Montag, 11. Juli 2011

Something old, something new

Eine der neuerdings immer mal wieder in meinem Bloggesichtsfeld auftauchenden Irrungen ist, dass Nonkonformismus, Angstfreiheit, Respektlosigkeit oder die Annahme von Existenzspielarten jenseits der heterosexuellen Festverpartnerung ein Attribut der Jugend sind. Ich glaube an das Gegenteil: Ich glaube, mit dem Alter fallen ja erst die Hemmungen. Die Tragik liegt darin, dass, wenn es soweit ist, es keiner richtig genießen kann weil eben innere und äußere Verfasstheit der Lebensjahre eklatant voneinander abweichen. Wer will mutige Best Ager sehen?


Dabei ist diese "Ich fühl mich anders alt als ich bin"- Problematik kein Privileg des "Ich bin alt und fühl mich jung": So kenne ich aus Mitbürgergesprächen, u.a. mit meinem Spiegelbild, das leichte Unwohlsein, dass sich einstellt, wenn man zwar wie 28 aussieht, aber innerlich an der Grenze zur 75 kratzt. Diese nagende Stimme, die dich fragt, warum du jetzt „Goodbye Deutschland“ guckst und nicht in einer ehemaligen Fabrikhalle zu elektronischer Musik in gesundheitsgefährdender Lautstärke Körperflüssigkeiten mit bevorzugt Nichtmuttersprachlern austauschst, während dir links ein als Eichhörnchen verkleideter Körperjuwelier den Innenschenkel oberflächenpierct und rechts die Suspension eingezogen wird für deine Performance, die du nebenbei planst: Tagsüber reist du selbstverständlich zu Gleichberechtigungs-Barcamps, baust Schulen in Asien oder gehst auf einen 16 wöchigen Wandertrip durch Kolumbien ohne ein Wort Spanisch weil dein Lächeln reicht, eine Entführung zu unterbinden, selbstverständlich nur, bis der Studienplatz Medizin in Harvard frei wird und du die Aidskur findest.



Der Witz ist, dass die Gelassenheit, die du bräuchtest, das Jungsein nicht zu fürchten sondern einfach nur zu genießen mit all den schwachsinnigen Aktionen, all der sinnlos investierten Energie, dem Hedonismus, dass die erst in dem Alter kommt, in dem du damit, mit Gelassenheit und Angstfreiheit ob der Konsequenzen der erfüllten Bedürfnisse, Schaden anrichtest.



Oder, wie es einer weiß, der es wissen muss, ausdrückt: "Die Autos, die nur gut an jungen Menschen aussehen, kannst du dir erst leisten, wenn du alt bist." Ganz zu schweigen von drohenden Bandscheibenvorfällen beim Einstieg in einen Roadster. Der Cayenne ist doch nichts anderes als die Antwort Zuffhausens auf das Bedürfnis alter Menschen, in einem jungen Auto zu sitzen und es v.a. auch wieder verlassen zu können ohne sich einer Massage (nicht mal Thai) unterziehen zu müssen.


Hat das Handeln nun aber Konsequenzen, steht mehr auf dem Spiel und geht, dank dem im Alter erworbenen Hang zum I dont give a fuck mit grundsätzlichen Veränderungen an Familienstand, Wohnort, Tätowierungsgrad einher, so wird dies häufig mit dem Begriff des gescheiterten Lebensentwurfs in Zusammenhang gebracht. Das Wort vom "Entwurf" wird immer erst dann benutzt, wenn das Scheitern bereits vorbei ist, das heißt, vorher war es kein Entwurf sondern Dogma.


Es scheint, als müsse mit dem Begriff des "Entwurfs" begrifflich retrospektiv die Welt gerade gerückt und auf Schienen für die nächste Testfahrt gesetzt werden: Sorry, war nicht so gemeint, kann ja mal vorkommen, trial and error, das Dogma zu haben war aber prinzipiell korrekt.


Da das aber das Prinzip Leben ist, in Ungewissheit aller Variablen das zu wählen, was plausibel, bequem und zumindest nicht schmerzverursachend erscheint, aber eben nicht in Gewissheit aller möglichen Alternativen erfolgen kann und daher immer nur Entwurf oder eine mögliche Alternative zu vielen anderen sein muss, kann man den „Entwurf“ auch weglassen. Es ist nicht der Entwurf gescheitert, es ist eine Versuchsanordnung abgedampft. Weil Leben unkontrollierbar ist. Und ein Enwurf eben genau in Annahme der Kenntnis möglicher Variablen erfolgt.


Genau genommen ist es ja nicht so, dass wir losgehen und sagen, wir entwerfen jetzt mal ein Leben. Im Regelfall tun wirs einfach, wir leben so vor uns hin. Machen das, was sich richtig anfühlt oder mindestens bequem und allermindestens nicht wehtut, es sei denn, Masochismus herrscht.


Womit wir wahrscheinlich doch der Begründung für junge Autos an alten Männern auf die Schliche gekommen wären: Es sind die mangelnden Stoßdämpfer, die zwei Tage Krummrücken nach einer Fahrt durch die Innenstadt.


Was macht eigentlich Ulf Porschardt?


10 Kommentare:

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