Dienstag, 24. Juni 2008

Words of wisdom

Harry Rowohlt über die Lindenstraße:

An der “Lindenstraße” gefällt mir......erstens, dass sie die einzige Fernsehserie ist, die genauso fad ist wie das Leben; zweitens, wie eine amerikanische Freundin mal sagte: “A soap opera with ugly people I can identify with”; drittens, dass man, obwohl es im Gegensatz zu “Bonanza” oder “Die Leute von der Shiloh Ranch” so gut wie nie zu einer Schießerei kommt, ständig um das Leben des Personals fürchten muss.
Jemandem, der die Serie noch niemals gesehen hat, würde ich “Lindenstraße” so beschreiben: Entweder die deutsche Version von ‚Coronation Street‘” oder “Proleten-‚Dallas‘”.


Erich Wiedemann in CICERO in seinem großen Stefan Aust-Stück, das sich irgendwie nicht zwischen Abrechnung und Anbiederung entscheiden kann:

Frau Aust kommt raus auf die Terrasse. Sie will wissen, wo er die Einkäufe hingestellt hat."Sie sind in der Plastiktüte in der Küche.""Bist du heute Abend da?""Nein, ich fliege nach München.""Dann fahre ich nach Sylt." Kathrin und Stefan Aust sind moderne, autonome Eheleute.


So sehen morderne, autonome Eheleute aus:



Stefan Austs "persönliches Hobby" ist laut wikipedia übrigens der Betrieb eines Reiterhofs mit Hannoveraner Gestüt in Armsdorf bei Stade. Bleiben zwei Fragen offen: 1. Darf man auch lustige Pferdeferien bei Stefan machen wenn man den FOCUS liest? 2. Gibt es so etwas wie unpersönliche Hobbies? Harry Rowohlt hat für sowas jedenfalls keine Zeit, meint er.

Samstag, 21. Juni 2008

Wochenparole

"Alte Zausel, Indieboys, Neocons, Mutanten, junge Spießer, Pradafrauen und ihre Anverwandten, höhere Töchter, bessere Söhne und eure ganze Schicht. Ihr denkt, ich kann euch leiden, aber ich verzeih euch nicht" Britta, "Menschenfeind"

Mittwoch, 18. Juni 2008

Youtube, Gespenster, whatever

Während der Rest Europas ein paar Dutzend verschwitzten, reichen jungen Männern beim Ballspiel zusieht, habe ich es seit ein paar Tagen mit etwas wichtigerem zu tun: Ich teile die Wohnung mit einem Poltergeist. Entweder das, oder die polnischen Bauarbeiter, die inzwischen 2jähriges Jubiläum der Wohnungsrenovierung über uns feiern dürften, planen zu ihrer Belustigung die Beschleunigung meines endgültigen geistigen Ruins und verstecken sich ab und zu im Wandschrank um dann folgende mysteriöse Vorkomnisse zu initiieren:
1. Der Griff vom Badfenster, der abgegangen ist (und ja, irgendwann ruf ich die Hausverwaltung an um das reparieren zu lassen, bis dahin nenne ich es einfach "Sommerfenster" oder so) und den ich morgens neben das Fenster gelegt habe, steckt abends wieder dran. Auch lässt sich das Fenster nach einer Woche erstmals wieder schließen.
2. Nächster Tag: Beim Nachhausekommen liegt das Nackenkissen (eine Mischung aus Herz und Hintern in der Formgebung, priceless für Haartrockenhaltungsaufgaben beim Vollbad), das normalerweise auf dem Wannenrand liegt und maximal in die Wanne rutscht in der Mitte des Badezimmers. Es starrt mich irgendwie vorwurfsvoll an bzw. so als wolle es sagen es sei von einem Poltergeist benutzt worden.
3. Der Topf, den ich mit Sicherheit von der heißen Herdplatte genommen hatte, steht beim neuerlichen Betreten der Küche vorwitzig siedend auf der Platte, die ich längst ausgestellt hatte.
4. Die Stehlampe ist durchgebrannt, ich mache den Klemmspot am Schreibtisch an und widme mich daraufhin stundenlang der Couch, dem TV-Gerät und dem Internet, wie sich das gehört für eine dumpfe Arbeitsdrohne in akademischer Hoffnunslosigkeit nach Feierabend. Nach stundenlangen Gestarre in die eine Zimmerecke drehe ich mich zur Lampe um um festzustellen: Die Stehlampe brennt, dafür ist der Klemmspot aus und ich will verdammt sein, wenn es eine meiner unfraglich existenten 54 Parallelidentitäten war, die an den Birnen schraubte oder ähnliches.
Also Übersinnliches. Ich habe keine Angst, schließlich habe ich Ghost Hunting mit den schlechteren Spice Girls namens Girls Aloud gesehen und weiß von self proclaimed Ghost Hunting Extraordinaire Yvette Fielding, dass man Geistern nur mit einem beherzten "Do you know you are dead?" begegnen muss, dann erinnern sie sich wahrscheinlich, dass sie eigentlich beim Gespensterbingo bzw. Knochenbowling sein müssten und verziehen sich.

Auch bin ich eigentlich überzeugt davon, dass das sowas wie Casper, der freundliche Geist ist, der hier wohnt, was mich zu Christina Ricci machen würde und das wiederum heißt, dass Casper in mich verliebt wäre und wir irgendwann zu einem schmalzigen Disneysong auf einem Schulball tanzen müssten, wobei er in Menschengestalt aussieht wie der anämische Stiefsohn des alkoholkranken Schulhausmeisters:

Ich persönlich möchte, dass dabei dieses Lied läuft:

Echte Geister gibts übrigens höchstens hier, ich glaube, die tolle Beth Gibbons ist nicht von dieser Welt. In a good way.

Dienstag, 3. Juni 2008

Ich bin immer noch dagegen.

In meiner Tätigkeit als unterbezahlte Kampagnen-Ausdenk-Prostituierte der Marktforschung standen gestern erneut 3 Stunden meines Lebens an, die mir niemand zurückgeben wird und deren Bezahlung lächerlich erscheint, macht man sich die 180 Minuten des Gefühls bewusst, das außer mir wohl nur Shilo Jolie-Pitt nachvollziehen kann: "I was the odd one out!".
Es ist nicht schön, in einen Raum voller Pauls und Kittys (diese Namen sind NICHT frei erfunden, außer natürlich von ihren Eltern) zu kommen, die wirken, als seien sie für einen Imagefilm Berlins zusammengecastet worden: "Freie Promoterin im Filmbereich", "Doktorandin der Musikwissenschaft", "angehender Tonmeister", "Musikerin", natürlich alle aussehend und gestylt als seien sie aus einer American Apparel-Umkleidekabine gezerrt worden, also irgendwie subtil pornographisch. Das sind nicht meine Worte, so beschrieb die freie Eventlady die Werbung dieser Firma, womit sie völlig richtig liegt. Der einzige Mensch mit einem richtigen Beruf (Erzieher) konnte leider weder "Idyll" noch "traditionell" richtig schreiben, beide Male vezichtete er auf ein "L", was ja nicht so schlimm gewesen wäre, wenn er sich nicht extremst gut mit Parfüm-Print-Werbung ausgekannt und Matthew McConaughey für einen "coolen Surfer-Typen" gehalten hätte und nicht den kiffenden Nacktbongospieler in ihm erkannt hätte, der jener ist. Es hätte mich im Grunde genommen schon stutzig machen müssen, dass ich die einzige war, die auf die rauchverhüllende Geruchswirkung des zu diskutierenden Kaugummis einzugehen verstand. Allen anderen war das "noch nie aufgefallen", schließlich sind sie alle kleine Fitness-Freunde, die rauchen Bäh finden, Red Bull für das Sponsoring "echter Underground- Events, also jetzt wirklich UNDERGROUND" loben und Traubensaft kaufen weil sie da "manchmal so Bock drauf haben, nicht wegen Durst". Ich trinke manchmal auch ohne Durst zu haben, dann aber eher keinen Traubensaft. Zum Schluss noch der Tagesaufheiterer aus der Auslage des U-Bahnzeitungshändlers, die ich heute ausgiebig studierte als sich die U-Bahn wegen einer "erkrankten Person im Wagen auf unbestimmte Zeit" verspätete, was die herzensguten Berliner dazu brachte, erst lauthals über die Berliner Verkehrsbetriebe und dann über diesen Egoisten mit Herzanfall im Berufsverkehr zu schimpfen.

Die Mitbewohnerin, welche sich diesen Monat gratis beim darbenden, kleinen Fußballverband UEFA verdingt, wird froh sein, dass nun nicht sie in das überdimensionale Hühner-eske Kostüm steigen muss. Wobei: Stehen würde es ihr wahrscheinlich und so könnte Luca Toni sie auch später nicht identifizieren wenn es um den Überfall auf ihn im Entmüdungsbecken geht.