Dienstag, 14. August 2007

The Ice- Files

Ausgehend von dem wundervollen Post der companybitch gestern, der den bezeichnenden Titel "My 20s are one big comparathon" (http://thecompanybitch.blogspot.com) trug, befielen mich heute (wie täglich seit ungefähr...20 Jahren, denn auch im Kindergarten wartete bereits eine kurzbehoste Konkurrenz, nur das es damals noch um Dreiräder und Haarreifen ging und nicht um Studienabschlüsse und Jobs...wobei das Haarreifen-Thema zugegebenermaßen auch noch heute aktuell ist) mal wieder Zweifel an dem Coolness- und Attraktivitätsgrades meines Lebenswandels im Vergleich zu dem Gleichaltriger (übrigens, um mal Max Goldt zu bestehlen: Von "Gleichaltrigen" spricht man nur unter verhältnismäßig jungen Leuten. Niemand würde darauf kommen zu sagen "Oma trifft sich heute nachmittag mit Gleichaltrigen." Altersdiskriminierung oder Lapsus?).
Dabei ist der Bezug maßgeblich für den Depressionsgrad, der dem Vergleich folgt:
Zum Beispiel die Andere: Sie verbringt ihren freien Tag damit, eine Reise nach China zu planen, wobei sie gerade erst aus dem europäischen Ausland zurückgekehrt ist, wo sie nicht nur Verwandschaft sondern auch Freunde hat. Mit anderen Worten: Sie geht ins Ausland, ich gehe essen.
Dabei machte ich heute im Eiscafé meines Vertrauens (was dazu wurde, weil es eine Minute von meiner Wohnung entfernt ist) eine erschreckende Entdeckung:
Die ältere, rothaarige Eisfachkraft, die nicht nur, aber maßgeblich wegen ihrer Haarfarbe von mir "Eishexe" genannt wurde, hat ihr Etablissement an eine Schar merkwürdiger, dem Eis nicht besonders zugetan scheinende Jungspunde verkauft, die sich unter anderem mit einheitlich geringelten Hemden hervortun. Was für sie Corporate Identity ist, sieht für mich verdammt noch mal nach der Panzerknackerbande aus.
Ihre Schreckensherrschaft deklarierte sich jedoch nur schleichend als solche:
Zunächst sollten fabrikneue Strandkörbe, die einem mit dem sich von ihnen aus bietenden Blick auf den gegenüberliegenden Spielplatz und die sich dort am Boden erholenden Motzverkäufer ein etwas surreales Urlaubsgefühl à la "Ferien im Ghetto" geben, was sie zugegebenermaßen auch erreichten.
Mit dem mir eigenen Charme, den mancher als Penetranz missversteht, starrte ich diverse Mütter mit Kleinkindern aus diesen Ferienplätzen, wenn sie sie mit einer Kugel Eis in der Hand blockierten, um dann in aller Ruhe den Becher du jour zu genießen.
Nur die Strandkörbe hielten mich davon ab, gegen den Affront des gefrorenen Vergnügens schlechthin, veganes Eis, zu protestieren, das die Panzerknacker hurtig den gesundheitsfixierten und allergiegeplagten Hiptards feilboten.
Nicht, dass ich etwas gegen Lactoseunverträglichkeit hätte...ich glaube nur nicht, dass tatsächlich alle Leute, die sich für veganes Eis interessieren dies tatsächlich tun, weil sie allergisch gegen Milch sind. Ich nehme an, sie tun dies aus Coolness- Gründen oder weil sie denken, die Kühe würden ihre Milch nicht freiwillig in herrliche mit Schnaps, Nüssen und andere Köstlichkeiten versetzte Gefrier-Schätze verwandeln lassen.
Ich hingegen glaube, dass die Kühe sich geschmeichelt fühlen dürfen, wenn aus ihren Besitzungen etwas so köstliches entstehen darf.
Notiz für mich selbst: Eisbesessenheit wird beängstigend. Vielleicht kann man daraus eine Karriere machen? Langnese- Lobbyismus, here I come.
Zurück zu den Panzerknackern: Heute, nach dem Sammeln dieser Hinweise, konfrontierte ich die Ringelhemden mit meinen Beobachtungen und fragte knallhart nach, so, wie es mich das jahrelange Studium von Matlock und Jessica Fletcher gelehrt hatte:
"Hat hier eigentlich...der Betreiber gewechselt? Wo ist denn die nette Frau?"
In der ungefähr 5minütigen Antwort des etwas überraschten Kellners kam dann die ganze schreckliche Wahrheit ans Licht. Das vegane Eis ist nur die Spitze des aus ihm selbst gebauten Bergs: Die von mir gerade aufgrund ihrer Konzentration auf gefrorene Spezereien so hochgeschätzte Eisdiele soll sich in eine Art... Cocktailbar verwandeln, in der es auch Essen geben soll. VEGANES Essen.
Ich bin NICHT zufrieden.
Meine Eisbesessenheit scheint sich übrigens auch in der Affenhölle herumgesprochen haben: Dort wurden der Anderen und mir sehr prominent Flyer für die Neueröffnung eines Eiscafés an der Stadtgrenze ins Postfach getan.
Natürlich werden wir hinfahren, nicht zuletzt um für mein (offensichtliches) neues Projekt zu recherchieren: Ein Eiscaféführer.
Bisher plane ich Kategorien wie "generelle Cremigkeit" (veganes Eis wird disqualifiziert), "Kreativität der Sortenbenennung" (dort hätte "Schlumpfeis" bessere Karten als "Himmelblau") und "gratis Gimmicks" (Servietten zählen nicht, Streusel und Schirmchen schon). Unter Umständen würde ich auch den etwas degenerierten kleinen Bruder des Eises namens Softeis bewerten. Und auch der Rassismusgrad der Spezialitätenbezeichnungen wäre ein gutes Kriterium: Kürzlich sah ich nach Jahren das erste Mal wieder einen "Eisneger". Es gab ihn sogar in klein und groß. Belustigung und Empörung kämpften in meiner Brust.
Am Ende siegte, wie immer, die Gier.

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

aber mal ehrlich: man braucht nur eine eisDIELE in berlin: das ding da oben in den potsdamer platz arkaden!!!! trauuuuumhaft!!!!!!!!!

Anonym hat gesagt…

Kobold, du bist verloren. Die verdammte Monopolisten- Eisdiele ist nicht mal eine Erwähnung wert, my dear. Die haben der Mitbewohnerin beispielsweise mal fast ein Malaga- Eis verweigert...es sei schließlich mit Alkohol. Außerdem haben die mich mal gezwungen, meine Brille zu putzen. Eismacherei non grata!

Anonym hat gesagt…

Heißt das jetzt, die Eishexe is endgültig raus?

ein veganes Restaurant??? was ein Alptraum.

da denkt man, man hat ein Paradies gefunden und dann sowas!

Das Leben verspottet mich!

Anonym hat gesagt…

Ich wusste, dass es für dich besonders schlimm werden würde...es soll aber weiterhin Eis geben. Ich kann diese Diversifizierung des Angebots aber auch nicht gutheißen!

Anonym hat gesagt…

Ich habe Prioritäten! Ich kann doch nicht in einem veganischen Restaurant Eis essen gehen!

No, Panzerknacker, NO!

oh mann, das stürzt mich in eine Seinskrise!

Ich weiß noch wie Ihr mich hinterhältig in diese vegetarische Bude gelotst habt, wo es dann labberige, geschmacklose Auberginen gab!!!

Aber die Eishexe ... oh mann. Ich weiß, ich werde wieder hingehen ... ich bin nicht stark genug mich der "hiptards"-heischenden Panzerknackerbande zu entziehen!

Anonym hat gesagt…

ich glaube dir kein wort. das ist erstunken und erlogen!!!!! von wegen, brille putzen lassen... viel schlimmer ist, ich war heute im kadewe, wollte mir ne chanel brille von rolfs geld kaufen... tja, 400euro!!! das war selbst mir zu viel!!!! bin ohne chanelbrille wieder gegangen.

Anonym hat gesagt…

Ach, herrlich wie du den hilflosen quasi- Obdachlosen ausnutzt...

Anonym hat gesagt…

lieber kobold, ich muss die fiesen zwischenfälle beim monopolisten-eismann am potsdamer platz leider bestätigen. trotzdem esse auch ich da ab und zu eine viel zu überteuerte kugel eis. ich bin schwach...

in other news about strange locations in our neighbourhood:
es gibt da diesen mysteriösen laden, vorher war das eine sportsbar (der steppende bär, der übrigens nur 2 eingänge weitergezogen ist...).
der neue laden nennt sich mc guru's oder so ähnlich und soll eine art freundetreffpunkt werden. ich wunderte mich, dass der laden schon nach einer gefühlten woche wieder verschlossen war (eine mehr hätte ich denen dann gegeben...).
es stellte sich heraus, dass es ihnen leider nicht möglich ist, essen anzubieten, weil #drumrolls# der kamin erst eine etage über ihnen beginnt... sowohl dem vermieter, als auch den bauexperten, die man hinzugezogen hatte, ist das nicht vorher aufgefallen!

Anonym hat gesagt…

Woher WEIßT du das? Ist diese WG zu einer freiwilligen nerdy Gastrohinterfragungsbrigade geworden? Hast du Mc Gurys (!) Besitzer über einen ihrer obskuren smoothies ausgefragt? I´m shocked. Und: Wie absurd auch, mit dem Kamin. Wie hat denn dann der steppende Bär Essen angeboten? Und warum kann man keinen Elektroherd benutzen? I´m not convinced.

Anonym hat gesagt…

ganz im gegenteil. es gab einen aushang, den ich mir interessiert durchlas. als wider erwarten jemand aus besagtem lokal kam, bin ich schnell gegangen, um nicht in ein gespräch verwickelt zu werden...
aber! der aushang war in perfektem deutsch formuliert, während man sich vorher beständig weigerte, eine andere sprache als englisch zu benutzen. seltsam, seltsam!

Anonym hat gesagt…

Manchmal hilft es auch, wenn man nicht nach dem Motto "was der Bauer nicht kennt, isst er nicht" alles kategorisch von vornherein ablehnt. Ich hab tatsächlich schon Menschen, die weder Gemüse noch Obst essen, von einem veganen Schokoladenkuchen überzeugt. Gut, sie haben erst nachher erfahren, dass er vegan war. Aber diesen Tofuscheiß sollte man echt auslassen.