Dienstag, 4. September 2007

What kind of fuckery is this?

Als ich letzte Woche in der mitteldeutschen Provinz (ich darf das sagen, ich komm da her) weilte, erreichte mich ein Anruf der Mitbewohnerin, die vom Aufbau eines Baugerüsts an Vorder- UND Rückseite unseres Hauses quasi über Nacht überrumpelt worden war. Mit unverhohlener Unzufriedenheit angesichts des morgendlichen Starrens in die vergnügten Gesichter osteuropäischer Bauarbeiter, die ihr quasi ins Schlafgemach winken konnten, berichtete sie mir, dass selbst die Hausverwaltung nichts von diesem seltsamen Sanierungsblitzkrieg gewußt hätte als sie dort empört anrief, um mal nach "näheren Informationen" zu fragen.
Wie sich herausstellte, hatte der von der Hausverwaltung eingesetzte etwas dubiose Landadlige, der uns schon länger unangenehm aufgefallen war, u.a. weil er in der WG sofort eine Art Liebeswohnbeziehungsgemeinschaft vermutete (was sie NICHT ist, obwohl ich manchmal vermute, dass wir nochmal enden wie Baby Jane und ihre Schwester), wohl ohne Wissen seines Arbeitgebers seine 12 Lieblingsfirmen Polens angerufen, um nun auch Fassade und Fenster so zu vergewaltigen, wie sie es zuvor mit den Türen beim Innenausbau geschafft hatten.
Ich war übrigens nicht halb so sauer über diese Renovierungsüberraschung wie die Mitbewohnerin, harre ich doch seit Unterzeichnung des Mietvertrags, in dem ein Balkonanbau erwähnt wurde, genau diesem freudigen Ereignis, u.a. um einen überdimensionalen Weihnachtsbaum darauf zu verstauen.
Jedenfalls konnte ich ihre schlechte Laune nicht so recht teilen, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass mich ihr Anruf auf einer ausgesprochen gut gepflegten Minigolfanlage in Leipzig erreichte, auf der ich gerade die von mir hochgeschätzte Gisela S. (so nennt sie sich rätselhafterweise in ihren seltenen Kommentaren in diesem virtuellen Kaffeekränzchen oberster Güte) zu Ehren ihres Geburstages gewinnen ließ. Dabei nahmen wir das Spiel erheblich unernster als 99% der Restspieler, die allen Ernstes glaubten, auch wenn ein "Mini" davor stände, sei es ein Sport, kleine Bälle über kleine Berge in kleine Löcher zu bugsieren.
Einige dieser traurigen Gestalten hatten sogar eigene Schläger dabei und schienen auch noch stolz auf ihr semi-professionelles Equipment, als sie sich über anstehende Turniere und andere Ärgernisse unterhielten. Was mich dabei wirklich traurig stimmte, war die Tatsache, dass diese Menschen alle noch weit unter 20 zu sein schienen. So jung und schon so korrumpiert. Und dann auch noch von einer Minisportart! Besonders interessant waren auch einige der anwesenden Eltern, die ihre Kinder mit solch Eislaufmütter-erprobten Sätzen wie "Nun streng dich mal richtig an, Hans Peter!" zu motivieren suchten.
Ich war nicht zufrieden.
Da ich befürchte, soeben einem von den Bohrgeräuschen vor dem Fenster unterstützen Migräneanfall zu erleiden, poste ich (vielleicht) später weiter. Bis dahin verabschiede ich mich mal kurz in die Übelkeit.
Nachtrag
2 Stunden, 2 Neuranidal, 1 dolormin extra und 1 vomacur später: Die Apothekerin meines Vertrauens (zu der sie, wie so oft in meiner von Faulheit geprägten Welt wurde, weil sie in unmittelbarer Nähe der Wohnung ihre pharmazeutischen Dienste feilbietet) und ich sind uns einig: Heute hatte ich meinen ersten Migräneanfall. Yeah! Ich kann den impliziten Glamour dessen auch nur aufgrund der himmlischen Erzeugnisse der Pharmaindustrie, die sie mir soeben für knappe 10 Euro verkauft hat, worshippen und hier festhalten. Damit bin ich so etwas wie die Amy Winehouse des ganz, ganz kleinen Mannes, würde ich sagen, denn ich fürchte, wir geben, im Verhältnis zueinander gesehen, genausoviel unseres Wochenbudgets für lustige Chemie aus.
Speaking of Amy Declinehouse: Nächstes Wochenende ist es endlich soweit...der Trip nach Nordlondon, der maßgeblich dem stalken Prominenter gewidmet sein soll und mich finanziell endgültig ruinieren wird (nur soviel: Im Hotel, das ich fast ausschließlich aufgrund seiner Lage im Prominententummelplatz Primrose Hill buchte, werde ich NICHT frühstücken können bzw. sehe ich nicht ein, das, was ich in Berlin für eine ganze Woche Frühstück ausgebe dort an einem Morgen zu verpulvern) steht kurz bevor. Ich habe schon gewissenhaft die Pubs von Frau Winehousens größten Eskapaden aus dem Internet "recherchiert" und harre der viel zitierten gewalttätigen Ausbrüche ihrerseits.
Auch plane ich, stundenlang vor David Walliams´Haus herumzulungern in der Hoffnung, ihm damit begreiflich zu machen, dass ich die ideale Ehefrau und/oder persönliche Assistentin für ihn wäre...ich glaube kaum, dass meine Besessenheit sich negativ auf unser Verhältnis auswirken würde.
Überhaupt werde ich jegliche mit Personenschützern verbundene Aktivität meinerseits auf medikamentöse Einwirkung und meine brandneue Migräne zurückführen können. So hat eben alles eine gute Seite.
Ich fürchte, ich werde wahnsinnig.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

1. Amy Declinehouse wird tot sein bevor Du in London ankommst.

2. Gute Besserung! - Ich glaube ich habe auch irgendwas am Kopf ... ähm, ich befürchte es ist allerdings nur eine sich gemeinerweise ganz langsam anschleichende Erkältung.

3. Wer von Euch wird denn die crippled Blanche sein? Nicht dass ich mich für die "Stelle" bewerben möchte, aber ich bin sowohl Schauspielerin als auch behindert...

4. Meine neue Sim-Karte ist da ... endlich kann ich vodafone den Stinkefinger zeigen! Das mich das so glücklich macht... well...

Anonym hat gesagt…

...ich hab das mit dem Gerüst ja in der Nacht meiner Heimkehr auch sofort bemerkt und erzählte dem love interest gleich von dem fantastischen Balkon den unsere Gastgeber nun in Kürze besitzen werden. War ich da zu euphorisch?

Die Sache mit der Migräne sucks! Aber erhöht dein VIP-Potential ungemein, wie du ja auch schon vermutet hast. Ich stellte mir sogleich vor, wie du in eurer abgedunkelten Wohnung (man ist da ja immer so lichtempfindlich) mit dem Diadem auf dem schmerzenden Haupt rauchend am Laptop sitzt, im Hintergrung singt leise Amy. Schön.

Trotzdem gute Besserung!

Anonym hat gesagt…

Man sagt, er habe magische Kräfte (der Besuch, nicht fernet Branca). Genauso wars mit dem Anfall! Nur ohne Musik. Und ohne Krone. Und ohne Nikotin. Aber sonst ist alles richtig! Bis auf die Lichtempfindlichkeit. Das wurde zur Lärmempfindlichkeit ggü. dem grausamen Fassadenabputzgeräuschen von draußen.
Trotzdem glamourös: Wie ich es noch schaffte, trotz Kopfabfalls zum Frisör zu wanken. So müssen sich die Trümmerfrauen gefühlt haben. Demnächst dann ein ausführlicher Bericht von meinem neuerlichen Treffen mit einem schizophrenen Coiffeur...ich sage nur: Sein Hobby waren Ritterspiele (und das ist KEIn Scherz, factory girl, die du auch eine Rüstung für den häuslichen Gebrauch möchtest!).

Anonym hat gesagt…

nichts gegen Ritterrüstungen ... mein Leben könnte so einfach sein, wenn ich mit einem Renaissance Fair durch die Lande reisen würde...

Falls Ihr Euch den Tag meines akademischen Niedergangs notieren wollt: es wird Dienstag sein.

D.h. Otley Run am Dienstag Abend oder Mittwoch. Mittwoch wäre allerdings von 21.00-23.00 ein Englandspiel ... well, let's see!

Anonym hat gesagt…

Ohne alte Wunden wieder aufzureißen und völlig off-topic: aber weiß jemand was aus Aaron geworden ist? Dem Beistelltisch...ähm..-pferd meine ich. Als Ex-Wendy muss ich gestehen, dass mich sein Schicksal nach wie vor nicht los lässt und würde ich nicht zu zweit auf 42qm im völlig überteuerteb schwabinger altbau wohnen, würde ich ihn mir glatt in den Flur stellen. So'n lebender Beistellkamerad hätte doch durchaus Vorteile...aber ich schweife ab.

Ansonsten: THUMBS UP 4 factory girl! Det wird schon.

Seid gegrüßt vom Besuch