Freitag, 28. Dezember 2007

Frauenschicksal oder: Festbilanz

Ich wußte, dass ich nicht in Weihnachtsstimmung war, als ich dem neuen Höllenkollegen während einer seiner endlosen Schilderungen der Vorfreude auf sein großfamiliäres Fest irgendwann mit den unsterblichen Worten "Jetzt verschon mich mal mit deiner "Unsere kleine Farm"- Fantasie hier." in die süßliche Parade fuhr.
Die letzten zarten Keimlinge einer Festlaune wurden dann spätestens am Morgen des 23. zu Staub zermalmt, als ich in ein senffarbenes Rollkragenkleid gewandet von meiner lieben Mutter als "Currywurst" bezeichnet wurde. Sie weiß, wie man ein Familienfest gebührend begeht, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal angefangen hatte.

Ansonsten stellte sich mal wieder heraus, dass ich als großartige, aufmerksame Schenkerin eine einsame Existenz in der Weihnachtseinkaufsindustrie führe, e.g.:


Ich schenke meinem in mehr als einer Hinsicht ewig-gestrigem Bruder diesen großartigen MP3 Player:







Die in meiner Familie verbreitete Technikphobie vorraussehend hatte ich das gefällige Teil sogar schon mit dem Best Of meiner Festplattenmusik bespielt, wobei ich davon ausgehe, dass meine Eltern zu einem gewissen Prozentsatz davon ausgehen, dass MP3 übersetzt wird mit "Kobold, der Musik aus der Luft erzeugt", das heißt, es gab großes Wundern UND große Freude. Geduldig erklärte ich meinem Bruder, wer denn nun Amy Winehouse sei (deren Existenz schon mal an einem vorbei gehen kann wenn man Journalist ist...auf dem Mars.) und freute mich auf das mir nun erst Recht vice versa zustehende Geschenk (denn darum geht es zu Weihnachten: Das Vergessenmachen persönlicher Animositäten mittels Bestechung).
Dieses bestand dann aus einer roten Trainingsjacke, auf der der Name meiner Heimatstadt aufgedruckt ist (wahrscheinlich für den Fall, dass ich jene mal vergessen sollte), was ich noch irgendwie hätte ertragen können, wenn sie mich nicht mit einer Größe XXL verhöhnt hätte. Ganz recht: In der Vorstellung meines Bruders bin ich quadratisch und/oder Joy Fleming.
Ich hing darin gerechterweise wie ein Schluck Wasser und meldete nach 10 Minuten beklemmten Schweigens auch die Reklamation ein, von der ich weiß, dass sie niemals stattfinden wird.
Um das Bild dieses kunterbunten Festes der Herzenswärme komplett zu machen, möchte ich auch noch erwähnen, dass der Fakt, die Einzige in der Familie zu sein, die keinen Heringssalat isst, weil sie sich weigert, eine Pampe von Fisch, Rotwurst und Kartoffeln zu sich zu nehmen, ein hartes Schicksal bedeutet wenns weihnachtet in Mitteldeutschland. Eine Woche Fremd im eigenen Land weil man eingelegten Fisch, der nicht vom Japaner kommt, ablehnt: Das ist kein leichtes Schicksal.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich liebe das senffarbene Strickkleid! Und bekam selbst statt eines Wohnsackes ein Päckchen Kaffee zu Weihnachten. Das Kind wohnt ja jetzt im Osten. Der südländische Neffe dagegen erhielt ein Bobbycar der Marke BMW, und das vor seinem ersten Geburtstag. Yeah, I'm jealous - why not drink more?!

Anonym hat gesagt…

okay, da heißt es sich einreihen in die "was-haben-sie-sich-bloß-dabei-gedacht" reihe. wobei, eigentlich bin ich sehr zufrieden... das bizarrste geschenk war ein kleiner plüschhund, der sehr niedlich aus einer tüte schaut. mein ewiges insistieren, dass sich meine eltern doch bitte einen hund anschaffen sollen, hat sie wohl dazu inspiriert. das ganze wurde garniert mit den worten: "ein plüschmops wäre zu teuer gewesen..."
aber wie gesagt, ich bin eigentlich sehr zufrieden *knips*

Anonym hat gesagt…

... und warum gibt es kein Bild von LaBonette in XXL ?

Anonym hat gesagt…

Ha! Weil ich wie die Garbo bin...d.h.: Ich habe einfach keine Digitalkamera! UND ich kontrolliere manisch die Fotos, die von mir gemacht werden...im Sinne von: Ich gehe sicher, DASS sie gemacht werden. Was hast du schönes gekriegt, Kaninchen??

Anonym hat gesagt…

Die Strandmutti hat mir einen überdimensional großen Wäschetrockner gekauft, der kaum zum Transport in ihr Auto passt... er ist dreistöckig und sie ist seit Wochen im Laden um ihn herumgeschlichen.

Anonym hat gesagt…

Bei mir läßt sich der Geschenkereigen aufteilen in:

a) Arbeit: In meinem Dienstwagen befand sich am 24. Dezember abends die deutschlandweit größtmögliche Konzentration an Piccolos, Mon Cheries und Schnapspralinen. Die Generation Toast Hawaii hat alle Schätze mobilisiert...

b) zu Hause: 2 Staffeln Roseanne (endlich jemand der dicker ist), Stinkewasser, das Kilopaket Konfekt von Schwiegermuttern und vor Wochen ein neuer PC (halb Geschenk halb Steuersparmodell)...

c) Eltern: kommt noch. Muttern hat Anfang Januar Geburtstag und ich fliege hin. Sie hat schon angedroht, sie wolle mir dann "was kaufen". ALso werde ich mit dem letzten Schrei aus Haigerloch am Leib zurückkommen.

Rutscht bis dahin schon mal gut.

Anonym hat gesagt…

Ich befürchte, ich rutsche höchstens in den Alkoholismus ab und zwar endgültig. Zum Beispiel beneidete ich reflexhaft die Schnapspralinen aus deiner Aufzählung obwohl ich noch mit wehem Kopf vom Aprikosenschnaps darniederliege. Und dann auch noch geplantes Anschickern zum Jahresende, das vorbereitet sein will. Ich bin nicht zufrieden.