Donnerstag, 21. Juni 2007

Training day 2

In unserer Reihe "Die Hallenbäder Berlins- eine Geschichte voller Missverständnisse" heute: Das Stadtbad Lankwitz.


Von den Berliner Bäderbetrieben rätselhafterweise als "Top-Bad" ausgezeichnet und damit als sowas wie ein 5 Sterne- Hotel unter den Chlorgewässern bezeichnet, besticht schon der Eingangsbereich mit dem Waschbeton- Charme der 70er Jahre, wie man ihn in dieser Form sonst nur aus Ostdeutschland kennt.


Auch dem unpolitischsten Betrachter fällt in solchen Momenten der geschmacklosen Außengestaltung öffentlicher Einrichtungen auf, dass wir wirklich ein Volk sind: ästhetisch und architektonisch zumindest.


Am Eingang gilt es, sich mit dem Scherz auseinanderzusetzen, der "Tarifsystem" heißt und sich darin äußert, 3 Euro für eine Stunde zu kassieren und nicht 2,50 für so-lange-wie-de-schwimmen-kannst, wie ich es bis dato gewohnt war.


Diese 50 cent mehr (pro Stunde) sind nicht so schlecht angelegt, berücksichtigt man die Riesenrutsche (die aber leider nur alle 30 Minuten an ist, weil sie sich mit dem "Erlebnisbecken" abwechselt. Die "Erlebnisse" in diesem Becken bestehen aus einer Art Wasserfalldusche und 2 Luftdüsen. Nicht, dass ich ein Krokodil erwartet hätte, aber "Erlebnis"??) und den Whirlpool, den es zusätzlich zum ordinären Becken gibt.


Außerdem sind die Damen und Herren, die sich masochistisch der Aqua- Fitness hingeben, in ein winziges Extra- Becken ausgelagert, was das ordinäre Bahnenschwimmen weitaus erleichtert.


Übrigens wird in Lankwitz nicht auf Loona gesetzt sondern auf den Dirty- Dancing- Soundtrack. Das alleine macht dieses Bad deutlich sympathischer als meinen ersten Trainingsstützpunkt, der, zugegebenermaßen im Prenzlauer Berg lag und somit eine eher bemüht- hippe Musikauswahl des blonden Gifts Conny sehr wahrscheinlich machte.


In Lankwitz heißt Conny Monica, ist deutlich gesünder gebaut und springt nicht halb so hoch wie das blonde Ostberliner Gift.


Warum sollte sie auch. Sie hat verstanden, worum es ihren Schülern geht: Etwas gegen das schlechte Gewissen tun und dabei optimalerweise eine Schaumstoffschlange um den Leib gewickelt haben, jedoch ohne sich wirklich körperlich anstrengen zu müssen. Herrlich.


Positiv fällt auch das Fehlen jener athletischen Freaks auf, die sich, im Glauben Mark Spitz und/oder Franziska van A. zu sein, in einem wahnwitzigen Tempo das Niedermähen eventuell langsamerer Schwimmer zu ihrer Lebensaufgabe gemacht zu haben scheinen.


50 Meter Schmetterling in Rekordzeit, warum sollte man sich dafür nicht eine winzige Halle in einem besseren Stadtteilzentrum aussuchen.


Jedenfalls verschont Lankwitz mit diesen Exemplaren, das Unangenehmste an Mitschwimmern sind 2 Herren über 40, die ab und zu unter allen anderen Leuten hindurch tauchen. Das wiederum erinnert mich an Franziska van Almsick, die Angst vor dem Schwimmen im Meer oder im See hat, weil sie da "nicht sieht, was unter ihr ist".


Sie könnte niemals in dieses Top- Bad gehen.


Am Ende für euch Kleingläubige noch ein Bild von der Queen of the Channel, bei der es sich (noch) nicht um mich handelt sondern um Alison Streeter, die den Kanal so oft wie niemand anderes durchschwamm: 43 mal, davon 3 "two ways" (Hin und zurück hintereinander) und einen "3 way" (hin, zurück, hin...seltsam, aber vielleicht hatte sie noch zu tun in Calais und das fiel ihr erst wieder in Dover ein), der sie immerhin 34 Stunden am Schwimmen hielt.


Und hier der Grund für ihren Erfolg (und meine tatsächliche Vorstellung, den channel auch durchqueren zu können):

"It's not about the distance, lots of people can swim the equivalent in a pool," she says. "It comes down to the cold. Fit swimmers are often all muscle and don't have much fat on them, this means they get cold quicker and once the cold gets into your muscles it is very hard to continue."


Als hätte ich mein ganzes Leben damit gerechnet.

Let the crossing begin.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

So what about the test thing in the baltic sea you told me about?