Mittwoch, 9. April 2008

Finger weg von meiner Paranoia.

Kürzlich diskutierte ich mit der bombenfesten Instanz in Stilfragen Miaudonna die Legitimität des Tragens von Jogginghosen in der Öffentlichkeit, wobei wir das Thema anschneiden mussten als wir zwecks gemeinsamen Gangs über den als Stylohölle (O-Ton Lehrling) verschrieenen Flohmarkt am Mauerpark in gänzlich verschiedenen Outfits aufliefen: Miaudonna in roter Lederjacke von only und 3-streifiger Trainingshose, ich in einem ins nuttig tendieren Primark-Ensemble aus Sommermäntelchen, Strickkleidchen und Stiefeln. Meine Anmerkung, ich sähe aus wie ihre Gouvernante konnte Miaudonna quittierte Miaudonna mit einem ihrer Lieblingssprüche ("Hö?"), wobei ich dies inzwischen, da ich ihren anderen Lieblingsspruch kennen gelernt habe ("Halt die Fresse!") weiß, dass das mit Sicherheit positiv gemeint war. Jedenfalls stellte ich fest, dass ich bei aller Liebe zu Bequemlichkeit den Anblick meiner nach einem Streichunfall mit zweideutigen Flecken beschmutzten Jogginghose nur der Mitbewohnerin zumute, es sei denn, es brechen Ausnahmefälle aus dem Dickicht des beschwerlichen Alltags wie z.B. nahender Elternbesuch hervor.
Jener brachte mich unlängst dazu, meine bequeme, aber bei aller (vorgeschützter) Liberalität nicht gesellschaftsfähige Hose zu einem übereilten Kauf von allerlei Reinigungsmitteln im unvermeidlichen Rossmann zu tragen. In den Augen der stets Lipliner-verschmiederten Kassiererin muss das schon ein putziges (und damit meine ich "erbärmliches") Bild abgegeben haben, wie ich von einer stundenlangen Putzsession gezeichnet mit fettigen Haaren zum Dutt aufgedreht 2 Flaschen WC-Ente (einmal normal, einmal mit Urinsteinlöser, wir sind da sehr gründlich), Essigreiniger sowie eine Verzweiflungsflasche Prosecco zur Kasse trug. Und damit nicht genug: Nur dem befürchteten inquisitorischen Chaosortungsblick meiner Eltern war es zu danken, dass ich die hier bereits angesprochene prähistorische Sammlung leerer Batterien endlich mal in Teilen abtrug bzw. konkret gesagt einen prall gefüllten Plastikbeutel mit Sondermüll in die viel zu kleine Entorgungsbox an der Kasse klimpern ließ. Ich muss ausgesehen haben wie die Leute, an denen man schnell vorbeigeht, weil man befürchtet, sie versuchten jeden Moment einen nach Kleingeld und/oder dem Interesse am bevorstehenden Weltuntergang zu fragen.
Ausschlaggebend für jedweden Putzerfolg ist nach meiner Erfahrung übrigens ausschließlich das Herstellen oberflächlicher Sauberkeit, d.h. ich bin der festen Überzeugung, dass solange das Klo glänzt und nach Zitrone riecht der Wohnzimmerschrank ruhig voll mit der gesammelten Kopie-Deponie dessen sein darf, was ich einst "Studium" nannte. Unnötig zu erwähnen, dass meine Eltern auch noch ungefähr 453mal kommen müssen bis ich alle Batterien entsorgt haben werde. Das ist okay bzw. dank Mitbringseln wie Süßigkeiten, Sekt und eigens für zu meinem Amusement geschossenen Fotos von Mopshunden sogar wünschenswert.
Ach ja, der Flohmarkt: Wir lagen da, glaube ich, beide richtig. Spätestens, nachdem wir nur knapp einer Flasche ausgewichen waren, die eine als Amy Winehouse verkleidete Obdachlose bzw. Künstlerin auf uns bzw. ihren in einem durchsichtigen Kleid gewandeten Begleiter geworfen hatte (das Ganze natürlich Teil einer Performance, was ich ihren theatralischen Beschuldigungen in Richtung einer Taube entnahm), war klar, dass es keinen Dresscode gibt auf diesem etwas verratzen Camden Market-Imitat. Opportunistisch, wie wir beide nunmal sind, tranken wir im weiteren Verlauf des Marktbesuchs sogar Bionade und kauften Second-Hand-Stiefel bei einer Verkäuferin, die ihre Bestände aus den Nachlässen mehrerer Ladies mit unterschiedlich großen Füßen und sehr vielen nassen Hunden bezogen haben musste: Zumindest ist es das, was mir mein schmerzender, nach Lassie riechender linker Fuß sagen würde wenn er es nur könnte. Zum Glück kann er nicht: Ich zwinge ihn jetzt schon seit einer ganzen Weile, einem seltsamen, wahrscheinlich Mariah Carey-induzierten Impuls folgend, auf gänzlich unangemessenen Schuhwerk über das Trottoir zu klackern. Frau Careys legendäre Aussage, no stairs zu doen wurde übrigens letztes Wochenende in der Dieter Bohlen-Show Lügen gestraft, als sie entgegen ihres großartigen Lebensmottos DOCH Stufen nahm, und das auch noch zum vor Geilheit zerfließenden Marco Schreyl. Konnte oder wollte RTL sich die Rolltreppe nicht leisten? Wir werden es wohl nie erfahren.
Und Mariah trägt doch auch mal keine Pumps, wenn auch nur in ihrem eigenen Hello Kitty-Raum: I am shocked and appalled.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

grandios, grandios! besonders die stelle mit der schrankwand und den uni-kopien. es ist so wahr.

other news: schluß mit ralf

Anonym hat gesagt…

Oh Mann. Dem gestrigen Charlottenburger Gin-Enjoyment entnehme ich aber, dass das irgendwie absehbar war. Trotzdem: Is shit. I hope Patte stays in the scheme, though. Alleine wegen seiner Verwandtschaft. I´m serious!

Anonym hat gesagt…

ja, mal sehen.... ich seh mich ja schon wieder mit r. vertragen, aus gewohnheit!

dank dir hab ich aber jetzt season1 and 2 von the office. ich hoff, der britische akzent ist verständlich...