchten jagen, man kriegt auch eine Führung durch Tropfsteinhöhlen, in denen der Ötzi Großbrittaniens "Cheddar Man" sich aus Gründen, die er mit ins Grab nahm, dazu entschloss, Käse herzustellen. Rätselhaft aber verzaubernd zugleich auch seine Kostümierung mittels Wolfsfell.

Es freute uns, zu sehen, dass Horst Tappert nach dem Aus beim ZDF ein neues Leben im Vereinigten Königreich beginnen konnte, zumindest in der Sommersaison.

Aber genug der lächerlichen Versuche, Südwestenglands Schönheit durch die Dokumentation gewisser kompromitierender Einzelfälle zu unterminieren. Hier eine der Postkarten, durch die wir täglich fuhren und manchmal sogar liefen, z.B. wenn es galt, stundenlang nicht vorhandene keltische Steinkreise zu suchen (und natürlich nicht zu finden).

Kynance Cove an der touristisch deutlich weniger erschlossenen Südküste dieser Halbinsel, der tausende ZDF-Sonntagsfilme mit ehemaligen Soapdarstellern nichts anhaben können.

Noch mehr Idylle. Man beachte, dass die gesamte Küstenlinie zu erwandern ist. Unnötig zu betonen, dass wir uns hauptsächlich aufs Fotografieren und Bewundern verlegten. Noch möchte ich nicht zu den Menschen gehören, die 2 Stöcke und 4 Paar Socken benötigen um sich im Urlaub zu wähnen.

Hier ein weiteres Bild des an dieser Stelle bereits propagierten St. Michaels Mount, eines potentiellen Wohnorts, der sich alleine dadurch in unsere Herzen schob, indem er einzig bei Ebbe fußläufig zu erreichen ist und ansonsten nur von äußerst smarten, wenn auch etwas bissigen Fährmännern auf winzigen Booten (die angesichts der Zangsläufigkeit der Inanspruchnahme ihrer Dienste an den Touristen eine goldene Nase verdienen) angefahren wird. Der Felsen, auf dem das (von echten Adligen noch immer bewohnte) Schloss errichtet wurde, ist aus Granit, der Wärme speichert und abstrahlt und daher Pflanzenwunder wie dieses hier im ansonsten windig-kalten Inselmärz erlaubt:

Engelland, du hast es schöner: Magnolien sind dir das, was uns hierzulande lahmarschige Forsythien sind. *sigh*

Und am Ende nochmal der Beweis, dass die Pilcher-Szenerie tatsächlich diesem Landesteil entstammt.

Es war surreal schön und ich erwäge nun ernsthaft eine Karriere im Kellnermilieu in einem local pub vor Ort.

Dienstag, 25. März 2008

Everyday is a winding road.

Nichts sagt mehr "Willkommen in Berlin!" als ein Hund mit schlimmen Durchfall, der sich exakt auf der Türschwelle deines Hauses entleert hat bzw. von seinem bösartigen Besitzer dazu gebracht wurde, eben dort sein Geschäft zu verrichten, wo jenes potentiell den meisten Schaden anrichten kann an Schuhwerk und Nervenkostüm nichtsahnender Hausbewohner. Glücklicherweise vermeide ich meist vor 9:00 Uhr Augenkontakt und übe mich in Thom Yorke-esken shoegazing, so dass ich das drohende Unheil gerade noch abwenden konnte. Spätestens in jenem Moment wurde mir klar, wie erholsam die zurückliegende Woche außerhalb des Hundeaborts, dass sich Bundeshauptstadt nennt, wirklich war. Gerührt von den zahlreichen Nachfragen bzgl. meines Wohlergehens (=1) kann ich hiermit bestätigen, dass wir das seltsame Hotel bzw. einen Spazierganz auf der malerischen Klippe, auf der es steht, überlebt und sogar sehr genossen haben. Und nicht nur dass: Auch Straßensteigungswinkel von bis zu 90 Grad, die nur im ersten Gang und auch dann noch mit einigen Stoßgebeten zu bewältigen waren, konnten erfolgreich überwunden werden, und dass in einem 4 PS starken Renault Clio, der von den ausschließlich in Geländewagen umherfahrenden Locals fassungslos angestarrt wurde wenn er zu neuen Höchstleistungen gequält wurde.
Auch läppische Hindernisse wie die Weigerung gewisser von uns gebuchter Bed and Breakfasts, ihre Existenz mit einem dezenten Hinweis (wie z.B. einem Schild größer als 20 cm) an der stark befahrenen Bundesstraße, an der sie liegen, zu bestätigen, wurden spielend überwunden. Und sicher, 30 Minuten mit Tempo 100 auf einem verregneten, von Rasern bevölkerten, circa 20 centimeter breiten und links und rechts von Hecken umgebenen Feldweg in die falsche Richtung weil es verdammt nochmal keine Wendemöglichkeit gibt, sind nicht jedermanns Vorstellung eines Freizeitvergnügens. Aber dann sieht man irgendwann sowas und kriegt das Gefühl, in einer Postkarte Urlaub zu machen:






Fakt ist: Strände und Städte sind genauso surreal pittoresk und schön, wie sie uns Rosamunde P. und das ZDF haben glauben machen. Was aber definitiv gelogen ist in diesen sonst sehr lebensnahen Sonntagabendfilmen ist die enorme Dichte an jungen alleinstehenden Landadligen, die an engen Landstraßen nur darauf warten, einer jungen Dame aus Deutschland erst bei einer Reifenpanne und dann bei der weiteren Lebensplanung behilflich zu sein. Überhaupt zeigte sich der cornische Adel eher scheu und zeigte sich uns nur ein einziges Mal in Form zweier 14jähriger, die sich ungerührt von unserer Besichtigung ihres Schlosses durch die Absperrungen vom Westtrakt auf in die Küche machten um sich ein Ei zu braten oder sowas. Sie wirkten, ehrlich gesagt, ungeheuer bürgerlich und so taten wir es ihnen gleich und taten so, als wäre es ganz normal, in einem Schloss zu leben /durch das Wohnzimmer fremder Leute zu latschen und sich über ihre Vorfahren zu amüsieren. In jenem Schloss war es übrigens auch, in dem ich mein Lieblingsausstellungsstück aller Zeiten entdeckte: Das von einem Butler aus den Korken von Champagnerflaschen, die seine erlauchte Herrschaft geleert hatte, gebaute, maßstabsgetreue Modell dieses Schlosses:



Demnächst dann mehr über die Freuden von 800 Gramm Kohlehydraten zum Frühstück oder: Wie ich abhängig wurde von Würstchen, Bohnen, frittierten Brot, Schinken und Eiern vor 9:00 Uhr morgens.

Samstag, 15. März 2008

The quest for the Cornish Landadel has begun.

Pünktlich zu unserem Abflug in Richtung Cornwall präsentiert sich die Hauptstadt mit wolkenlosem Himmel, Sonnenschein und Vogelgezwitscher, also in etwa so schön wie seit Wochen nicht mehr. Auch soll am Sonntag eventuell der Streik im ÖPNV beendet sein. Ich befürchte eine Korrelation mit diesen Ereignissen und meinem Verschwinden aus der Stadt, die sich spätestens dann bestätigen wird, wenn der Begleiter der letzten 2 Wochen, Mr. Novemberwetter, uns schon in Engelland erwartet. Nie werde ich vergessen, wie ich einst bei strahlendem Sonnenschein in Berlin einstieg um in einem Mikroblizzard, der sich exakt auf dem von mir zu durchquerenden Rollfeld des Dubliner Flughafens entlud, zu landen. Ich bin vielleicht ein Sturmflüsterer oder sowas.
Wenn wir nicht gerade unter einem umfallenden Baum verenden bzw. uns angesichts einer Primark- bedingten Pleite als Tellerwäscher in zweifelhaften lokalen Pubs verdingen müssen, könnte unser Verschwinden auch daran liegen, dass wir hier gelandet sind:


Der Granitblock auf dem Felsen ist entgegen erster Vermutungen kein Gefängnis sondern ein "Hotel". Unsere Preisanfrage bezüglich einer Übernachtung wurde so beantwortet:
Dear la bonette,
Camelot Castle is indeed a very special place.
Camelot has long been a place of relaxation for creative people, and artists from all over the world and we very much look forward to your stay here.
As you will see from our web site there is a great deal to do in this part of Cornwall and so we do advise you to stay for as long as possible to get the most out of your stay. You and your partner, family or friends will not regret it.
You may well find that a few days or weeks at Camelot Castle is one of the most positive things that you have done in your life. [Hervorhebung des wahnsinnigen Verfassers]
We should also point out to you that the Camelot Castle three day mid week breaks are becoming very popular.
Because of the popularity of the hotel and our unique location we do suggest that you confirm and secure your booking well in advance.
Dramatic sunsets costal colours and weather patterns create a wonderfully romantic atmosphere.
Camelot Castle is beautiful all year round.
Even Christmas Time and winters here are superb, with crackling log fires and warm comfy sofas in the Great Hall.
You can get a very good feel of what Camelot Castle is like from our web site but nothing beats the experience of being here.
We look forward to welcoming you very soon.
Yours Sincerely
Irina Mappin
Owner
Warum Preise erwähnen, wenn man genauso gut einen beliebigen, selbstgefälligen und exzentrischen Standardwerbebrief verfassen kann? Als Fotomotiv ist das Hotel aber alle Mal gut, es könnte eben nur gut sein, dass man Hunde auf uns hetzt und uns zum Amusement der nichtexistenten anderen Gäste ausstopft und in der Lobby ausstellt. Sollte das passieren, sind unsere in wächserner Ekstase (immerhin ewig jungen) festgehaltenen Gesichter mit Sicherheit auf dieser Seite zu sehen.

Montag, 10. März 2008

"Manchmal kommt es mir so vor als sei ich umstellt auf einem Platz in Bolivien."

...singt die Supergruppe Superpunk, und ich weiß genau was sie meinen wenn ich 5 Tage vor dem großangelegten Landadel-Heiratsvermittlungs-und-Strandspazier-Cornwall-Urlaub aus den Nachrichten erfahren muss, dass im sonst nur für seine Pasteten berüchtigten Südwestengland der schwerste Sturm seit Al Gores Zeitaufzeichnung tobt. Meiner Kenntnis nach ähnelt die charmante Insel auch ohne solche Wetterkapriolen und dadurch verknappte Stromversorgung teilweise einem Entwicklungsland, man beachte nur die sträfliche Vernachlässigung reflektierender Straßenfarbe, die für spannende nächtliche Überlandfahrten sorgt. Ich nehme stark an, dass, selbst wenn uns nicht die BVG und die Verdi-Streiks am Flughafen die Tour vermasseln, die Reise in ein vom Strom gekapptes, überschwemmtes Küstengebiet nicht die erhoffte Erholung mit sich bringt. Auf gut Deutsch: Das könnte in vielerlei Hinsicht unser Waterloo werden.
Weiteres Anzeichen für die zunehmende Verwiderwärtisierung der Welt: Der von mir einst verehrte David Walliams lässt sich beim Beischlaf mit einer Stripperin filmen und klagt dann gegen die News of the world, die den Spaß veröffentlicht. Ich weiß nicht, was mich wütender macht: Dass er sowas macht, oder das ich es nicht mehr sehen kann.

Donnerstag, 6. März 2008

Alte Männer: Der natürliche Feind des schönen Lebens.

Wäre ich nicht Agnostikerin, ich wäre es spätestens in dieser Woche geworden. Die Vermutung, dass, wenn es überhaupt einen Gott gibt, er mir mit Vorliebe in die Suppe spuckt und an die undichten Stiefel pinkelt, erhärtete sich in den letzten Tagen in folgenden Momenten:
1. Dienstag morgens 7:56 Uhr, die Snooze-Taste wurde gerade das 2. Mal gedrückt als es an der Tür klingelt und zwar nicht an der Haustür sondern an der verdammten WOHNUNGSTÜR, was heißt, wer immer sich um diese gottlose Uhrzeit entschlossen hat, mich zu nerven, er tut es in 5 Meter Entfernung. Getreu meinem Motto, unangemeldete Störungen zu ignorieren, drehe ich mich um und warte, bis das Klingeln aufhört. 20 Minuten später, ich bin gerade unter schweren Müdigkeitsqualen aus den Ruinen meiner Bettstatt auferstanden und versuche im Bad das verquollene Etwas, das sich über Nacht an Stelle meines Gesichts gebildet hat, mittels Gähnen zu zerstören, klingelt es erneut. Entsprechend wütend über die neuerliche Störung meiner Morgenroutine (20 Minuten vor dem Spiegel stehen und Gähnen) und nur unwesentlich bekleidet, entschließe ich mich, mal zu fragen, was denn los sei da draußen. Es könnte ja schließlich die Feuerwehr sein, die fragt, ob wir Interesse hätten, das Haus zu verlassen, bevor es abbrennt und inzwischen zu höflich ist um einfach die Tür einzutreten. Als ich hinter der Schlosskette hervorluge, erblicke ich den alten Mann, der vor Wochen die Heizung abgelesen hat und einen anderen alten Mann. Beide schauen mich irgendwie schuldbewusst an. "Entschuldigung, habe Sie unsere Karte nicht bekommen? Wir tauschen heute ihren Wasserzähler aus."
Natürlich habe ich keine Karte bekommen. Niemand hat eine Karte bekommen. Ich fange an, halb hysterisch zu lachen bei der Aussicht, gerade in einem unsäglichen Ensemble aus kurzem Nachthemd, Kapuzenjacke und Wollsocken vor Wasser-Installateuren zu stehen, die gleich in ein mehr als angesifftes Bad gehen wollen. Die Herren scharren halb hoffnungsfroh, halb peinlich berührt mit den Füßen und schließlich entscheide ich, dass die Sache kaum noch peinlicher werden kann (schließlich wissen sie jetzt mit Bestimmtheit, dass ich das erste Klingeln mittels Totstellung meiner selbst versucht habe zu ignorieren und sie haben schon jetzt mehr von meinen Beinen gesehen, als wir alle es uns gewünscht hätten) und lasse sie ihre Zähleraustauscharbeit verrichten. Dabei werfen sie auch nur eine der 56 halbleeren Shampooflaschen vom Wannenrand runter.
2. Der Winter, konkret: Dichter Schneefall entschließt sich genau dann zurückzukehren, wenn die BVG streikt und ich die Hälfte der Strecke zur Affenhölle ohnehin zu Fuß zurücklegen muss während ich die andere Hälfte zusammengequetscht in überfüllten S-Bahnen stehen darf, ein Privileg, das mir am Montag durch Manfred Schells absurde Ruhmsucht auch noch verwehrt wird. Ich habe mich inzwischen entschlossen, den Generalstreik der Transportfuzzis zu kontern, indem ich versuchen werde, mit einem Drehstuhl auf die Arbeit zu fahren. Oder ich laufe einfach Sonntag Abend los, in einer Aktion, die, wenn sie viele Kollegen daran beteiligen, auch leicht zu einem Sternmarsch auf Berlin Mitte entwickeln könnte, an deren Ende die frustrierten und verspäteten Streikopfer die BVG enteignen und einfach selbst ihre Bus- und Bahnlinien befahren. Ich sehe mich schon in einem Doppeldecker an Haltestellen vorbeifahren, die ich noch nie leiden konnte. Rachefantasie, du bist mein einziger Freund.
Da verdi mit seinem unaussprechlichen Oberbeschwerer Frank Bsirske sich nun auch noch in den Arbeitskampf begeben hat (wobei der Begriff ja eigentlich "Anti-Arbeitskampf" heißen müsste, schließlich wollen die nicht mehr, sondern weniger Arbeit für mindestens das gleiche Geld) und Flughäfen lahmlegt, sehe ich auch schon das großangelegte und heißerwartete Wir-wollen-Adlige-in-Cornwall-heiraten-wie-im-ZDF-vorgeführt Oster-Urlaubsereignis zu Scherben zerfallen. Sollte dies passieren, befürchte ich, werde ich nicht nur mit Drehstuhl sondern auch mit einer Pumpgun unterwegs sein demnächst. I´ll keep you posted on that.

Sonntag, 2. März 2008

It´s not easy being green.

Das factory girl meint, an sich selbst und ihrem Umfeld, also unter anderem auch mir, Zeichen einer Quarter Life Crisis entdeckt zu haben. Ich will nicht stänkern und ich gebe zu, einige der auf der von mir zu Recherchezwecken hinzugezogenen, höchst wissenschaftlichen wikipedia- Seite zum Thema aufgelisteten Symptome durchaus wiederzuerkennen. Ich weigere mich aber, meine persönliche Misere in eine konsumtaugliche Form gießen zu lassen bzw. mich allein aufgrund meines Alters und der Tatsache, dass ich selten zufrieden bin (wobei ich schon meistens finde, dass mit mir alles okay ist und nur der Rest der Welt ein Problem hat) zum Angehörigen einer Krisengemeinschaft machen zu lassen. Solange Narzissmus nicht als Symptom gilt, befreit mich das vielleicht von der Zuordnung zur Krankheit, die in ihrer begrifflichen Entstehung vielleicht doch nur Ausdruck des Wunsches ist, mit seinem Leiden an der Welt nicht alleine zu sein. Ich glaube, ein bißchen mehr Mut würde helfen: Zur Individualität jeder Krise, zum Weitergehen trotz Zweifeln, zur Fähigkeit der Selbsterkenntnis und nicht zuletzt zu der Dringlichkeit, sich selbst nicht so sehr zu hassen, wie man vermutet, dass es so ziemlich alle anderen tun. Wer das beherrscht, sollte sich mal bei mir melden, um mir zu zeigen, wie das geht. Ich bin da auch nur Amateur, beherzige aber gerne das beliebte Motto der Anonymen Alkoholiker "to fake it till you make it.", wobei mir deren nicht so anonymes Mitglied und Menschenkarikatur Lindsay Lohan eher entmutigt in meiner halbwahren Mutigkeitsattitüde.
Okay, ich bin offiziell das Kinde der Liebe von Chefmoralist Peter Hahne und Motivationsguru Emil Ratelband. Sorry.
Das passiert, wenn man ein Wochenende lang in den Fängen der Filmphilosophie verbringt, von einem fiesen Sturm, einem nicht-existenten Spaßbudget und dem neuen, kotzefarbenen Anstrich des Hauses (wer hätte ahnen können, dass die Restbestände der DDR-Gefängnistürenfarben von gewissen sadistischen Hausverwaltungen zwecks Nervenzerrüttung unschuldiger Bewohner aufgekauft und benutzt werden?) zermartert.
Nur mal so zur Demonstration des Farbterrors:


Abgesehen von den halbwegs erträglichen hellgrünen Nuancen, ist das die Farbpalette, die jetzt das Haus verunziert und es in seiner rätselhaftigen Hässlichkeit NACH einer Renovierung dann doch wenigstens individuell erscheinen lassen im Meer der augenfreundlicheren beigen Häusermasse. "Hässlich, aber meins." Dies könnte man wiederum auch getrost rufen, wenn man glaubt, die Quarter Life Crisis wolle einem das schöne Leben kaputt quatschen.