Mittwoch, 11. Juli 2007

"One woman´s Titanic is another woman´s Love Boat."

Einer von den ungefähr 3 Leuten, mit denen ich mich zu Schulzeiten länger als 1 Minute unterhalten konnte, ohne das mein Kopf drohte zu explodieren oder ich vor Langeweile wegnickte, sagte einmal, dass er es für sehr wahrscheinlich hielte, dass ich die nächste Alice Schwarzer werden würde. Dieser Meinung war er wahrscheinlich weil ich irgendwann mal erwähnt hatte, dass ich es gut fände, wenn Frauen und Männer das gleiche verdienen würden.
So war das damals, in der Zwischenkriegszeit, als H&M sein BH- Sortiment noch nicht vollständig auf Push- Ups umgestellt hatte und ein Abitur in Biologie und Englisch noch "Hausfrauenabi" hieß.
Wie aus meiner griffigen und überhaupt nicht zähen Einleitung hervorgehen soll, halte ich mich nicht für eine besonders große Feministin. Andererseits halte ich die Bezeichnung selbst auch nicht für ein Schimpfwort sondern das dergestalt bezeichnete Denken für eine mehr oder weniger logische Konsequenz gesunden Menschenverstandes.
Entsprechend sauer wurde ich heute, als sich in dem großartigen TV- Serienseminar (in dem ich traurigerweise aufgehe wie nie zuvor an der Uni) eine Kommilitonin echauffierte, wie "dümmlich und oberflächlich" "Sex and the City" sei. Dabei spielte sie auf die Folge an, in der Carrie beim ersten Sex mit einem neuen Lover furzt und sie darauf hin unglaublich peinlich berührt ist.
Dass dieses Ereignis nur der (zugegebenermaßen unterhaltsame und damit vielleicht weniger seriöse) Anstoß einer universalen Diskussion um den Druck der Perfektion, der auf Frauen lastet, gibt, ignorierte sie dabei gelissentlich. Dabei steigerte sie sich immer weiter in ihre ahnungslosen Attacken hinein:
"Ich finde es unglaublich traurig, wenn eine Serie, in der Frauen, oder besser gesagt Püppchen immer nur shoppen und über Sex reden als feministisch gilt."
Was im Grunde genommen als eine durchschnittlich hohle Äußerung unter vielen hätte gelten können, wurde durch kleine, aber entscheidende Details vollkommen lächerlich und führt dazu, dass ich mich hier mehr oder minder sinnlose darüber aufrege:
1. Sie trug einen Tanga- Slip, der ihr halb aus der Hose hing.
2. Sie ist gelbstichig, aber sorgfältig blondiert und trägt mit Vorliebe Mango.
3. Sie hatte offensichtlich nicht eine der Folgen vollständig gesehen.
Besonders interessant war es, die Reaktionen der im Seminar anwesenden Fantasy und Science- Fiction Nerds zu sehen, denen das körperliche Unbehagen deutlich anzumerken war, als das Wort "Vagina" fiel. Einer von ihnen (wahrscheinlich der Führer ihrer Gilde in den Rollenspielen, die sie leidenschaftlich in ihrer Freizeit spielen) musste sich dann auch zu Wort melden mit einer gänzlich unvorhersehbaren Äußerung:
"Ich finde, die Frauenfiguren in Lost viel spannender."
Äh...ja. Warum nicht gleich Xena, du milchgesichtiger Terrarienfreund?
Als dann ein weiterer Vertreter des Postfeminismus, der sich als Emporement tarnt, aber im Grunde genommen nur Konservationismus bedeutet, zu Wort meldete und "Sweet Home Alabama" eine versteckte feministische Botschaft unterjubeln wollte, wurde es mir dann zuviel. Beim Gedanken an die überzuckerte Reese Witherspoon, die sich gegen Patrick Dempsey (Mac DREAMY, verdammt) , einen hochbezahlten Job in der Modeindustrie und New York City entscheidet zugunsten eines dumpfen Landeis, von dem sie sich nicht scheiden lassen will, weil das nur bösartige und von idiotische Freiheitsideen besessene Frauen tuen, explodierte mein Kopf (innerlich) und ich fing wieder an, über gleiche Bezahlung und diese Dinge zu sprechen. Zum Glück war ich etwas eloquenter als in diesem Blog. Man kann es sich kaum vorstellen.
Am Ende noch eine Ikone der Frauenbewegung:

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wow!

Wäre ich nur dagewesen, dann hätte ich zur Diskussion über Feminismus und Sweet Home Alabama was äußerst "wichtiges" beitragen können. Denn ich habe den Film nicht nur ganz gesehen (obwohl ich mich kaum erinnere!) nachdem er mir aufgezwungen wurde (coughmiaucough) und das nach nur einer halben Stunde trauter Zweisamkeit auch noch ganz allein. nein, ich habe auch das Bonusmaterial geschaut und hätte somit äußerst dramatisch revealen können, dass ein Frauencharakter (I think!) obwohl abgedreht komplett aus dem Film gestrichen wurde ... damit es nicht so aussehen würde als hätte eine der Männerfiguren eine Affäre - was sagt uns das in Hinsicht auf Feminismus?

Liebste La Bonette, Leute, die Dir Feminismus unterstellen, haben anscheinend noch nie ein geisteswissenschaftliches Institut betreten...

Ich gebe ja zu, dass die Männerverachtung der Strandmutti mich zu einer dem männlichen Geschlecht gegenüber extrem misstrauischen Person gemacht hat ... aber nachdem ich nun eine Weile Theater studiert habe, möchte ich mich selbst NICHT als feministisch in irgendeiner Weise bezeichnen ... denn es scheint mir als sei dieser Begriff den Gender-Besessenen-Kampflesben vorbehalten...

PS Nichts gegen durchsichtige Unterwäsche ;o)

Anonym hat gesagt…

Meine Lieben!

Ihr wart offensichtlich noch an keinem Politik-Seminar am OSI.

Da kriegen sie sogar in politischer Theorie, sagen wir mal Aristoteles, eine 2stündige Diskussion über den § 218 hin.

Außerdem plädiere ich als Angestellter in einem absolut frauentypischen Job (Frauen verfolgen mich überall - im Beruf, an der Uni und als Haustiere) für eine monetäre Aufwertung desselben.

Liebste LaBonette, biste am nächsten Mittwoch beim Ironman-Testcreening auch dabei?

V.

Anonym hat gesagt…

oh mein gott, ich bin auch dabei, und der 49jährige auch, übrigens! seid nett!

danke liebste j. für den tollen youtube-clip, ich habe seeehr gelacht! über deinen eintrag natürlich auch, ich finde es immer wieder schade, die besten seminare scheinbar doch zu verpassen. sprachen sie wirklich FÜRZE an???? großartig!

Anonym hat gesagt…

Habe gerade germerkt, dass ich "Empowerment" falsch geschrieben habe...das sagt einiges über mein theoretisches Wissen zu dem F- Wort aus.
Dearest V. und Kobold, jetzt, da ich weiß, dass der alternative und etwas betagte Fan des Kobolds auch zum "absolut kostenlosen Manstrip", ich meine "Testscreening" erscheint, erscheint mir eine schicksalhafte Begegnung dieser Art mehr als reizvoll...bin aber leider mit den Nerds "eine Stunde nach dem Seminar" (Aussage floppy- hair Dozent in black) "was trinken". Das wird ein Spaß. Schmollende Mittegirls in Leggings, sabbernde Nerds, die wahrscheinlich das erste Mal außerhalb ihrer Wohnung etwas trinken UND die zynische Mitbewohnerin sowie zynisches Ich dazwischen. Und floppy hair man, der im Seminar stets davor warnt, dass es "zu nerdy" werde. Großartig!