Dienstag, 2. Januar 2007

Baby, there´s something wrong with me

Also habe ich beschlossen, in Ermangelung des Durchhaltevermögens gegenüber irgendwelcher tiefgreifenderen (und offensichtlich nötigeren) Make- Over Maßnahmen, zum Friseur zu gehen. Wie soviele Halb-Neurotiker bin auch ich besessen von meinen Haaren (Vgl. dazu Frenzy). Mein letzter Friseurbesuch samt Schnitt, "wo man auch was sieht", liegt ca. 1,5 Jahre zurück. Seitdem habe ich die Haarpracht mehr oder minder einfach machen lassen, was sie für richtig hält. Ich nannte dies einige Zeit lang meinen "Armutshaarschnitt", ungeachtet der Tatsache, dass so mancher Hartz 4 Empfänger (zu denen ich auch mal gehören werde, ich werde nicht müde, dies zu betonen) mit gepflegterem Schopf durch die Welt spaziert. Jedenfalls habe ich das neue Jahr (und meine selbsternannte Sabbatwoche) erwählt, um die Matte stutzen zu lassen, nicht zuletzt, weil mir eine ehemalig befreundete Person über Weihnachen das Aussehen einer "Prinzessin" bescheinigte, und das mit dem erwartet süßlich-sarkastischen Unterton. Ich wählte einen der beliebten 11 Euro Friseure, allerdings nicht den Horrorladen vom letzten Mal, wo sämtliche Kommunikation über meinen Wunsch, die Haare betreffend, nonverbal ablief (und schlimm endete). Ganz in der Tradition meines neuen "Dings", mich selbst zu überraschen, entschied ich mich für eine drastische Maßnahme, die ich bisher aus moralischen Gründen aus tiefstem Herzen abgelehnt hatte: Ich wählte Strähnchen. Die Friseurin schien fähig, und um die Spannung vorweg zu nehmen, das Ergebnis ist auch nicht völlig vor den Baum (eine Mischung aus "Rachel aus Friends in fett" und Raquel Ochmonek, also eine Art Raqchel.). Jedoch war das Prozedere mehr als erniedrigend. Zunächst einmal bekam ich die Haare gewaschen (ein Wunder, dass man das nicht auch noch selbst machen muss)von einem schätzungsweise 14jährigen mit ausrasiertem Meckischnitt, wobei die Rasur eine Art...Muster darstellen sollte. Es ist grundsätzlich ein schlechtes Zeichen, wenn die Leute, die einem die Haare schön machen sollten, selbst aussehen wie explodierte Katzen oder ähnliches Getier. Der Typ verpasste mir ein Handtuch und bedeutete mir, mich zu ihm vor eine Spiegelfront zu gesellen. Dort hielt er minutenlang irgendwelche Flaschen hoch und redete auf mich ein. Ich hielt dies für eine Art Verkaufsgespräch und, menschlich schwach wie ich bin bzw. die Kunst der Deeskalation übend, nickte und lächelte dazu. Irgendwann merkte ich, dass ich mir das Zeug ins Haar tun sollte um danach zu fönen. Inzwischen hielt mich der 14jährige Chipmunk mit Sicherheit für geistig zurückgeblieben, was ich mit einem souveränen "Sorry, ich versteh dich total schlecht bei der Musik hier." konterte. Dann musste ich mich zwecks Schnitt neben eine Discotussi der Extraklasse bequemen, welche sich, oh Wunder, dunkle Asi- Strähnen ins frisch platinierte Haupthaar färben lassen wollte. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Neben Heidi Klum für Arme, die von den WGs mit Migrationshintergrund schwadroniert, in denen sie ein und ausgeht, mit Aluminiumfolie im Haar zu sitzen, oder neben Heidi Klum für Arme und deren Schwester, die nicht minder schwachsinniges Zeug erzählt, mit Alufolie im Haar sitzen zu müssen. Beides war mein Schicksal. Die beiden waren aber noch nichts gegen die 4 Teenager mit Gossenvokabular, die sich danach neben mich setzten. Nachdem der Magnet Club erwähnt wurde, wußte ich endgültig, dass ich zu alt für diese Lokalität bin. Dann ging es wieder zum Auswaschen, und weil ich ein in Haardingen unbedarfter Mensch bin, ging ich (nachdem ich mich erneut selbst hatte fönen müssen, eine Erniedrigung sondersgleichen in einem Laden mit Spiegelfront, Neonlicht und fast ausschließlich besser als man selbst aussehender Kundschaft) erwartungsfroh zurück zu der Frau, die meine Haare zu verantworten hatte, als wünschte ich Absolution oder sowas. Eigentlich war ich nur unsicher, ob jetzt nicht noch was käme (für den Preis), z.B. eine Art Lob fürs Durchhalten. Es folgte aber nur eine völlig sinnlose Kurzbesprechung zu meinen Haaren vor der massiven Spiegelfront. Im Nachhinein bin ich dankbar, dass die Frau mich spätestens dann nicht auslachte bzw. dem Spott des überwiegend homosexuellen Restpersonals (ein Klischee, das stimmt) anheim gab. Ich ging erhobenen (neuen) Hauptes und wusch mir das erste Mal seit 10 Jahren nicht sofort die Haare nachdem ich zu Hause angekommen war. Ein echter Erfolg, also.
Fazit: 1. Aus uncoolen, männlichen Sozialpädagogikstudenten mit Quietschstimme wird auch mit Bleaching Look kein Surfer.
1. Nicht alle Menschen mit Strähnchen sind schlecht.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

liebste labonette... ein tolles neues jahr wünsche ich. ja, ich hab mich lange nicht gemeldet (was damit zu haben kann, dass ich mich immer noch schlecht wegen den tollen weihnachtsgeschenken fühle), aber ich verfolge natürlich deinen blog. und amüsiere mich königlich.
auf dass 2007 uns alle reich und sexy macht... wobei du mit deinen neuen strähnen sicherlich auf dem richtigen weg bist. wette es sieht toll aus.
und ja... wir sind alle zu alt für den magnet club. war grad neulich wieder dort und fühlte mich ziemlich fehl am platz. grund genug auch eine gang zu gründen... die miaumiaumiaus, die nur noch backstage abhängen wollen.
liebste grüße auch an professor bolz.

Anonym hat gesagt…

du hast strähnchen - endlich ein markantes, uns unterscheidendes merkmal! die affenhölle wird es dir danken, so dass wir direkt von die eine und die andere in die mit und die ohne strähnchen wechseln können! oder, noch besser, in die mit strähnchen und die mit minipli. ich ziehe es in erwägung.
unser unglamuröses silvesterende verdankten wir unserer entsetzlichen dreistigkeit, als wir am eingang schnurstraks an der kasse vorbei richtung tanzfläche marschierten, dann aber blöd genug waren, uns vom türstehen vor deren erreichen einfangen zu lassen. während ich noch geistesgegenwärtig meinen natürlich weißen unterarm präsentierte ("klar hab ich nen stempel, siehste?!"), gaben die anderen direkt unser unberechtigtes eindringen zu und erklärten sich bereit, doch eintritt zu zahlen. doch jetzt wollte man uns gar nicht mehr haben und setzte uns vor die tür. immerhin ersparten wir uns so den trotz fortgeschrittener stunde immer noch kompletten eintritt von 10 euro, für 4 leute, also insgesamt 40 euro, macht 80 mark, ein betrag, den wir direkt in pommes und ein taxi zu investieren gedachten. und komischer weise hat es bei curry 36 auch niemanden interessiert, dass wir uns in der schlange ganz vorne angestellt haben. zum schluss siegt dreistigkeit halt doch.
ps: für alle sozialwissenschaftler: ich war betrunken, ansonsen bin ich viel netter.

Anonym hat gesagt…

Wie, "sexy werden"? Ich nutze schon eifrig diverse Internetbumsbörsen um Angebote zu sondieren bzw. den Marktwert zu testen. Interessant, interessant. Die Miaumiaumiaus brauchen einen ordentlichen Begrüßungstext, z.B. "Fauch" mit erhobener Tatze. Das wäre fantastisch. Und liebe Andere: Ich geb dir 5 Euro, wennste dir nen Minipli machen lässt.

Anonym hat gesagt…

Professor Bolz ist neidisch! Und will ein Foto sehen!

Ja, ich bin besessen von Haaren. Und ich brauche auch nen Schitt... 4 Monate sind für mich ein neuer Rekord... und nächste Woche werde ich mich dann wohl auch mal trauen hier in Engelland zum Hairdresser zu gehen. Aber Angst habe ich schon. Die sind hier echte Haar-Experten. Anyway, I have to go, cos I'm not just losing lots of hair, but the rest is also suffering from all that bleaching earlier this year.

Ich möchte anmerken, dass ich mich sehr freue auf Euren Besuch und unseren Road-Trip zu Nessie! Fliegt Ihr nach Sherwood oder Merseyside?

Anonym hat gesagt…

EMA, landing am 20. Glaube ich. Und Ja, ich werde einen Ford Focus fahren. La Kett weigert sich beharrlich, auch hinters Steuer zu gehen...das Todesmobil is already rolling, my dears.

Anonym hat gesagt…

Ich weigere mich auch ... it will be "Driving Mrs. Gilmore" for you all over again, just that a Ford Focus doesn't look like a rap video set!

Meine Position als geheime Informantin in Richard Bransons Flugzeug-Emperium hat mir soeben erneut ein herzliches Lachen beschert. Es gibt nicht nur den Robin Hood Airport in Sherwood, sondern auch einen Don Quijote Airport nahe Madrid. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch an den George Best Belfast City Airport erinnern.
Wenn nicht wenigstens ein Airport noch vor meinem Tode in ferner Zukunft nach mir benannt wird, werde ich echt sauer ...

Anonym hat gesagt…

ich glaub ich hab verpeilt wer professor bolz ist, ich meinte nämlich eigentlich die mitbewohnerin... sind aber auch confusing diese fussballzwillinge.
miaumiaumiau

Anonym hat gesagt…

Ich finds fantastisch, wie die Comment section zum message board wird. Ehrlich! Die Fißballzwillinge sind schon fast nicht mehr auseinanderzuhalten. Momentan ist Frenzy Professor Bolz, wg Champions League Krone. (oder nicht?)

Anonym hat gesagt…

Ich dachte der Titel Professor Bolz wäre an mich persönlich gebunden. Aber naja Du hast ihn erfunden also müsstest Du auch wissen, was Du Dir dabei gedacht hattest.

Ja, ich bin leicht neidisch, dass mein blog nicht auch zum message board geworden ist... ist wohl thematisch bedingt (that's what I tell myself though not even the football friends take part).

aber ich denke, wenn ich erstmal wieder icq benutze und nicht mehr an assignments arbeiten muss, wird meine äußerst aktive Teilnahme hier wieder auf ein gesundes Maß schrumpfen ;o)