Montag, 1. Januar 2007

...and a crappy new year!

Ich weigere mich beharrlich, 2007 beim Namen zu nennen, um mich über alle unwiderruflichen Versäumnisse in 2006 (und das waren so einige) hinwegzutäuschen, soviel nur vorweg. Das heißt, der gesamte Silvesterabend war meinerseits geprägt von der fixen Idee, das sei ein ganz normaler Ausgehabend (um Professor Bolz zu zitieren), völlig durchschnittlich für Party Monster wie mich (ja, ich bin immer noch saturiert ironisch. Problem damit?). Der Abend begann dann auch recht kommod mit Partyhütchen, Bowle, viel und gutem Essen und einer 70erJahre- Karaoke- DVD. Alles sehr entspannt und schön, bis auf die Tatsache, dass ich dem Gastgeber irgendwann eine "8 auf einer Skala von 1 bis 10 in Heißheit" gab. Warum ich das tat, I don´t know. Wahrscheinlich nur, um die Heißheit des potentiellen Love Interests der Mitbewohnerin (eine wirkliche 10) zu unterstreichen. Das kann man so machen, man sollte dann nur das Echo nicht fürchten. Da ich das aber notorisch tue, war diese völlig unerfragte Bewertung alles andere als klug.
Jedenfalls war der Alkohol schuld.
Dieser veranlasste mich auch beim Zelebrieren des Datumswechsels, dem ein Ortswechsel in eine mir völlig unbekannte Wohnung mit schicker Dachterrasse und netten Ausblick aufs Feuerwerk vorrausgegangen war, einen der dort anwesenden Yuppies mit den Worten "Ich taufe dich auf den Namen Karpaltunnelsyndrom." zu begegnen. Der Typ hörte daraufhin endlich auf, unser vergnügtes Grüppchen mittelloser Mittzwanziger anzusprechen (auf der Suche nach echtem Betrunkenheitslächeln und nicht dem angesäuerten Angeschickertsein der dort sonst rumlaufenden Damen) und zog sich verwirrt zurück. Stunden später fiel mir ein, dass das der Typ gewesen war, der Til Schweiger persönlich kennt. Aber ich mochte Til Schweiger noch nie sonderlich. Nach Verabschiedung der Dachterrasse beschloss ich, kurz die Andere zu treffen, die auf dem Weg zu irgendeiner Party quasi um der Ecke umsteigen musste. Leider lag hinter besagter Ecke auch das Kriegsgebiet in Gestalt der Warschauer Brücke. So stelle ich mir Krieg vor oder die Wende: Massenhaft Leute, mehr oder weniger betrunken, die gierig nach meinem lustigen Partyhütchen schnappen und ansonsten Knaller auf die völlig verdreckte und verstopfte Straße schmeißen. Der Aufforderung der Anderen, mich mit ihr und ihrer Posse (bestehend aus Kulturwissenschafts-Bacheloretten und ihrer Schwester) nach Kreuzberg zu begeben, kam ich dann überraschenderweise nach. Schon in der Bahn behelligten mich betrunkene Touristen mit Fragen nach dem Weg dort und dorthin. Ich gab mein Bestes bei der Bewältigung ihrer Probleme, wobei mich die BVG oder wenigstens Klaus Wowereit eigentlich dafür hätte bezahlen sollen. Kreuzberg war dann ganz nett, die Party anfangs gut gefüllt (nach unserem Eintreffen und der Einnahme der Tanzfläche änderte sich das aber seltsamerweise rasch), das Bier kalt. Einziges Problem war die Schwester der Anderen, die nicht nur abgefüllt war, sondern auch unendlich müe, sie schlief quasi im Stehen ein. Damit aber nicht genug- dabei PFIFF sie auch noch permanent vor sich hin. Ob stehend, sitzend, liegend, laufend: Fröhlich tirilierend faszinierte der Teenie mit Ausdauer und Talent als Kunstpfeifer. Sie zu beobachten war in etwa so, wie einem Pater Noster bei der Fahrt zu betrachten: Faszinierend, aber auch irgendwie beängstigend. Dieser sehr weit hergeholte Vergleich ist meiner Unkreativität geschuldet, die sich hier ja schon mehr als einmal manifestiert hat. Das ist jetzt eben so. Vielleicht bin ich auch nur verkatert. Man wird sehen, Leser.
Nach Zerstörung der Party in Kreuzberg trat ich eine einsame Heimreise an, geprägt durch vergebliches Warten auf ein Taxi, Verfolgung durch creepy loners (die mich ansprachen), Unterhaltungen mit Fremden am Taxistand, um den creepy loner davon zu überzeugen, dass ich nicht alleine unterwegs wäre, einem Fußmarsch zur völlig überfüllten U-Bahn und einer Fahrt mit Betrunkenen, die eigentlich nur deswegen so schlimm war, weil ich nicht betrunken genug war. Das führte dann auch dazu, dass sich Ina, 20, heulend und betrunken, Sozialwesen-Studentin aus der Nähe von Dresden, hilfesuchend an mich wendete bzw. dass ich überhaupt auf ihr Ansprechen meiner Person reagieren konnte. Ihr Asi- Freund habe ihr den Abend versaut, jetzt wolle sie zu Freunden in die Storkower Straße, ob ich wisse, wo das sei. Nachdem ich ihrem betütelten und heulenden Hirn versucht hatte, zu erklären, wie sie umzusteigen hätte, rief sie ihre Freunde an um mich mit denen sprechen zu lassen zwecks Wegbeschreibung (unlogisch, ja, aber irgendwie auch interessant). Die Freunde waren zum Glück auch recht nüchtern und meinten, die M13 wäre the place to be für Ina. Nachdem wir knapp einer ekelhaften Prügelei am U-Bahnhof Prinzenstraße entgangen waren (warum die BVG uns da noch mal hat umsteigen lassen, weiß nur sie), wurden wir richtig gute Freunde im oberflächlichen "Ich sehe dich nie wieder"- Sinn und ich setzte Ina, die übrigens das gleiche peinliche Handy hat (oder hatte?) wie ich an ihrer Tramstation ab. Ich versuchte ihr Abfahrtszeit, Nummer der Tram und Anzahl der zu fahrenden Stationen einzuschärfen. Als ich abhaute, telefonierte sie schon wieder. Ich hoffe, das war ein gutes Zeichen. Keine 10 Meter hinter der Tramstation wurde ich dann von einem Typen mit lustigen Hütchen mit den Worten "Frohes Neues Jahr! Ich bin zwar schwul, aber ich will mich jetzt ein bißchen mit dir unterhalten." begrüßt. Ich überraschte mich selbst und ignorierte ihn...nicht. Er war ein betrunkener, schwuler Zahnarzt (wobei er mir irgendwas von FH- Abschluß in Zahnmedizin erzählte und ich nicht weiß, ob man das glauben kann. Andererseits: In NRW geht doch so ziemlich alles, oder?) auf dem Weg zum Platz der Vereinten Nationen. Nachdem ich in die Boxhagener Straße einbiegen musste verabredeten wir uns noch für nächstes Jahr, gleiche Zeit und gleicher Ort. Ein bunter Blumenstrauß der guten Laune und Absurditäten also, dieser Abend. Wenn das nur nicht soviel mit Datumswechsel zu zun gehabt hätte, es wäre richtig nett gewesen. Übrigens: Warum singt hier niemand "Auld lang syne"? Und mit "hier" meine ich die Leute mit der Dachterrassenwohnung? Dachterrassenbewohner, wenn ihr das lest: Sagt mal bescheid, warum ihr dieses schöne Lied nicht singt (und kennt).

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

du bist so sozial, das macht mir Angst

Anonym hat gesagt…

na das nenne ich ereignisreich!

Ich erwarte umgehend den Bericht der Mitbewohnerin in meinem Posteingang ;o) Sie schuldet mir noch die Geschichte hinter ihren wirren sms!

Anonym hat gesagt…

Ich muss es leider zugeben, meine kleine Schwester war zwar sehr betrunken, aber auch wenn sie es nicht gewesen wäre, hätte sie wohl gepfiffen, sie tut das gerne und ausgiebig, ich kenne micht da aus, schließlich teilte ich ein Zimmer mit ihr bis zu meinem 16. Geburtstag. Und ihrem 9., um das eigentliche Ausmaß der Situation zu verdeutlichen. Dabei bevorzugt sie die gemeinen Töne und reagiert mittlerweile schon sehr gut auf Herr Meckelreiter. Peinlicher als das Pfeiffer wäre mir allerings die Tatsache, wie sie schlafend in der Ecke hing, gewesen, wäre ich selbst nicht so bowleresk beeinflusst gewesen. Zum Glück waren mir auf der von uns gecrashten Party alle Menschen ausser den von mir selbst mitgebrachten unbekannt.
Als wir gegen sechs zu Hause ankamen, nachdem wir es geschafft hatten, aus dem Silverwings rauszufliegen, bevor wir drin waren, gestand mit meine Schwester übrigens, noch nie so lange wach gewesen zu sein. Oh behütete Kindheit in der Provinz!

Anonym hat gesagt…

Das mit dem Silverwings schreit nach Erklärung. Gesichtskontrolle? Betrunkene Beleidigungen und Tränchen der Türsteher? Bitte um Antwort.