Dienstag, 26. Mai 2009

last ressort fighting

Erfolgserlebnisse des Tages: Dem Gewitter entkommen, Fahrrad endlich in den Keller gestellt (Ja, es verrottet auf dem Hinterhof seit ich es hergeholt habe. Einzig, weil ich das als Radfahrer in dieser Stadt offenbar überlebensnotwendige auf-dem-Gehweg-Gefahre ablehne sowie noch keine Beleuchtung gefunden habe, die ich anbringen könnte ohne dabei suizidal zu werden und den Glauben an meine Feinmotorik zu verlieren. Ja, das Radfahren scheitert an meiner Gesetzestreue, nicht an meiner Faulheit.), Eingekauft ohne auszurasten aufgrund der des Alkoholikers vor mir, der sein DuDarfs-Gericht (see the irony?) in 1cent-Münzen bezahlte und dabei schamlos mit der vietnamesischen Kassierin flirtete, die locker seine Mutter hätte sein können. Was, zumindest in den Filmen von PT Anderson, kein Grund wäre, nicht mit ihr zu schlafen.
Womit wir beim Thema wären bzw. dem suboptimalen Teil des heutigen Tages: Das Erkennen, das meine morgen dazubietenden Prüfungsthesen bei näherer Betrachtung oberflächlich bis undurchdacht sind. Hätte sich schon ausgezahlt, eher als 24 Stunden vor Prüfungsbeginn darüber nachzudenken, wie das akkumulierte Wissen sinnvoll und adäquat weiterzuentwickeln ist und nicht 5 alberne Gemeinplätze zu formulieren. Aber gut. Ich hatte anderes zu tun. Zum Beispiel Dr. Steve Brule zu verehren:



"Cuz when you´re sleeping, theres no lonely times. Just dreams."

Ich rechtfertige diese Recherche vor mir selbst indem ich auf John C. Reillys prominente Arbeit in PT Andersons ersten 3 Filme hinweise. Ich muss doch sein Oevre kennen.

Aus ähnlichen als rational nachvollziehbar getarnten Eskapismusvorwänden ("Es hat was mit FERNSEHEN zu tun.") stieß ich auch auf mein neues Lieblingslied:



Ja, es wird mein last ressort sein, dieses Lied zu intonieren wenn meine Thesen implodieren. Und ein Teil von mir hofft, das der Prüfer als Vorsänger einstimmt.

Bonustrack: Das Totschlagargument für meine Behauptung, Reality TV sei lehrreich.
"Kann ich gar nicht verstehen, dass du in der 8. bis 10. Klasse in Englisch ne 5 hattest." "Nee, nur von der 7. bis zur 9."
Das KANN man nicht scripten.

Mittwoch, 20. Mai 2009

At the risk of being rude

Ich werde niemals in der Church of Jane Birkin auftauchen, schließlich war es der Kobold S. und nicht ich, der letzten Samstag abend im Supamolly von einem schmierig wirkenden Franzosen in Elvistolle, engen T-Shirt und Hornbrille fotografiert wurde zum Zweck der künstlerischen Verewigung in dieser nicht näher beschriebenen Pseudoreligiösen Vereinigung. Warum es mir wichtig war, von einem solchen Schmierbolzen attraktiv gefunden zu werden (oder zumindest attraktiv genug um für ein zwielichtiges Fantasie-Kunstprojekt ausgebeutet zu werden), weiß ich bis heute nicht, ich glaube, es ist so, dass ich ein sehr schlechter Mensch bin. Wie sonst erklärt es sich, dass ich den Kobold, der, im natürlichen Drang wissen zu wollen, wo er demnächst sein Konterfei bewundern dürfe, die virtuellen Kontakdaten des Franzosen zu erpressen suchte, zwang, jenen Vorgang zu beschleunigen. Gut, die Anwesenheit eines nicht minder schmierigen blonden Typen, der sich unaufgefordert zu uns gesetzt hatte und sich u.a. mit der Frage nach unserer sexuellen Orientierung innerhalb der ersten 5 Minuten disqualifiziert hatte aus der Liga derjenigen, mit denen ich freiwillig Tisch teile (von Bett mal ganz zu schweigen), kam erschwerend hinzu. Die Situation endete so grotesk wie sie angefangen hatte: Der fotografierende Schmierling gab nicht dem Kobold, sondern dem blonden Schmierlappen seine Visitenkarte (die beiden wollten sich gegenseitig noch bei anderer Gelegenheit als jener Bullshit erzählen), der Kobold sollte leer ausgehen, obwohl er es doch war, der fotografiert worden war. Der Franzose hatte offenbar nur 5 Visitenkarten von sich anfertigen lassen. Jemals. Lösung des Problems war schließlich Auslöser der odd situation in the first place: Eine Digitalkamera. Mit jener wurde die Visitenkarte abfotografiert. Von wem zu welchem Zweck weiß ich nicht mehr, da stand ich schon an der Tür zum Konzertraum. Schließlich waren es nur noch 2 Stunden bis Edie Sedgwick auftreten sollten, eine Washingtoner Band, deren Sänger sich mittels Tragen von Glitzerkleidchen als Reinkarnation der Warhol-Muse ausgibt. Das Konzert brachte das, was mir kürzlich häufiger passierte: Selbstekel angesichts der Betrachtung des Rest-Publikums und des darauf bauenden Schlusses, mit jenen Menschen assoziiert zu werden. Schlechte, uninteressante T-Shirts. Schlechte, uninteressante Frisuren. Ich: Schlecht und uninteressant. Die Band: Redundant bis mittelmäßig mit einem Drall ins Unterirdische als einer der Konzertgäste ob des Tragens von Ohrhörern mehr oder weniger verarscht wurde. Künstler, die Menschen beleidigen, die ihnen Geld geben: Ich bin euer Freund nicht. Zumindest, wenn der Geldgeber uninkorporiert ist.
Das war alles ziemlich wirr. In einer Woche wirds besser. Denke ich. Prüfungszeit und so. Am Ende noch was Nettes.


Donnerstag, 7. Mai 2009

Mein Leben als Sitcom, Update 2453

Der Nervpegel der Nachbarn hat Dimensionen erreicht, die nie ein Mensch zuvor erlebt hat. Zumindest nicht in dieser Wohnung. Abendliches bis nächtliches Ein- und Umziehen ist inzwischen Standard, ebenso pflegen sie ihr liebgewonnenes Hobby "Trampeln" und "Schwere Dinge schieben." Ich erkläre mir ihr Verhalten so, dass sie nur mittels möglichst intensiver Lärmabsonderung sich selbst und ihre Umgebung ihre Existenz versichern können, wobei das Bedürfnis dies zu tun ja halbwegs nachvollziehbar ist. Ich plädiere dabei aber eher auf Dosierung und Konzentration der Absonderungen z.B. in Form pointierter Bemerkungen. Die Mitbewohnerin und ich gehen mit gutem Beispiel vorran: Tagelang kein Wort, dann, Zack, ein "Guten Morgen" gegen eins beim zwangsläufigen Aufeinandertreffen auf der Suche nach Koffein in der Küche. Da steckt alles drin: Dramatik, Sucht, Geheimnis, menschliche Größe.
Weiterhin habe ich bisher noch nicht die brillante Einlassung des Besuchs beim letzten Brandenburg-Trip erwähnt. Ich möchte hier ausdrücklich die Markenrechte abtreten, auch wenn es mir schwer fällt. Was folgt, ist lustiger als ungefähr 50 Oliver Pocher Lebenswerke zusammengenommen.
"Wenn ich jemals heirate, werden auf der Feier 2 Lieder gespielt. Nur von Grönemeyer. Erstens "Alkohol", zweitens "Was soll das?"."
Na? Zuviel versprochen?
Auch lustig war, wie ich heute im Kaisers "Tropische Verstopfung" statt "Tropische Versuchung" auf einer Schokoladentafel der Firma weißnichtmehrhabsnichtgekauft las. Meine Selbstdisziplinierung unter dem Motto "Nein zu Kakaobutter, Ja zu Nüssen" (= mein Methadon) scheint zu fruchten. Oder ich vertrottele zusehends. Oder beides. Man weiß ja nie.
Ansonsten werde ich den dumpfen Gedanken nicht los, das angestrebte Prüfungspensum von 456 Seiten nebst 6 Filmen in 12 Tagen brutto (nach Abzug der lebensnotwendigen Internet- und Einkaufs- sowie Essenszeit bleiben noch knapp 4 Stunden) kaum bewältigen zu können. Das wäre nicht weiter schlimm wenn sich wenigstens mein Prüfer melden würde um mir den avisierten Termin des Scheiterns zu bestätigen. So gehe ich unterpräpariert in eine Prüfung, die gar nicht stattfindet. Nihilismus! Leere! Sinnlosigkeit!
Man wird sehen. Ich werde mich jetzt der Übertragung meiner kryptischen Exzerpte widmen auf auf magische Art und Weise Thesen entstehen, welche sich von selbst darniederschreiben und dem Prüfer zugehen. Ich wünsche es mir so sehr. Und wenn man sich etwas doll genug wünscht, wird es auch wirklich wahr. Das haben uns schon die Popstars gelehrt. Gut, nuttige Outfits und technische Manipulation dünner Stimmchen waren auch involviert. Das könnte ich zur Prüfung aber auch leisten. Zeit, die 20 Euro in das Paillettenkleidchen von H&M zu investieren, um das ich seit Monaten in Ermangelung eines Trageanlasses herumschleiche.