Dienstag, 6. Februar 2007

Nice work if you can get it

Es begab sich aber zu der Zeit, dass in der Haupstadt des Landes nicht nur das Kabelfernsehen eingeführt wurde, sondern auch Architekten auf die großartige Idee verfielen, die Stadtautobahn jener Metropole der Absurdität mit einem Haus zu überbauen, einfach nur, um zu sehen, ob das möglich wäre. Dem war so und um die armen Bewohner von ihrem Los eines Lebens on the bridge abzulenken, schenkte man ihnen die ersten Kabelanschlüsse der Stadt. Nun war das Haus über der Autobahn aber nicht irgendein Haus sondern im Zuge eines besonders perfiden Plans des verantwortlichen Senats ein Heim für Behinderte Menschen (heute würde man sagen: "Physisch und mental herausgefordert", als ob das nicht jeder wäre). All dies alleine sollte dem Leser bereits zumindest ein gewisses Zucken um die Mundwinkel beschert haben. Wenn ich jetzt aber noch erwähne, warum ich diese unterhaltsame Geschichte erzähle, die ja auf den ersten Blick wenig mit la bonette zu tun haben scheint (ich möchte jetzt nicht nochmal auf die "Mentale Herausforderung" eingehen), erhoffe ich mindestens hysterisches Kichern. Wie soll ich es nur geschickt ausdrücken...sagen wir so: In einem meiner Hauptfächer im Studium des Schreckens bzw. im zugehörigen Institut ("Blasiertheit und Film") gibt es ein nicht zu verachtendes Videoarchiv, das selbst mit abwegigsten Klassikern der audiovisuellen Langeweile auftrumpfen kann. Oft wunderte ich mich ob dieser Vielfalt, heute erst erfuhr ich den Grund dafür: Irgendwann Ende der 80er verfielen einige (wahrscheinlich schlecht gelaunte, schwarz gekleidete und zynische) Studenten des besagten Instituts auf die wahnsinnige Idee, den luxuriösen Kabelanschluss der Behinderten im Haus über der Autobahnbrücke zu nutzen um sie zum Aufnehmen so ziemlich aller Spielfilme, die jemals ausgestrahlt werden würden, zu zwingen. Diesen Plan setzten sie aus ihrer Sicht einigermaßen erfolgreich um.
Ich kann nicht glauben, dass zwecks Archivierung sämtlicher Marikka Röck Machwerke ein ganzes Behindertenheim ausgnutzt wurde. Als ob es nicht schlimm genug wäre, in einem städtebaulichen Witz zu wohnen: Halbintellektuelle mit Videorecordern zwingen einen auch noch, für sie zu arbeiten. Ich schwanke noch immer zwischen Faszination, Ekel und Bewunderung. Ich glaube, einige dieser Zyniker halten heute Vorlesungen am Institut. Was aber ist aus den Videozwangsarbeitern geworden? Ihr Schicksal bleibt unvergessen wann immer eine schlechte Tonspur ein Seminar zur Hör- Hölle macht.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das hätte ich vom Elfenbeinturm nicht erwartet...

Anonym hat gesagt…

Du lügst doch! So sinnlose und gemeine Dinge passieren doch höchstens in Nordkorea.
PS: Meinst Du, die Herausgeforderten haben mittlerweile auch einen neuartigen Internetanschluss und wären bereit, gegen ein kleines Entgelt (in DM, versteht sich), die Postadressen der Herren Wolfowitz und El-Baradei zu recherchieren?

Anonym hat gesagt…

Herrn Wolfowitz erreicht man über den Verband der türkischen Strumpfwarenhersteller, das weiß ich genau! Und außerdem ist das Institut am Rande der Stadt quasi das Nordkorea Deutschlands. Nur dass der Kim Jong Il dort nicht so funky aussieht wie das Original (wann endlich vermarktet er seine Sonnebrillen???).