Sonntag, 17. Dezember 2006

There´s no Angel inside of me (it´s all in your mind)

Und nun der Moment, auf den alle gewartet haben: Der große Erlebnisbericht über die Weihnachtsfeier im Stil der Affenhölle. Die Verzögerung meiner Berichterstattung hängt (wie von einigen vielleicht erhofft und befürchtet) zum Einen mit massiven Alkoholkonsum während der Feierlichkeiten zusammen, die dazu führten, dass ich Erinnerungsfetzen daran, wen ich wie beleidigt haben könnte bzw. wie ich genau schändlichst verspottet wurde nur nach und nach wiederkamen. Zum Anderen brachte das nahende Fest der Geburt des Weihnachtsmannes ein Schokoladengelage der Güteklasse A am gestrigen Abend mit sich, das vorbereitet werden sollte. Dazu nur soviel: 600 Gramm Markenschokolade pro Person sollte man schon einrechnen wenn man einen Schokoladenbrunnen anwirft. Aber zurück zu meinem lächerlichen Auftritt als No Angel. Wie von der Anderen in diesem Blog bereits angedroht, hatte der Quasi-Zwang der Führungsjunta, uns zu verkleiden zu einem Anfall des Wahnsinns und der Lächerlichkeit im Kleidungsstil unsererseits geführt, so ganz nach dem Motto: „Übertreibung ist die Mutter des unechten Engelsflügels, der immerhin Federn hat.“ Ja, wir trugen Flügel, aber sie waren wahnsinnig groß. Und mit echten Federn bestückt. Und Glitzerfäden. Nicht nur die russische Praktikantin beneidete uns darum (Es könnte sein, dass in meiner Erinnerung Hohn, Neid und Mitleid als Reaktionen der einzelnen Gäste durcheinandergebracht werden. Ich bitte dies zu entschuldigen, blame Teufel Alkohol for that). Wir trugen die gleichen T- Shirts, die wir mit Glitzerstift beschrifteten (leider schafften wir es nicht mehr rechtzeitig ein „I´m not happy“ draufzuschreiben) und mit einem ALF- Aufkleber verzierten. Letzterer sorgte für besonders viel Verwirrung bei den Bespaßten. Auf Nachfragen begründete ich ALFs Anwesenheit auf mir mit den Worten „Weihnachten ist sein Lieblingsfest.“ Ich glaube, das ist eine Lüge, aber diese Leute werden es niemals erfahren, genauso wenig wie sie heute noch wissen, dass der Melmac bereits explodiert ist und man da nicht mehr hinfliegen kann. Gerade diese Information habe ich an diesem Abend sehr oft preisgegeben. Und das laut und AGGRO, so wie es sich für einen Engel gehört. Um mein Outfit komplett zu machen, trug ich künstliche Wimpern, was mir den entscheidenden Touch einer traurigen Hure gab, genau das Image, das ich vertreten wollte (von seinem Arbeitgeber zu lächerlichen Outfits gezwungen zu werden ist nur eine Parallele zwischen Pretty Woman und mir. Nur dass ihre Geschichte gut endet. Und sie wirklich pretty war.). Die Andere behauptete sehr überzeugend, die Wimpern nicht dranzukriegen, woraufhin ich ihr in Nuttigkeit einiges vorraus hatte. Nice. Um das Outfit zu komplettieren trugen wir Kronen aus Plastik. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, bot ich diesen glitzernden Kopfschmuck ungefähr 3 Vorgesetzten an. Dabei erwähnte ich auch stets, dass ich 3 Kronen privat besäße (was ich tue) und sie aufsetze, um mich erhaben zu fühlen (was ich auch tue). Ich war sehr betrunken. Was genau der Höhepunkt des Abends war, möchte ich hier zur Wahl stellen. In Folge eine engere Auswahl:
A) Im Kostüm mit der Anderen ein weiteres Opfer des Verkleidungszwangs besuchend, teilt uns dieser als Weihnachtsmann verkleidete Kollege mit, dass er soeben vom Oberchef als der „Lehrling“ bezeichnet wurde. Der Nikolaus, der privat auch gerne mal im Fummel geht, andererseits jedoch deutlich zu alt (und zu gebildet) ist, um als „Lehrling“ bezeichnet zu werden, erhält unser Verständnis und einen Schluck Schnappes.
B) Wann immer wir an diesem Abend irgendwo nicht durchkommen bzw. jemanden mit den Flügeln tackeln (was oft vorkommt, ich bin eher ein Ulla Popken-Engel als ein H+M-Engel), kommt der besonders pfiffige Spruch „Dann fliegt doch drüber.“ Irgendwann weise ich wenig kreativ darauf hin, dass ich ja auch mal von der Terrasse aus starten könnte, aber nur mit dem lieben Kollegen im Gepäck. Man beginnt Angst vor uns zu haben.
C) Mit dem Lehrling und der Anderen tanze ich Disco-Fox auf der sonst menschenleeren Tanzfläche. Es gibt komische Dance-Musik dazu und wir tragen die Flügel. Nur 5 Meter entfernt von uns runzelt die Führungsjunta de Stirn(en).
D) Bei der Tombola werden wir als die Eine und die Andere vorgestellt. Wir haben keine Nachnamen. Man lacht über uns. Wir müssen behende wie Äffchen in den ungeordnet aufgestellten Geschenken nach dem jeweiligen Gewinner-Geschenk suchen und es dann lächelnd überreichen. Da ich (wie vorherzusehen war) nicht schnell genug die Geschenke finde, werde ich vom Lehrling angeschrien und quasi mit dem richtigen Präsent beworfen (weil er es vor mir gefunden hat). Irgendwann wird mir das zu bunt und ich schreie sehr eloquent zurück „Kannste mal n bißchen freundlicher sagen, sonst geh ich...“ Wieder wird gelacht.
E) Bei der eigens für die Feier aufgebaute Spielhölle bestehend aus Roulette und Black- Jack versuchen die Andere und ich das System des sündigen Gamblings zu unterlaufen und alleine dadurch die meisten Jetons (bzw. den höchsten Wert) zu ergattern, indem wir am Spiel uninteressierten bzw. erfolglosen Spielern ihre Jetons abschwatzen wollen. Die Andere ist sehr erfolgreich, sie ist betrunkener und hemmungsloser als ich. Irgendwann fragen wir auch den Oberboss. Er redet so mit uns, wie man mit Verrückten redet. Er gibt uns keine Jetons.
F) Im Aufzug mit einigen der furchtbarsten Firmenfuzzis meint jemand mit Blick auf uns „Was man nicht alles für beschissene Jobs annehmen muss als Student...“ . Es wird gelacht. Wir aber werden Blicke des Todes in die Kohorte.
G) Wir zwingen die Menschen dazu, uns mit Zigarette und Alkohol posierend zu fotografieren.

Abschließend möchte ich noch anmerken, dass das eigentliche Personal in Teilen unfreundlich war, das Essen gut, der Alkohol auch und, dass es gar keine Irak-Style Spielkarten mit den Gesichtern der Führungsetage gab. Außerdem habe ich meinen Tombola Preis verwechselt und besitze nun einen Sammelteller statt eines Pokals mit lächerlicher Aufschrift. Ich bin nicht zufrieden. Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmal für das Weihnachtsgeschenk bei der Mitbewohnerin entschuldigen. Komischerwiese gefiel ihr der Spiderman- Schlafanzug nicht so gut wie von mir erhofft. Ist es übrigens irgendwie zweideutig, Nachtwäsche zu schenken? I don´t think so.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Natürlich war ich sehr betrunken, das ist der einzige Sinn einer solchen Veranstaltung!!! Und offensichtlich habe ich ihm, diesem Sinn und dem Götzen Alkohol, mehr gehuldigt als die Eine, denn ich erinnere mich an die meisten der von ihr beschiebenen Dinge....NOT. Außer an die Allzweck-Ausrede meinerseits, als sogar der Kellner kritisch anmerkte, ich hätte schon blaue Lippen vom ganzen Rotwein: "Halloo, ich tragen Flügel!?!". Da diese von uns übrigens behalten werden dürfen, plane ich, die vorweihnachtsliche Stimmung noch ausnutzend, demnächst in besagtem Outfit von Einkaufstempeln zu stehen, ein Schild um den Hals: "Ich wurde gezwungen, dieses Outfit bei einer Weihnachtsfeier zu tragen." Die Mitleids-Euros werden unendlich sein. Eine, beiste dabei?

Anonym hat gesagt…

well, well. gerade erhielt ich belastende fotos des betreffenden abends von einem dir bekannten stromforscher. äh, detektiv. you know? meine haare haben einen seltsamen grünstich und man sieht uns verstrahlt vorm mc-donalds zeichen sitzen. insgesamt eher versörend.

Anonym hat gesagt…

Zitat: Im Aufzug mit einigen der furchtbarsten Firmenfuzzis meint jemand mit Blick auf uns „Was man nicht alles für beschissene Jobs annehmen muss als Student...“

Ich gehe davon aus, dass diese Person selbst nicht studiert hat...

Schweine!

Ja das Schoko-Fest war großartig!!! Die Geschenke die ich bekommen habe sind toll!!!

Auch wenn die Strandmutti jetzt traurig ist, weil sie auch Gerd's Buch für mich gekauft hatte und es jetzt umtauschen muss! Zuerst hatte ich Mitleid, doch das verspielte sie dann allerdings indem sie sagte: "Und ich hab noch so lange überlegt, ob ich es kaufe. Es ist so dick und es geht soviel um Politik... ich wusste nicht ob Du es wirklich lesen würdest." ... MEINE EIGENE MUTTER!!!

Während meiner königlichen 1. Klasse Fahrt in die heimatliche Provinz, habe ich bereits 50 Seiten gelesen und schon oft herzhaft gelacht... ich würde gerne zitieren, aber zu vieles ist zu lustig.

und so sehr ich mich freue, fühle ich mich auch etwas beschämt und möchte doch bitte wieder eine Obergrenze von 15 Euro pro Geschenk einführen for future birthdays or christmasses (sp?)!!!

Anonym hat gesagt…

Me too, frenzy, me too. Dann würde auch unqualifiziertes Rumgeheule über unheimlich coole Schlafanzuggeschenke entfallen. Grüße an die Strandmutter. sie soll deine Gerdmanie nicht unterschätzen. Du warst am Willy Brandt Haus am Abend seines Testosteron Schubes, verdammt.
Gute Nacht und gut luck.

Anonym hat gesagt…

Die WM hat die Erinnerung an meine Wahl-Euphorie ausgelöscht. Aber es stimmt ... Gerd und ich... wir sind was besonderes!

Ein großes Danke an Deine Mitbewohnerin, die mich heute auf den Gerd Thementag bei Phoenix aufmerksam machte. Großes Kino! Zum Teil leicht politisch unkorrekt! Und sein trockener Humor... ganz wie in seinem Buch!

"Ich werde hier kein Personenbashing betreiben!" ... Sätze für die Ewigkeit.

Und wie er für Russland in die Bresche springt! Mir ist ganz warm ums Herz!

Ein kurzer Auszug aus seinem Buch:

Mein Bruder Lothar gehört zu den Opfern des Strukturwandels in unserer Wirtschaft. (...) Er war und ist langzeitarbeitslos - ein Schicksal, das viele mit ihm teilen. Ihm macht die Prominenz seines Bruders besonders zu schaffen. Dass er versuchte aus meiner Position Kapital zu schlagen, sehe ich ihm nach. Problematisch wurde es, als er in die Hände gewissenloser Geschäftemacher fiel (...). Ich musste den Kontakt zu ihm abbrechen.

schön auch wenn es um Fußball geht:

Ich war leider lange Zeit zu zart und nachkriegsmager, als dass sich der Blick der Bauernjungen auf mich gerichtet hätte...

Ich amüsiere ich köstlich!!!

Anonym hat gesagt…

Der Gerd homosexuell? Das würde die Ehe mit Doris erklären. Gemein von ihm, Lothar Vosseler (hier er so?) derart kalt zu verlassen. Der arme Mann hatte doch nur einen Exklusiv-Vetrag mit der BILD.

Anonym hat gesagt…

Ist Euch aufgefallen wie Harald auf die Geschichte mit Gerd und Maischberger anspielte? Ich will es doch nicht wahrhaben!!!

Ja und auch die Sache mit dem Namen seiner Mutter klärte sich auf:
Vosseler ist der Name seines Stiefvaters. Gerd hat seinen ursprünglichen behalten.