Freitag, 3. August 2007

say, say, say what you want

Als das crazy Partygirl, das ich (nicht) bin, besuchte ich gestern das Record Release Konzert (oder so ähnlich) einer Band namens "My Baby wants to eat your pussy". Zugegebenermaßen hatte der Name der Band viel mit meinem Wunsch, diese live zu sehen, zu tun und zunächst wurde ich auch nicht enttäuscht:
Der Sänger in Zylinder und Frack (aus roten bzw. weißen Samt) erweckte sofort den Eindruck, das Kind der Liebe von Linda Perry und Axl Rose zu sein. Ein Versprechen, das seine Stimme dann leider nicht halten konnte, glücklicherweise hatte er jedoch eventuellen Enttäuschungen vorgebeugt, indem er mit nackten Oberkörper auftrat.
Der Bassist tat es ihm gleich, jedoch mit dem Unterschied, dass er wenigstens den Ansatz eines Bizeps hatte, was sich eindeutig positiv auf seine Performance auswirkte. Auch bestach er mit einem Kajalstrich dunkler als die Augenringe von Kate Moss und einer Frisur, die gleichermaßen an Elvis und Dracula erinnerte. Ich mochte diese Aufmachung, erinnerte sie mich doch ein wenig an Joan Collins in ihren besten Tagen als Biest vom Dienst in Denver.
Insgesamt war ich hin- und hergerissen in meiner gnadenlosen, meist unumstößlichen Urteilsfindung zu dieser Band in meinem inneren Notizbuch, auf dem die Feindesliste länger ist als der Amazonas oder, realistisch betrachtet, die Spree.
Ich mochte ihre Aufmachung, die sie selbst als "dumm, bunt und lustig" bezeichneten, denn wenn ehrlich bin, könnte dies auf meinem Grabstein stehen und ich wäre nicht besonders sauer darüber. Ich fühlte mich ihrer Vorliebe für Verkleidungen und sinnloser Exaltiertheit also durchaus verbunden.
Andererseits konnte man eben diese Masche als billige Kopie der großartigen Scissor Sisters oder anderer Transgender- Luder sehen. Ich schwankte (innerlich, denn äußerlich hatte ich mir nur 3 Bier leisten können und war daher fast nüchtern).
Dann jedoch sagte der Sänger etwas, das auf meinen vorsichtigen Enthusiasmus wirkte, als würde man beim Fummeln von seiner Mutter überrascht:
"Wir müssen uns ja oft dafür rechtfertigen, dass wir alle an der Popakademie in Mannheim studiert haben."
In diesem Moment war mein Urteil gefallen. Mannheim? Popakademie? Das ist doch diese seltsame Schule, an der BWLer nebenbei Gitarre spielen. Der Heinz Rudolf Kunze der deutschen Musikhochschulen! Der uncoole Cousin 3. Grades ordentlicher Musikhochschulen, der in den FAQs auf seiner website ersthaft auf die Frage eingeht: "Muss ich Noten lesen können, um an der Popakademie zu studieren?". Okay, Paul McCartney zum Beispiel hat uns auch ohne Notenkentnisse Perlen wie "Ebony and Ivory" geschenkt, was, bei genauerem Nachdenken eher ein Argument dafür ist, Noten lesen zu können, wenn man nicht als der Goldesel eines ehemaligen Orion-Katalog-Models enden möchte.
Soweit ich weiß, ist die Popakademie in all ihrer traurigen Anmaßung Anlaufpunkt für die notorischen Ex- DSDS- Kandidaten, die zunächst mit seltsamen Spitznamen von ihrem Sugardaddy Dieter Bohlen auffallen, nur um dann in Sendung 3 mit ihrem dünnen Stimmchen dem virtuellen "Daumen runter" Millionen gehässiger Teenager, die im Grunde genommen genauso sein wollen, wie jene, die sie gerade rauswählen, zum Opfer zu fallen.
Jedenfalls glaube ich nicht, dass man Pop lernen kann oder auch nur versuchen sollte, es zu tun, zumindest nicht aufgrund des Wunsches, selbst Pop zu sein. Das akademisieren von Jugendkultur wirkt zwangsläufig wie der verzweifelte Wunsch, Coolness oder Jugend und den ganzen Mist zu konservieren oder in griffige Formeln zu packen. Womit wir wieder bei Joan Collins wären.
Ihr Pelzturban bleibt unerreicht.
Konsequent wie ich bin, habe ich allerdings das T- Shirt mit dem Bandnamen gekauft, auch wenn ich darauf bestehe, dass mich diese Mannheimer Provinznudeln um die erwartete und erwünschte Berliner Herkunft betrogen haben. Ist das rassistisch? Wahrscheinlich schon. Aber auch verständlich...ich meine: Mannheim. Geht ja nun gar nicht. Die Stadt ist zu großen Teilen QUADRATISCH angelegt und nummeriert. Das New York des sehr, sehr kleinen Mannes, sozusagen.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein weiteres Argument gegen diese überflüssige Pop-Uni ist (meiner Meinung nach)die Tatsache, dass sie von diesem weinerlichen Jammerlappen Xavier Naidoo "erfunden" wurde. Ja, er hat eine gut Stimme, doch der Kobold und seine Anhänger würden sagen, Xavier "rolft" bzw. "ist rolfig"!

Anonym hat gesagt…

Ohne hundertprozentig zu wissen, was dieses schöne Verb/Adjektiv bedeutet, stimme ich zu. Ja, Xavier N. geht ja nun mal gar nicht. Dieser grasverehrende Gottestrottel mit seinen schlechten Reimen und den noch schlechteren Kopfbedeckungen...I don´t thinks so.

Anonym hat gesagt…

Rolfen kommt von Rolf!
Offensichtlich hat dir der Kobold die nette Anekdote vom vorwitzigen Wikipedia-Eintrag des Kobold-Bekannten Andreas B. nicht erzählt...
Der hat, angenervt von den Belagerungen des zahnlosen Kobold-Stalkers pfeilschnell den Eintrag zum Namen "Rolf" bei Wikipedia vervollständigt! Er schrieb, dass dieser umgangssprachlich auch für "weinerlich" steht. Was für eine Tat! Inzwischen dürfte diese wissenschaftlich nicht tragbare Behauptung vom Wiki-Team gelöscht worden sein. Schadeschade.

Anonym hat gesagt…

Jaaa! GROßartig. Ich finds gut, dass ich den zahnlosen Jammerlappen nicht alleine scheiße finde. Unbekannterweise. Warum lässt sich der Kobold so gerne stalken? Fühlt er sich dann...geschmeichelt? Ißm not convinced.

Anonym hat gesagt…

Ich würde ja jetzt gerne ein Lied vom Rödelheim Hartreim Projekt zitieren, aber ich musste feststellen, dass Rödelheim ein Stadtteil von Frankfurt/Main ist und NICHT von Mannheim...

Ja, ich stehe dazu, dass ich mir dieses Zeug gekauft habe ... ich glaube es liegt daran, dass es die einzige Art von Musik war, bei der es realistisch gewesen wäre, dass ich selbst damit hätte erfolgreich sein können... denn man muss nicht singen. Im Sprechgesang sah ich meine einzige Chance auf musikalischen Ruhm ... das muss mich verzaubert haben...

ich war noch ein Kind, da hat man noch so absurde Träume von zweifelhaftem Ruhm ...