Samstag, 25. August 2007

Right, everybodys leaving.

Der Besuch, der mich (zusammen mit meiner Faulheit, Uninspiriertheit und latenten Welthass) fast eine Woche vom updaten dieser kleinen, sympathischen Diffamierungsecke abgehalten hat, ist abgereist und kann nun in aller Ausführlichkeit ausgewertet werden, wären da nicht die Tatsache, dass der Besuch sich erstens weigert, Besuch genannt zu werden (es ist ihm irgendwie zu unpersönlich), zweitens dies hier liest (bzw. behauptete, dies zu tun, um mir zu schmeicheln und mich somit mit meinem liebsten Lohn für meine Gastfreundschaft zu bezahlen: Ehrerbietung und Demut) und sich drittens nur sehr selten gewisse Extravaganzen leistete, die dann aber um so lustiger wirkten:
Dazu zählte z.B. seine Äußerung, er habe "in Berlin immer irgendwie Schiss, gleich ausgeraubt zu werden.", die er wenig überzeugend u.a. mit den "vielen Graffiti in den U- Bahnen" begründete. Zum Glück war ein interessierter Hobbysoziologe in der Nähe, der gleich eine semi-wissenschaftliche Demontage dieser Angst liefern konnte, ohne den Besuch dabei einfach nur "herrlich naiv" zu nennen, wie ich es gerne getan hätte. Doch wie es eben so ist mit interessierten Hobbysoziologen, die im echten Leben Geographen im 21. Semester und Grünen- Bezirksabgeordenete von Berlin-Mitte (why?) sind: Der schönen Besucherberuhigung folgte eine stundenlange Ausführung zum Thema "Geschlechtergerechtigkeit im Allgemeinem und Männerrechte im Besonderen", die unweigerlich ins Lächerliche abdriftete und von der ebenfalls anwesenden Anderen derart quittiert wurde, dass sie den armen Mann in Elternzeit vollends verbal zusammenfaltete.
Ich war stolz aber auch ein bißchen ängstlich, dass die Flachzange, die gerne einen Orden für die revolutionäre Tatsache hätte, dass er als Mann seine Kinder erzieht und damit angeblich auf eine Karriere als Männerbeauftragter der Grünen (oder so ähnlich) verzichtet, den wahren, aber etwas unverhohlen dargebrachten Tiraden der Anderen nur noch ein Bild von seinem verrückten Bruder im Geiste Matthieu Carriére nackt am Kreuz entgegensetzen können und wollen würde.
Zum Glück blieben wir verschont.
Das Schlechteste, was ich über den Besuch sagen kann, dass er in einer hiptard-lastigen Kneipe in Berlin Mitte mit Leuten auftauchte, die an einem Samstag morgen um 2 Uhr allen Ernstes ein Jever Fun bestellten und sich auch noch wunderten, warum die Bedienung 3 mal dachte, sie hätte sich verhört. Die Gäste des Besuchs bestellten dieses untrinkbare Gebräu im Übrigen nur, weil sie mit dem Auto vom Grillfest des ZDF- Morgenmagazins in Spandau angereist waren.
Im letzten Satz haben sich 5 Dinge versteckt, ohne die die Menschheit besser dran wäre.
In other news ereignete sich übrigens ein längst überfälliges Unglück: Die Affenhölle wurde ausgeraubt.
Dies war zwar schon vorher das eine oder andere Mal vorgefallen, dieses Mal wurden jedoch unwesentlich wertvollere Dinge als Klosteine, Milch oder kiloweise Kopierpapier gestohlen. Ich kann nicht behaupten, dass ich sonderlich schockiert über den schamlosen Diebstahl ein paar alter Notebooks war: Spätestens nach dem seltsamen Arbeitstag im letzten Jahr, der, wie mir natürlich nicht gesagt worden war, Brückentag war und mir, die ich ungestört alleine in der Affenhölle arbeitete das Gefühl gab, entweder "Kevin allein zu Haus" oder "Die 3 Tage des Condors" nachzuspielen, war mir die Nichtexistenz von Sicherheitsvorkehrungen bewußt.
Hier zeigt sich eine charmante Parallele zum oft thematisierten Institut am Rande der Stadt bzw. dem Elefenbeinturm (wie es sich selbst nennt), wo auch einst ungehindert von Sicherheitsdienst oder Alarmanlage unversicherte Beamer und DVD- Player stapelweise hinausgetragen worden waren weil man einfach nicht damit gerechnet hätte, das Diebstahl und "all diese Dinge" nicht nur in der dort besprochenen Kunst vorkommen.
Herrlich naiv, indeed.
Morgen werde ich übrigens im Dienst der Affenhölle Fachwissen vortäuschen dürfen.
Ich musste auch nur unwesentlich lange (3 Wochen) betteln, bis man der Anderen und mir zutraute, nicht nur Garderobenmarken und Namensschilder ausgeben zu können sondern auch mindestens 3 Wort- Sätze zu formulieren und dabei NICHT verkleidet zu sein. Ich bin sicher, dass wir das in uns gesetzte Vertrauen nicht nur aufgrund der von der regulären Belegschaft verhassten Arbeitszeit "Sonntag 16-18 Uhr" legitim verdient haben sondern es auch (nicht) missbrauchen werden indem wir uns beispielsweise an die Heliumflasche für die Luftballons hängen um die ernsthaft formulierten Bürgerfragen mit Schlumpfstimme zu beantworten oder stundenlang die für Kinder gedachte Slotmachine (sie können gar nicht früh genug an die Sucht herangeführt werden) kaputt spielen.
Ich glaube, ich werde mich vielleicht doch verkleiden.
So, am Ende im Stil Harald Schmidts absurd- langer Sommerpause hier die Ankündigung einer erneuten einwöchigen Posting-Pause: Ich weile die nächste Woche im internetfernen Ausland, das wir als Sachsen- Anhalt kennen, was interessanterweise wahrscheinlich die nächste Karrierestation der Anderen sein wird, deren letzten Arbeitstag in der Affenhölle ich wiederum absenzbedingt nächste Woche verpasse. Koinzidenzen, Koinzidenzen.
Der nächste Post lockt also schon jetzt mit der Weinerlichkeit der in der Affenhölle alleine Zurückgelassenen (mir) und der Flucht vor Rechtsradikalen, weil sie für eine Inderin gehalten wird (der Anderen). Stay tuned.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du hast vergessen, zu erwähnen, dass ich, bevor ich vor Rechtsradikalen flüchten werde, der Organmafia zum Opfer falle.
So, die Aussicht auf Sachsen-Anhalt lässt mich jetzt bei der Katholischen SonntagsZeitung bewerben, Redaktionssitz Berlin.

Anonym hat gesagt…

oh ja, bleib in Berlin und unterwandere die Katholiken!!!

Ich habe mal etwas ähnliches getan ... naja, okay nicht wirklich, aber wenn Constanze Rick oder Frauke Ludowig jemals vorhätten den Sportjournalismus zu unterwandern, dann wäre es close to what I did ... ich wollte die Weltherrschaft an mich reißen indem ich für yahoo jeden Artikel mit einem Bild eines halbnackten Fußballspielers versah ... leider scheiterte mein Vorhaben nach kurzer Zeit an den inkompetenten Fotografen, die diesen wichtigsten Moment des Spiels, genannt Abpfiff/Trikottausch, schändlich zugunsten von langweiligen, hässlichen und unvorteilhaften Spielszenen vernachlässigten.

Anonym hat gesagt…

Wäre Deine Aktion geglückt wäre ich jetzt auch eine Fußballfreundin, so bleibt es mein Matze-Fanclub.
Ist es eigentlich blasphemisch, wenn ich sage, dass man die Katholiken erst gar nicht dazu zwingen muss, fast-Nackte zu zeigen? Mindestens einer hängt schließlich in jeder Kirche; ich sehe aber noch Entwicklungsbedarf in der Vermischtes-Sparte.

Anonym hat gesagt…

So weit hatte ich meinen Vergleich gar nicht gedacht...

wie auch immer ... Hauptsache unterwandern ... und dann psychisch zermartern!

Ach Matze, Du hast die Haare schön...

Anonym hat gesagt…

Ich als Zahnarztfrau und Heidin kann Unterwanderungsversuche jedweder Art gut heißen...und mit Dialysegerät traut dir niemand Gemeinheiten zu. Außerdem kannst du dann auch Matthias Schweighöfers etwas bemitleidenswerter Superfan werden...die Bravo wird über dich berichten!

Anonym hat gesagt…

Nun muss ich doch auch mal meinen Senf dazugeben, schon der Beweisführung wegen, dass ich diesen wunderbaren Blog nicht nur aus Nettigkeit vorgebe zu lesen (nichts läge mir ferner, and you know that!).
Ich werde auch nicht zur möglicherweise befürchteten Verteidigungsarie ansetzen. Du bist ja im Prinzip selber Schuld, dass ich mich so ungehemmt bei dir eingenistet habe! Was musst du es dem Besuch auch immer so schön machen! Denn, und das sei an dieser Stelle mal ganz klar festgehalten, die Gastgeberqualitäten der Autorin übertreffen jedes B&B der Welt. Nicht zuletzt deswegen muss ich gestehen, haben wir kurz mit dem Gedanken gespielt, den "Liebesurlaub" wie er leider so oft genannt wurde, vom Tiber an die Spree zu verlegen. Letztendlich fühlte ich mich aber durch das Trainingslager in scary Berlin (JA, ICH BIN EIN SCHISSER UND ICH DARF DAS SEIN, ICH WOHNE IN BAYERN!) so gut auf die mofafahrende Handtaschen-Mafia in Rom vorbereitet, dass ich doch zu den orangbehemdeten Jungs ins Flugzeug gestiegen bin. Und - was soll ich es leugnen - ich bin immernoch im Besitz sämtlicher Geldkarten, Handtaschen und Sonnenbrillen. Ein Resumé immerhin, das ich nach meinem Urlaub in Kanada, wo die Sicherheit ja angeblich zu hause ist, nicht ziehen konnte. So what?!

Ich möchte mich also auf diesem Wege nochmal herzlich für die Erwähnung auf diesen Seiten bedanken, fühle mich geehrt und hoffe, nicht all zu viel durcheinander gebracht zu haben (auch wegen C-Burg und so..). Besondere Grüße an der Stelle auch noch an die verrückten Fußballmädchen und die nicht minder verrückte Andere. Es war toll mit euch!
Für Gegenbesuche ins konservative bayerische Ausland stehe ich jederzeit zur Verfügung.

Bis dahin, eine gute Zeit!
Lasst euch nicht überfallen...(t'schuldigung!)
Der Besuch

Anonym hat gesagt…

Gerührt, fasziniert und micht verzweifelt von der Affenhölle ablenkend lese ich des Besuches Lobpreisungen und kann ihnen nur zustimmen...jetzt muss ich überlegen, wie ich eine Fahrt nach Süddeutschland rechtfertigen kann ohne den Transitschein für die Hauptstadt zu verlieren...schwierig! BTW: Kann es sein, dass sie Bayern zu Deutschland verhält wie Kanada zu den USA? Irgendwie eine Landmasse, aber doch ...anders? Speziell? Challenged wie z.B. Corinna May?

Anonym hat gesagt…

oh... ich wurde gegrüßt! als einer der Fußballzwillinge... hihi... ja ja, dieses image werden wir nicht mehr los... aber warum auch, wir kultivieren es schließlich und irgendwann werden wir damit unsere erste Million verdienen ...

Sei ganz lieb zurückgegrüßt, lieber Besuch!

Aber ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass Berlin weitaus weniger gefährlich ist als ... sagen wir mal... CHINA! hihi...

Zu Bayern verhält sich zu Deutschland wie Kanada zu den USA muss ich sagen, dass geht irgendwie nicht auf. Eher schon wie Südstaaten zu den USA ... it's the same damn thing ... religion!

Berlin wäre dann sowas wie New York oder so ... Berlin is eh mein New York, aber das hatten wir schon.