Mittwoch, 18. Juli 2007

social services

Wenn das Semester zu Ende geht oder zumindest die Vorlesungszeit, dann erfüllt mich das immer wieder mit der gleichen widerlichen Mischung aus Horror vor den anstehenden Hausarbeiten, Selbsthass aus dem Wissen heraus, diese Hausarbeiten letztlich nicht zu schreiben, daraus abgeleitet Angst vor meinem sozialen Niedergang als Berufsstudent und dem generellen diffusen Gefühl des Versagens.
Dieser Prozess sollte dieses Mal begleitet werden von einer Premiere: Meinem Besuch bei einem "zwanglosen Semesterabschlussumtrunk" eines Seminars, wobei ich sofort erwähnen sollte, dass es sich dabei um das großartige TV- Serienseminar handelte, das mich meine verschwendete Jugend vor dem Fernsehapparat immer wieder wie wissenschaftliche Recherche aussehen ließ und mir damit das erste Mal im Studium ein Gefühl der profunden Sachkenntnis vermittelte.
Nur aus diesem Grund heraus zog ich es überhaupt in Erwägung, mich nach offiziellem Veranstaltungsende mit den Kommilitonen, die im Seminar exzessiv die Vorspänne verschiedener Staffeln von "Babylon5" referiert hatten, ein Bier trinken zu gehen.
Dabei stellt einen diese Art von sozialen Treffen gleich vor mehrere Herausforderungen:
1. Wenn man hingeht, könnte man wie ein Streber aussehen.
2. Wenn man nicht hingeht, könnte man arrogant aussehen.
3. Wenn man hingeht, könnte man sich irgendwann so betrinken, dass man vergisst, dass man ja noch einen Leistungsnachweis von jemandem am Tisch braucht, sich entsprechend daneben benehmen, am nächsten Tag alles vergessen und auf alle Zeit die Chance auf einen Studienabschluss am betreffenden Institut verwirken.
4. Wenn man nicht hingeht, verpasst man vielleicht die Chance, Leuten, die "Buffy" für eine gute TV- Serie halten, nochmal eine Chance zu geben (die einzige Legitimation dieser Serie ist und bleibt Anthony Head als Giles)
5. Wenn man hingeht, platzt einem bei dem 10 Kommentar über die Brillanz von Lost vielleicht der Kragen, man rastet standesgemäß aus und konfrontiert die entsprechenden Nerds mit den eigenen Verdachten bezüglich ihres nicht- vorhandenen Soziallebens woraufhin man sich noch unbeliebter macht und wiederum um den Leistungsnachweis fürchten muss.
6. Wenn man hingeht, darf man nicht der erste sein, weil das komisch aussieht.
7. Wenn man hingeht, kann es sein, dass niemand anderes auftaucht und das Ganze sich als großangelegter Scherz entpuppt, der damit endet, dass Kurt Felix und/oder Paola um die Ecke kommt.
8. Wenn man hingeht, kann es sein, dass der Dozent sich irgendwann daran erinnert, dass man ihn vor einigen Semestern bei seiner Erwähnung der Miami-Vice-Kollektion bei C&A ausgelacht hat und er einen daraufhin rausschmeißen wollte. Auch das kann den Scheinerwerb gefährden.

All diese Faktoren führten zu folgenden Ergebnis:
Ich ging hin, allerdings nicht zur verabredeten Zeit sondern eine halbe Stunde, die ich sinnlos rumlaufend und nervös rauchend verbrachte, zu spät.
Es stellte sich heraus, dass ungefähr 5 Leute (inklusive des Dozenten) auch später kamen, leider gaben nur 2 davon zu, damit so wie ich dem "Ich will nicht erster sein"- Dilemma entgehen zu wollen (hier mässte eigentlich der/das Plusquamperfekt verwendet werden...ist gerade nicht drin).
Ich versuchte, meinen Enthusiasmus bezüglich der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Fernsehen nicht zu sehr zu offenbaren, womit ich, glaube ich, auch recht erfolgreich war.
Ich erwähnte nur Urkel (und Stephane Urquelle sowie Myrtle Urkle), sprach nostalgisch über die Rudi Carrell Show und die dort aufgeführten Starimitationen, kam dann zwangsläufig auf die Mini Playback Show und Mareijke Amado zu sprechen (ich erwähnte ihre irgendwie verhärmte Art, die Kinder in die Richtung der für sie vorgesehenen Kostüme zu schubsen) und kam über einen kurzen Zwischenstop bei der unglaublich operierten Linda de Mol, die jetzt eine Art holländische "Desperate Houswives"- Imitation spielt und ihrem natürlichen Feind Michael Schanze schließlich bei meinem Lieblings- MDR- Programm "Wo ist Lippi?" an (Wolfgang "Die Zange" Lippert wird mit verbundenen Augen in einen Ort in Mitteldeutschland verfrachtet und muss dann, nur anhand der Vorführung ortstypischer Gebräuche und dem Verkosten ortstypischer Spezialitäten, raten, wo er ist. Manchmal verkleiden sich auch die Einheimischen als die großen Söhne oder Töchter ihrer Stadt. Es ist genauso bizarr, wie es sich anhört.).
Ich glaube, ich werde keinen Leistungsnachweis erhalten.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

you could always move to the Playboy Mansion...

or you could try to be on the next season of Flavor of Love!

Anonym hat gesagt…

hach, schade, das hätte sich der kobold aber gern angesehen! doch leider kann der kobold nicht mit jemandem mitgehen (obwohl ich dich liebe, ganz klar, siehe MEIN blog), der "VERDACHTEN" für die Pluralform von "Verdacht" hält.... Verdächtigungen, Baby!

Anonym hat gesagt…

Nee, guck mal in den Duden, Plural ist Verdache. Verdächtigung ist die Substantivierung. Neue Rechtschreibung, BABY.