Donnerstag, 12. April 2012

Sachen, die ich mache, wenn ich nicht hier bin.

Jedesmal, wenn eine Festanstellung geboren wird, stirbt ein Blog, so ein altes Sprichwort aus den Weiten des Internets. Um den Verendungsprozess aufzuhalten, greife ich heute auf das Oil of Olaz der Publizistik zurück: Ich verwende Material, das an anderer Stelle bereits publiziert wurde. In meinem Fall handelt es sich um ein Interview zum Thema "Social Media und Journalismus", das Zanet Zabarac, Studentin der Uni Sankt Gallen mit mir heute morgen geführt hat. Das Interview macht sich gut als Antwort auf den Elternklassiker "Und was genau arbeitest du da jetzt?", den Menschen mit Broterwerb am schönsten Ort der Welt, nämlich dem Internet, häufiger hören.

Liebe Eltern, liebe Leser: Genau das macht eine Redakteurin Community /Digital bei der Website einer Zeitung. Zumindest wenn diese Person Ich ist.

F: Erzählen Sie, was Sie so machen…
A: Ich wurde angestellt als Community Redakteurin. Diese Rolle sieht vor, das, was es schon an Community-Aktivitäten bei der NZZ gibt, zu sichten, zu ordnen und einen Überblick darüber zu verschaffen, wo wir eigentlich stehen. Darüber hinaus auch Ziele zu definieren, wo wir hin wollen und unsere Strategie aufzusetzen. Es geht auch darum, Manpower einzusetzen, um User Generated Content richtig in die journalistische Arbeit einzubeziehen. Ich denke in vielen Häusern ist der Fall jener, dass man sich zwar zur Interaktion geöffnet hat, indem man Kommentare zulässt, einen Facebook- und Twitterkanal hat, aber an der Feedbackschleife, also eigentlich dem, was Social Media so grossartig macht, an dem scheitert es oftmals aufgrund von Arroganz, Unwillen, aber hauptsächlich wegen fehlender Zeit. Das hat man hier erkannt und mich geholt. Meine Rolle ist es, diese Feedbackschleife herzustellen.

F: Und wie sind Sie zu Social Media gekommen?
A: Ich habe meinen Weg zu Social Media durch das Bloggen gefunden. Das Social Media Thema hat sich damals immer auf einer Parallelebene befunden, neben meiner privaten Nutzung. Wobei ich finde, dass diese Grenzziehung zwischen privater und beruflicher Nutzung, für jemanden, der modern publiziert, sehr schwierig ist.

F: Welchen Einfluss haben Social Media auf ihr Tagesgeschäft?
A: Es ist sehr wichtig zu betonen, dass die verschiedenen Ressorts sehr unterschiedlich mit Social Media umgehen. In der idealen Welt hätte man einen End to End-Prozess; in dem der Publizist schreibt, Korrektur lesen lässt, eine runde Sache daraus macht, den Artikel publiziert, die Reaktionen darauf einsammelt und auf die Interaktion achtet. In der realen Welt hat man in der Nachrichtenredaktion die Situation, dass man aber weiter produzieren muss. Man kann nicht zurück in die Feedbackschleife gehen, um zu sehen, wer jetzt was noch geschrieben hat; man muss schon am nächsten Artikel arbeiten. Im Ressort Digital, wo ich arbeite, ist es auch mal möglich, länger an einem Artikel zu schreiben und intensiver zu recherchieren und man kann dann auch bei der nächsten Recherche Zeit finden, um zurück zu gehen. Aber das ist sehr ressortspezifisch. Im Digitalen, Feuilleton und vielleicht noch in der Wirtschaft ist das möglich, in der tagesaktuellen Politik sicher nicht. Da braucht es eben genau solche Relaisstationen wie mich, die das Feedback für alle anderen einsammeln und weitergeben.

F: Wo sehen Sie Unterschiede zwischen dem klassischen Journalismus und dem Journalismus, der Social Media mit einbezieht?

A: Eigentlich hat sich nicht so viel verändert. Journalisten haben immer schon Laien genutzt, um Geschichten zu generieren. Was sich verändert hat, ist das Ausmass, in welchem Meinungen solcher „Nicht-Profis“ verfügbar sind und damit auch der Aufwand, aus diesen klugen Stimmen Inhalt zu generieren. Ich denke, das, was sich am meisten verändert, ist der Anspruch an Journalisten, diese Werkzeuge zu bedienen. Es reicht nicht zu wissen, dass es Twitter gibt, man muss wissen, wie man aus diesem Werkzeug Geschichten ziehen kann.

F: Wo sehen Sie Chancen und wo Gefahren, die sich durch den Einbezug von Social Media in die journalistische Praxis, ergeben?
A: Die Chance ist, dass man auch im internationalen Nachrichtenmarkt, viel mehr Stimmen und Quellen einfangen kann. Die Gefahr ist, dass man, gerade weil es so viele Beiträge gibt, in der Quellenprüfung versagt.

F: Sehen Sie in partizipativen Formaten eine Konkurrenz oder Ergänzung zum professionellen Journalismus?
A: Eine Konkurrenz sehe ich überhaupt nicht. Ein Journalist verfolgt ganz andere Motive als beispielsweise ein Blogger; Er legt Nachrichtenwerte zu Grunde, überprüft Fakten und hat mehr als eine Sicht der Dinge. Der Blogger versucht das darzustellen, was er in seinem Leben gelernt und validiert hat, holt aber nicht fünf andere Meinungen ein. Ich glaube in Ergänzung zu einander, kann daraus eine gute Publikation entstehen.

F: Denken Sie, dass Social Media noch mehr an Relevanz für den Journalismus gewinnen werden?
A: Ich glaube es hängt davon ab, wie geschickt sich Journalisten Werkzeuge der Social Media aneignen werden. Wenn das passiert, dann können Social Media zu einer extremen Bereicherung für den Journalismus beitragen.

F: Sollte Ihrer Meinung nach, in Zukunft jede Redaktion einen Social Media-Redakteur beschäftigen?
A: Man sollte auf jeden Fall darüber nachdenken. Ich glaube, dass in der Welt von Social Media, Gespräche über dich als Medienmarke geführt werden, ob man daran Teil hat oder nicht. Wenn ich als Marke die Wahl habe, dann möchte ich daran teilnehmen. Deswegen geht man auf solche Plattformen, um sich eine Stimme zu besorgen.

F: Was sind Einschränkungen?
A: Wie gesagt, jeder Journalist sollte die Verantwortung für seinen Artikel übernehmen und von sich selbst aus mit Social Media arbeiten. In der realen Welt gestaltet sich dies wegen des Zeitdrucks aber schwierig. Man kann keinen Journalisten dazu zwingen, mit Nutzern zu arbeiten, aber ein guter Journalist wird das tun, weil dies seine Arbeit stark bereichern kann.


F: Wie nutzen Sie Social Media zur Themenfindung und Recherche?
A: Ich schreibe im Digitalressort, da stammen die Nachrichtenquellen zu einem signifikanten Teil aus Blogs. Die Blogs sind auch für Unternehmen viel direktere Wege geworden, etwas zu kommunizieren. Manchmal stellt man auch eine Frage direkt ans Publikum und schaut, welches Feedback man erhält. Wobei ich da eher kritisch dazu eingestellt bin. Es kann nicht sein, dass man mal auf Twitter nachfragt und das war’s dann mit der Recherche. Das ist nur ok wenn es in Ergänzung zu mehr Recherchequellen erfolgt.

F: Auf welchen Social Media Plattformen verbringen Sie im Bezug auf Ihre journalistische Tätigkeit, die meiste Zeit?
A: Blogs und Twitter.

F: Warum gerade auf diesen Plattformen?
A: Blogs sind Gradmesser für Trends und leisten eine gute Vorleistung, auf die man als Journalist drauf setzen muss. Ich nutze natürlich auch andere Kanäle, ausser Facebook. Das hat was mit meiner Einstellung zu journalistischen Ethik zu tun. Ich finde es problematisch, dass man in einem geschützten sozialen Netzwerk rumwildert und nach Informationen sucht, die Leute vermutlich als für gesichert erachten.

F: Wann sind Social Media besonders für die Recherche geeignet?
A: Ich glaube, das kann man nicht gegeneinander ausspielen. In Ergänzung zueinander erreicht man sicherlich das beste Ergebnis. Ein guter Journalist wird nie nur eine Quelle benutzen. Wenn es darum geht, eine gewisse Langfristigkeit einer Geschichte nachzuvollziehen, dann sind Blogs ganz toll, weil sich da jemand über eine lange Zeit sehr intensiv mit einem Thema beschäftigt hat.

F: Wie überprüfen Sie die Glaubwürdigkeit?
A: Das klingt vielleicht albern, aber das erste sind mein Bauchgefühl und Instinkt. Danach muss man einfach weiterrecherchieren. Alles googeln was man noch zu diesem Thema finden kann und schauen, ob man vertrauenswürdige Verbindungslinien ziehen kann. Es ist auch durchaus sehr oft der Fall, dass man einfach mit den Leuten spricht; eine E-Mail schreibt oder ein Telefonat führt.

F: Wo liegen im Vergleich zu anderen Recherchequellen die Stärken von Social Media-
Plattformen?
A: Die vielgrössere Bandbreite an Quellen und potenziellen Gesprächspartnern. Das kann kein anderer Kanal.

F: Wie gehen Sie vor, beim Filtern von Online-Inhalten, Beiträgen, Kommentaren, etc.?
A: Die Herausforderung besteht nicht nur darin, die Werkzeuge zu nutzen, sondern sie auch klug zu nutzen. Beispielsweise indem man sich kluge Listen mit klugen Leuten zusammenstellt und verlässlichen Menschen folgt. Diese Sachen muss man sich langsam aufbauen, was vermutlich auch die grösste Hemmschwelle bei der Arbeit mit Social Media bei Journalisten ausmacht.


F: Holen Sie Meinungen aus der Community ein, bevor Sie mit dem Schreibprozess beginnen?
A: Definitiv. Ich hätte mir auch vorstellen können, eine Geschichte darüber zu schreiben, wie die Community auf den Kauf von Instagram durch Facebook reagiert hat. Dann wäre die Community die Geschichte und das ist bei Branchennews oft der Fall. Da gehört es dann dazu, Stimmen und Meinungen einzuholen und diese abzugreifen, zu gewichten und einzuordnen.


F: Wie lassen Sie Nutzer an Ihrem Schreibprozess teilhaben?
A: Ich kenne viele Kollegen, die sagen, wenn sie morgens anfangen, hätten sie ihre Geschichte schon im Kopf. Ich versuche das differenzierter zu veranstalten. Ich glaube es ist so, dass man eine Idee hat, recherchiert und dann die Geschichte entsteht. Die Recherche passiert eben unter Einbeziehung von Stimmen. Insofern beeinflussen Stimmen oder unsere Leser definitiv das, was ich schreibe.

F: Welche Social Media Tools nutzen Sie für die Interaktion mit Nutzern?
A: Bei uns im Haus ist es die eigene Kommentarfunktion, Twitter sowie Facebook und in ganz geringem Masse Google+. Parallel schauen wir, welche Tools sich aufbauen und ob diese etwas für uns sein könnten. Im Moment besteht die Basis daraus, diese drei Kanäle gut zu bespielen.

F: Wie gross ist die Zahl der Rückmeldungen aus dem Publikum?
A: Kann ich nicht wirklich beurteilen, weil ich keinen richtigen Massstab ansetzen kann, also keine Zahlen anderer Medien mit ähnlichen Leser- und Werbemarkt gesichert kenne. Ich schätze wir haben an einem guten Tag 600-700 Kommentare. Das Publikum hat auch etwas davon, weil das Produkt, das sie konsumieren durch ihr Feedback besser wird. Es hat sich mittlerweile durchgesetzt, dass wir gemeinsam an einer publizistischen Qualität arbeiten. Die Nutzer schätzen dies auch sehr; die meisten positiven Rückmeldungen erhalten wir auf Facebook und Twitter – auf unserer eigenen Kommentarfunktion läuft das anders ab. Ich schätze dies liegt auch daran, wie Menschen die Zeitungen wahrnehmen. Wenn man im sozialen Netzwerk unterwegs ist, entscheidet man sich bewusst dazu, dieses Medium zu nutzen, z.B. indem man auf „Gefällt mir“ drückt. Eine Zeitungswebseite ist ein komplett anderer Ort; man ist eigentlich nicht bemüht diesen Ort sauber zu halten, was sicherlich auch mit der Identität, die man im Internet hat, zusammenhängt. Auf Facebook ist man mit einem Profilfoto und wahrscheinlich mit dem Klarnamen und deshalb auch darum bemüht, sich nicht als Trottel zu outen oder Leute zu beschimpfen. In unserem Kommentartool ist das nicht unbedingt der Fall; man kann unter einem Pseudonym kommentieren – was wir aber auch wollen, da man journalistisch auch durchaus davon profitieren kann, z.B. wenn es um Informationen geht.

F: Wie reagieren Sie darauf?
A: Was wir merken ist, dass je mehr wir machen, je mehr wir in die Interaktion gehen, desto mehr gute Dinge passieren. Ich finde es wichtig, in Situationen, die eskalieren, einzugreifen. Der zweite Schritt ist, dass man direkt mit den Leuten spricht und der dritte, dass man den Thread schliesst. Auf Facebook erhalten wir viel mehr Anregungen; da können wir auch viel direkter darauf reagieren. Es kommt auch vor, dass wir Fragen stellen, wie die Leute zu einem Thema stehen. Dann kommen Antworten und auch neue Fragen, wo ich dann viel besser darauf eingehen kann. Im Kommentartool ist es meisten so, dass man auf inhaltliche Fehler aufmerksam gemacht wird, in diesem Falle besteht die Interaktion eigentlich nur daraus, dass ich rein gehe und mich für den Hinweis bedanke. Meine Erfahrung ist, dass die Leute sehr dankbar sind und es sehr schätzen, wenn sie ernst genommen werden. Ich denke, wenn wir das schaffen, dann haben wir viel geschafft, weil wir endlich Augenhöhe hergestellt haben und nicht mehr diejenigen sind, die aus einem Elfenbeinturm dozieren. Die Zeiten sind lange vorbei.


F: Schreiben Sie Artikel fertig oder lassen Sie den Artikel „wachsen“ durch den Einfluss von
Meinungen aus der Online-Community?
A: Natürlich lassen wir sie wachsen. Ein konkretes Beispiel meines Kollegen aus dem Ressort Digital: Er wurde auf Twitter suspendiert, bzw. der Account wurde gesperrt, ohne dass er wusste wieso. Für uns im Ressort Digital ist damit ein wichtiges Werkzeug weggebrochen und von Twitter kam gar kein Support. Daraufhin hat mein Kollege einfach einen Artikel darüber geschrieben, wie doof sich das nun anfühlt; im Prinzip ging es um die Supportkultur von Twitter. Daraufhin ist dann die Twittermaschine angesprungen; die Sprecherin von Twitter Deutschland hat sich über Twitter bei uns gemeldet und geholfen. Danach haben wir den Artikel natürlich aktualisiert. Das ist ein Beispiel dafür, dass Artikel durch die Interaktion mit Nutzern wachsen können, auch wenn in diesem Falle die Nutzer hohe Tiere bei Twitter waren.

F: Welche Motive verfolgen Sie damit?
A: Erstmals ist es schlichtweg eine Bereicherung und Verbesserung unseres Inhalts. Wir wollen in einen aufrichtigen Kontakt mit dem Nutzer kommen, vielleicht auch eine grössere Bindung herzustellen. Ich glaube, dass Nutzer einem Medium, das auf Inputs reagiert und mit seinen Lesern spricht, eher folgen werden, als einem, dass dies nicht tut. Ich glaube es ist auch wichtig zu betonen, dass Social Media nicht bedeutet, dass man sich jedem Leserdiktat unterwerfen muss; es gibt auch ganz viele dumme Menschen im Internet. Aber da, wo es angebracht ist zu reagieren, kann dies positive Effekte für das publizistische Produkt haben. Und nicht zuletzt die Leserbindung stärken.

F: Werden Ihnen auch ganze Texte oder Bilder eingesendet?
A: Ist mir persönlich noch nicht passiert, aber ich denke, das ist durchaus noch möglich.

F: Sind es meist die gleichen Leute, die kommentieren?
A: Definitiv. Auf unser eigenen Plattform ist es unser grösstes Problem, dass wir sehr toxische und thematisch fokussierte Kommentare ohne Debattencharakter erhalten. Ich denke es geht vielen Medien so wie uns; wir haben einen harten Kern von zehn bis zwölf Leuten, die immer über bestimmte Themen schreiben und gezielt jeden Artikel nach diesen durchforsten und eine Kommentarschlacht anzetteln, um ihre Meinung kundzutun. Ohne Offenheit für andere Standpunkte, ohne Beweise für Behauptungen. Das ist nicht nett, weil das uns in unserer journalistischen Arbeit nichts bringt, wir aber auch nicht sagen können, dass wir das Kommentartool ausmachen. Wir wollen mehr kluge, engagierte Köpfe auf dem Portal haben, aber solange die alten Köpfe auf dem Portal sind, gestaltet sich das sehr schwierig.

F: Entwickelt sich mit der Zeit ein Gefühl der kollegialen Zusammenarbeit?
A: In meinem persönlichen Account gibt es ein paar Kontakte, bei denen ich weiss, dass sie gute, verlässliche Quellen sind. Aber ich muss betonen, dass die Rede vom Journalisten als Marke schon stimmt, vor allem im sozialen Netzwerk. Das heisst einfach, dass ich nicht erwarten kann, dass ein Nutzer mit einem bestimmten Ressort in Verbringung tritt, er wird viel eher mit einer Person in Verbindung treten. Ein Journalist, der diese Marke gut aufbaut, wird einen Nutzen daraus ziehen können.

F: Haben Leser manchmal Fehler in Ihren Artikeln entdeckt?
A: Das passiert sicher einmal pro Tag, dass wir eine Rückmeldung zu Rechtschreibfehlern, Überschriftenfehlern, etc. erhalten. Dann wird das korrigiert und im Idealfall auch transparent gemacht, dass wir es korrigiert haben.

F: Wie offen sind Sie für Verbesserungsvorschläge seitens der Leser?
A: Der typische Journalist denkt, er hat mit diesem Artikel das Meisterstück abgeliefert und hat alle Stimmen gehört. Ich denke die Bereitschaft zur Selbstkritik ist nicht besonders ausgeprägt, da schliess ich mich auch ein. Wenn man ein bisschen Abstand einnimmt und sich auch bewusst macht, dass man vielleicht auch etwas aus der Stimme gewinnen könnte, dann wird das oft bestätigt. Ich bin da relativ offen, aber bei meinen Geschichten ist es -zum Glück- noch nicht oft vorgekommen, dass mich jemand heftig kritisiert hat.

F: Lassen Sie die Kommentare der Leser in Ihre Artikel zurückfliessen?
A: Wenn jemand in der Sache richtig liegt, dann werde ich ihm das auch so sagen und je nachdem den Artikel ergänzen.

F: Ist es bereits vorgekommen, dass Sie basierend auf einem Online-Kommentar eine Geschichte geschrieben haben?
A: Es ist anders rum; ich habe mir im Laufe der Zeit ein Netzwerk aufgebaut, auf das ich zurückgreife und dieses Netzwerk findet eben auch auf Facebook und Twitter statt. Meistens habe ich eine Idee, gehe dann ins Netzwerk und schaue, ob mir das Futter dafür liefert. Ich halte es aber nicht für ausgeschlossen, dass das mal passiert.

F: Gibt es eine Frage, die ich Ihnen noch nicht gestellt habe?
A: Was man machen könnte, um diese vielen klugen Stimmen zu bekommen.

F: Was könnte man denn da machen?
A: Das ist die Frage, die ich mir selber stelle. Ich denke es hängt zum einen damit zusammen, welche Themen man auf seiner Plattform stattfinden lässt, welche Tonalität vorherrscht und welche Autoren man hat. Meine Strategie wäre es, zu versuchen die Stimmen zu kriegen, von denen ich glaube, dass sie Menschen anziehen, die ich eher hören möchte, als den superkonservativen frauenfeindlichen Islamisten oder den Anti-Islamisten. Im Grunde muss das Ziel sein, ein diverses journalistisches Angebot zusammenzustellen, um so verschiedene Stimmen auch in der Resonanz darauf reinzuholen.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich befürchte, meine Eltern hätten bereits die erste Antwort nicht verstanden ...

hh hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
hh hat gesagt…

Den tiefen Graben zwischen Social Media und Journalismus intellektuell zu überwinden, ohne unkonkret oder vage zu werden, schaffen nur die wenigsten Medienleute. Dass mein Leibblatt auch in diesem Bereich Spitze ist, freut mich natürlich umso mehr. Gratulation zu diesem sehr guten Interview. Jean-Marc Hensch http://blog.hens.ch

Juliane Leopold hat gesagt…

Danke, das ist sehr freundlich.

Anonym hat gesagt…

"F: Gibt es eine Frage, die ich Ihnen noch nicht gestellt habe?
A: Was man machen könnte, um diese vielen klugen Stimmen zu bekommen.

F: Was könnte man denn da machen?
A: Das ist die Frage, die ich mir selber stelle. (...)"

:)