Sonntag, 7. September 2008

Start spreading the news

Also New York City. Vielleicht hätte mir der die Frau am Check-In in Tegel, die aussah wie Heath Ledger als Joker samt ins toxisch gehender Lippenstiftfarbe Warnung genug sein müssen als sie mich erst offen dafür verachtete, dass ich für eine "so leichte Tasche" angeblich Hilfe bräuchte beim Tragen (ich hatte es gewagt, einen nicht-Ticket-Besitzer in die Warteschlange mitzunehmen und das mit dem Getrage war meine Ausrede. Nicht so kreativ, aber immerhin). Außerdem fragte sie mich ungefähr 14mal, wer meine Tasche gepackt hätte, als warte sie darauf, dass ich mich irgendwann als die geheime Terroristin mit Flüssigsprengstoff enttarnen würde, einfach nur, weil ich es leid wäre, immer die gleiche Frage gestellt zu bekommen. Das war schon alles ziemlich schrecklich. Immerhin gab es im Flugzeug Eiscreme, das nahm ich als positives Zeichen. Um mich vom schrecklichsten Film aller Zeiten "Made of Honor" (Romantic Comedy mit Patrick Dempsey, noch viel schrecklicher als "Sweet Home Alabama" mit Patrick Dempsey) abzulenken, tat ich so, als würde mich das irgendwie einem Filmscript ähnelnde Bündel von losen Blättern, an dem mein Sitznachbar herumkritzelte interessieren. Wie sich herausstellte, war es ein Filmscript, allerdings zu einem Film, von dem ich erstens nicht glaube, dass er jemals gedreht wird und von dem ich zweitens die Zurechnunsfähigkeit seines Verfassers stark anzweifeln würde: "It´s a kind of fantasy story...it´s about a king that wants to reunite als races and countries in the world and for that he gets hunted." Mehr als einmal musste ich einen Lachanfall unterdrücken als ich Regieanweisungen las wie "is put under a spell" oder "explodes". Auch wenn ich es irgendwie ermutigend fand, dass mir Nick letztlich seine Telefonnummer gab (wobei das, glaube ich, letztlich so etwas wie eine Höflichkeitsfloskel ist in den USA und äquivalent zu einem Handshake), entschied ich mich dagegen ihn jemals anzurufen, was erstens mit seiner Samtjogginghose, zweitens mit seinem uralten IBook, drittens mit seinem offensichtlichen Wahnsinn und viertens mit seiner New Jersey- Vorwahl zu tun hatte, eine New York Lektion, die mir Seinfeld beigebracht hatte bzw. mein großes Vorbild Elaine Benes, der ich erst kürzlich wieder nacheiferte als ich mich auf einem Firmenfest zum Arschclown des Abends machte, einfach nur, weil es GING:





Gut, getanzt habe ich nicht. Es waren aber knicksen involviert, Stimmenimitation und das Streuen hanebüchener Gerüchte. Ich rechne täglich mit einer Kündigung.
What else? New York wird überbewertet, zumindest was seine Zugehörigkeit zur zivilisierten Welt angeht. Nur soviel: Gegen JFK wirkt Tegel wie ein futuristisches Muster an Effizienz und Sauberkeit. Nennt mich Deutsch, aber ich finde es irgendwie deprimierend am größten Flughafen der größten Stadt der USA anzukommen, nur um in braun gestrichenen Wartehallen, von deren 40 centimetern hohen Decken es tropft und schimmelt auf mies-gelaunte Asiatisch-Amerikanische Beamte der Homelandsecurity zu warten, die wort- und grußlos meine Fingerabdrücke abnehmen nur um mir wahrscheinlich irgendwann ein Drogenvergehen anhängen zu können wenn ich mich despektierlich über ihr Verhalten oder die Idiotie ihrer Mitbürger äußere. Was ich hiermir tue. To put it mildly: Die Hellsten sind die Amerikaner nicht. Sie lassen ihre U-Bahnhöfe in einen Zustand, den ich mit dem Begriff "Vorhölle" bezeichnen möchte, und ich kann es auch irgendwie nicht als tröstlich betrachten, dass sie ÜBERHAUPT ein öffentliches Nahverkehrssystem haben. Das Ding ist, sie könnten es genausogut NICHT haben, betrachtet man die katastrophalen Zustände unter Tage. Mehr als einmal fühlte ich mich wie ein Fluchthelfer an der innerdeutschen Grenze, so dreckig, stickig heiß und voll von absurden Gerüchen waren diese Bahnhöfe, wobei das Fehlen sämtlicher Fahrpläne nur dadurch relativiert wird, als dass es nicht mal EINE VERDAMMTE UHR gibt auf einem dieser Wartehallen in die Verdammnis. Ich meine, was anderes als eine verdammte UHR braucht es in einem Bahnhof außer vielleicht noch den verdammten Zug?
Ich war NICHT zufrieden. Das steigerte sich noch, als ich am letzten Tag meines Aufenthalts den Hotelconcierge, eine Mischung aus Robin Williams in One Hour Photo und irgendeinem Jim Carrey-Charakter fragte, wie er die Holiday-Fahrfrequenz der U-Bahn einschätze und er mir lapidar mitteilte "I don´t use the Subway. It´s DIRTY." So wurde mir meine Unfähigkeit, es den Locals gleichzutun und Strecken ab 2 Meter eher mit dem Taxi zu fahren als auch nur einen Schritt zu laufen oder die Bahn zu nehmen, als idiotische Schrulle ausgelegt.
Abgesehen von der Idiotie einer Großteils ihrer Bewohner, der Verratztheit seiner Bahnhöfe, der Vorliebe für absolut sinnlosen Krach (es wird grundsätzlich per Freisprechanlage telefoniert, auch und vor allem während man seinem Job des Toilettenpapierwechselns in Loebs Boathouse im Central Park nachgeht, why not), der ständigen Schlechtgelauntheit und Bereitschaft zum Abzocken im Dienstleistungsbereich wars dann aber doch ganz schön.
Beweise:

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Good to have you back, I missed you! Hörte darüber hinaus, dass Du gestern auch in der Stadt Deiner Wahl gemockt wurdest - Die Gays sind jetzt wohl die New Yorker Berlins...

Anonym hat gesagt…

Der schnippische Unterton entgeht mir nicht...und trotz morgendlicher Abweisung an der Tür des Schwulenclubs meiner Wahl samt Nachhauseweg im strömenden Regen: Ich heart Berlin.

Anonym hat gesagt…

Es ist nur die Verzweifelung die aus mir spricht: Wenn die Berliner sich gegen ihre eigenen Einwohner verschwören, wir es doch viel leichter, in die byrische Provinz zu ziehen.

Anonym hat gesagt…

Das verbiete ich dir. Wie, Bayern?